Kurzkritik zu Iron Man 3

(milde Spoiler am Horizont)

Robert Downey jr. ist ein Superheld. Ein Superheld bringt Übermenschliches zustande. In diesem Falle diese Strickliesl von einer Handlung zu einem abendfüllenden und in der ersten Hälfte sogar erfüllenden Spielfilm zu erheben. Warum sind eigentlich die meisten Superheldenfilme so zugeschissen mit Storylines, Gegnern und aufsehenerregenden „Das war noch nie da“-Momenten, dass sie ab der Hälfte in sich selbst zusammenbrechen?

Und wenn Tony Stark auf Knopfdruck (wahrscheinlich über Amazon Prime) eine ganze Armee von Iron Men bestellen kann, warum treibt er sich dann den ganzen Film über in Zivil auf der Suche nach Strom in Tennessee rum? Und was war mit dem Schluss los? Hat euch (Black/Pearce) der Studioboss einfach den Stift aus der Hand genommen und sein eigenes Ende reingeschrieben, um einen möglichen Anschluss an Avengers 2 oder Iron Man 4 (mit Joseph Gordon-Levitt in der Hauptrolle) zu garantieren?

Komischerweise regen sich die meisten Comicfans nicht über das grätzige Drehbuch, sondern über die Filmwerdung des Mandarin auf, dabei ist diese Wendung die einzig nicht zu vorhersehende im Film. Wer sich übrigens am Ende fragt, ob er wegen der langen Laufzeit die entscheidende Stelle verschlafen hat, in der Guy Pearce seine exakte Motivation erklärt, dem sei gesagt: nein. Fazit: Ein gut gelungener schlechter Superheldenfilm, über dessen gigantische Zuschauermengen sich man vor allem in Ingolstadt freuen dürfte.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Kurzkritiken

Hinter dir, ein dreiköpfiger Affe! (2013)

„Guybrush? Is that a French name?“
„No, actually it’s a fictional name.“

(Was jetzt gleich folgt, ist die Neuabmischung eines alten Blogeintrags vom 7. August 2006, wieder ausgegraben zu Ehren des jüngst verschiedenen Spielestudios LucasArts)

Mein Mitbewohner und ich waren uns nicht sonderlich ähnlich. Er war ein Bär, ich ein Hemd (zumindest vor meinem Ferienjob als Bierfahrer bei Thurn & Taxis). Er las Bukowski, ich Anne Rice. Er hörte Van Morrison, ich Rancid. Er ging ins Irish Harp, ich in die Alte Filmbühne. Er kam aus Oberbayern, ich aus Niederbayern. Trotz dieser entzweienden Unterschiede fanden wir unsere Gemeinsamkeiten. Da war zum einen das Saufen und zum anderen die Weiber. Da war unsere Liebe zum FC Bayern und zur Formel 1 und unser Wettbewerbsgeist, den wir in „Wer kommt später und besoffener nach Hause“ auslebten und uns aber auch als Verlierer sportlich gaben, indem wir versöhnlich nachts im Vollrausch Darts spielten und/oder nackt durch die Wohnung tanzten. Im Grunde genommen hatte ich bei diesem Gesamtwettbewerb sowieso nie eine wirkliche Chance und kam über Etappensiege nicht hinaus. Wie soll man auch gegen jemand gewinnen, der drei Tage lang nicht vom Trinkengehen wiederkehrt, nachdem er sich an einem x-beliebigen Sonntag Nachmittag kurz mit „Ich geh schnell auf eine Halbe zum Kneitinger“ verabschiedet?

Letztlich passten wir uns sowieso immer mehr aneinander an, so dass ich mit ins Irish Harp und er mit in die Filmbühne kam, ich Van Morrison und er die Mighty Mighty Bosstones hörte, und wir uns beide gleichzeitig die Haare abrasierten und Drehbücher für unseren Anrufbeantworter schrieben. Wir erfanden Rituale wie die feierliche Ventilatorprozession, an der wir jeweils am Sommeranfang und Ende unsere Ventilatoren vom Dachboden holten, bzw. zurückbrachten, und wir entdeckten eine gemeinsame Leidenschaft, die uns an manchen Tagen zu einer unkontaktierbaren Wohngemeinschaft machte und die ebenfalls unserem Faible für Wettbewerbe entsprach: Das simultane Lösen von Adventure Games aus dem Hause Lucas Arts.

Wir haben sie wirklich alle gespielt: The Dig, Indiana Jones, Sam & Max, Full Throttle, Day Of The Tentacle, Maniac Mansion, Zak McKracken etc. Doch am eindrucksvollsten war für uns immer die Monkey Island Reihe. Sie ging mit all ihren merkwürdigen Charakteren in unsere Alltagssprache und unseren Humor ein. Stan, der nervige (Schiff/Sarg/etc)Händler wurde beispielsweis zum Sinnbild für enervierende kaufmännische Angestellte im echten Leben.

