Kurzkritik zu Man Of Steel

Das ist der beste Superman-Film (Serien eingeschlossen) aller Zeiten. Es gibt beinahe gar keinen Grund zum Nörgeln. Nolans Drehbuch-Spezi David S. Goyer hat genau wie bei Dark Knight Rises hier nicht seinen besten Tag, aber man kann an eine dermaßen überhöhte Figur wie den fliegenden Mann aus Stahl auch keine Gereimtheitsansprüche wie an Batman oder Prometheus legen und am Ende ist das MoS-Skript sogar noch schlüssiger als die beiden genannten.

Jetzt aber zum Positiven. Nolans Regie-Spezi Zack Snyder hat einen verdammt guten Tag und ich eh keine Sekunde an ihm gezweifelt, denn ich bin auch einer der drei Leute, die Sucker Punch nicht so schlecht fanden. Snyders Hauptanliegen ist offenbar, diese immensen Superkräfte in einen physikalischen Kontext mit der Welt, in der wir leben, zu bringen, das war wahrscheinlich mit „realistischer Ansatz“ gemeint.
Das gelingt mit durchschlagendem Erfolg. Durschlagend ist wörtlich zu verstehen, denn zum einen wird hier ein Zerstörungsniveau erreicht, wie man es aus Emmerich-Filmen kennt, zum anderen wird „andere Leute durch Häuser hindurch boxen“ zum Volkssport erhoben.

Der krypt(on)ische Prolog lässt die letzten drei Star-Wars-Filme in Sachen Special Effects vor Neid im Grab grün werden und die hemdsärmelige Moral von der überzüchteten Gesellschaft erhält durch Russell Crowe die notwendige Gravitas, um nicht zum Klischee zu erstarren. Ansonsten ein 2,5-stündiges Spektakulum Magnum mit einem äußerst bodenständigen (haha) Henry Cavill einer sympathisch schweinsnasigen Amy Adams, einem Boardwalk-bewährt manischen Michael Shannon, einem tatsächlich herzerwärmenden Kevin Costner und – als Bonus-Bossgegner – einer beinahe ikonischen Aliengangsterbraut in Antje Traue. Selbst das fadeste Element an Reboots, die Entstehungsgeschichte der Superhelden, wird zeitsparend in nonlinearen Rückblenden abgefrühstückt und steht der Breitbanddestruktion nicht im Weg herum. Ein Blockbuster im wahrsten Sinne des Wortes – frag mal das Bauamt von Metropolis.

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Kurzkritik zu Spring Breakers, Side Effects, Oh Boy

SPRING BREAKERS:
Eine einzige lange Montage aus rauschhaften Urlaubsbildern und modernem R’n’B, die sich aber sowas von gewaschen hat. Hochglanzdekadenz ohne einen Funken Sympathie für die Protagonisten. Ich sag das selten über einen Film, aber der ist unvergesslich. Die Eröffnungssequenz ist ein Biest (Dubstep-Faust aufs betrogene Auge: Skrillex – Scary Monsters and Nice Sprites) und James Franco ist ein Manischer, der einen Verrückten spielt und dabei erschreckend „street wise“ wirkt für einen weißen Hollywood-Schauspieler. Eigentlich ist Spring Breakers ein Horrorfilm, denn durch ihn ist mir bewusst geworden, dass die Feierkultur der Neunziger langsam vom Eskapismus zu einer Sache auf Leben und Tod verroht. Irgendwann wird man sagen: junge Leute, ihre krankhafte Angst etwas zu verpassen und ihre Musik Anfang diesen Jahrtausends wurden selten besser dargestellt. Und ob es die willentliche Selbstabschraubung des Disney-Heiligenscheins der Damen Hudgens und Gomez ist, oder ob sie bloß ihrem (sich in die Tasche feixenden) Regisseur zugehört haben, wird vielleicht auf ewig das Geheimnis dieses Films bleiben. Genauso die Frage, ob er nun ultrakonservativ oder ultraliberal ist, oder einfach nur ganz nihilistisch vor sich hin provozieren möchte. Dieses Mysterium macht ihn aus.

