Es gäbe eine Menge zu tun, wozu man vollkommen klar im Kopf und nüchtern sein sollte. Der scheiss Schmerz in meiner Hüfte dämpft alle Wahrnehmungen, die dazu nötig wären. Wenn ich dann noch Schmerzmittel in den Mix gebe, fange ich an, durch den Tag zu wabern. Und obwohl ich mir selbst unendlich langsam dabei vorkomme, rast der Tag ausserhalb meiner eigenen Zeit nur so an mir vorbei. Das hat auch etwas Gutes. In meiner permanenten Benommenheit bleibe ich vollkommen melancholiefrei und ungerührt der Dinge, die mir nahe gehen müssten. Ich tappe mehr durch das Restjahr, als dass ich es durchschreite.
Ich sehe was passiert, wenn ich diesem Zustand ein wenig Alkohol verabreiche. Meine eher grantig annotierte Indifferenz weicht einem furchterregenden Wohlwollen. Es ist, als ob man an einem strahlenden Sommermorgen eine Jalousie hochzieht, aber das Fenster zulässt, Licht ohne Luft. Mein mit Cuba Libre erkaufter Positivismus ist natürlich genauso artifiziell wie meine vorausgehende Indifferenz. Ich bin einfach nicht draußen. Zudem wissen wir ja alle, dass Schmerzmittel in Kombination mit Alkohol ihre ganz eigene Dynamik entwickeln. Es ist aber nicht so, dass mir dieser Zustand der nächtlichen Erfreuung besonders zusagt. Am nächsten Morgen schäm ich mich oft für meine Euphorie.
Ich möchte diese permanente Betäubung loswerden. Und damit meine ich den verdammten Schmerz in meiner Hüfte. Ich denke, das ist das schlimmste Betäbungsmittel. Und im schlimmsten Fall muss ich lernen, damit umzugehen. Aber vielleicht brauche ich auch einfach nur eine andere Idee. Oder ich geh mal wieder zum Friseur.