Mich stört die Berlinale nicht. Abgesehen davon, dass ich zwei Wochen nicht ins Cinestar kann (wo die Filme im Original laufen), und sich kein Berliner Kinobetreiber des neuen Poltfilms erbarmt, stört mich die Berlinale nicht. Ich muss nicht hin, ich muss aber auch nicht weg. Ich warte, bis mich jemand auf eine Premiere oder eine Party einlädt, aber wenn das nicht passiert, sitz ich freiwillig weiter zuhause und spiele Mark-Knopfler-Licks der ersten Dire-Straits-Platte auf meiner weißen Fender Strat mit den Fingern nach (bester Song, bestes Riff: Down To The Waterline) oder lese in meiner Tommy-Iommi-Biografie, wie die Band einst ihren Schlagzeuger Bill Ward mit Goldfarbe eingesprüht und mit Klarlack fixiert hat. Offensichtlich hatte die Band bis dahin nie „Goldfinger“ samt Shirley Eatons glänzender (!) Darstellung gesehen, sonst hätte sie gewusst, dass man so Leute umbringt. Auf jeden Fall wäre Bill Ward beinahe erstickt, denn der Mensch atmet nicht nur durch den Mund – was ich nur deshalb aufschreibe, weil es so malerisch klingt.
Zurück zur Berlinale: Manchmal warte ich jahrelang auf eine Einladung, dieses Jahr war ich bei einem Film und gleich zwei Parties. Die Höflichkeit verbietet es, über Festivitäten zu schimpfen, die einen umsonst mit Mousse Au Chocalat (mit Knusperteig im Innern) und Whiskey-Ginger-Ale ausstatten, aber wie so viele Veranstaltungen nach Veranstaltungen (sprich: Aftershow-Parties) ist das oft nur ein schwaches Nachglühen von Glamour, falls da vorher einer gewesen sein sollte. Schlechte Musik, alte Männer und geschmacklos gekleidete Frauen in schwarzlackierten Bars. Der Berliner Filmschick erinnert mich an eine Mischung aus Kunstpark Ost und den falschen Gourmet-Restaurants, in denen meine Eltern in den Neunzigern ihre Abende verbracht haben – die so Namen trugen wie La Mirage etc. Andererseits bin ich beinahe im Alter meiner Eltern in den Neunziger Jahren.
Ich schreibe ein Lied auf Deutsch, was mir sehr schwer fällt. Aber eine gute Zeile hab ich: „Ich werd die Hunde des Krieges ableinen.“