SIDE EFFECTS:
Eine Weile schaut man dem unmunteren Treiben zu, in der Hoffnung, dass noch etwas Überraschendes passiert. Überraschend ist dann aber nur, dass die letzten zwanzig Minuten in Basic-Instinct-artige Erheischungsphantasien abdriften und damit dem Film die hart erkämpfte Seriosität nehmen. Und hätte ich noch fünf Minuten länger das trübe Geschau von Rooney Mara ertragen müssen, ich wäre freiwillig in die Geschlossene gegangen.

OH BOY:
Ein Berlinfilm wie vom jungen (na ja, jung war der ja nie) Woody Allen. Zumindest zwei Drittel davon. Dann wird er deutsch und das bedeutet wie immer nichts Gutes. Tom Schilling ist gut, wirklich gut, in der Rolle.

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Kurzkritik zu Star Trek Into Darkness

Ich weiß nicht, ob ich ein Trekkie bin, aber ich kenne zumindest alle Filme, alle Originalfolgen, alle Next-Generation-Episoden und jede Schiebetür auf Deep Space Nine (Ich liebe es!). Ich habe mir noch während meines Studiums vorgestellt, meine Wohnung ist ein Raumschiff, mein Auto ein Shuttle und statt auf der Uni bin ich auf der Starfleet Academy.

Trekkie oder nicht, ich lasse mich nicht abspeisen von J.J. Abrams und Damon Lindelof. Nicht abspeisen mit wirren Handlungssträngen, brachialer Effektgewalt und lieblosen Anspielungen ans „alte“ Universum, um auf billige Weise dem Vorwurf zu entschlüpfen, den Kanon nicht zu ehren. Und ehren du ihn nicht tust, J.J. Abrams, zukünftiger Star-Wars-Regisseur. Es fehlt die Wärme, die philosophische Grundlage, der Gene-Roddenberry-Funke springt nicht über, auch wenn ich nicht genau beschreiben kann, wie der aussieht. Vielleicht bin ich auch nur das alte romantische Eisen, dem man sich bei dem Reboot entledigen wollte.

Nach anfänglichem Verdruss: Ich sehe auch nicht gänzlich schwarz für Star Wars, denn es ist ja doch etwas gut an den neuen Star-Trek-Inkarnationen: Dialog und Charaktere sind kein lästiges Beiwerk, im Gegenteil, selbst die Nebencharaktere bekommen Platz und genügend Sätze, um ein Leben nach dem Spezialeffekt zu entwickeln.

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Kurzkritik zu Iron Man 3

(milde Spoiler am Horizont)

Robert Downey jr. ist ein Superheld. Ein Superheld bringt Übermenschliches zustande. In diesem Falle diese Strickliesl von einer Handlung zu einem abendfüllenden und in der ersten Hälfte sogar erfüllenden Spielfilm zu erheben. Warum sind eigentlich die meisten Superheldenfilme so zugeschissen mit Storylines, Gegnern und aufsehenerregenden „Das war noch nie da“-Momenten, dass sie ab der Hälfte in sich selbst zusammenbrechen?

Und wenn Tony Stark auf Knopfdruck (wahrscheinlich über Amazon Prime) eine ganze Armee von Iron Men bestellen kann, warum treibt er sich dann den ganzen Film über in Zivil auf der Suche nach Strom in Tennessee rum? Und was war mit dem Schluss los? Hat euch (Black/Pearce) der Studioboss einfach den Stift aus der Hand genommen und sein eigenes Ende reingeschrieben, um einen möglichen Anschluss an Avengers 2 oder Iron Man 4 (mit Joseph Gordon-Levitt in der Hauptrolle) zu garantieren?

Komischerweise regen sich die meisten Comicfans nicht über das grätzige Drehbuch, sondern über die Filmwerdung des Mandarin auf, dabei ist diese Wendung die einzig nicht zu vorhersehende im Film. Wer sich übrigens am Ende fragt, ob er wegen der langen Laufzeit die entscheidende Stelle verschlafen hat, in der Guy Pearce seine exakte Motivation erklärt, dem sei gesagt: nein. Fazit: Ein gut gelungener schlechter Superheldenfilm, über dessen gigantische Zuschauermengen sich man vor allem in Ingolstadt freuen dürfte.

