Als alter Dietl Fan musste ich mir „Vom Suchen und Finden der Liebe“ dann doch irgendwann zu Gemüte geführen. Sicherheitshalber habe ich auf den DVD Release gewartet, da kann man zur Not bei den ausartenden, süskindschen Nuscheleien vor- und bei Prominacktaufnahmen zurückspulen.
Tatsächlich ist mir der Herr Dietl seit „Late Night“ etwas zu affektiert und gesamtkunstwerkverliebt. Das tragikomische aus-dem-Leben-greifen, das er mit „Monaco Franze“, „Kir Royal“ oder dem Golden Oldie „Münchner Geschichten“ so vortrefflich vorexzerzierte, ist einer allegorischen Verliebtheit in das eigene Schaffen und – noch schlimmer – in die eigene Biografie gewichen.
Dietls Anspielungen auf seine Vroni-Ferres-Obsession sind prädominant in dem Film, was verzeihbar wäre, leider sind sie zudem auch grätenlangweilig. Sich das antike Drama (Orpheus und Eurydike) inkl. hellenistisch mythischem Flair an Bord zu holen und eine Art stakkatoverregnetes Antikberlin zu erschaffen, das scheinbar nur aus Museumsinsel und Borchard zu bestehen scheint, ist nicht mehr nur als Stilmittel abzutun, sondern artet in eine wahre Materialschlacht aus. Dieser Schulterschluss gelingt Woody Allen in „Mighty Aphrodite“ deutlich besser. Und überhaupt: sprechende Namen gehören verboten.
Charakterliche Tiefe entsteht übrigens weder bei der dauernölenden und neuerdings chronisch überbewerteten Alexandra Maria Lara, noch beim dietlesk maskierten Moritz Bleibtreu. Geradezu widerlich tuntet Heino Ferch als Hermaphrodit durch die Unterwelt, Uwe Ochsenknecht nervt mit seiner Evergreen-Mimik vom tattrig Virilen und von Anke Engelke sieht man wenigstens Arsch und Titten (die Damen mögen mir die Drastik verzeihen, ich hab den Film nicht gedreht).
So sehr ich den alten Dietl verehre – ihm aber jede Weiterentwicklung zubillige – und so sehr ich das geradezu viktorianisch manierliche Dialogpingpong von Dietl und Süskind schätze: dieser Film jubelt einem Dietls beginnende ästhetische Demenz in einer monströsen, lamentistisch kitschigen Überdosis unter. Da muss man sich wundern, wie er (der Dietl) da noch so viel Leerlauf unterbringen konnte.