Das falsche Tagebuch: 23. Juli 2014

Es ist mir schon während der WM aufgefallen. Zeitung aufschlagen und es ist Krieg. Und nicht nur auf den Schlachtfeldern – was für ein Wort immer noch – auch in aller Munde und Profile. Tragisch ist das nicht, aber tratzen tut es mich dennoch, wie plötzlich jeder einen Furz zum Tagesgeschehen auf Facebook lassen muss und das mit politischem Interesse oder gar Engagement verwechselt. Bizarr ist ja auch, dass die meisten Leute an ihre sogenannten Freundeskreise schreiben, von denen sowieso jeder die selbe großbürgerliche Meinung vertritt. Vorsicht Antisemitismus ruft es grade von überall her, von Poschardt bis taz wird dafür alles verlinkt, was nicht auf einer Flash-Seite steht. Und ich empfinde das als Beleidigung, ja als Affront. Als ob ich hier rumlaufe und „Scheiß Juden“ schreie. Als ob ich nicht wüsste, was sich gehört. Ich nehme diese pseudohumanistische Aufklärungsgülle persönlich. Ich brauche keinen Poschardt und keine taz, ich lese doch schon die SZ, da werden alle nur denkbaren humanistischen Positionen als buntes Meinungsbuffet mit Wortwitzdressing, essayistischem Teigbaaadz und altjournalistischer Großkotzigkeit feilgeboten. Ich kann keine Meinung mehr hören, ich will nur noch Informationen. Eure Meinung schreit mich an und ich schreie zurück: „Scheiß Krieg, scheiß Darwin!“ „Zen“, schreie ich. „Zenfix halleluja!“ Nein, das ist gelogen, ich schreie ja gar nicht, ich bin mit dem Filius nach Niederbayern gefahren, an den See und ins Freibad, wo Schwimmengehen noch kein Event ist und auch keine 7,50 € Spaßbadzuschlag kostet. Dafür lassen wir uns von Stechmücken (vulgo: Staunsen) zerfleischen und merken wieder einmal, dass es gar kein gelobtes Land gibt (auch wenn die Kühlschränke bei der Mama/Oma tatsächlich niemals leer werden). Merk dir das, Nahostkonflikt.

Kurzkritiken zu X-Men: Days Of Future Past, The Lego Movie, Robocop, Enemy, Afflicted

X-MEN: DAYS OF FUTURE PAST
Hinten raus aufgebläht, doch das Herz am rechten Fleck. Sensationelle Spaßduelle mit den organischen Sentinels. Leider hat man sich entgegen der Ankündigungen nicht der gröbsten Plotlöcher angenommen, die durch die Arschbomben X-Men: The Last Stand und X-Men Origins: Wolverine entstanden waren.

THE LEGO MOVIE
Völlig hysterische Legodauerwerbesendung, die in kurzen Dosen sehr viel Spaß macht, aber am Stück so dermaßen herumvibriert, dass man sich alle Haare dabei ausreißen möchte.

ROBOCOP
Gar nicht mal so far out und farce-artig wie das Orignal zwangsweise noch sein musste bei so einem Filmtitel. Die Familiengeschichte ist zur Abwechslung sogar sehr anrührig, dafür gibt der Verschwörungsplot so gar nichts her und insofern steht bei den mediokren Action-Sequenzen auch nichts auf dem Spiel. Insgesamt aber kein Fall für die Gerhard-Hauptmann-Schule.

ENEMY
Puh, arg überstrapaziert metaphorischer und anbiedernd art(house)iger „Erotikthriller“. Ach was, vergiss die Anführungszeichen, der Film kennt ja auch keine Selbstironiegnade.

AFFLICTED
Warum ich Found Footage per se nicht super finden kann: Logik. Wer filmt schon alles? Suspension of Disbelief also unmöglich. Davon abgesehen, ein mittelfrischer Versuch an zwei ausgelutschten Genres (das andere wird nicht gespoilert), und im Resultat noch gar nicht mal so blutleer.