Angefangen hat alles mit einem langweiligen Sonntagnachmittag, an dem ich meinen Mitbewohner fragte, ob er nicht ein Computerspiel für mich zum Zeitvertreib hätte. Er überreichte mir geradezu feierlich The Curse Of Monkey Island und als ich ein wenig die mangelnde Aktualität beklagte, wurde er leicht mürrisch und versprach mir nicht nur einen hochgradig humoristischen Spielverlauf sondern auch nervenzerfetzendes Verzweifeln an diversen Rätseln. Er behielt in beiden Aspekten Recht, wobei ich diesen Teil noch auf eigene Faust lösen konnte, und das war mir auch ein Anliegen wegen des Wettbewerbsgedanken. Schließlich wartete Teil zwei, Le Chuck’s Revenge, längst auf mich und hier wurde ich von meinem Mitbewohner gezwungen, die Variante mit den extrabrutalen Rätseln zu spielen. Er spielte parallel mit, um sich zu beweisen, wie intellektuell überlegen er mir war. Aber auch ich kam aufgrund von vermehrten Nachteinsätzen an seinem PC langsam aber sicher voran, vor allem wenn er mal wieder drei Tage nicht auftauchte.

Ich kam zwar voran aber eben nur bis zu einer gewissen vermaledeiten Stelle. So sehr ich mich mental abmühte und grübelte – und ich grübelte an der Uni, in den Kneipen und zwischen den Haxen meiner Liebschaft -, kam ich einfach nicht auf den entscheidenden Lösungsschritt, der den weiteren Handlungsverlauf von Monkey Island 2 auslöste. Wochenlang steckte ich fest, ich war kreuzunglücklich. Ein Internet kannten wir in jenen Tagen nur in Zeitlupe aus dem sogenannten ZIP-Pool an der Uni, Suchmaschinen nur vom Hörensagen und Lösungsbücher waren mit 16 DM eindeutig zu teuer. So gab es nur einen, der mir aus meiner Misere hätte helfen können. Aber ich wollte lieber von Le Chuck, dem Geisterpiraten aufgefressen werden, als meinen Mitbewohner um Hilfe zu bitten. Und das wusste er.

Und so legte er mir eines Tages einen kleinen Briefumschlag auf den Rechner, auf dem in blauer Tinte fein säuberlich geschrieben stand:

„Monkey Island Hint Letter. To open means to capitulate.“

Was für ein hinterlistiger und leider auch gewiefter Sportsmann. Ich trank ohnehin nicht gerade wenig zu der Zeit, aber ich begann, noch mehr zu trinken und zu kiffen und hoffte auf toxische Träume, in denen mir die Vision vom richtigen Handeln kam und ich am morgen das verschissene Spiel lösen konnte, ohne diesen verfickten Brief zu öffnen. Selbst der Sex war nicht mehr derselbe, so sehr lag all mein Streben und Denken in diesen düsteren Sommertagen auf der Lösung meines Monkey-Island-Problems. Doch egal, wie groß meine Pein auch war, ich schwor mir, den verschissenen Lösungsbrief meines Mitbewohners nie und nimmer zu öffnen.

Zwei Tage später öffnete ich den Brief. In derselben säuberlichen Schrift und der edelblauen Tinte stand in Gedichtform geschrieben, dass ich einfach das Guybrush-Wanted-Poster gegen das Flugblatt von Käpt’n Kate hätte austauschen müssen, ab da ergab sich der Rest quasi von selbst. Es war eine simple Frage von „Benutze X mit X“ gewesen.

Mein Mitbewohner verkniff sich fairerweise die ganz große Häme, aber ich weiß, dass er bis zum heutigen Tag triumphierend in unserer ehemaligen Altstadtwohnung hoch oben über der Stadt thront und sich in die Freibeuterfaust lacht. Wir haben dann Teil drei und vier gleichzeitig gegeneinander gespielt und gewonnen haben wir abwechselnd, je nachdem wer am meisten Zeit hatte, nicht saufen zu gehen. Entsinne ich mich recht, haben wir uns sogar gegenseitig Dates zugeschanzt, damit der andere abgelenkt war und man wieder eine Nacht den PC und das Spiel für sich hatte.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Texte

0:3 / keine Angst mehr

Dass ich nach dem gestrigen Halbfinale im Camp Nou keine Angst mehr habe, ist natürlich gelogen. Denn jeder weiß, dass es nur Sekunden und marginalste Umstände braucht, um das Gefüge aus Raum, Zeit und Fußballgerechtigkeit aus den Angeln zu heben. Es kann daran liegen, dass Manuel Neuer im entscheidenden Moment an ein Magnum Mandel denkt, Jerome Boateng mit der Tochter des zuständigen Schiedsrichters geschlafen hat, eine Flitzerin im schwarzen BH das entscheidende Abseits aufhebt oder Uli Hoeneß noch einen letzten Elfmeter verwandeln will bevor er ins Gefängnis geht, kurz: es gibt jede Menge Wurst-Käs-Szenarien, in denen Bayern das Wembley-Spiel gegen den BVB verschaukelt und Dortmund damit für mindestens ein Jahr die größte und beste Mannschaft ist, die der deutsche Fußball je gesehen hat. In drei Monaten wird auch keiner mehr wissen, wer eigentlich Meister geworden ist, aber man wird wissen, wann der VfB das letzte Mal den DFB-Pokal gewonnen hat.

