Brenners Bundesliga 2010/2011 (5)

Spieltag 5: Hässliche Englische Woche

Eins vorweg: Ich brauche keine Englischen Wochen. So holprig und emotionsevozierend wie mein Verein die letzten Jahre spielt, benötige ich eine volle Woche, um mich von den Strapazen des letzten Spieltags zu erholen. Wenn ich diese Erholungsphase nicht habe, kommt sowas dabei raus (wir schalten um ins aufgezeichnete Live-Blogging vom Spiel Bayern – Hoffenheim am Dienstag):

Scheiß auf 81% Ballbesitz. Scheiss auf Ballbesitz überhaupt. Hoffenheim ist mit 19% Ballbesitz die bessere Mannschaft. Scheiß auf die miesen Flanken und die Eckstöße, scheiß auf die dauernden Unsicherheiten und Einfallslosigkeiten von Lahm und Schweinsteiger. Gottlob hab ich diesen kretischen Obstler daheim. Jetzt kommt das vierte Glas. Aha, Tor für Bayern. Das hab ich sicher nur geträumt. Ribery muss gehen. Wer weiß, ob er je wieder kommt. Vielleicht geht er da hin wo das Gras wirklich grüner ist, dahin wo auch Robben weilt. Und Louis VG, du Ignorant, wolltest niemanden kaufen. Das Spiel ist die Hölle auf Erden. Hmm, aber eigentlich sind wir jetzt total dominant. Diesem Giftzwerg Rangnick vergönn ich noch nicht einmal ein Unentschieden. Aber da geht nichts mehr, sind schon in der Nachspielzeit. Doch noch ein Tor, heilige Maria Mutter Gottes bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Abpfiffs. Das gibt’s doch nicht. Daniel VB, der Spinner. Ich brauch noch einen Schnapps!

Für mein Nervenkostüm wäre die Konferenz sicher besser gewesen. Da konnte man sehen, dass Köln auch Mainz einbetonieren wollte, genau wie die Bayern in der Vorwoche. Nur ist Mainz besser als Bayern und hat die Kölner vollkommen zurecht hergespielt wie die B-Jugend vom TSV Hofkirchen.

Bremen macht’s weiterhin spannend mit einer erneuten Niederlage gegen Hannover. Aber selbst diese Dauerspannung bei Bremen wird langsam langweilig. Hannover dagegen verblüfft jeden, der in der letzten Saison mitanschauen musste, wie 96 mit jedem Spiel einen neuen Lustlosigkeitsrekord aufgestellt hat. Und zwar mit Slomka, dem exakt selben Trainer, der jetzt diese Windhunde trainiert, die Mannschaften wie Bremen oder Schalke wie Aufsteiger behandelt. Vielleicht sollte man eine Mannschaft wirklich mal einem völligen Laien aussetzen und schauen, was passiert. Oder gar keinem Trainer. Argentinien hat das ja mit Maradona probiert bei der WM.

Apropos Aufsteiger. Ich bin wirklich froh um den ersten Pauli-Sieg gegen Gladbach. Die Millerntor-Boys spielen ja einen geradlinigen und ehrlichen Angriffsfußball, nur im Angriff hapert es. Für Klassenerhalt und Selbstbewusstsein war das ein Riesenschritt, auch wenn sich der wichtige Finn Bartels hier verletzt hat und evtl. eine Weile ausfällt.

Der BVB wandelt derzeit auf den Spuren von Mainz 05, was erstaunlich ist, wenn man Thomas Tuchel neulich sagen hörte, dass er in Mainz eine Ära wie seiner Zeit St. Klopster prägen will. Denn Tuchels Wirken in Mainz ist deutlicher zu spüren als das von Klopp in Dortmund. Sollte der BVB aber weiterhin mit dieser brutalen Konsequenz Mannschaften vom Platz schießen wie am Mittwoch die Lauterer, dann könnte es am 30.10.2010 zu einem Duell der Spaßtrainer an der Tabellenspitze kommen.

Schalke hat gewonnen, und irgendwie bin ich traurig. Ich hätte gerne gesehen, wie Magath sich mit einem Kraftakt aus der Krise tankt, aber das Spiel gegen Freiburg war eher ein halbherziger Befreiungsschlag. Aber ein Anfang. Am Samstag könnte dann Gladbach als aufbauende Schießbudenfigur für Huntelaar und Co herhalten.