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Black Mandel Orchester: Sommerkonzert am Freitag, den 27. Juni

Am Freitag den 27.06. (SPIELFREI!) um 20:00 spielen wir, das Black Mandel Orchester, gegen FREIEN EINTRITT im Ramones Museum in Berlin. Das wird schön. Es gibt ein paar Coverversionen wie die untige, aber überwiegend eigenen und manchmal auch eigenartigen mehrstimmigen Folk und den ein oder anderen musikalischen Überraschungsgast. Kommt doch gerne vorbei, das ist quasi der Abschluss der Lesereise, nur ohne Lesung. Und wie ich schon sagte, es ist spielfrei.

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Die Lesereise III

…oder wie ich beinahe meine Stimme und meinen Mittelhandknochen verlor

14.03.2014 Leipzig, Wärmehalle-Süd

Das war ein Vorglühen für die späteren Lesungen. Erstmals habe ich an einem Abend mehrere Texte aus dem damals noch unerschienenen Buch „Der große Mandel“ vorgelesen. Das Jahr davor lag Schnee in Leipzig und ich war nicht auf der Messe. Dieses Jahr war es bacherlwarm, aber die Hölle soll überfrieren, wenn ich nochmals ohne Termin auf die Messe gehe. Es gibt wirklich nichts grausigeres als Thilo Sarrazin in einer Liveübertragung vom ZDF mitanhören zu müssen oder an jeder Ecke hundert Bücher angepriesen zu bekommen, die keine Haltung zu nix haben. Abends lese ich mit Linus Volkmann, den ich mir dafür extra angelacht habe und der mir gut gefällt, weil er zwar lustige Dinge schreibt, aber in Sekundenschnelle zwischen Selbstbegeisterung und Selbstabscheu hin- und herschalten kann und das ist das Wichtigste für Humoristen – dass sie sich eben nicht nur die ganze Zeit gut finden. So kann nichts Lustiges entstehen. Nach der Lesung dann herumgetanzt bis zum Zerfall. Das mit dem Tanzen hat oft ein Nachspiel. Man lernt beim Tanzen gute Mädchen und gute Jungs kennen, das ist schön, aber dafür sitzt man nicht an der Theke mit Autorenkollegen, Verlegern und Lektoren. Da muss man abwägen, was einem wichtiger ist. Die Karriere oder der Rock’n’Roll. Um acht Uhr morgens gehe ich ins Bett, weil ich meine Entscheidung schon zwölf Stunden vorher getroffen habe. Auftakt zu einer mehrmonatigen Immunschwäche.

14.04.2014 Hamburg, Superbude

Erscheinungstag des Buches. Die Buchhandlung, die ins Hotel Superbude in St. Pauli kommt, wo ich lesen werde, hat vom Verlag noch keine neuen Bücher geschickt bekommen. Am Erscheinungstag des Buches wohlgemerkt. Und das mit dem Beamer bekommen wir nicht hin. Aber ehrlich gesagt, war ich noch nie auf einem Termin, wo die Beamervorbereitungen unter neunzig Minuten und mindestens einer Autofahrt zu irgendwem nach Hause wegen eines Adapters gedauert hätten. Das war auch die Lesung mit dem besten irischen Whiskey, den wir uns extra aus einem Fachgeschäft geholt hatten. Also so einem, das einen rausschmeisst, wenn man nach Jameson fragt. Wir, das sind Gregor, Jonas uns ich, weil es jetzt auch eine Liveband für Lesungen im näheren Umland gibt. Wir werden uns später noch das Black Mandel Orchester nennen. Wir spielen das erste Mal das Thema von Hulk Hogan und singen es dreistimmig. Außerdem wird in Hamburg erstmals deutlich, was „Hier kommt Kurt“ für ein valider Mitschunkler ist, was viel über die heimliche Popularität von Frank Zander aussagt. Später in der Mutter erzählt mir jemand das erste Mal von „Tinder“. Danach höre ich beinahe auf jeder Station der Tour davon.

