Kurzkritik zu Dredd 3D

Schlicht der beste Actionfilm, den ich dieses Jahr gesehen habe. Zwar deutlich unhysterischer (und deshalb auch schwerer als Gesellschaftssatire auszuweisen) als der Dredd aus den 2000AD-Comics, dafür aber mit einer Dirty-Harry-Art, die dem Charakter absolut angemessen ist. Karl Urbans Kinn schauspielert um acht Klassen besser als der gesamte Sylvester Stallone in der völlig verdrehten Erstverfilmung und die Game-Of-Thrones-Königin Cersei (Lena Headey) gibt auch hier einen formidablen Bösewicht ab. Der Film selbst ist bewundernswert beklemmend und der einzige glaubwürdige Ausweg aus der klaustrophobischen Tristesse von Mega City 1 ist die Droge Slow-Mo, die das Motto „Genieße den Augenblick“ tödlich wörtlich nimmt. Und auch ob dieser Droge hat man endlich mal das Gefühl, dass 3D einem Film mehr nützt als schadet. Großartig!

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Kurzkritik zu Fraktus

Ich mag Studio Braun. Und ich verehre den konzentriert beiläufigen Sprachwitz von Jaques Palminger. Sein Segment mit Optikerfamilie/Fraktus II (Stichwort: „Kongozunge“, siehe unten) gehört jetzt schon in eine Ahnenreihe mit den besten Loriot- und Polt-Sketchen. Leider erschöpft sich der Spaß- und Neuigkeitswert des Films schon nach einer Stunde, vielleicht wird der Witz auch im Trailer schon ausreichend erklärt und es hätte keinen Film mehr gebraucht.

Die Mockumentary von den leicht verblödeten Technopionieren ist dann groß, wenn sie glaubhaft zwischenmenschlich ist und dann lapidar, wenn sie Inside-Schenkelklopfer aus der Musikbranche spendiert oder per wildgewordenem Dönerspieß auf Joko/Klaas-Niveau spaßschockiert. Rocko Schamoni ist trotz schönem Haar und einer sensationellen Leere im Blick erneut das schwächste schauspielerische Glied in der Kette, Palminger brilliert selbst im Hintergrund und Heinz Strunk spielt seine Rolle auf der linken Arschbacke nach Hause, als würde er es (wie sein Film-Ego) nur für’s Geld machen. Devid Striesow überspielt seine Rolle dafür ziemlich, so viel Tiefe fällt eher unangenehm auf.

Warum muss man Fraktus aber trotzdem sehen? Weil endlich mal wieder jemand eine deutsche Komödie gedreht hat, für die man sich nicht schämen muss, und in der nicht Matze Schweighöfer die Hauptrolle spielt. Und weil man für alles von Studio Braun viel Geld ausgeben sollte. Owweeeoo!!

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Kurzkritik zu Skyfall

Skyfall fängt berauschend an und serviert gleichzeitig mit Pokerface und angenehmer Ironiefreiheit seine zu erwartenden Stunts. Und noch übersieht man die ein oder andere flapsige Bond-Konvention, weil man sie Sam Mendes zunächst nicht zutraut. Aber der Hälfte, genauer gesagt ab Javier Bardem (alias Cesar Romero’s Joker, siehe Bild), driftet der Film aber dermaßen ins irrelevant Herkömmliche ab, dass man denkt, man sei in Cloud Atlas und grade habe wieder der Regisseur gewechselt.

Es wird so schnell so meta-albern, kalauernd und klischeetreibend, das hätte man sich mit keinem noch so hochmodernen Sony-Produkt der Welt ausrechnen können. Bis man sich dann von Plotloch zu Plotloch quälend langsam bis zum melodramatischen Ende durchgepattet hat, ist längst die Lust auf einen neuen Bond vergangen. Mag schon sein, dass Mendes uns lediglich den Dualismus zwischen der guten alten Zeit (dem Agentenfilm alter Schule) und der Allmachtsphantasie einer total kontrollierten Gegenwart (siehe Bourne & Co) einbläuen wollte, aber er hätte ja nicht gleich den ganzen zweiten Teil des Films dafür opfern müssen. Am Ende ist man – und man verzeihe wenigstens mir das altmodische und flapsige Wortspiel – eher erschüttert als gerührt von dem Nonsens.