Und dennoch ist meine Angst weniger geworden, denn die Selbstsicherheit und Spielintelligenz „meiner“ Roten lässt mich gerade vor Freude erschauern. Manchmal sitze ich vor dem Fernseher wie vor einem Bild im Museum und frage mich, wie der Künstler diese Harmonie erschaffen konnte. Sollte also wirklich alles mit rechten Dingen zugehen und die Bayern den Überhenkel nach München holen, muss man davon ausgehen, dass ein zukünftiger Trainer (und ich habe so eine leise Ahnung, wer das ab Juli sein könnte) sämtlichen Trainingseinheiten möglichst fern bleibt, damit die Mannschaft um Gottes Willen genau so weiterspielt wie bisher.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Fußball

Kurzkritik zu Killing Them Softly

Der Holzhammer kommt down hard, was die Parallelisierung von Finanzkrise und Sinnkrise der Unterwelt (und ist das nicht eh dasselbe?) betrifft. Tony Soprano und der Typ aus Fight Club spielen sich einen Wolf.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Kurzkritiken

4:0 / vier gute Ideen

Heynckes zu kränken war die beste Idee, die Bayern je hatte. Und schwer war das nicht, denn Heynckes ist dieser Tage von allem und seiner Großmutter gekränkt. Von Pep Guardiola, von Uli Hoeneß („Dreck gespielt“), vom Götze-Transfer, von Jürgen Klopp, von Watzke, von der Presse. Wirklich, ich habe ihn noch nie so unentspannt gesehen wie in dieser Rückrunde. Aber das macht genau den Unterschied, denn jetzt ist aus dem angeblich im Alter so tranquilen Heynckes eine rastlose Trainerbestie geworden, die es 24/7 jedem nochmals so richtig zeigen will. Zeigen, dass ein Pep Guardiola überflüssig ist. Zeigen, dass die Welt einem Irrtum aufgesessen ist, als sie ihn als Übergangstrainer bezeichnet hat. Vielleicht wird er noch schnell Bundestrainer und Weltmeister, wenn er weiter so beleidigt ist. Der alte Mann und das Mehr.

Die zweitbeste Idee war, sich in den letzten beiden Saisonen von Dortmund so richtig den Marsch blasen zu lassen. Ohne Klopp, seine Spielkunst, seine Besessenheit und seine hintersinnige Rethorik hätte der BVB die Bayern nicht so düpieren können. Schon wieder war es eine Kränkung, die den FCB zu Höchstleistungen angestachelt hat. Ohne Klopp hätte Bayern ab Juli keinen Götze und keinen Pep Guardiola. Wenn man hier mitliest, weiß man, dass ich alles andere als ein Fan bin, aber der Beitrag den er zum deutschen Fußball leistet, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Danke dafür Jürgen Klopp, ernsthaft jetzt.

Die drittbeste Idee war, Sammer zu holen. Jemand, der sowohl die Abteilung Attacke, die Abteilung Demut und vielleicht sogar die wichtigste, die Abteilung Maul-halten, kompetent leiten kann. Ich bin mir sicher, dass Sammer jetzt schon und demnächst noch viel mehr zum Mastermind, zum Herzstück wird. Er ist der einzige im Verein, der eine moderne Rhetorik beherrscht, der Watze/Klopp auch in der Korrespondenz die Stirn bieten kann. So gerne ich Uli Hoeneß mag, so unangenehm war (aha, Vergangenheitsform!) es mir doch stets, wenn mal wieder so ungehalten die Großmannssucht aus ihm herausgeplatzt ist. Man verstehe mich nicht falsch, ich schätze Rumpler, aber noch mehr schätze ich eigentlich Demut, selbst wenn sie nur ein Stilmittel der Höflichkeit ist. Ja, ich bin Deutscher, ich mag Demut, ich hab’s gesagt, so ist es, und ich steh dazu.

Die viertbeste Idee war, dieses Spiel 4:0 zu gewinnen. „Actions speak louder than words“ hat mir ein guter Freund nach dem Spiel gesmst. Und Gary Lineker hat getwittert: „Only one of these sides needs Guardiola and it’s not Bayern Munich.“ Für diesen gestrigen Tag, der in die Vereinsgeschichte als der ereignisreichste eingehen dürfte gab es nur eine einzige unwahrscheinliche Möglichkeit für einen versöhnlichen Abschluss, der sogar dem ein oder anderen Bayernhasser den Saft abdreht: Ein Kantersieg über Barca, und wer hätte das – verdammt noch mal – gedacht?

