Spieltag 24: Neulich in der Larmoyanz-Arena
Bayern – Dortmund 1:3 (1:2)
Ich spar mir heute mal aus Zeit- und Frustgründen die Gesamtübersicht und berichte von meinem Stadionbesuch am Samstag Abend. Mein Schwager, der gute Mann, rief mich vor einem Monat an und sagte, er hat Karten für die Allianz-Arena gegen den BVB. Da ich eh noch nie im Münchner Colosseo gewesen bin, sagte ich sofort zu und schwang mich über den Osten dieses Landes 600 Kilometer hinweg ins schöne Monaco Di Bavarese. Eigentlich hätte ich von Grafentraubach aus mit meinem Schwager hinfahren können, aber ich war leider schon in der Stadt und nahm deshalb die U-Bahn. Klar, dass mein Schwager schneller da war. Ich würde in Zukunft auch lieber aus 100 Kilometer Entfernung per Auto anreisen als nochmal mit der U6. Immerhin war der Weg vom Fröttmanninger Bahnhof hin zu der sich langsam aus dem beginnenden Sonnenuntergang schälenden Arena eine recht pittoreske Angelegenheit. Das war dann aber auch das Ende der Pittoreske. Und der Anfang der Groteske.
Weil es saukalt im Stadion war – von dem einst die Bayernbosse behauptet hatten, dort könne man sich zu jeder Jahreszeit im Sakko niederlassen – kaufte ich mir einen neuen Bayern-Schal und eine Mütze noch dazu. Völlig eingemümmelt im Fankostüm saß ich mit meinem Schwager kurz darauf mitten im BVB-Block, neben mir zu allem Überfluss der der damalige Sponsor unserer A-Jugend-Mannschaft, ein geschreimäuliger Schreinermeister mit Hang zum Ausländer-Bashing. Ganz schlechtes Omen, dachte ich da.
Dann das Spiel. Bayern stand wie ein Mann. Ein frierender Mann an der Bushaltestelle. Der BVB bewegte sich dagegen wie eine sanfte aber behende Welle von einem Spielfeldufer zum nächsten und war immer da, wo von den Bayern jemand durchtauchen wollte. Ein Stellungsspiel, eine Raumaufteilung und ein Defensivriegel, effektiv und sinfonisch zugleich: Dortmund 2010/2011, das Pet Sounds der Bundesliga-Geschichte. Bei den Bayern eher Black Sabbath. Standfußball mit einem frühen Ausbruch Robbens, der dann die nächsten 87 Minuten aussah, als hätte er sich in seinem roten Trikot auf die falsche Mottoparty verirrt. Talking about alleine auf weiter Flur. Anfangs sahen Gustavo und Ribery auf der uns zugewandten Seite noch einigermaßen rasant aus, nach dem 1:2 und der mir unverständlichen Auswechslung Gustavos war auch Ribery Gast auf der selben Party wie Robben. Der Fehler von Schweinsteiger, der zum 0:1 führte, sah im Stadion so grauenvoll gravierend aus, dass man sofort wusste, dass es gleich auf der anderen Seite blitzt. Und danach gab’s auch die erste Bierdusche vom Borussenbalkon über uns, garniert mit einem „Fickt euch, ihr arroganten Arschlöcher“ von jemand, dem das alkoholfreie Bier wohl ziemlich zugesetzt hatte.
Dabei waren wir eh so demütig. Schauten still dem Badstuber zu, wie er unsere Championsleague-Qualifikations-Hoffnungen – denn mehr haben wir ja seit Oktober nicht mehr – mal wieder im Alleingang zunichte machte und hörten dem Schreinermeister beim Gomez-Beschimpfen zu. In der zweiten Halbzeit war dann auch die Südkurve verstummt und wir zogen wieder die Köpfe ein wegen den Bierduschen. Gottseidank war die Pizza aus der Halbzeitpause wenigstens super, sonst hätte ich ja meinen ersten Besuch in der Allianz-Arena als völlig sinnlos bezeichnen müssen. Aber Salami-Pizza ist nie sinnlos. Hört ihr? Nie.