Ach ja, stimmt, übermorgen geht’s ja schon wieder weiter. Gleich mal schauen wieviel griechischer Obstler noch da ist.

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Brenners Bundesliga 2010/2011 (4)

Spieltag 4: Wo rohe Kölner sinnlos walten

Wer an dieser Stelle Häme wegen der 5. Pflichtspiel-Niederlage in Folge von Schalke erwartet, kann lange warten. Jetzt nachtreten ist genau das, was die Leute immer mit uns Bayernfans machen, wenn wir beispielsweise den dritten Liga-Fehlstart in drei Jahren hingelegt haben. Fünf Punkte aus vier Spielen, Tabellenplatz 9. Insofern verstehe ich zumindest im Ansatz, was man als Schalke-Fan jetzt durchmacht. Man muss zugeben, dass die Abwehr nicht nur durch unberechenbare Schicksalsschläge aus der Bahn geworfen wurde. Das hermetisch abgeriegelte Fort Gelsenkirchen gibt es nicht mehr, ab dieser Saison sind Besucher aus aller Welt herzlich willkommen, was ein rotzfrecher japanischer Tourist namens Kagawa gleich zweimal ausgenutzt hat. Schade auch, dass bei Schalke so gar nichts geht in der Vorwärtsbewegung, denn der Sturm aus Farfan, Huntelaar und Raul wäre eigentlich in der Lage, der Bundesliga die Hölle heiß zu machen. Am Ende war der BVB in dieser Phase der Schalker Depression aber auch der ganz falsche Gegner. Die Kloppers United mit ihrer Derwischeinstellung und ihrem feitstanzendem Trainer machen einer eh schon eingeschüchterten Elf natürlich eine Heidenangst.

Eine Heidenangst hatte ich auch vor dem 1. FC Köln und seinem Trainer Soldo. Mit welcher Überzeugung und Leidenschaft Köln das Spiel gegen die Bayern kaputt gestellt hat, da kann man nur hoffen, dass das keine Schule macht. Immerhin zahle ich nicht XX Euro im Monat an Sky, um jedes Wochenende 21 Spieler in einer Hälfte herumirren zu sehen, in der Hoffnung, dass sich mal jemand die Schuhbänder zubindet und so eine Schneise zum Tor frei wird. Das war Catenaccio brutal, aber ohne Konter, Riegelfußball deluxe, das hat weh getan. Vor allem mir, der sich vor dem Fernseher im Bayerntrikot frustriert mit dem Kopf voran auf den Boden warf. Letztlich will ich aber nicht leugnen, dass der Bayern-Sturm momentan planlos und fahrig ist und Van Gaal im Moment keinen Spieler hat, der verlässlich dem Chancentod von der Schippe springt.

Ein kurzer Abstecher in die zweite Bundesliga zum Duell der Berliner Hertha gegen Union. Das aufregendste an dem Spiel waren die Feuerwerkskörper, die ein paar Hertha-Assis auf das Spielfeld geworfen hatten. Ansonsten ein absoluter Ladykracher von einem im Vorfeld so dämonisiertem Derby. Das Unentschieden ging auch überhaupt nicht Ordnung, weil die Babbeltruppe völlig unvorbereitet und fast schon unmotiviert gegen die Eisernen vorging, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten gut gespielt haben. Selbst Wowereit für die Hertha und sein Sitznachbar, der eiserne Gregor Gysi, sahen gelangweilter aus als nach so mancher Senatssitzung.

Bis auf die letzten 14 Minuten war auch die Endzeitschlacht Pauli gegen Hamburg ein echter Rohrkrepierer. Auch hier tat der Underdog was er konnnte und Hamburg blockierte jeden Spaß- mit Sicherheitsfußball. Dass das Totenkopf-Team dann zwei Minuten vor Schluss noch ein Gegentor bekam, war unverdient und nur deshalb zu ertragen weil der Volley von Mladen Petric eine Sachertorte von einem Sonntagsschuss war. Auch hier fielen übrigens die Fans des angeblich seriöseren Vereins wieder am unangenehmsten auf, indem sie einen halben Block vom Millerntor in Brand setzten. HSV-Hools ausser Rand und Band, leider nichts Neues.

