Ich weiß nicht so recht, was ich zu dem Film sagen soll. Berührt hat er mich nicht, gefallen hat er mir schon. Die Biografie der Blanchett-Figur ist ziemlich stereotyp (aber toll mit dem elitärranzigen Alec Baldwin ausgestattet), aber wie sie die Figur mit Leben (und Stoli) befüllt, ist ja die eigentliche Hauptattraktion. Sie spielt immer hart an der Grenze zur Farce oder Parodie aber durch den Zoll geht sie nicht. Sie bleibt eine echte Figur, wenn man mir das Paradoxon durchgehen lässt. Man kann sich noch über die sehr amüsanten Nebenrollen von Louis CK und Michael Stuhlbarg freuen, und wenn man eh schon bei Boardwalk Empire ist, über das Temperament von Bobby Cannavale, aber ansonsten ist das ein Cate-Blanchett-Fahrzeug mit 300 PS.
Kurzkritiken
Kurzkritiken zu Captain Phillips, V/H/S 2, The Way Way Back
CAPTAIN PHILLIPS:
Ich schätze, wenn man Tom Hanks nachts auf die Schulter tippt und ihm ein Stichwort gibt, steht er auf und schauspielert bis man ihn aufweckt. Guter Film ansonsten – so stelle ich mir eigentlich einen modernen Die Hard vor, also John McClane mit Zeitgeist und Fingerspitzengefühl. Prozedur gegen das echte Leben lautet meine Quintessenz, kann aber auch sein, dass die Amis hier nur wieder ihre Navy loben. Als Europäer sieht man ja nur, was man sehen will.
V/H/S 2
Assoziation: Wären wir noch in den Achtzigern, wäre das eine innovative und lustige Parodie auf „Gesichter des Todes“ und so Snuff-Müll. Weil wir aber schon viel später haben, kann ich keine Found-Footage-Sachen mehr sehen. Der Gore ist mir auch zuwider, von der Kameraführung wird mir schlecht und Ironie ist kein ausschlaggebendes Stilmittel mehr für mich.
THE WAY WAY BACK
Ich war nah am Greinen, weil mich der Film schmerzlich daran erinnert hat, dass ich auch heute noch die Welt in „Wir“ gegen „Erwachsene“ unterteile. Klar umrissenes Coming-Of-Age-Szenario, der uralte Kampf, aber mit der ruhigen Hand, ohne hysterische Romcom-Dialoge, die Atmosphäre wird ergo nicht dem fetzigen One-Liner geopfert. Alles mit Gemach. Die Eltern und Erziehungsberechtigen sind ausschließlich mit sich selbst beschäftigt, die Kinder können sich gehackt legen. Erwachsene“ sind doof. Ewiglich und weltweit.
Kurzkritiken zu Hobbit: The Desaulation Of Smaug, Elysium, You’re Next, Warm Bodies, Berberian Sound Studio, Bunny and the Bull
The Hobbit: The Desaulation Of Smaug
Ah, die Erlösung: Kein 3D, kein High Frame (sprich: Lindenstraße-Auflösung) und ich bin auch nicht während des Films eingeschlafen. Vielleicht gibt es da ja einen Zusammenhang. Ich kann aber nur empfehlen, den Film ohne den Schnickschnack anzuschauen, so ist er deutlich eintauchbarer. Inhaltlich bleibt er natürlich bei aller aufziehenden Mordor-Spirenzien ein Märchen, aber er ist im Gegensatz zu Teil eins kurzweilig und freudvoll, besonders dann, wenn er ein bisschen finsterer wird. Smaug ist jetzt nicht der gruseligste Drache aller Zeiten, aber mit Sicherheit ein würdiger Main Eventer.
Elysium:
Man könnte ja meinen, dass bei der simplen Prämisse „unterdrücktes Erdghetto-Prekariat will rauf zu den despotischen oberen Zehntausend“ noch irgendein Twist erfolgt, aber stattdessen wird wilder um sich geschossen wie im Wedding an Silvester und Matt Damon wirkt, als wär ihm die Rolle als hemdsärmelig todgeweihter Heilsbringer selbst ein wenig peinlich. Nach dem durchaus fetzigen District 9 ein ziemlicher Abstieg aus dem siebten Regiehimmel für Neill Blomkamp. Holzhammer-SciFi-Fabel.
You’re Next:
Dummer, dummer und logisch gesehen (aber ja doch) völlig überflüssig brutaler Film, der sich im ersten Drittel lediglich durch eine interessante Ästhetik interessant macht, dann aber in einen erzprimitiven Slasher ausartet, dessen ach so krasse Wendungen selbst Jason Vorhees vorhersagen hätte können.
Warm Bodies:
Eine Zomcom ( = romantic Zombie Comedy), die sogar einigermaßen originell und putzig sein könnte, lebten wir nicht im Zeitalter der redundanten Zombieinvasionen. Herr, wirf Brains vom Himmel.