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Fußball

Meinungsfreiheit verbieten

Natürlich fragt mich die letzten Tage öfter mal jemand nach Uli Hoeneß. Und ab heute fragen mich die Leute dann sicher auch nach Mario Götze. Und warum der Hoeneß so ein falscher Fuffziger ist und wir andere Vereine kaputtkaufen, und ob wir vielleicht sogar der Leibhaftige sind, und ob Philipp Lahm wirklich schwul ist. Die Antwort auf alle Fragen ist dieselbe: Ich weiß es – verdammt noch mal – nicht. Und vielleicht lautet sie sogar: Ich weiß es – verdammt noch mal – noch nicht.

Aber ich will mich auch nicht drücken, nur weil der Kragen vom roten Trikot gerade ein wenig eng wird. Wenn wirklich herauskommt, dass der Hoeneß massiv die Steuer beschissen hat, dann nivelliert das nicht im Geringsten das was er für Verein und Fußball getan hat, aber es lässt ihn als ganz großen Scheinheiligen dastehen, und dann sollte er auch als Präsident zurücktreten, there I said it. Gibt es wider Erwarten eine vernünftige Erklärung, kann ja alles so weiter gehen wie bisher und vielleicht kostet die Sache dann bestenfalls der scheiß CSU ein paar wertvolle Stimmen. Bravo Uli schon mal dafür.

Was den Götze-Transfer betrifft: Ich verstehe den Zeitpunkt der Meldung nicht, selbst wenn er nicht (wovon ich ausgehe) von Bayern lanciert war. Niemand, weder der BVB, noch der FCB hat was von der Unruhe, die jetzt so kurz vor dem alles entscheidenden Halbfinale ausbricht. Alles was da erzeugt wird, sind Gehässigkeiten und eine gehässige Grundstimmung und die schmeckt mir nicht (der BILD natürlich sehr wohl, weil sie so Zeitungen verkauft). Nicht nur weil die Gehässigkeit gegen „meinen“ Verein geht, ich hab die Gehässigkeit per se über.

Die Gehässigkeit, die entsteht, weil mittlerweile jeder publizieren kann, wie ihm der Arsch grade hängt. Ohne Vorkenntnis, ohne Niveau, ohne Geduld, ohne einen Funken Humanismus, ohne Herz. So sehr ich das Netz dafür liebe, dass es den Kreislauf der ewigen obrigen Verschleierung rüde in zwei Teile zerreisst, so sehr hasse ich es dafür, dass es jetzt jedem unreflektierten Wutanfall eine Stimme verleiht. Ich darf mich da selbst nicht ausnehmen, ich habe auch eine ganze Weile gerade in dieses Blog ungefiltert meinen Grant hineingerotzt.

Irgendwann ist mir allerdings das Wüten der Welt (um Marten ‚t Haart zu zitieren) zuviel geworden und jetzt versuche ich im Idealfall noch lustig die Meinung zu sagen, auch wenn mir das nicht verlässlich gelingt. Okay, jetzt bin ich weg vom eigentlichen Thema gekommen. Wo waren wir? Ach so, beim FC Bayern. Wisst ihr was? Es ist nur Fußball, ich schau mir in ein paar Stunden das Spiel an und habe mindestens bis dahin ganz eskapistisch überhaupt keine Meinung mehr. Das entspannt und befreit ungemein, und ich kann es nur empfehlen.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Fußball

Die Lesereise II – Münster, Köln, Mainz

Du hast dir dein Leben ganz anders vorgestellt.
Viel zu viel Theater für viel zu wenig Geld
Du hast den Jesus-Blues, was zum Teufel ist da los?

(Berni Mayer, „Der Jesus-Blues“, unveröffentlicht)

21.02.2013 Münster, Fyal
So angenehm eine Zugfahrt sein kann (wenn man nicht gerade verkatert neben Rotkäppchen-Sekt-Trinkern sitzt), so toll sind Autofahrten mit Kumpels. Man entwickelt saisonale Hymnen, an die man sich auch nach Jahren noch erinnert. Letztes Jahr in Leipzig war es ein Sampler mit Hip-Hop-Musik aus GTA: San Andreas (Dre, Snoop, Cube, NWA etc), dieses Jahr war es unerwarteterweise „Whipping Post“ von der „Allman Brothers At Filmore East“, was schon aufgrund der Länge (23min) nicht unbedingt auf seine Hymnenhaftigkeit hindeutet. Honorable Mentions gehen an „Bad Girls“ von M.I.A., an Taylor Swift, Frank Ocean und Django Django.