Erwähnen muss man ja unbedingt noch den Tag der offenen Tür bei Gladbach und die totale Dominanz der Mainzer über Bremen. Mainz trägt einmal mehr in seiner Vereinsgeschichte die deutliche Handschrift seines Trainers. Das ist Fußball, wie ihn sich jeder Coach nachts beim Einschlafgebet wünscht. Die Mannschaft setzt Tuchels Euphorie und Fachverstand auf dem Platz um wie eine Software die Eingaben ihres Users. Und Mainz sollte sich jetzt ruhig mal brüsten mit diesem Zwischenstand auf Platz Eins der Bundesliga. Sie haben jedes Spiel mit Herz, Seele und kontrollierter Offensive gewonnen und egal was morgen ist, jetzt ist Mainz 05 die beste Mannschaft der deutschen Bundesliga. Lass dir das ruhig und lange auf der Zunge zergehen, Thomas Tuchel.

BONUS: Ich schaue grade das vogelwilde Spiel zwischen Liverpool und ManU und bin entsetzt. Ist die Luft so schlecht in Manchester? Berbatov, Rooney, Giggs etc., den Spielern gehen ja die Haare aus wie nix. Ausserdem hab ich bei der Premier League immer das Gefühl, die Spiele sind nur halb so lang wie die der Bundesliga, weil das Tempo so hoch ist. Vielleicht altern die Spieler dadurch auch schneller, was den Haarausfall erklären würde.

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Brenners Bundesliga 2010/2011 (3)

Spieltag 3: Schadenfreude schießt keine Tore

Bis Samstag 20.30 Uhr wollte ich mit der Feixerei warten. Genau dann wollte ich über etwas unken, worüber die letzten Jahrtausende bei jeder Bayernniederlage geunkt wurde: „Millionenkader, aber kein Sieg“ oder das leidige „Geld schießt keine Tore.“ Bis Samstag 20.30 Uhr sah es nämlich genau so aus. Die Mannschaften mit den teuersten bzw. prominentesten Transfers der Saison – Schalke, Wolfsburg, Leverkusen und Stuttgart – standen nach drei Spieltagen mit leeren Händen da und ganz unten in der Tabelle. Leider Gottes wurde um 20.30 Uhr das Spiel der Bayern gegen Bremen abgepfiffen und danach hatte ich keine Lust mehr auf Feixen und der rote Faden in meiner Kolumne war auch stiften gegangen. Denn Bayern hatte zwar niemanden eingekauft, pfiff aber dennoch (bzw. deswegen) zum Saisonstart aus dem letzten Loch. Bremen hingegen scheint mit Wesley und Silvestre zwei Glücksgriffe getan zu haben, die sich schon in diesem Spiel bezahlt machten.

Es waren an diesem Spieltag ohnehin eher die Schnäppchen, die ihr Geld um das Vielfache wert waren. Der Beinahe-Torwart-Trainer Butt holte den einen Punkt für die Bayern fast im Alleingang, Dortmund hätte die 350.000 Euro für Kagawa sicher auch als Tagespass für sein Tor gegen Wolfsburg bezahlt und Tuchels Tausendsassa aus Mainz haben ja alle nicht besonders viel gekostet. Lediglich ein Big-Budget-Team hat sich bisher bewährt, aber nicht aufgrund der Neuzugänge, sondern wegen Team- und Spielgeist. Hoffenheim regiert den dritten Spieltag, auch weil die Top Teams scheinbar Besseres zu tun haben, als gut in die Saison zu starten.

Wir müssen leider schon wieder über das Thema Michael Ballack reden. Und zwar darüber, dass wir uns das Gerede der letzten vier Wochen hätten sparen können, weil er jetzt ja sowieso wieder mindestens sechs Wochen ausfällt. Wenn danach wieder vier Wochen die K-Frage geklärt werden muss, dann schau ich nur noch die italienische Liga samt Nationalmannschaft. Der Witz ist nicht so der Knaller, aber inspiriert vom Kaiser, zu dessen 65. ich an eine tolldreiste Eskapade erinnern will, die ihn in meinen Augen noch unsterblicher gemacht hat und mir ist durchaus bewusst, dass es keine Steigerung zu unsterblich gibt, ausser du bist der Kaiser.