Berberian Sound System:
Schöne Giallo-Hommage aus dem Tontechniker-Milieu mit cool schmierigen Italienern und Toby Jones als verklemmten britischen Knöpfchendreher mit Mami-Issues. Letztlich dann aber auch zu bemüht suggestiv, ohne echte Pointe und leider, leider auch etwas fad.
Bunny And The Bull:
Hab ich nur gekauft, weil meine Mighty Boosh-Jungs da mitspielen. Das sind leider auch die einzigen Glanzlichter dieser zwanghaft surrealen Kumpelskomödie. Gutes Beispiel dafür, dass der lakonische britische BBC3-Humor auch nach hinten losgehen kann, wenn es keine Chemie zwischen den Protagonisten gibt. Für Insider: Mighty Boosh always wins. Flighty Zeus not so much.
Kurzkritiken zu Inside Llewyn Davis & The World’s End
INSIDE LLEWYN DAVIS
So verträglich und eng, ja geradezu von Geilheit aufeinander geprägt, habe ich Kunstkino und Kommerzkomödie noch nie gesehen. Musik, Witz, Knopflochtränen, Justin Timberlake und Zeitgeschichte – alles aus einem Guss. Melanchomödischer Kostümfilm mit Folk. Lediglich die Bob Dylan-Pointe am Ende ist aus meiner Sicht ein wenig vorhersehbar, drückt sie doch nur das aus, was ich eh schon den ganzen Film lang denke: Hätte der Robert Zimmerman nur ähnlich gut singen und Gitarre spielen können wie Oscar Isaac, er wäre garantiert nie so erfolgreich geworden.
THE WORLD’S END
Das Gegenteil vom obigen Film: laut, prollig, unausgewogen, unterentwickelt und ab der Körperfresser-Phase sogar noch langweilig. Wenn man überhaupt von rausreißen sprechen knn, reißen es noch am ehesten Martin Freeman und Rosemund Pike und die amüsante erste halbe Stunde heraus. Ein Film, den ich mit 16 gut gefunden hätte, aber mit 16 war ich auch überwiegend ein Depp.
Kurzkritik zu Thor – The Dark World
Mir reichts eigentlich langsam mit der Leinwand-Version des Marvelversums. Avengers war gut, die Einzelfilme (mit Ausnahme des ersten Iron Mans) eher laut und unmythisch hingefetzt. Nur weil man ein paar selbstironische Pointen und ein sich herfrotzelndes Ensemble einbaut, wird noch kein Joss Whedon draus, Kevin Feige.
Der zweite Thor ist wie eine überlange Folge von Star Trek: The Next Generation, nur ohne Professor X, oder wie der Kapitän nochmal hieß. Ich finde eh, dass der sich in tadelloser Form befindende aber auch nicht den Film rettende Tom Hiddleston (Loki) was von einem jungen Data hat. Also Evil Data, um genau zu sein.
Der Plot ist sowieso völlig hanebüchen und selbst Michael Frontzek hätte einen passableren Bösewich abgegeben als dieser einem missglückten Make-Up-Test für den Hobbit entflohene Malekith (The Accursed, gähn). Die Chemie zwischen Chris Hemsworth und Natalie Portman verdient noch nicht einmal diesen Begriff, den verdient schon eher Natalie Portmans eisernes Make-Up, das letztlich mehr nach Maske aussieht als die von Malekith (The Accursed, gähn). Das Cap-Cameo war mein Highlight des Films, wenn man von Heimdalls Stringer-Bell-Mimik mal absieht. Einmal Wire, immer Wire.
Kurzkritik zu Resolution
Ein Film, der quasi nur aus Foreshadowing besteht, wie der native Englischsprecher sagt. Wäre in der nächsten Inkarnation möglicherweise schon wieder gelutscht, der Drohkulissendrops, aber beim ersten Mal hats auf schöne Weise weh getan. Neben Conjuring der beste Horrorfilm in dem Jahr.
Kurzkritiken zu Gravity, This Is The End, Mama, Fast & Furious 6, Room 237, Through The Never
Gravity:
Die BR Space Night als Beklemmungshorror. Das fängt so unglaublich schmuck und originell an, dass man schnell der Mär vom Film des Jahres glauben mag. Dann aber kommt Sandra Bullock. Und Sandra Bullock. Und dann nochmal Sandra Bullock. Und Sandra Bullock überschauspielt auf eine betont unterspielte Weise eine Storyline, die aus der angeblich von der Protagonistin so wertgeschätzen Stille im Vakuum eine vor lauter Rührseligkeits-Metaphern schreiende Schmonzette macht. Die den Film letztlich bei flammendem Eintritt in die Pathosphäre in den Sand setzt.
This Is The End:
Ja, schon ganz lustig. Mindestens bis Michael Cera stirbt und noch ein bisschen darüber hinaus. Oh, Spoiler, Verzeihung. Dann geht der Film den unterirdischen Weg aller amerikanischen Buddy-Filme der Neuzeit. Den Penis- und Analweg.