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Kurzkritik zu Killing Them Softly

Der Holzhammer kommt down hard, was die Parallelisierung von Finanzkrise und Sinnkrise der Unterwelt (und ist das nicht eh dasselbe?) betrifft. Tony Soprano und der Typ aus Fight Club spielen sich einen Wolf.

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Kurzkritiken zu Flight, Zero Dark Thirty, Argo, The Awakening

FLIGHT
Leaving Las Vegas auf dem Luftweg. Penetrant rührseliges Säuferdrama, das Denzel Washington zum Glück ziemlich trocken runterspielt.

ZERO DARK THIRTY
Ekliger Film, der zeigt, dass Folter was für coole Typen ist und zudem Resultate bringt, wenn man dazwischen mal eine Kippe springen lässt. Bigelows schlechtester Film und das nicht nur, weil er faschistoid ist.

ARGO
Ein wesentlich besserer Propagandafilm als Zero Dark Thirty, der originalgetreue Ausstattung der späten 70er/ frühen 80er zur Kunstform erhebt. Nicht besonders spannend, aber bei aller (gewollten) politischen Brisanz tatsächlich ein Augenschmaus. Haha, Augenschmaus, schönes Wort.

THE AWAKENING
Gothic, Kitschig, sentimental, absaufend, zwanghaft plottwistig. Kann auch der schöne McNulty nicht aus der Finsternis der Vorhersehbarkeit reissen. Die Kulissen sind zugegebenermaßen schaurig schön.

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Kurzkritiken zu Lincoln, Frankenweenie, End Of Watch, Searching For Sugar Man, V/H/S, Paranorman, The Expendables 2

LINCOLN
Wir müssen zusammenhalten, sagt dieser Film (und ich ja auch immer) mit vielen _tatkräftigen_ Gesprächen von großartigen Schauspielern über Freiheit und die Gemeinheiten, die man anstellt, um sie zu bewerkstelligen. Dass man sich erst die Hände schmutzig machen muss, um etwas zu bereinigen, ist eine gleichermaßen destruktive wie konstruktive Wahrheit. Aber wenn ich eins an der kulturellen Grundidee Amerikas schätze, dann ist das ihre ansteckende Naivität. Spielbergs Bester seit „Schindlers Liste“.

FRANKENWEENIE
Liebschwarz und putzgruslig, aber dann letztlich auch nur eine etwas überdehnte Version des bereits existierenden Kurzfilms. Ein Kuschelburton, dem man das Disney-Franchise anmerkt, bei aller Liebe zur Hommage.

END OF WATCH
Nicht an der Handkamera-Logik rummosern, das ist nur ein Stilmittel. Ansonsten schöner, nicht allzu tiefschürfender Copfilm mit glaubwürdiger Freundschaft zwischen Peñas und Gyllenhalls Figuren, deren Namen ich leider vergessen habe.

SEARCHING FOR SUGAR MAN
Das wäre mal ein Fall für Singer und Mandel gewesen. Ein verschollener Fast-Bob-Dylan wird über die Jahrzehnte zum Star in Südafrika und niemand merkt es. Die Antworten sind nicht so spektakulär wie die Fragen, die der Film zu Beginn stellt, der Ton verändert sich von Mystery zu Meldodram, aber das geht ziemlich sanft. Mein Hirn war nach dem Film noch Tage förmlich festgekettet an die hypnoseartigen Landschaftsaufnahmen und die Musik von Rodriguez, von dem auch ich nie zuvor gehört hatte, auch wenn ich finde, dass man seine Platten mit zuviel Studiobrimborium überfrachtet hat.

V/H/S
Bis auf die erste Episode der reinste Discounter-Horror und schlimme Found-Footage-Resterampe. Die Rahmenhandlung hat weder das Präfix „Rahmen“, noch das Suffix „Handlung“ verdient. Es ist leider schon ein zweiter Teil fertig, das Handkamera-Genre wackelt also noch nicht.

PARANORMAN
Zombie-Animationsfilm von den Coraline-Machern. Leider ohne den morbiden Wanderzirkus-Humor, der Coraline ausgemacht hat. Für Kinder vielleicht zu gruselig und für Grusler vielleicht zu kindisch.