Zurück zu Schalke 0:4 (so nenn ich sie dann nächste Woche nach der vierten Saisonniederlage in Folge). Wenn es demnächst im hundertjährigen Krieg gegen den BVB wieder hinter Neuer klingelt, dann geht vielleicht der Wunsch einiger Dortmunder Fans in Erfüllung: DIe hatten nämlich bei Google Street View angefragt, ob man nicht die Veltins Arena verpixeln könnte, einfach weil sie für einen BVB-Fan zu hässlich sei. Bei einer Niederlage würden die Schalker auch sicher ganz gerne mal von der Bildfläche verschwinden.

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Brenners Bundesliga 2010/2011 (2)

Spieltag 2: Herr, wirf Heimsiege vom Himmel

Der Himmel funkt wieder. Dank der richtigen Smart Card im dritten Anlauf und keine Sekunde zu früh schaltete sich der Receiver am Freitag ein, um einen furiosen zweiten Spieltag ins Brennersche Wohnzimmer zu senden. Und gut, dass ich mich von dem Bayernspiel nicht entmutigen lassen habe, den Samstag und den Sonntag mitzunehmen, es wäre ein Versäumnis höchst sträflicher Natur gewesen.

Aber von vorne: Bayern auf dem Betzenberg, wo man früher die Punkte am liebsten mit der Post hingeschickt hätte – man kann Paul Breitner nicht oft genug zitieren, nach diesem Freitag. Denn die roten Teufel hatten für die Bayern ein wahrhaft diabolisches Süppchen gekocht und in einem wahren Hexenkessel serviert. So, und nach der Fabulierkunst will ich einen Reportervertrag bei Sat 1 haben. Aber Höllenmetapher bei Seite: die Lauterer konnten irgendwann Mitte der zweiten Halbzeit 2 Torschüsse verbuchen, die Bayern dagegen 18. Jetzt muss man aber dazu sagen, dass es zu diesem Zeitpunkt schon 2:0 für den FCK stand. Mehr Leidenschaft und Zielstrebigkeit im Abschluss haben in diesem Fall gereicht um eine an sich haushoch überlegene Bayernelf auszustechen. Das wird nicht immer funktionieren in dieser Saison, aber war nicht unverdient. Man merkt, dass die VG-Fußballer (nicht Verwertungsgesellschafft, sondern Van Gaal) zwar immer noch das Spielsystem verinnerlicht haben, aber sich nicht mehr erinnern konnten wozu es gut war. Kleiner Tipp: Spiele gewinnen.

Das große Spaßspiel am Samstag war natürlich Wolfsburg gegen Mainz. Diego (der X-Stecher von X-Factor-Transe Sarah Connor) ist zurück in Deutschland, aber nicht in Bremen, sondern bei den Wölfen. Grünes Trikot, langweilige Stadt, da kann man sich schon mal vertun. Der Pubprolo McClaren und sein dauerverängstigt dreinsehender Adlatuts Litti hatten die ihren auf Angriffsfußball für die Galerie eingestellt und das machte sich zunächst dank Dzeko und Diego so dermaßen bezahlt, dass eine Drei zu Null-Führung dabei herausdrückte. Puh, das waren einen Haufen „D“s. D(!)ummerweise hatten die meisten Wolfsburger verdrängt, dass Mainz so ziemlich die unbeugsamste Truppe unter den Oberliga-Underdogs ist und sich ganz und gar nicht von dem geifernden Wolfsrudel beeindrucken ließ. So drehte die Tuchel-Truppe kurzerhand den Rückstand in einen 4:3-Sieg und trotz einer guten Leistung der Wolfsburger, tut es jetzt sicher weh, dass Friedrich noch ein paar Wochen länger ausfällt und man Misimovic zu Galatasaray gehen lässt. Noch weher hat mir allerdings folgende Bemerkung auf Spiegel Online getan: „Tuchel sieht mit seinem strengen Seitenscheitel und dem Bartflaum zwar immer so aus wie einer aus dem Bohemien-Milieu in Berlin-Prenzlauer Berg, aber er fühlt sich wohl in der Rolle des Unterschätzten.“

Der größte Trost für die Bayernniederlage kam mal wieder aus Gelsenkirchen. Ausgerechnet gegen die Wurschtltruppe von Slomka (=Hannover) musste sich die Schalker Abwehr ergeben und das sogar noch vollkommen verdient. Jetzt rächen sich die erneut radikalen Umbaumaßnahmen Magaths und der Verkauf der gesamten Erfolgsabwehr der vergangenen Saison.