Und vielleicht gehört auch das zu Sam Mendes‘ Retrospirenzien, aber das Frauenbild hat er bestenfalls einem Connery-Bond entnommen, siehe Frau fährt Außenspiegel ab, Frau muss man ins Lenkrad greifen, zu einer duschenden Frau steigt man ohne Ermunterung nackt in die Dusche, und Frau kann eh nicht schießen und gehört an den Sekretärinnen-Schreibtisch und nicht in den Außendienst.

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Kurzkritik zu Led Zeppelin – Celebration Day (Uraufführung Berlin)

Das Schlechte vorneweg: seelenloses Bühnenbild und nackiger Sound, vor allem für eine Band, die wie keine andere für röhrenwarmen Blueskrach der 70er steht. Ansonsten erstaunlich viel Liebe und Vertrauen auf der Bühne. Die Band steht so nah zusammen, als müsste sie auf der Bühne Fußballergebnisse austauschen, aber genau das macht es so schön kommunig.

Plant singt super, improvisiert geschmackvoll, Page sieht aus wie ein alternder, aber immer noch sexuell top im Saft stehender Baulöwe und bluest einen ins Rohr, als hätten sie ihn gerade aus dem Mississippi-Delta gefischt, John Paul Jones gentlemant sich an Bass und Keyboard fehlerfrei und wie das gute Gewissen der Band durch den Abend und Jason Bonham ist eben kein Bonzo. Er sieht aus wie der entfernte Cousin aus Eggenfelden, der beim Zoll arbeitet und seine Abende beim Eisstockschießvereinsstammtisch absitzt und er hat nicht auch nicht wie sein Vater eine Magnum-Flasche Schnaps neben dem Drumkit stehen, was meiner Meinung nach das zurückgelehnte Spiel vom Papa erklärt. Außerdem sieht er selbst mit einer Generation Rückstand fast älter als der Rest der Band aus. Gut getrommelt hat er trotzdem.

Über die Songauswahl zu debattieren ist ja leidig, und welcher Musiker entspannt sich nicht gerne mal bei einer halben Stunde „Dazed & Confused“. Das hat schon alles gepasst mit den Hits und den Mucker-Stücken. Es ist ja eh erstaunlich, wie sperrig diese Band ihre sehr guten Kompositionen doch oft rüberbringt und wie unverhältnismäßig exakt sie dennoch auch heute noch einen Massengeschmack treffen. Für mich war das auch deswegen ein sehr schöner Abend, weil ich auf der Großleinwand Jimmy Page mal wirklich auf die Finger schauen konnte und sehen, dass er zwar kein Houdini, aber ein verdammt, verdammt guter (und immmer noch sehr schneller) Bluesgitarist ist, an dem ich mir gerne weiterhin ein Beispiel nehme, auch was die Altersfrisur betrifft.

Und es war sehr schön, im Anschluss John Paul Jones im Gespräch mit Alan Bangs (dessen Outfit: weniger schön) zu erleben, weil er wirklich so ein feinsinniger und höflicher Mensch ist, also Jones nicht Bangs. Gelungener Abend oder wie mein Vater, der im Geiste immer neben mir saß, sagen würde: „San scho guat, die Led Zeppelins.“

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Kurzkritiken zu Looper, Dark Shadows, Snow White And The Huntsman, Men In Black 3

LOOPER
Zeitreise-Sci-Fi-Noir-Nerdstückwerk ohne Charaktertiefe und hohem Anbiederungswert bei Remake-, Reboot- und Comicverfilmungsübersättigten inklusive dem ein oder anderen massiven Zugeständnis an Die-Hard-Bruce-Willis-Fans (Knarren, Explosionen, One-Man-Army und so). Im Prinzip ein guter Film, der bei mir nicht die erwünschten Zeitreiseparadoxonfragen hinterlässt, sondern zwei andere: 1. Warum werden neuerdings dauernd kleine Kinder in Filmen umgebracht? und 2. Was zur Hölle ist mit Joseph Gordon-Levitts Gesicht los?

DARK SHADOWS
Sehr amüsante, wenn auch etwas zusammengeschusterte Gruselette, die anfangs eher auf subtilen Humor setzt, bevor sie ab der Mitte unnötig albern, kitschig, brutal und damit überhaupt nicht mehr subtil ist. Fühlt sich stellenweise ein bisschen so an wie „Der Tod steht ihr gut“, erreicht aber nie dessen Gemeinheit. Wunderschönes bleiches Mädchen, diese Bella Heathcote. Und das als Australierin.