Ich war noch nie in Münster und muss zugeben, dass ich fast ein wenig erschrocken ob der absoluten Aufgeräumtheit der Stadt bin. Grade wenn man aus Berlin anreist, hat man das Gefühl sich unberechtigt eingeschlichen zu haben in diesen unterkühlten Wohlstand, obwohl ich natürlich weiß, dass das nur ein Vorurteil sein kann. Die Lesung im Fyal ist weniger aufgeräumt, was zum einen daran liegt, dass im Keller hinter/unter mir ein Studententreffen stattfindet, dessen Wortlaut ich nur allzu genau während meiner Lesung wahrnehme, zum anderen habe ich zwischen der letzten Lesung und jetzt einen Stand-Up-Comedy-Auftritt absolviert, nach dem ich mich für so unglaublich komisch halte, dass mein Eingangsmonolog nur glorios scheitern kann. Allerdings sind die Leute auch danach weder besonders konzentriert noch interessiert. Nie wieder Gratislesungen, denke ich, bis zur nächsten Gratislesung. Es ist aber auch Positives an diesem Abend zu vermelden, denn ich trinke fast im Alleingang auf zwei Stunden eine halbe Flasche Jack Daniels aus.

22.02.2013 Köln, Lichtung
Dementsprechend todessehnsüchtig breche ich den nächsten Tag und den nächsten Teil unserer Dom-Tournee (Münster, Köln, Mainz) an. Zudem fällt uns ein, dass wir vergessen haben, uns in Köln um eine Unterkunft zu kümmern. Das herzhafte Pancake-Frühstück im Münsteraner Hotel wird somit durch ein paar hektische Telefonate meinerseits mit diversen Pensionen und Jugendherbergen getrübt, denn in Köln ist – wann eigentlich nicht – Messe. Irgendwie schaffen wir es doch, am Bahnhof in einem Hostel unterzukommen, in dem man zirka 27x in andere Gebäudeteile abbiegen muss, um in seine Schlafkammer zu kommen. Einen Großbrand möchte man hier nicht erleben. Die Lesung selbst ist dann super, weil ich geprügelt von Münster mit großer Demut und Sorgfalt (und ohne Stand-Up) lese und Musik mache, und sich so tatsächlich eine recht ausgelassene Stimmung entwickelt, vor allem beim Stück „Die Beichte“, aber da ist auf die Katholiken-Hochburgen eh immer Verlass. Ich glaube, in Köln fängt auch das Phänomen an, dass die Leute lachen, sobald ich einen Ford Focus erwähne. Zudem kommt hier eine Eigenkomposition namens „Jesus-Blues“ so gut an, dass ich auch weiterhin an ihr festhalte, obwohl man doch wissen sollte, dass der Frohsinn in Köln etwas großzügiger gestreut wird als beispielsweise in Erlangen. Während und nach der Lesung trinke ich weiter Whisky, obwohl mir meine Ärzte zu Wodka geraten haben, und stehe noch einige Stunden in der Winterjacke in einem Club herum. Der freundliche Linus Volkmann ist da, freundliche entfernte Kölner Verwandtschaft, irgendjemand kommt, irgendjemand geht und ich dämmere angenehm tumb vor mich hin. Es gäbe sicher einiges zu sehen im freitäglichen Kölner Nachtleben, aber ich musste mein gesamtes Pulver ja schon in Münster mit Jack Daniels verschießen. Am nächsten Tag hab ich eine aufgewärmte Erkältung, wenn es so etwas gibt.

23.02.2013 Mainz, Buchhandlung Bukafski
Nach einem French Toast im Halmakenreuther, wo Sky-Legende Ecki Heuser den Geburtstag seiner Tochter feiert, falls mich mein Katerauge nicht trügt, fahren wir durch eine wildestes Schneewehen weiter nach Mainz, wo uns der großartige Musikmacher und Gitarrenspieler Thomas Müller empfängt. In Vorbereitung auf die Lesung spielen wir zusammen „New Slang“ von den Shins und eine Maxiversion von „Nix mitnehma“, wie wir sie auf der tatsächlichen Lesung in der Euphorie nicht mehr hinbekommen werden (siehe Foto). Danach gehen wir in die Kneipe und sehen wie der FC Bayern zur Abwechslung mal wieder ein Spiel gewinnt. Die Lesung selbst ist eine runde Sache, vor allem, weil die Gitarrenduelle zwischen Thomas Müller und mir mich davon ablenken, dass ich mittlerweile eigentlich nicht mehr nur leicht erkältet bin. Nach der Lesung entwickelt sich ein ungezwungenes Herumgehänge, was irgendwann in einem Club, dessen Namen ich vergessen habe, mündet. Das Besondere ist aber auch nicht der Name, sondern die Stereoanlage, in die – egal was man ihr füttert, alt oder neu – am Ende ein 60er-Jahre-Garagensound herauskommt. Wie schon in Köln bin ich geistig nur noch halbanwesend, bekomme aber immerhin mit, dass mein Kumpel J. sich wünscht, eine Woche lang der sehr passioniert und gleichzeitig völlig indifferent gegenüber dem echten Leben wirkende Garagen-DJ dort oben in der Kanzel zu sein. Nachdem wir uns vom guten Thomas Müller und vom guten Matthias vom Bukafski verabschiedet haben, legen wir uns in der WG in ein Erkerzimmer. Plötzlich kommt die freundliche Mitbewohnerin ins Zimmer hineingeschossen und warnt uns intensiv vor dem Erfrierungstod, weil es in dem Zimmer keinen Heizkörper gibt. So schlimm wird’s schon nicht werden, denke ich, bis ich nachts davon aufwache, dass mein Haar Frost ansetzt. In zwei Hosen, drei Pullovern und zwei Schlafsäcken überleben wir die Nacht dann aber knapp und fahren am nächsten Tag zurück nach Berlin, sechs Stunden durch die größte Schneematschscheiße, die ich in meinem ganzen Leben je auf einer Autobahn gesehen habe.