Die Hamburger bastelten anfangs ein bisschen herum an ihrem Spiel, aber die zweite Hälfte brachte die Wendung gegen solide spielende Frankfurter und zeigte ausgelassenen Fußball, der in der Theorie am Ende der Saison zu einem Titel führen könnte. Genauso war das leider auch letztes Jahr und etliche andere Jahre, in denen man beschloss, nach dem ersten Saisondrittel einfach nicht mehr so gut zu spielen, sonst hätte man ja am Ende auch nicht den Trainer feuern können und die bundesligainterne Rangliste an konstantestem Trainerverschleiß der letzten 7 Jahre anführen.

Die anderen Hamburger zeigten sich von ihrer besten Seite (wenn man von den Trikots mal absieht, ich muss es einfach nochmal sagen), aber Hoffenheim scheint seine Abgebrühtheit wiederzufinden, die ihnen die Bayern im Winter nach dem Aufstieg im letzten Spiel der Hinrunde mit Hilfe eines ihrer berühmten Last-Minute-Siege aus den Knochen geschossen hatten. Ende 2008. Ich erinnere mich noch an ein verbissenes Duell, nach dem die Hoffenheimer nie mehr sie selbst waren.

Am Sonntag dann noch ein Reisser von der Coleur Wolfsburg/Mainz und wieder eine spektakuläre und völlig unerwartete Heimniederlage für einen Spitzenverein. In Gladbach hatte wohl jemand unter der Woche ein Supersoldier-Serum erfunden und den Spielern dort verabreicht, allen voran Idrissou und Marco Reus. Wie die stellenweise das Star-Ensemble aus Leverkusen enthaupteten, war Comicbuch-reif. Leverkusen gab sich nicht auf, das musste man ihnen lassen und die Desorganisation war auch bei aller Liebe zur Häme nicht an Ballack festzumachen, aber der Gegner war an jenem Sonntag nicht nur Gladbach, sondern einfach übermächtig.

Auch Stuttgart 21 (wie der Verein sich jetzt nennt, um das Image des Tiefbahnhofs aufzupolieren) geriet am Sonntag unter die Abrissbirne des BVB und gehört mit Schalke jetzt zu den drei Vereinen, bei denen ich am dringensten noch Handlunsgbedarf auf dem Transfermarkt sehe. Da fehlt noch ein dritter Verein, ich weiß. Und zwar … (Spannungswirbel) ….der FC Bayern. Robben fällt die ganze Hinrunde aus, heisst es. Schlägt man jetzt mal nach, wie und ab wann in der letzten Saison am meisten Bewegung in das Offensivspiel der Bayern gekommen ist, war es nicht der Abgang von Luca Toni, sondern die stabilisierte Gesundheit von Robben nach der Hinrunde. Bayern braucht neben einem Demichelis-Ersatz auch noch einen offensiven Mittelfeldspieler, sag ich. Dafür kann dann auch Gomez gehen, dessen langes Elend ich bei aller grundsätzlichen Sympathie nicht mehr sehen kann.

Und ich kann viel sehen. Jetzt, wo ich das Bundesligapaket von Sky habe.

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Brenners Bundesliga 2010/2011 (1)

Spieltag 1: HD = Hässliche Details

Angefangen hat am Freitag alles mit einer herben Enttäuschung. Ehrlich, ich war so enttäuscht, ich hätte mir beinahe das Bayern-Spiel nicht angeschaut und ich glaube, was Martin Demichelis am Freitag gefühlt hat, ist ein Scheissdreck gegen meine Enttäuschung. Ich habe mir nämlich ein Sky-Bundesliga-Abonnement eingehandelt und genau so getimet, dass ich zum Bundesligastart den Decoder erhalte. Mit großer Begeisterung habe ich am Freitag dann auch die Post entgegen und alles in Betrieb genommen, nur hat sich herausgestellt, dass man mir die falsche Smartcard geschickt hat und deshalb Pustekuchen mit Spieltag 1 live im Fernsehen.

