Die Welt des Hörens und Sehens, die Welt des Atmen und Gehens, die kommt einem so selbstverständlich vor. Aber lassen Sie sich doch mal kurz das Trommelfell kaputt stechen und Sie werden schnell merken wie verteufelt wenig selbstverständlich so ein Gang zum Bäcker wird, wenn man weder seinem Gehör, noch seinem Gleichgewichtssinn vertrauen kann. Und der klägliche Rest ergibt sich auf vertrackte Weise dann selbst. Der Kreislauf meldet sich krank, die Haut rebelliert und die Sehstärke lässt nach. Halsweh kündigt sich an und ehe man sich versieht, sieht man sich ans Bett gefesselt und das alles wegen so einem bisschen durchbohrten Trommelfell.
Nun ist freilich guter Rat teuer, wenn man sich nicht den durch bloße Tollpatschigkeit entfesselten Widrigkeiten geschlagen geben will. Ibuprofen ist der Grundstein, die Supersoldier-Droge für den Kampf Mann gegen Jammerlappen. Ich würde gerne in die Regionalbahn steigen, auf dem Weg zum Lieblingsflughafen Schönefeld, wo gleich die Schöne vom Himmel fällt und ich sie aufsammeln könnte. Aber auch wenn man jetzt meinen könnte, mir wäre Hören und Sehen vergangen, so muss ich doch schon auf dem Weg zum Bäcker Konversationen mitanhören und mit dem unabwendbaren Grauen eines Gegenspurgaffers auch die zugehörigen Protagonisten mitansehen. Nicht auszumalen, wie eine Fahrt mit der Bahn oder der BVG sich anfühlen muss.
Ich besitze jetzt nach dem Unfall eine Art Supergehör, mit dem auch noch der letzte Schwachsinn der Leute an mein Ohr dringt. Dadurch ist es mir auch nicht mehr möglich, das Haus zu verlassen. Oh, hoffentlich wächst das Trommelfell bald wieder zu, denn sonst geht es mir wie Spiderman nach dem Biss der radioaktiven Spinne. Mit großer Macht, kommt dann nämlich große Verantwortung. Dabei will ich keineswegs die Verantwortung übernehmen, den ganzen Laberfatzkes hier aufs Maul zu hauen für den Schwachsinn, den sie den ganzen Tag von sich geben. Schnell wieder ins Bett und auf den Ton vom Fernseher konzentrieren.