Die Lesereise II – Köln, Düsseldorf

Nobody knows what’s gonna happen at the end of the line,
so you might as well enjoy the trip.

(Manny Calavera in „Grim Fandango“ von Lucasarts)

14.12.2012 Köln, 1LIVE Klubbing

Es ist ja jedes Mal ein Kulturreisen der beinahe höfischen Art wenn man vom WDR bzw. 1LIVE eingeladen wird. Man wird geflogen, chauffiert, untergebracht und am Ende sogar noch bezahlt. Für einen reisenden Lesenden ist das wie ein eigener Nightliner. Am Ende verfällt man beinahe noch in den Irrglauben, man wäre schon eine Persönlichkeit. Dementsprechend irrgläubig gut gelaunt komme ich an einem Freitagabend an, aus dem eisigen Berliner Dezember hinein in das zehn Grad wärmere Köln. Das schöne an jedem Kölnbesuch ist, dass ich danach immer bis ins Detail über den Effzeh Bescheid weiß und das verdanke ich den Taxifahrern. Kurioserweise läuft genau wie beim letzten Mal als ich bei 1LIVE war gerade ein Bayernspiel im Fernsehen und analog zum letzten Besuch schaue ich mir auch dieses Mal die zweite Halbzeit im Sender an, wo man Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um mir in die Redaktionsräume einen Sky-Sport-Empfang zu legen.

Pünktlich nach Abpfiff (ich glaube aber, das man jetzt nicht extra gewartet hat, bis ich mit Fernsehschauen fertig war) bin ich dran und betrete minutiös geplant unter donnerndem Applaus (man darf träumen) die Lesebühne, wo mich Mike Litt gerade wärmstens angesagt hat. Und dann gehe ich wieder. Weil ich nämlich meine Brille vergessen habe und ohne das Buch einen halben Kilometer weit weg halten müsste, um aus Buchstaben einen Sinn zu bilden. Zwanzig Sekunden später bin ich dann allerdings wieder da und bekomme so als erster Klubbing-Künstler einen doppelten Antrittsapplaus.

Nach der Lesung ist mir noch ein wenig nach Vollabschuss und ich nutze eiskalt ein paar junge Leute aus, die den Fehler gemacht haben, mir nach dem Auftritt eine Frage zu stellen. „Was macht ihr denn jetzt noch so?“, frage ich zurück und schon haben sie mich und meine Whisky-Wut am Hals. Erster Stop: Privatwohnung mit Glühwein und original Salzwedeler Baumkuchen, wenn ich das noch richtig im Kopf habe. Baumkuchen, der Exzess kennt keine Grenzen! Danach entspinnt sich ein angenehmer Irrlauf in der lauwarmen Kölner Dezembernacht zwischen Büdchen und Bars, der auf meinen Vorschlag hin im Underground endet, weil ich Pennywise mit „Fuck Authority“ hören möchte. Stattdessen tanzen wir zu Reggae, was spaßiger ist, als es sich anhört. Das alles endet dann so spät, dass ich eigentlich umgehend zum Frühstück gehe. Als ich mich auf den Weg zum Hauptbahnhof mache, ist es bereits T-Shirtwarm.

483481_506920755995994_393819818_n
(Foto aus der Kassette von Martin Svitek, danke)

15.12.2012 Düsseldorf, Kassette
Komischerweise ist es in Düsseldorf aber immer noch kalt und es ist ein unwahrscheinlicher Glücksfall, dass mich Veteranenbloggerin und Veteranenbloggerpflegerin Lu ein paar Stunden bei sich aufnimmt und mich mit Tee, Kaffee und scharfem Essen wiederbelebt und anschließend in die Düsseldorfer Altstadt bringt wie einen ABC-Schützen. Bis es allerdings so weit ist, sitze ich drei Stunden lang leblos auf einem Stuhl und warte, dass dieser wahnwitzige Kater weggeht. Und damit meine ich nicht die Katzen von Lu. In der Kassette ist es recht gemütlich, was meinem Erschöpfungszustand entgegen kommt. Ich spiele auf der verstimmtesten Gitarre der Welt „Outdoor Type“ und tatsächlich war ich selten weniger Outdoor-Type wie an dem Abend. Ich gebe ja zu, dass jetzt nicht ganz Düsseldorf auf meiner Lesung ist, aber im Verhältnis zur Zuschauerzahl werde ich nie wieder so viel Bücher an einem Abend verkaufen wie in der Kassette. Nach der Lesung erfahre ich, was eine Trichterbrust ist, tausche mit den Besitzern Lieblingssketche von Badesalz aus und rauche in der Gästewohnung eine Kräuterzigarette, die mich so irrsinnig werden lässt, dass ich anfange, Logik- und Anschlussfehler in einem Brosnan-Bond zu beklagen. Es ist Zeit fürs Bett.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Bücher, Texte

Die Lesereise II – Berlin

Nobody knows what’s gonna happen at the end of the line,
so you might as well enjoy the trip.