Immerhin übertrug die ARD ja das Bayernspiel und ein Beckmann ständig übers Maul fahrender Mehmet Scholl tröstete mich ein wenig. Das Spiel eigentlich auch, selbst wenn man anfangs der zweiten Hälfte nicht genau wusste, ob die Van-Gaal-Boys das mit heiler Haut überstehen würden. Der Stellungsfehler an sich, eine ganz besonders ausgiebig eingeübte Situation in der Bayern-Abwehr, funktionierte auch ohne gegnerischen Stürmers bestem Freund Demichelis. Oder wie Marcel Reif sagen würde: DemiTSCHelis. Dass am Ende wieder der Bayern-Dusel herbeizitiert wurde, lag einfach nur an der späten Uhrzeit des Tores, denn verdient war der Sieg trorz aller Unebenheiten dennoch. Sebastian Schweinsteiger bemerkte in einem Interview nach dem Spiel, dass er bei einer ähnlichen Situation vorher nicht „ganz durchgelaufen“ sei, aber dann bei dem Tor eben schon, was Mehmet Scholl zu tiefer Ehrfurcht hinriss: „Ein Spieler, der während eines Spiels dazulernt.“ Und was die Causa DeMitschelis angeht: lasst den Verblendeten gehen und woanders denken, er bereichere eine Viererkette mit seiner bloßen Anwesenheit.

Am Samstag aufgrund der Skydepression dann nur Sportschau, aber immerhin in HD, weil ja der Decoder sich das digitale Signal von ARD HD holen kann. Und dank HD endlich mal einen näheren Blick auf die weit verbreitete Fußballer-Akne genommen. Kann gut sein, dass ich bei zukünftigen Spieltagen vom Balkon aus fernsehschaue, um nicht diesem Detailterror ausgesetzt zu sein. Die roten Flecken auf den Trainergesichtern (allen voran der Riesenfleck, der Ralf Rangnicks Gesicht war) sehen ja aus wie Lebensmittelvergiftungen.

Apropos Ralf Rangnick. Ich sage: das war ein Ausrutscher von Hoffenheim und passiert so schnell nicht wieder. Aber das ist halt Fußball, da kannst du noch so mit Tabellenmittelfeld planen und dann hast du einmal einen schlechten Tag und spielst Bremen an die Wand. Thomas Schaaf hat müde gewirkt, aber verzeihend. Ich glaube, er sieht ein, dass die Hoffenheimer das nicht so gemeint haben. Schließlich haben sie ja eigentlich – besonders nach Eduardos Abgang – auch nicht die Mannschaft dafür.

St. Paulis Ersatztorwart Pliquett wird sich auch gefragt haben, was jetzt los ist. Schließlich ist der Underdog St. Pauli und wenn hier jemand verprügelt wird, dann doch bitte ein paar dieser aufgeblasenen HSV-Fans. Aber da hat er die Rechnung ohne den vermummten Hooligan gemacht, der ihn auf dem Hamburger Hauptbahnhof aus der Saison stiefeln wollte, obwohl er doch nicht mal gespielt hatte. Dabei gibt es keinen Grund zum Frust für Hamburg-Fans nach dem hervorragenden Sieg gegen Schalke. Und der einzige Grund, jemand bei St. Pauli zu verprügeln, wäre wenn man den Designer der golden-braunen Trikots ausfindig machen würde. Und den müsste man dann auch besser erwürgen. Versteht ihr den Witz? Ich gebe einen Tipp: großer Hit von den Stranglers. Na?

Das Problem mit diesen ersten Spieltagen ist ja immer, dass sie soviel über die Saison vorhersagen wie der Wahrsager morgens auf dem Vierten. Ausser ein paar lieblosen Prognosen geht da nichts, man kennt ja die Zukunft nicht. Klar haben sich Leverkusen und Hamburg durchaus konkurrenzfähig zum FC Bayern erwiesen und Bremen und Stuttgart den Auftakt verschlafen und klar präsentierten sich die Aufsteiger in einer Form, in der man sich den Klassenerhalt locker erspielen kann, aber wenn man sich mal die letzte Saison anschaut, sieht man, dass die Eulen nicht das sind, was sie zu sein scheinen, um es mal mit Twin Peaks zu sagen. Ein paar Mal gab es da allzu dominerende Mannschaften: Am Anfang war es der HSV, dann schien Leverkusen nicht mehr von Platz 1 weichen zu wollen. Dann hörte Schalke nicht mehr auf zu gewinnen und plötzlich holten Bremen und Stuttgart jedes Spiel, Leverkusen ging die Luft aus und Bayern wurde Meister. Und wie auch die Sache mit meinem Sky-Decoder zeigt: Der Fußball lässt sich nicht planen, ausser du bestichst den Schiedsrichter.