15.04.2014 Berlin, Kaffee Burger

Die eigentliche Buchpremiere. Das Kaffee Burger, die alte Russenschranze ist die perfekte Gastgeberin. Duster, sleazy, hervorragendes Personal und es gibt sowohl Jameson als auch Futschi. Ich habe den Abend so vollgestopft mit Sensationen, dass meine eigenen Lesepassagen nur noch als Übergänge zum nächsten Spektakel dienen. Erst kommt der musikalische Komödiant Thomas Franz, dessen Lieder teilweise komplexere Kriminalhandlungen in 3 Minuten fassen als meine drei Bücher zusammen, dann singt der This-is-♥-Chor den Hulk Hogan mit mir, dann schlägt sich Markus Kavka pantomimisch fast selbst k.o., dann spielt das Black Mandel Orchester „Hymn“ von Ultra Vox, dass man weinen möchte und am Ende ist der Autor zu betrunken, um die Show rechtzeitig zu beenden, weshalb sie auch ungefähr eine halbe Stunde zu lange dauert. Aber das scheint ein neues Merkmal für Berlin-Shows zu werden.

22.04.2014 Nürnberg, Weinerei

Das war fantastisch. Leseraum so groß wie mein Schlafzimmer und genauso gemütlich. Nur die Playstation fehlt. Vorher bei den guten Menschen Petra und Julian von StarFM gewesen und mitanhören müssen, wie das bestgehütete Gimmick der Wrestlinggeschichte, nämlich die mythische Aura vom Undertaker, in einem Satz pulverisiert wird. Man stelle sich den Satz auch noch auf Fränkisch vor: „Der Undertaker war neulich auch auf’m Christkindlesmarkt in Nürnberg.“ Übernachtet haben wir (mein Bandkollege Sebi von Gebruder Grim war als embedded Video-Journalist dabei) dann in Fürth, was bei einer Gutwetterfront toskanischer wirkt als so manches Viertel in Florenz. In der Gastwohnung treffen wir auf Rudi Dutschke, den dicksten Kater, die ich je gesehen habe, weshalb ich ihn in Heinz-Rüdiger Dutschke umbenenne, analog zu dem dicken Kind in „Man spricht Deutsh“. Die Möglichkeit, in Gin verdünnte Halluzinationsmedizin zu nehmen, nehmen wir nach einem Informationsgespräch mit einem Telefonjoker nicht wahr. Falls wir in den nächsten 24 Stunden noch etwas wichtiges vorhätten, rät er uns dringend davon ab. Wir wollen in Kallmünz in den Biergarten am nächsten Tag, das ist uns wichtiger als Visionen. Also lassen wir das mit dem Bewusstsein erweitern und cruisen am nächsten Tag stattdessen zu Crosby, Stills, Nash & Youngs „Carry On“ nach Kallmünz, um dort um 13.59 eine last-minute-Pizza zu essen, weil in bayerischen Wirtshäusern wird die Siesta strenger eingehalten als in jedem Kaff in Baja California.

