Diese Wetterumschwünge bringen Unruhe in die Stadt. Es ist ein Kommen und ein Gehen, es ist ein ewiges Umbrechen und die kleinen Leiden werden langsam mehr, während die großen Hoffnungen rasant anschwellen wie eine Wolke vor dem Zerbersten mit erlösendem Regen. Nervosität macht sich breit, Maßnahmen werden getroffen, Maßregelungen greifen nicht und das Chaos ist nur mit einer selbstzerfleischenden Selbstdisziplin zu ertragen. Alkohol und Tabletten wirken nicht mehr wie zuvor, die Zigaretten schmecken gefährlich gut und es kommt ein heißer Wind von unten und gleitet über die Spree, als würden wir im Juli an der Adria sitzen. Der Schweiß auf meinem Hals ist nicht zu trocknen, die Haut unter meinen Augen geht ab und mein Durst ist schon wieder unstillbar. Meetings, Meetings, immer nur Meetings, um in den Griff zu bekommen, was sich vor Tagen auf Nimmerwiedersehn verselbständigt hat.
Als wir die Torstraße entlang gehen, verfällt ein kleinwüchsiges altes Weib in ein kreischendes Kichern und es ist mir wie in einem David Lynch Film. Das Erschreckende an der Liebe ist ihre Notwendigkeit, denke ich. Das Erschreckende ist ihre Unbedingtheit. Je wärmer es wird, je näher der Sommer einem kommt, desto grotesker erscheinen mir die Möglichkeiten die sich bieten. Das, was wir tun können, das was uns offen steht, das was wir bewerkstelligen können, kann alles gar nicht sein. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, plötzlich so viele Möglichkeiten zu haben, denke ich.
Diese Wetterumschwünge bringen Unruhe in die Stadt. Es ist zu schwül, die Luft ist tonnenschwer und lähmt meine Hände. Nichts fließt zusammen, alles stockt, die Inspiration keucht durch den Flur, ich kann nicht schreiben, ich kann nicht atmen. Ich bin viel zu begeistert von der Idee, nichts mehr zu sagen zu haben. Ich bin entgeistert von der puren Geschwindigkeit, mit der ich durch die Trägheit dieser Tage mähe. Dennoch, es ist ein mürber Tanzstil, den wir da gerade pflegen. Aber wir haben angefangen uns zu bewegen und nur das Wetter ist willkürlicher als wir.