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Burnsters EM-Studio (Finale)

Auftritt: die Schönredner. Da ist von Kampf und tapferen Deutschen die Rede. Von einem Entgegenstemmen. Ich habe da ein anderes Spiel gesehen. Ich habe gesehen, wie eine scheinbar nicht ausreichend motivierte Finalmannschaft dem Ball hinterlief und sich selbst leid tat. Europameister in grausigen Eckstößen, unnötigen Ballverlusten und verlorenen Zweikämpfen im Mittelfeld sind wir geworden. Keine Ahnung wer die Typen waren, die gegen Portugal gewonnen haben.

Rumpelfußball’s coming home.

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Verfolgungswahn

Wir suchen niemals die Dinge, sondern das Suchen nach ihnen.
Blaise Pascal

Wir verfolgen das Endspiel. Danach verfolge ich den Plan, in ein Leben nach der WM einzudringen. Ein paar Drinks mehr und wir verfolgen Mädchen, die uns mit Hilfe der Polizei abhängen und uns unabsichtlich in eine Feier locken, aus der heraus ich eine Halbgöttin in Weiß verfolge und sie zurück bringe. Ein alter Song von Mary J. Blige folgt uns nach Hause und Dr. D. tanzt, wie wir es nicht für möglich gehalten haben. Erinnerungen aus dem hohen Norden und dem tiefen Süden folgen uns in den wüsten Osten und am Ende verfolgen wir dieselben Ideale wie gestern, aber dazwischen erfolgt jede Menge Spaß. Ciao, WM-Zeit, du wirst uns noch lange in unseren Erinnerungen an dieses Jahr verfolgen.

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Tensfelder gibt Gelb

Mein guter alter Freund Fons Tensfelder hat euch was zu sagen und ich könnte mich in den Arsch beissen, dass ich ihn nicht als regelmäßigen WM Kolumnisten angestellt habe. Na ja, er ist ja auch ausgeschämt teuer. Pro Artikel einen Kasten Kneitinger. Das würde sich läppern.

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Neunzehn

Ich wär gerne im Seehaus gewesen, hätte am Fuß der Statue mit einer Maß Bier gesessen, die Bayern Spieler eintrudeln sehen, sie die Meisterschaft feiern hören und dann das Münchner Mädchen geküsst, das ich dabei gehabt hätte. Das wäre meine Meisterfeier gewesen, wohnte ich noch in München.

Da ich seit längerem in Berlin wohne und damit auch mehr als im Einklang bin, sah meine Meisterschaftsfeier so aus: in der Fußballkneipe Staunen, dass keine Buhrufe zum FCB-Sieg kamen, dafür aber reichlich und im Akkord für Schalke. Meinen Pa angerufen, der sagte: „Erst sind wir Papst geworden, jetzt auch noch Meister.“ Danach ein klassisches Allnighter Vier-Bezirke-Saufen und am Ende eine rotz- und ich sage nochmal ROTZbesoffene Neofolkore Band irgendwo am Rosenthaler Platz. Zufällig versteht sich. Sonnenaufgang im Bergstüberl. Anything can happen anytime. Als 19facher Meister weiß ich das.

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Und jährlich grüßt das Murmeltier

Jetzt müssen wir (der FCB) also wieder Meister werden. Nahezu jedes Jahr die selbe Bürde. Und immer aus den gleichen Gründen. Wir verpennen die Championsleague, die Anderen verpennen die Deutsche Meisterschaft und ich verpenne es, mit meinem Ex-Mitbewohner auf die Meisterschaft zu wetten. Denn dann würden wir sie nicht gewinnen. Ganz sicher nicht. Was gibt es sonst Altbekanntes? Gladbach feuert einen Trainer, nämlich Dick Advocaat, und der wird sich bedanken: erst der Prestigeabfall vom Bondscoach zum Schmonzcoach, dann auch noch von den Krauts auf die Straße gesetzt werden. Na ja, selbst schuld wenn man als Holländer in Deutschland arbeitet. Da darf man nicht mit Almosen rechnen. Apropos Almosen, nicht genug, dass man Dortmund seit geraumer Zeit Geld in den unergründbaren, alles verschlingenden Schlund wirft, auch noch Punkte tragen die neuerdings davon. Man möchte fast glauben, der Hoyzer pfeift wieder. Und einer noch für Rudi Assauer: wer in der eigenen Veltins Arena absäuft, darf am Saisonende leider nicht zu tief ins Glas schauen.

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