Die 25 besten klassischen Western

10. A Fistful Of Dollars
(1964, R: Sergio Leone, mit Clint Eastwood)

Handlung:
Der Mann ohne Namen kommt in die mexikanische Grenzstadt San Miguel. Dort söldnert er sich in die Herzen den beiden rivalisierenden Gangs Los Rojos und die Baxters und spielt beide gegeneinander aus. Das haut nur bis zu dem Punkt hin, an dem er plötzlich heroische Anwandlungen hat.

Kurzkritik:
Es fällt mir schwer, diesen Film zu bewerten. Zum einen hat er Clint Eastwood im Poncho erfunden und eine lakonische Gesamtstimmung eingeführt, die gelegentlich nur knapp an einer Parodie vorbeischrammt (was auch an Ennio Morricones Soundtrack liegt), zum anderen hat Leone das bei den beiden Fortsetzungen der Dollar-Trilogie noch viel besser gemacht. Der Reiz am ersten Teil liegt aber für mich in seinem Understatement und dass er der erste war, der sich das alles getraut hat. Daher die Top-Ten-Platzierung.

Zitat:
You see, my mule don’t like people laughing. He gets the crazy idea you’re laughin‘ at him.

9. Will Penny
(1968, R: Tom Gries, mit Charlton Heston)

Handlung:
Der verrohte und bildungsferne Viehtreiber Will Penny hat das Herz am rechten Fleck. Deshalb flüchtet er vor einer rachsüchtig inzestuösen Bibelgang zu einer braven Mutter mit Kind und feiert dort Weihnachten.

Kurzkritik:
In meiner Generation regt man sich ja (zurecht) ausführlich über den reaktionären NRA-Narr und Proleten Charlton Heston auf, so dass man gelegentlich vergisst, was für ein unglaublich guter Schauspieler das war. Klar spielt er genauso verwegen wie der unmotivierte deutsche Titel „Der Verwegene“ das zaghaft andeutet, aber es hat auch eine wildfragile Schönheit, wie linkisch und hilflos, ja selbstlos er das Raubein spielt. Uneitel und ehrlich selbst im Auge des Klischeehurricans, wenn die gutbürgerliche Farmersfrau dem ruppigen Prekariatsmacho zu nahe kommt. Passiert mir selten, dass ich in einem Film erst von „Oh Tannenbaum“ und dann dem Filmkuss gleichermaßen gerührt bin. Weniger rührend, umso verstörender: Donald Pleasance als tollwütiger Bibelgangster. Schmutziger kleiner, erfolgloser Emo-Spätwestern.

Zitat:
It’s just a case of too soon old and too late smart.

8. Butch Cassidy And The Sundance Kid
(1969, R: George Roy Hill, mit Paul Newman und Robert Redford)

Handlung:
Butch Cassidy und Sundance Kid sehen super aus und rauben schon seit Ewigkeiten irgendwelche Spießer aus. Jetzt rückt ihnen aber das Gesetz und gleichzeitig die Moderne endgültig auf die Pelle und so flüchten sie, in einer gefühlt 60-minütigen Sequenz, in der nichts passiert außer Verfolger am Horizont, nach Bolivien.

Kurzkritik:
Newman und Redford sind smart und unglaublich gutaussehend und sie wissen es. Das Kokettieren mit ihren Persönlichkeiten macht den Film wahrscheinlich eher zu einer Western-Komödie, zumindest nennt man den Film üblicherweise so. Vielleicht geht es aber auch nur um zwei, denen der Wilde Westen tatsächlich bisher den Arsch geküsst hat. So Sonnenseiten-Typen kennen wir doch alle. Der eine ein Pazifist, der andere ein Simpel, aber beide irgendwie moderne, tolerante und freigeistige Männer, wie die unproblematische Dreiecksbeziehung mit Katherine Ross beweist. Ab Bolivien ist dann die Komödie vorbei, der Ernst des Lebens (sprich: Tod und Verderben) holt die beiden Western-Stenze ein und die sanft fröhliche Radltour zu Burt Bacharachs „Raindrops keep falling on my head“ ist nur noch eine verblassende Erinnerung. Great stuff grade wegen der harten Zäsur.