SNOW WHITE AND THE HUNTSMAN
Der reinste CGI-Swinger-Club und deshalb trotz dünner Handlung feist anzuschauen. Chris Hemsworth gekonnt hemdsärmelig, Charlize Theron herrlich herrisch und Kristen Stewart eine glatte Null auf der Charaktertiefenskala. Letztlich nicht mehr als eine Fingerübung im neogrimmigen Effektkino.

MEN IN BLACK 3
Alleine wegen Michael Stuhlbarg (der geniale Arnold Rothstein aus „Boardwalk Empire“) sehenswert. Josh Brolin und sein altes Ego Tommy Lee Jones ergänzen sich perfekt in der Ahnentafel der Agentengrantler, während Scientology-Opfer Will Smith den Film nicht weiter daran hindert, lustig zu sein. Auch Jemaine Clement (Flight Of The Conchords) liefert einen gutturalen Superjob als Boris The Animal („It’s just Boris!!“) ab. Sehr spaßiges Ensemblekino.

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Kurzkritiken zu The Cabin In The Woods, Hunger Games, The Raid: Redemption

The Cabin In The Woods:
Drew Goddard und Joss Whedon nehmen eine absurde Idee für einen Meta-Horrorfilm und gehen mit ihr den ganzen langen Weg bis zum Ende. Brutal lustig, bizarr und herzlich – eine Perle.

Hunger Games:
Gary Ross nimmt eine geklaute (Battle Royal) Idee und geht mit ihr ebenfalls den ganzen langen Weg bis zum Ende. Und auf dem langweilt man sich ab der Mitte beinahe zu Tode.

The Raid: Redemption:
Der indonesische Action-Splatscher braucht überhaupt keine Idee und choreographiert und parodiert sich in ausufernder Gewalt den ganzen langen Weg bis zum Filmende durchgehend selbst. Das knackt!

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Kurzkritik zu Prometheus

Kulissen für die Ewigkeit, Logikkrater noch und nöcher, ein überzuckertes Ende, und die dümmste Raumschiffcrew, die es jemals durch den interstellaren Zoll geschafft hat. Die Streihanseln auf der Nostromo damals waren Preußische Beamte dagegen. Typisch für ein Drehbuch von Lindelof („Lost) ist das Aufwerfen von mehr Fragen, als man selbst jemals zum Alien-Mythos hatte und die absolut frustrierende Weigerung, auch nur eine davon zu beantworten. Am Ende weiß man nichts, aber doch mehr, als man jemals über die Entstehung der Xenomorphen wissen wollte. Und der Android (an sich gut gespielt vom Fassbender) ist ein offensichtlicherer Falschspieler als Horst Seehofer. Der Film hat trotzdem soviele zünftige Optiken, das man ihn sich unbedingt anschauen sollte.

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Kurzkritik zu The Dark Knight Rises

„This is a stock exchange. There’s no money for you to steal.“
„Then what are you people doing here?“

Bevor ich jetzt die Mängelliste anbringe, will ich vorausschicken, dass ich mich großartig unterhalten habe und dass ich Christopher Nolan als Revisionär des Superheldenkinos auch nach diesem Film hoch ansehe. Und jetzt ist aber auch wieder gut mit dem Ultrarealismus seiner Batman-Filme. Man muss ja nicht gleich wieder zurück zur tragikomischen Gothik eines Tim Burton (geschweige denn zum Edel-Trash eines Joel Schumachers), aber ein bisschen mehr Nacht und Mystik tun der Figur jetzt sicher wieder gut.

Genau wie einfachere Plots. Denn letztlich läuft die vollkommen zerfahrene Handlung lediglich auf den üblichen Rache- und Vergebungskonflikt hinaus, da hätte es keine Verwicklungen gebraucht, die man in der Regel in 12 Folgen The Wire erzählt. Am Ende geht’s ja doch nur wieder um eine Atombombe.

Die Figuren gestalten also den Film: Hardys Bane ist ein harter Typ (auch ohne das Venom) mit einer nicht immer ganz leicht zu dechiffrierenden Phonetik (nach den ersten Screenings sogar noch überarbeitet worden), aber er ist eben auch kein Joker, dessen puristische Lust an der Bösartigkeit ganz ohne Masterplan auskam. Anne Hathaway spielt eine gute Selina Kyle (Catwoman) und sieht wider Erwarten nicht albern in ihrem Kostüm aus. Christian Bale, seit jeher mimischer Schwachpunkt der Reihe, zieht endlich alle vorhandenen Register und Gary Oldman ist nach wie vor der fleischgewordene Gordon, als ob er direkt aus einem Loeb & Sale-Batman herausgesprungen wäre. Nichts gegen Joseph Gordon-Levitt, aber seine Rolle ist so sehr auf eine einzige Schlusspointe ausgelegt, dass man sie samt der Pointe auch hätte weglassen können. Ähnliches gilt in abgeschwächter Form auch für die Cotillard.

