Wieder in Berlin. Zurück von der Mikrotour mit der höflichsten Band der Welt. Wir haben zwar unendlich viele Kilometer und Nerven verbrannt, aber das war es wert. Teenage Fanclub sind die Verkörperung von aufrichtigem Gitarrenpop ohne jeglichem Hipnessaufhänger, dafür aber mit jeder Menge Seele und Anstand. Aber von vorne.
Die Anreise nach Stuttgart war wie erwartet der nackte Horror. Obwohl uns der Sonntagströdler- und Baustellengott günstig gesonnen war, ist es einfach alles andere als eine Freude von einem Zipfel der Republik zum nächsten bei sinnentleert sinflutartigem Regen zu gondeln. In Stuttgart selbst staunten wir nicht schlecht über das elefantöse Verkehrsaufkommen an einem späten Sonntag Nachmittag im Oktober. In der Röhre, dem Veranstaltungsort, kam es dann zum ersten Aufeinandertreffen mit den Herren Blake, Love, McGinley, Macdonald und dem großväterlichen Ehrenroadie George, der jede erdenkliche Pause nutzte, um seinen Kneipenfolk unters Volk zu jubeln. Geholfen hat er uns wo er nur konnte und das nicht nur manuell sondern auch phrasuell. „Music is no competition. It’s from the soul“. Aha.
Unser Auftritt verlief zufriedenstellend, das Teenage Fanclub devote Publikum staunte zwar ein wenig, warum wir so viel auf der Bühne herumhektikten, aber man mochte uns wohl und nahm uns selbst unser deutliches Epigonentum nicht krumm. Ein weiteres Highlight des Abends war freilich das von Opa Ede angeordnete Treffen mit dem schwäbischen Max Goldt unter den Bloggern, dem mächtigen Herrn Poodle. Ein paar Bier später hielt der auch eine mit „Satan liebt Dich“ signierte CD in den ehrwürdigen Händen. Teenage Fanclub legten ein grandioses Konzert hin und versuchten sich an einem Sonntag an Stuttgarts Nachtleben, während wir, wohlwissend der Sinnlosigkeit dieses Unterfangens, den direkten Weg in die Jugendherberge antraten.
Am nächsten Morgen ging’s zurück auf die Autobahn ins verkehrsverseuchte Köln, wo wir im Prime Club auf äusserst freundliche und gut gelaunte Haustechniker trafen, die im Gegensatz zu ihren schwäbischen Pendants ihren Frust über ihre deprivilegierte Stellung als Aushilfsmischer nicht an der Vorband austobten, bzw. gar keinen solchen hatten. Die scheinbar tatsächlich ernstgemeinte Freundlichkeit des Fanclubs und ihrer Crew wurde uns langsam unheimlich. Als die Jungs im engen Backstageraum – den wir uns freundlicherweise teilten – ein Interview gaben, entschuldigten sie sich der Reihe nach bei uns für die Unannehmlichkeit. Natürlich waren wir es, denen es peinlich war, Bier aus dem Kühlschrank zu mopsen während das Interview geführt wurde. Nein, ist gelogen. Peinlich war uns das nicht. Aber es illustriert die Nettigkeit der Schottigkeit.
Unser folgender Auftritt war wohl einer der stimmigsten unserer kurzen Bandgeschichte und das Kölner Publikum fühlte sich eine halbe Stunde gut unterhalten von unseren Bababas, Oooohs und Da-do-run-runs. Nach dem Konzert siedelten wir um ins nachbarschaftliche Blue Shell auf diverse Tischfußballpartien, bei denen sich Norman Blake als ziemliche Pfeife am Kickertisch rausstellte. Auch der restliche Fanclub wurde eher weggeputzt statt zu glänzen. Dennoch: Herr Blake als aufmerksamer Zeitgenosse fragte mich ganz fürsorglich, was ich von Anglo American halte. Ich verstand die Frage nicht und ließ sie mir so lange wiederholen, bis ich darauf kam, dass er eigentlich Angela Merkel meinte. Ich wollte niemand den Abend versauen, also fiel meine Antwort moderat aus: „No one wants her to be Chancellor.“ Die Schotten sollten schließlich nicht auf die Idee kommen, jemand hätte die alte Bergziege gewählt.
Ein kurzer Schulterschluss noch zwischen Bayern und Schottland und dann konnten wir uns schwer angezählt ins Taxi schwingen und zur Nächtigungsstätte kutschiert werden, während der Fanclub unter der Führung eines stets um den alkoholischen Fortschritt des Abends bemühten Francis MacDonald noch weiter zockte. Hart im Nehmen, die alten Herren. Härter als die Meerespiegeleier, aber der TFC hatte ja auch frei, während wir heute schon wieder die Bahn nach Berlin hinauf staubten. Summa Summarum: Da Fanclub and de Soilevel were at de scoin in da ren and da sun. And in da mystical half-loight.
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Original Soundtrack:
High Llamas – Birdies Sing
Pearlfishers – Across The Milky Way
Teenage Fanclub – Near You
Weakerthans – Pamphleteer
Neil Young – Ohio
High Llamas – Travel
Teenage Fanclub – Headstand
The Sealevel – North Beach