Zitat:
Kid, there’s something I ought to tell you. I never shot anybody before.

7. My Darling Clementine
(1946, R: John Ford, mit Henry Fonda)

Handlung:
Sehr freizügige Interpretation des Earp-Mythos. Wyatt und seine Brüder kommen in Tombstone an und sofort wird der eine Bruder zusammengeschossen. Ein neu motivierter Wyatt wird wieder Marshall, lernt den neurotischen und lungenkranken Doc Holiday kennen (und lieben) und erschießt letztlich die Mörder seines Bruders am berüchtigten OK Corral. Mit einer Clementine hat das Ganze nur sehr wenig zu tun.

Kurzkritik:
Wollte man den perfekten Wyatt Earp-Film müsste man Val Kilmers Doc Holiday aus „Tombstone“ in diesen Film zurückversetzen. Der striezige Vic Mature ist alles andere als deplatziert in der Rolle, aber der Balanceakt auf dem Seil über dem Hades, das den zynisch dahinsiechenden Spieler und Alkoholiker ausmacht, ist mir noch nicht wahrhaftig genug. Aber das macht Henry Fonda als Wyatt Earp mehr als wett. Mit dünnem Edelschnäuzerchen (Bartmode ist mir immer sehr wichtig in Western), der zwischen kompromisslos, linkisch, behäbig und blutrünstig nuancenreicher spielt, als man das in Western aus dieser Phase gewohnt ist. Der Film ist zudem eines der wenigen Beispiele, wo der deutsche Titel den englischen locker in die Satteltasche steckt: „Faustrecht der Prärie“.

Zitat:
Sure is a hard town for a fella to have a quiet game o‘ poker in.

6. Once Upon A Time In The West
(1968, R: Sergio Leone, mit Charles Bronson, Henry Fonda, Jason Robards, Claudia Cardinale)

Handlung:
Also, ein Mundharmonikaspieler will Rache am world renowned Killer Frank üben. Der wiederum hat die kürzlich angeheiratete Familie der ehemaligen Prostituierten Jill (Claudia Cardinale) ausgelöscht und zwar auf Befehl eines Industriemagnaten, der vom Meer träumt. Kommt noch ein charmanter Gauner namens Cheyenne dazu und dann verliert sich der eh schon ziemlich blassrote Faden bis zum großen Showdown. Andererseits wollten wir ja auch eine komplexere Handlung von Leone und die Auflösung der Mundharmonika-Biografie bleibt auf ewig einer der großen originellen Twists der Filmgeschichte.

Kurzkritik:
Vielleicht schneidet Leones Klassiker hier ein bisschen unter seiner Würde ab, aber obwohl ich den Film gerne mag, ist er mir mittlerweile ein bisschen zu operettenhaft, zu sehr auf Ikone getrimmt und zu verliebt in seine Gesamtmetapher vom Ende des Wilden Westens. Klar hat er vor allem visuell Ewigkeitsmaßstäbe geschaffen, an denen sich Leute wie Tarantino abarbeiten, bis sie ins Grab beissen, aber mir geht es eben auch ein bisschen so wie mit Tarantino-Filmen: Beim erste Anschauen ist man hingerissen, aber man fühlt sich auch ein bisschen manipuliert. Der Höhepunkt ist freilich Henry Fonda als der luziferianische Frank, ein Antagonist, mit dem Fonda seine sämtlichen Heldenrollen in Western aufs genüsstlichste pulverisiert. Nicht umsonst hat Eli Wallach ihm zu dem Dreh mit den Worten geraten: „You will have the time of your life.“ Aber auch Jason Robards als der krautige Cheyenne gewinnt mit jedem Anschauen mehr, wenn man sich dann dazu durchringen kann.

Zitat:
I’ll kill anything. Never a kid. Be like killin‘ a priest. Catholic priest, that is.