Valiumträume

Und dann sinke ich wie ein Block Blei in die Tiefe meines Schlafs. Verharre dort regungslos. Für Stunden. Am Ende dann doch der Traum.

Meine Eltern haben ein Haus in Bonn, ich bin der Pflichtgast, die Bootsfahrt dahin war anstrengend. Das Haus liegt neben dem Stadion, es ist laut. Die geladenen Gäste piesacken mich mit Fragen und Scherzen auf meine Kosten wie damals, als ich noch ein Kind war, aber alt genug, um schlechten Humor zu erkennen. Eine deutsche Hip Hop-Band gibt eine Einlage und auch die ist mies, wie Fettes Brot auf kindisch und ohne die Ironie. Diese Jungs lassen mich nachts nicht schlafen mit ihren Witzen. Nach Berlin fliege ich zurück, aber man hält mich stundenlang am Flughafen auf und durchsucht mein Gepäck. Zurück in Berlin, ich bin verabredet mit einem alten Bekannten. Mit dem Fahrrad rase ich einen Berg hinunter, der mich verdächtig an den Uniberg in Regensburg erinnert. Ganz verdächtig. Ich komme an ein weißes Gebäude, vor dem eine Grünfläche liegt. Grasgrün, ohne Hundedreck. Die Hip Hop-Jungs aus Bonn geben eine Einlage und haben sich als Proleten verkleidet, so wie Dendemann das gerade macht. Eine kleine Menge Menschen steht herum. Maximal neugierig, aber noch nicht einmal interessiert. Als die Bonner Hip Hopper mich sehen, sind sie erfreut.
„Der Mann mit dem Led Zeppelin T-Shirt.“, sagen sie und kann sein, dass ich das gestern noch anhatte.
Sie packen ihr Zeug zusammen und wir gehen in das Innere des weißen, einstöckigen Gebäudes. Es ist eigentlich eher ein Überdach, ein steinerner Pavillon mehr als ein Gebäude. Die Hip Hopper reden mit mir, aber ich kann fast nichts hören vor lauter Sonne. Und nichts sehen, ich muss die Augen fast schließen, weil egal wo ich stehe, scheint mir die Sonne ins Gesicht, überblendet alles. Die Seite des steinernen Pavillons, die nicht zu der Grasfläche hinausgeht, zeigt aufs Meer. Sie liegt mindestens 30 Meter über dem Wasser. Funkelndes blaues Wasser, wie soll man das anders sagen, wenn es halt so ist.
„Hör mal, Mann.“, sage ich zu einem von den Hip Hoppern. „Das hier ist wie in L.A. Das Licht, das Meer. Wenn du nicht wüsstest, dass wir in Berlin sind, das könnte auch der Pazifik sein.“
Der Hip Hopper aus Bonn nickt ehrfürchtig und starrt jetzt auch aufs Meer hinaus. Seine zwei Bandkollegen tun es ihm gleich. Ich gehe raus, den Abhang hinunter und frage mich, warum mir das mit dem Meer und dem Licht nicht schon eher aufgefallen ist. Unten angelangt stehe ich vor der Stadtautobahn, die am Ufer entlang führt. Die 100. Schade eigentlich, dass noch eine Straße vor dem Wasser liegt. Aber vielleicht ist das auch nur eine urbane Besonderheit, die eben zu unserer Stadt gehört und man sollte nicht undankbar sein, denn welche Stadt hat schon ein Meer und so ein Licht obendrein.

Und dann bin ich aufgewacht und da muss sich jetzt keiner wundern, dass die Sonne ins Schlafzimmer hineingebrochen ist wie ein Scheinwerfer.