…und wie man dann von einem Tag auf den anderen alles bezweifeln mag. Alles, was man am vorhergehenden Tag noch für super und selbstverständlich und mitunter für superselbstverständlich gehalten hat. Das ist doch eine der faszinierendsten Untugenden des Menschen. Und zeitgleich Tugenden. Denn so grässlich und unerwartet der Hinterhalt einer völligen Globalinfragestellung des eigenen Lebensprofils auch ausfallen mag, so vorwarnend kann er sein. So irrational diese fürchterlichen Selbstzweifel an manchen Tagen auch scheinen, so sind sie doch nur Vorboten einer dämmernden Fehlleistung, die locker abgewendet werden kann, deutet man die Depression richtig. Grade jetzt eben ist ein gutes Beispiel. Ich habe einen Bastard von einem Tag und kann nichts Richtiges an meiner Lebensweise finden. Wie ich meinen Job mache, meine Beziehung führe, meine Zukunft plane. Ich muss dem Frust auf den Grund gehen, sonst geht er nicht weg. Vielleicht auch schon. Aber jetzt bin ich schon am Nachdenken und da erscheint es mir irrational, dass gleich der gesamte Lebensentwurf Mist sein soll. Das klingt nicht plausibel. Das klingt nach Paranoia. Also müssen es nur ein paar Dinge sein, die mir wirklich Kopfzerbrechen bereiten. Die filtere ich heraus, jetzt grade, in der Sonne, im Café, am Notebook. Und mache sie besser. Morgen oder erst nächstes Jahr. So funktioniert dieses verdammte Frühwarnsystem manchmal. Praktisch ist das nicht, zuviel Blut muss fließen bevor ich in Klausur gehe. Vielleicht ist die Verunsicherung aber auch sofort wieder da, sobald die Sonne untergeht. Vielleicht es nur der widerwärtige Rückenschmerz. Hell, I don’t know. And hell, I don’t care.