23.04.2014 Regensburg, Alte Filmbühne

Das ist jetzt der kritische Moment der Tour, weil sich eine Situation von vor zwei Jahren wiederholt. Der FC Bayern spielt Champions League (dieses Mal im Halbfinale gegen Real Madrid), es herrscht ein für April großkaiserliches Kaiserwetter und Berni Mayer liest in der neuen Alten Filmbühne. Zum Glück hat die Mittelbayerische Zeitung ein großes Porträt über mich gebracht, wodurch jetzt endlich auch der Vater meiner Ex-Freundin aus dem Jahre 1990-91 weiß, dass das Arschloch aus Grafentraubach mittlerweile Schriftsteller und bezahlter Dandy ist, und sein Instinkt, der Tochter den Umgang mit ihm zu verbieten, goldrichtig war. Vor der Lesung lasse ich mich mit Sebi noch auf der Walhalla nieder, weil a) Schauplatz im Großen Mandel und b) immer schön mit dem Donau-Delta unter uns und c) immer ganz gute Weiber da oben. Die Lesung selbst ist von mir minutiös so eingefädelt, dass sie mit dem Abpfiff der ersten Halbzeit endet und sich alle noch ein Hefeweizen holen können, bevor die Niederlage (Hinspiel) dann endgültig in der zweiten Hälfte besiegelt wird. Bei der Lesung probiere ich etwas aus, dass ich in Kallmünz unter einem Heiligenbild auf der Brücke geübt habe: Das Live-Vater-unser. Macht sich vorzüglich als Opener und es ist erstaunlich, wie ich das noch Wort für Wort kann, ohne es die letzten 25 Jahre auch nur einmal aufgesagt zu haben. Ist er also doch zu was gut, der Katholizismus. Übernachtet und gefrühstückt wird standesgemäß bei den Eltern in Grafentraubach, Niederbayern, wo es einen Whirlpool (der einzige Luxus meiner Jugend, denn als Santiär-Unternehmen bekommt man da ausrangierte unter dem Einkaufspreis) und Butterbrezen gibt. Dahoam is dahoam.

24.04.2014 München, Unter Deck

Bevor es nach München geht, machen wir einen Zwischenstopp im malerischen Straubing, während meiner Kollegstufenzeit ein Fall für die Antifa, klärt mich der Passauer Ex-Antifa’ler Sebi auf. Ich habe davon damals nichts mitbekommen, hab die Stadt nur so conquistadoresmäßig nach Frauen und Tequila abgesucht, nicht nach Nazis. Aber hätten wir damals gewusst, dass es da eine Aktivität gibt, wir hätten sofort mit einer Spontanlichterkette zugeschlagen. In Straubing gebe ich dem lokalen Radiosender Aktuelle Welle Niederbayern ein Interview und fühle mich ein bisschen wie der Haindling nach seinem ersten Hitalbum (ohne die Gagen). Endlich hört mir daheim jemand zu, ohne dass ich mich für einen Nachwuchsbandwettbewerb anmelden muss. Die Lesung in München wird ein bajuwarisches Dampfbad. Erstens, weil es sauheiß ist im Unterdeck, zweitens weil die tolldreisten Neo-Folkloristen von der Schicksalscombo mit mir Gstanzl singen und ich beim Jodeln sauber ins Schwitzen komme. Und muss natürlich diese drei unendlichen langen Fremdschämmminuten immer nur an den Sketch von Loriot denken. Bekomme ich nach der Lesung mein Jodeldiplom überreicht? Ois is Country.

25.04.2014 Augsburg, Rheingold

In Augsburg treffen wir dann auf die größte Gastfreundlichkeit und kleinste Zuschauermenge dieser Tour. Unser Gastgeber Bernie (guter Name) vom Restaurant Rheingold serviert uns quasi nonstop gutes Essen und Getränke und nimmt uns nach der Lesung auch noch mit in die Ausgburger Nacht, begleitet von seinen zwei überaus sympathischen Thekenmadames, deren Namen mir entfallen sind. Hier stimmt also alles – bis auf die Zuschauermenge. Eine für April frech warme Nacht befüllt die Biergärten und leert die Lesungen, zumindest rede ich mir das so schön. Aber weil’s mir ja eh nicht ums Geld geht (ja, ich weiß, Mama), machen wir aus dem großen Mandel einen gratis Mandel und können tatsächlich so ein paar kulturinteressierte Menschen aus dem hauseigenen Biergarten abziehen. Getränke dürfen sie mitnehmen. Das wird auch die Nacht werden, in der ich das erste Mal Wodka-Mate in mich hineinwürge und deshalb auch nach nur vier Stunden Schlaf am nächsten Morgen um zehn ohne Pause nach Berlin zurückfahren kann.