(Manny Calavera, in memoriam Lucas Arts)

03.12.2012 Berlin, Heimathafen, Buchpremiere

Der offizielle „Tourstart“ nach dem kuriosen „Warm-Up“ in Moabit soll im wunderschönen Heimathafen in Neukölln stattfinden. Ich kann jetzt schon vorausschicken, dass mich an dem Abend am meisten beeindruckt hat, dass meine Nachbarn zu Fuß zur Lesung gekommen sind. Ich wohne in der Nähe vom Nordbahnhof, falls mal jemand die Entfernung zum Heimathafen googeln will. Ich selbst bin allerdings auch vom Cottbusser Tor bis rüber zum Heimathafen gelaufen, weil ein ominöser polizeilicher Großeinsatz an der Schönleinstraße (mit Rauch aus dem U-Bahn-Abstieg) die städtische Infrastruktur komplett lahmgelegt hatte. Bis heute weiß ich nicht, was da los war, auf jeden Fall ist in der Folge jeder Taxi gefahren, deshalb war keins mehr für mich übrig. Die eigentliche Lesung verfügt über gleich drei „Stargäste“. Das ist zum einen mein Sidekick und Medienbranchen-Mentor Markus Kavka, dann der Kabarettist, Schauspieler und Schlegelstraßenkumpel Rüdiger Rudolph und der Black-Metal-Sänger Janni Ratten von Occvlta, für alle die sich kein v für ein u vormachen lassen.

Die bei dem Sujet etwas gewagte Mischung aus Comedy und Fachliteratur in bürgerlichem Theaterambiente und bei Kerzenlicht geht auch dank Jannis „Rocktasche“ (erinnert sich jemand noch an das B3-Format?) gut, aus der er Genreperlen wie Darkthrone und Mayhem holt, sie nicht nur auflegt, sondern sie auch unter den interessierten Laien im Publikum zirkulieren lässt, immer mit dem Hinweis, dass man gefälligst drauf aufpassen soll. Ja, so sind Vinylleute, sonst gäb’s ja auch gar keins mehr. Ich verkneife es mir aus Angst vor Unvintagehaftigkeit zu sagen, dass ich dieselben Platten alle auf CD oder Mp3 habe.

Rüdiger Rudolph, der charmante Mensch, erzählt von der unfreiwillig konfessionellen Frühbildung seiner Tochter und den Bibelanfeuerungsrufen („Mehr Bibel, mehr Bibel“) des kleinen Sohns eines Schlegelstraßenkumpels (aha) und leitet damit sehr gut zum Themenkomplex Katholizismus über, der mit dem Lesestück „Die Beichte“ ab jetzt den traditionellen zweiten Teil meiner Leseroutine darstellen soll.

Markus Kavka erzählt, wie er als Ministrant Schnaps in den Messwein gemischt hat und mit Dimmu Borgir auf einem Fjord herumgerudert ist. Kurz vorher hatten wir uns noch bei der Aufzeichnung für FLUX.FM eine erbitterte musikalische Endzeitschlacht von Moll- gegen Testosteron geliefert. Raten Sie mal, wer für welche Tonalität stand. Die Lesung geht zu Ende, wie jede Lesung mit Markus Kavka zu Ende geht – mit einem Lied, bei dem er eigentlich nicht mitsingen will. Neben dem sich zum Tourstandard entwickelnden „Nix mitnehma“ (Dylan/Ringsgwandl/Mayer) spiele ich hier einmalig „Strada Del Sole“ von Rainhard Fendrich, noch nicht ahnend, dass sich ab dieser Woche die „Sole“ für die nächsten fünf Monate aus Berlin verabschieden würde. Danach finde ich mich einigermaßen mit Jameson abgefüllt im Fluxbau wieder, während es draußen angefangen hat zu schneien. Jetzt beginnt die eigentliche, die Winterreise.

Zum Abschluss noch eins der Videos die ich an dem Tag zur Veranschaulichung von Black Metal gezeigt hatte.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Bücher, Texte

Die Lesereise II – Moabit

To travel hopefully
is a better thing than to arrive.