Der einen Tick zu bedeutungsschwangere Soundtrack von Hans Zimmer ist erneut eine Stimmungskanone, auch wenn er manchmal sogar den einen oder anderen Dialog verschluckt. Der Film ist monströs groß, breit und lang, so dass er zuviel mit Pseudo-Intellekt verknüpft, um ihn gar nicht zu mögen. Für die Batman-Geeks gibt’s ein paar nette Anspielungen an das Comicuniversum (Killercroc, Knightfall, Thalia Al Ghul, Lazarus Pit etc.), aber über Nolans Version von Robin müssen wir nochmal reden. Manchmal erscheint der Film zu absichtlich wie eine Meditation über Bankenkrise, Occupy-Dings und die Auflösungserscheinungen der Zivilgesellschaft, aber das drängt sich nicht unangenehm in den Vordergrund. Wenn man ein bisschen den Schwamm über die unnötig komplexe Struktur (hinter der sich eigentlich nichts verbirgt) und diverse Risse in der Logik macht, dann ist das ein okayer Abschluss für eine jetzt schon legendäre Trilogie.

Für die Erbsenzähler in Sachen Plotlöcher ist das hier der richtige Artikel. Aber Achtung, der spoilert gewaltig und kann einem auch ansonsten die Lust an dem Film verderben, wenn auch fast jeder Einwand seine Berechtigung hat (v.a. die Frage, ob Batman neuerdings Street Artist ist)

NACHTRAG: Und hier mal ein Beispiel für eine Überinterpretation. Das ist das Schlimme an der ZEIT: sie kann nicht einfach einen Film rezensieren, sie muss gleich eine völlig überinterpretierte Zeitgeist-Groteske draus stricken. (Noch schlimmer ist nur der Spiegel, der was von Helden in Strumpfhosen faselt.)

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Kurzkritiken zu 13 Assassins, 21 Jump Street, Wrath Of The Titans, Iron Sky

13 Assassins:
Zahm für Miike-Verhältnisse, aber immer noch brutal. Die Charaktere sind für einen Rachethriller fast liebenswert kauzig, wenn auch zunächst schwer zu unterscheiden wegen dem einheitlichen Samurai-Schnitt. Keine Synchro, sondern Untertitel, was dem Film gut tut. Der halbe Film besteht aus dem Endkampf. Freude.

21 Jump Street:
Nicht, dass die Originalserie jetzt Hochkultur gewesen wäre, aber die pubertäre Scheiße die man jetzt draus gemacht hat, braucht auch kein Mensch. Und diese Meta-Witzchen über Remakes in Remakes noch weniger.

Wrath Of The Titans:
Furchtbarer Schnitt. Dass ich nicht eingeschlafen bin, ist dem völlig arhythmischen Timing geschuldet. Der Vorgänger war schon keine Leuchte, aber hier geht endgültig das Licht im Tartarus aus.

Iron Sky:
Hat mich die ganze Zeit an Bully Herbigs „Traumschiff Surprise“ erinnert.

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Kurzkritik zu The Amazing Spider-Man

Anfangs dank der Hauptdarsteller Stone/Garfield noch ganz erträgliche Spidey-Schmonzette, die sich ab der Hälfte mit einem 0815-Bösewicht (schwach: Rhys Ifans), einer erzdrögen Handlung (warum in Gottes Namen schon wieder die ganze Mythologie aufrollen) und einer Überdosis Kitsch ihr eigenes Grab schaufelt. Und James Horner erledigt hier einen dermaßen schlechten Job beim Soundtrack, dass ich das erste Mal in meinem Leben von einer Filmmusik mehr genervt bin als vom eigentlichen Film. Trotz der schön inszenierten Akrobatik also eine herbe Bauchlandung für Regisseur Mark Webb, dessen Handschrift (vgl. 500 Days Of Summer) farblos bis nicht vorhanden ist, um’s mal mit Monaco Franze zu sagen.

NACHTRAG: Und warum ist Peter Parker in jedem Spider-Man-Film so eine betonte Heulsuse statt ein schlagfertiger, ironischer Typ. Es geht doch auch beides, sieht man bei mir. Und warum reisst er sich (auch schon bei Raimi) ständig seine Maske vom Kopf? Batman macht das doch auch nicht.

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