Mama:
Die erste Hälfte ist gut, weil die Kinder das ganz ordentlich spielen mit der Verstörung, aber dann wird es mir im wahrsten Sinne des Wortes zu fantastisch. Mal was Generelles: Ich verstehe, warum man Kindern tragende Rollen in Horrorfilmen gibt, das erreicht einen auf verschiedenen unangenehmen Ebenen, aber ich fühle mich dabei missbraucht und manipuliert. Ich will das nicht.
Fast & Furious 6:
Na ja, es ist wie immer bei der Fast-Reihe. Man fängt an zu schauen und denkt: Ah, tüchtiger Sprung mit Autos, aber nach einer halben Stunde fragt man sich, was man da eigentlich anschaut. Vin Diesel ist unfreiwillig komisch, dachte ich bisher. Kann aber auch sein, dass er das absichtlich ist, mit seinem Faltkinn.
Room 237:
So großartig die Idee, ein paar Kubrick-Wahnsinnige „The Shining“ zerlegen zu lassen und so ansteckend manche Verschwörungstheorie auch ist, so fad ist der Film als Gesamtmontage aus Kubrick-Szenen ohne Bilder der Sprecher, die dadurch meistens nur anhand ihrer kruden Theorien zu unterscheiden sind. Ausgezeichnet sind die Szenen um Tod und Teufel aus den alten Stummfilmen und die Übereinanderlegung von Shining vorwärts und Shining rückwärts. Insgeheim aber langatmiger als 2001 und ohne jeden Spannungsbogen. Dennoch: Wer aus dem Film rausgeht, ohne sofort eine Kubrickbox zu bestellen, besitzt ein hohes Maß an Selbstdiszplin.
Through The Never:
An sich ja ein schöner und IMAX-kompatibler Konzertfilm, bei dem mir Lars Ulrich das erste Mal in der langen medialen Geschichte von Metallica sympathischer ist als der affektierte Yeah-e-yeah-Proll Hetfield. Die Inszenierung der postapokalyptischen Rahmenhandlung ist auch okay, die Geschichte selbst lächerlicher als jedes Ugly-Kid-Joe-Video. Ebenfalls schwer zu verzeihen: Das Weglassen der zweiten Hälfte von „Battery“. Und dann noch als Randnotiz: Wenn man sich Metallica so anschaut, ist es schwer sich vorzustellen, dass dieses neureiche Metal-Proletariat vor ein paar Jahrzehnten geradezu bachartige Epen wie „Master Of Puppets“ und „…And Justice For All“ geschrieben haben soll. Aber das war wohl so, und diese Songs halten jedem Jahrzehnt, jedem Trend und jedem Vergleich stand. Vermutlich für immer.
Kurzkritiken zu The Conjuring und Trance
The Conjuring:
Blitzsauberer Haunted-House-Schocker mit Ghostbuster-Hausbesuch, was verhindert, dass man sich ausschließlich mit der neurotischen Familie auseinandersetzen muss. Man mag die Spukgeschichte und Effekte für Klischees halten, aber liest man mal die Biografie der Warrens (die Ermittler) oder das Buch zum Amityville Horrorhaus, erkennt man die relativ starre Regelhaftigkeit von dämonischem Verhalten, das von den meisten Filmen von Poltergeist bis hin zum Exorzisten stets aus der „realen“ Welt übernommen ist. Ich rede zum Beispiel von dumpfen Schlägen, Levitation oder Türen, die sich von selbst öffnen und schließen. Die echte Annabelle-Puppe sieht im übrigen viel furchteinflößender aus als die Chuckybraut im Film.
Trance:
Wirrer Plot zum Zweck, einen wirren Plot zu haben. Trotz guter Schauspieler, neogotischer Hochglanzpolitur und Intimrasur alles andere als ein hypnotisierender Film. Außer der Subtext war: esst mehr Brioche, dann hat er funkioniert. Mmmmh, sanftes Brioche. Besonders clever, weil im Film kein einziges Mal Brioche vorkommt. Sehen Sie, was ich hier grade gemacht habe? Wirrer Plot zum Zwecke eines wirren Plots.
Kurzkritik zu The Wolverine
Ich hab Schlimmstes befürchtet, nachdem Darren Aronofsky das Regie-Handtuch geworfen hat, aber man kann sich das Ergebnis schon noch anschauen. Mangold erteilt dem teils hanebüchenen Skript eine kleine Noir-Lektion in den ersten zwei Dritteln des Films, die zwar recht erzwungen, aber immerhin mal was anderes ist, aber am Schluss bricht das Konstrukt unter einer Wagenladung schlechter Action-Clownereien zusammen und wir sind wieder da, wo wir zuletzt mit „X-Men Origins: Wolverine“ waren. Fazit: Für Claw-Hard-Logan-Fans eh ein Muss, alle anderen: Snikt it!
Kurzkritik zu Pacific Rim
Das ist der neue „Starship Troopers“!