(Robert Louis Stevenson)

Vorwort

Der Begriff „Lesereise“ mag nach wie vor irreführend sein, da er in der Vorstellung mancher einen ununterbrochenen Aufenthalt weg vom Zuhause impliziert. Da ich jedoch ein sehr heimatverbundener (und Heimat ist da, wo ich meine Chicago-Cubs-Mütze hinlege) Geselle bin und es sowieso unmöglich ist, eine zusammenhängende „Lesereise“ zu buchen, betitelt der Begriff eben nur eine durch die Veröffentlichung meines zweiten Buchs verbundene Serie an Terminen, die eigentlich mit der Buchpräsentation im Dezember beginnen müsste, aber dann doch schon im Oktober in Berlin, Moabit beginnt, nicht nur, weil ich dort das erste Mal ausgiebig aus dem neuen Buch vorgelesen habe, sondern auch, weil Ihnen als Leser sonst eine gute Pointe durch die Lappen gehen würde. Hier ist Teil eins der zweiten Lesereise. Teil eins steht hier.

25.10.2012 Berlin, Dorotheenstädtische Buchhandlung

August 2012. Der Inhaber der Dorotheenstädtischen Buchhandlung, Klaus-Peter Rimpel, hatte mich bereits vor etlicher Zeit am Telefon davor gewarnt, ihm wichtige Informationen per Email zukommen zu lassen. Weil ich in meinen postmodern versauten Sturschädel aber nicht hineinbekommen will, dass jemand nicht 834 Mal am Tag so wie ich in seinen Mail-Account schaut, geschweige denn vielleicht gar keinen hat, oder nur einen den nur der computeraffine Neffe jedes halbe Jahr stellvertretend kontrolliert, habe ich die PR-mäßige und terminliche Koordination ganz meinen digitalen Instrumentarien überlassen und für den 25. Oktober einen Lesetermin in dieser schmucken Buchhandlung in Moabit vereinbart.

25. September 2012: Ich liege in einer ungewaschenen Adidas-Hose und einem Bayern-München-Trikot auf der Couch meines Wohnzimmers, ein ganz knapp abgelaufenes Heineken in der Hand, und schaue in Halbdösigkeit die Vorberichterstattung zu Bayern gegen Wolfsburg, als um 20:15 das Telefon klingelt.
„Herr Mayer, wir sind jetzt verabredet“, sagt eine tiefe Stimme.
„Wer ist da?“, frage ich.
„Buchhandlung Rimpel, Moabit“, sagt die Stimme. „Hier sind 25 Leute, die auf sie warten.“
„Das kann nicht sein, ich komme erst einen Monat später“, sage ich, bin aber schon innerlich schweißüberströmt und rase auf meinem Rechner durch alle E-Mails mit dem Stichwort „Moabit, Lesung“.
Ich habe keine einzige Stelle aus irgendeinem Buch vorbereitet und biete Herrn Rimpel aber dennoch an, mich in Jogginghose und Bayerntrikot ins Taxi zu setzen. Herr Rimpel sagt, das müsse nicht sein, er könne den Leuten die Terminverschiebung mitteilen, nur die PR könne er für den neuen Termin nicht wiederholen, er habe ja schließlich brieflich schon vor über einem Monat alle relevanten Zeitungen informiert.
„Ja Scheiße“, sage ich. „Das ist mir unangenehm, und es tut mir leid, aber es ist auch nicht meine Schuld, Sie haben den Termin falsch notiert“, sage ich und hätte mir dann natürlich auch gleich die Entschuldigung sparen können, wenn ich den Satz so patzig weiterspreche. Im Nachhinein denke ich mir, ich hätte mich einfach im Trikot ins Taxi setzen sollen, scheißegal, wer jetzt den Termin verbaselt hat – ich wars übrigens nicht.

25. Oktober 2012: Im Einverständnis mit Herrn Rimpel komme ich dann genau einen Monat später wieder nach Moabit, ziemlich vollgefressen und Ouzo-druckbetankt von einem erdigen und sehr freundlichen Griechen in der Wilhlemshavener Straße zurück und treffe auf sieben Leute, die von den angeblichen 25 aus dem falschen Termin vom Vormonat noch übrigen geblieben sind. Gut, dass ich noch ein bisschen der Verwandtschaft Bescheid gesagt habe. Am Ende wird noch eine sehr schöne Lesung mit äußerst aufmerksamem Moabiter Literaturpublikum daraus, wie ich es in der Freundlichkeit selten erlebt habe. Nach der Lesung nimmt mich Herr Rimpel beiseite und sagt zu mir:
„Ich war zunächst skeptisch, was Sie betrifft, Herr Mayer, aber jetzt bin ich mir sicher, dass aus Ihnen noch einmal etwas wird. Sie dürfen also gerne wiederkommen.“
Sprachs und überreichte mir einen Umschlag, den ich erst Stunden später kurz vor der Bravo-Bar öffnete und völlig perplex dazu über ging, meinem Kumpel R. Hendricks & Tonic auszugeben. Danke für alles, Herr Rimpel. Ganz ehrlich.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Bücher, Texte