28.05.2014 Berlin, Maschinenhaus
Lange Nacht des Buchs oder so. Kotzwetter, kein Mensch auf der Straße und nicht viel mehr im Kesselhaus. Trotzdem Bombenstimmung, nicht zuletzt weil alle wieder da sind: Das Black Mandel Orchester, Markus Kavka, Rüdiger Rudolph und der ♥-Chor. Mein traditionell letztes Lied „Nix mitnehmen“ dauert dieses mal ungefähr 14 Minuten, das ist Rekord.

Road To Nowhere

Wenn Engel lesereisen. Weil mich oft Leute fragen, wie denn meine Lesungen so sind. Wahnsinnig sind sie im besten Fall.

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Das falsche Tagebuch: 15. Mai 2014

„The Death Of Yugoslavia“ ist eine der besten Dokumentationen, die ich je gesehen habe. Weil sie kurz nach dem Krieg produziert wurde und die Metzger, Wahnsinnigen und Gesinnungsbürokraten sich völlig im Recht fühlen, wenn sie von den Konflikten berichten, teils noch nicht einmal ahnend was ihnen bald via „The Hague“ blühen wird. Der 6-teilige BBC-Film ist ohnehin ein Lehrstück über das, was Menschen so antreibt. Über die Selbstgefälligkeit. Über die Selbstgerechtigkeit. Über die Bereicherung, die persönliche. Und das ist ja nicht nur das allerunlauterste, sondern auch schwachsinnigste Motiv, weil Bereicherung ja den kurzfristigsten Effekt von allen hat: das MOMENTANE Wohlbefinden. Außer man spart für die Kinder. Ergo ist der Mensch in seiner hauptsächlichsten Eigenschaft ein kurzfristig denkender Idiot, der seine intellektuelle Evolution en gros noch vor sich hat. Eine andere Quintessenz lässt der Film beinahe gar nicht zu. Klingt ein bisschen humoristisch, ist es aber nicht. Bis weit in den Schlaf hinein quälen einen die Bilder aus dem „gesäuberten“ Zvornik und die sprechenden Pokergesichter von Milosevic bis Å eÅ¡elj. Dass ein einziger Mensch wie Tito solange den Deckel auf einem Konstrukt wie Jugoslawien draufhalten konnte, ist gleichzeitig eine Tragödie aber auch eine Hoffnung. Die Blöden folgen guten Ideen genauso wie schlechten. Es gibt keine eindeutigen Positionen, es gibt nur die situativen Wahrheiten. Das macht die Leute wuschig bis irre, siehe Ukraine. Dass die Wahrheit so vielgliedrig ist, das macht unsere Gesellschaft fertig. Aber damit muss sie fertig werden. Dringend.

Kurzkritik zu Godzilla

Brutal, wie schlecht dieser Film war. Kein Rhythmus, kein Drehbuch, keine Mystik, dafür ein furchtbar unansehnlicher Hauptdarsteller in Aaron Taylor-Johnson, der die Phrase vom hölzernen Schauspiel auf eine neue Definitionsebene erhebt, ein viel zu lauter nie endenden wollender Schmalzischmalz-Soundtrack und ein paar ganz besonders witzige Einfälle, z.B. dass Godzilla und Kollegen jetzt nicht mehr aus der Radioaktivität stammen, sondern sich von ihr ernähren. Was ham wir gelacht. Den Hauptdarstellern (inkl. einem auch Frisurmäßig völlig derangierten Bryan Cranston) tut der Film schon beim Spielen sichtbar leid und der so vielversprechende Monsters-Regisseur Gareth Edwards hat sich seinen guten Ruf bei mir innerhalb von 2,5 Stunden (gefühlt: 4) in Schutte und Asche gelegt.