THE EXPENDABLES 2
Es fällt mir schwer, einen ganzen Satz dafür zu formulieren, was für ein kindisch selbstreferentieller Blödsinn das ist. Eine Gesichtlähmung von einem Actionfilm.

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Kurzkritik zu Silver Linings Playbook

Eigentlich mag ich keine Komödien über psychisch Kranke, die dann zum Zwecke eines Happy Ends plötzlich völlig gesund werden, aber das war auch keine Komödie. Die erste Hälfte des Films über liegt eine dermaßene Bedrückung vor, dass man überhaupt nicht lachen möchte. Als dann ein wenig die Handlung vorangetrieben wird, und es verdächtig hollywoodös anfängt zu menscheln, erhebt sich das großartige Ensemble (allen voran Robert De Niro, und nicht zu verachten der großartige Boardwalk-Empire-Protagonist Shea Whigham) über das Skript und erarbeitet sich mit viel Herzblut die Kernaussage des Films: Habt euch lieb, egal wie scheiße es euch geht. Gelacht hat man da immer noch nicht. Aber geweint.

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Kurzkritik zu The Hobbit (48fps, 3D)

Die 48fps haben mich so irre gemacht, dass ich eigentlich nichts Inhaltliches über den Film sagen kann, außer dass ich die unheilschwangere Einbettung in den LOTR-Mythos und die ausführliche Exposition gut fand. Aber es war wie drei quälend lange Stunden (könnten auch drei Tage gewesen sein) Lindenstraße mit Orcs und Zwergen, produziert von Benny Hill (siehe hektische Bewegungen wegen der hohen Framerate). Und wenn jetzt einer kommt und sagt, da muss sich die Sehgewohnheit erst auf die neue Framerate einstellen, dann ist das genauso kein Argument, wie wenn einer sagt, dass ich mich erst an den Geschmack von frischem Koriander gewöhnen muss, weil ab jetzt in jedem Essen frischer Koriander drin ist. Aber das ändert ja nix, dass mir von frischem Koriander schlecht wird. Also wenn jemand noch reingeht, dann meide er das HFR 3D, wie es in der Fachsprache heißt.

PS: Die chronisch dramatische Musik ist eine weitere Gemeinsamkeit mit der Lindenstraße.

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Kurzkritiken zu Safety Not Guaranteed, Lawless, Headhunters, Ted

Safety Not Guaranteed:
Absurde, vollkommen an den Haaren herbeigezogene und ganz bezaubernde Melancholik-Komödie übers Zeitreisen oder eben doch nicht. Jake Johnson, Aubrey Plaza und Mark Duplass (vormals bei der putzigen Indie-Band Volcano, I’m Still Excited!!) demonstrieren scheinbar mühelos wie charakterbedingter Humor geht.

Lawless:
Liebevoll brutaler Prohibitions-„Western“ mit einem wie tollwütig schweigenden Tom Hardy, einem glaubwürdig tumben Shia LaBeouf und einem grandios widerlichen Guy Pearce. Nick Cave hat das Drehbuch geschrieben und John Hillcoat Regie geführt, aber die Zusammenarbeit, die bei „The Proposition“ noch so großartig harmoniert hat, leidet jetzt ein bisschen unter kleinen Handlungseinbrüchen, Plotfragezeichen und dem übermäßigen Einsatz von Musik (Mark Lanegan, Emmylou Harris etc.). Im Gesamten betrachtet aber dennoch der beste Gangfilm des Jahres.

Headhunters:
Ziemlich slicke Nesbø-Verfilmung aus Norwegen mit Jamie Lannister in einer Nebenrolle. Fixt einen ein bisschen an, während man ihn anschaut, danach wird einem aber sofort die vollkommene moralische und inhaltliche Leere des eben Gesehenen bewusst.

Ted:
Man schämt sich den ganzen Film über für Seth McFarlanes Dialog- und Drehbuch, kann aber nicht umhin zu bewundern, mit was für einer starrsinnigen Überzeugung dieser Blödsinn bis zum Ende durchgezogen wird.

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