x² +10x = 39
(Al-Khwarizmi, ca. 830 BC)
Vor genau einem Jahr war ja diese schlimme Geschichte. Ich rief einen Freund an, um ihm zu erzählen, was passiert war. Am Ende des Gesprächs sagte ich zu ihm. „Ich merke schon, dass der Winter nicht mehr lange dauert.“ Ich fand mich ziemlich irre in dem Moment. Das klang kein bisschen optimistisch, sondern wie unter Drogen. Mein telefonisches Gegenüber meinte, wenn man mit solchen Sätzen auf eine Katastrophe reagiert, dann ist das ein gutes Zeichen. In den folgenden Wochen und Monaten war ich zornig und fühlte mich, als würde ich unter dem Bretterboden einer Holzhütte beim Ungeziefer wohnen. Verdreckt und zornig, über Monate hinweg.
Und zornig bin ich immer noch über Gebühr. Aber wenn ich mich jetzt zurückerinnere, fällt mir wieder dieser Satz zu T. über den weichenden Winter ein. Und dass da mehr Perspektive und mehr Idee ist, als ich glauben will. Weil sich selbst zu den Ratten sperren, den Underdog markieren, das ist einfach. Unterm Radar fliegen und dann sich selbst mit einem völlig unwahrscheinlichen Happy End überraschen. So entsteht ein Leidensweg wie aus dem Lehrbuch. Ich bin unsicher, worauf ich eigentlich hinaus will. Wohlmöglich darauf, dass ich ich kein Vertrauen in die Mathematik des Daseins habe. Dass ich glaube, an nichts zu glauben. Und dabei hänge ich wie verrückt an jedem einzelnen Tag und an jeder einzelnen Idee. Und an der hochgradigen Wahrscheinlichkeit der Veränderung des Wetters.