Nachtrag: Das Drehbuch ist von einem gewissen Max Borenstein. Nomen est…, ach ihr wisst schon.

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Schattenspiele

Gerade ist mit Brett Forrest – Schattenspiele ein Buch über Manipulation im Weltfußball erschienen, das ich mitübersetzt habe. Das ist düsterer, mitunter harter Stoff anhand der Biografien eines Spiele-Manipulators und eines Ermittlers. Danach sieht man kein Fußballspiel mehr wie zuvor. Hier die Inhaltsangabe aus dem Heyne-Verlag:

Mit der Verbreitung des Internets ist der Markt für Sportwetten rapide gewachsen. Die jährlichen Umsätze liegen im Billionenbereich. Rund siebzig Prozent davon entfallen auf eine einzige Sportart: Fußball! Diese enormen Geldsummen haben das organisierte Verbrechen auf den Plan gerufen. Im Jahr 2013 gab Europol bekannt, dass allein seit 2008 über 700 internationale Partien manipuliert wurden. Kein Spiel ist sicher – selbst im Umfeld der FIFA-Weltmeisterschaft sind die Betrüger aktiv. Jahrelang blieben die Wettsyndikate unter dem Radar der Strafverfolgung und konnten so ihren Einfluss festigen. Doch ein Mann hat beschlossen, dem Betrug ein Ende zu setzen: Chris Eaton, ein dickköpfiger Australier, langjähriger Interpol-Agent und ehemaliger Sicherheitschef der FIFA. Der Journalist Brett Forrest begleitet Eaton auf seinem Weg vom einfachen Polizisten zum international agierenden Ermittler – und auf der Jagd nach den Schattenmännern, die den Fußball bedrohen: Kriminelle, die unter falscher Indentität quer durch die Welt reisen und im Autrag der Wettmafia Einfluss auf Spieler, Clubs und Verbände nehmen.

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Kurzkritik zu The Amazing Spider-Man 2

Bis zum letzten Drittel löst der Film die beinahe unlösbare Aufgabe einen Spider-Man für alle Altersklassen ins Kino zu bringen, die Mythologie ohne Reibungsverluste in die Jetztzeit zu hieven, das Spideyversum unaufdringlich breiter und verwobener zu gestalten und somit die Sequels vorzubereiten, eine glaubhafte Liebesgeschichte unterzujubeln, einen glaubwürdig starken Antagonisten für den Endkampf aufzupeppeln, ein Action-Gewitter ohne Rücksicht auf Budgetverluste zu inszenieren und einen Spider-Man auf die Leinwand zu bringen, wie er den Comic gerecht wird (immer mit einem guten Spruch auf den Neoprenlippen).

Dann aber bricht das Kartenhaus völlig in sich zusammen, und das nicht nur, weil man sich viel zu viel vorgenommen und Zutaten für acht Filme in einen gestopft hat. Nein, es werden ein paar sehr fragwürdige Entscheidungen getroffen, was Aussehen (also Make-Up) und Fähigkeiten der Superschurken betrifft, ohne jetzt die Geschichte zu spoilern. Der Film endet zudem an der der falschen Stelle und einen Rhinozerus-Transformer sollte man dann doch wirklich besser Michael Bay überlassen. Schade um das verschossene Pulver, ich war beinahe hingerissen von dem Film, von Andrew Garfield und Emma Stone bin ich es allerdings immer noch.

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Das falsche Tagebuch: 5. Mai 2014

Ich bin Berni Mayer und ich mag keine Leihbüchereien. Ich leihe nicht gerne etwas aus. Es macht mich nervös, über einen längeren Zeitraum für fremdes Eigentum verantwortlich zu sein. Ich bin mit wilder Begeisterung und viehischer Wut für mein Eigenes verantwortlich, ich brauche nichts und ich brauche es von niemanden und wenn, dann will ich es geschenkt. Ich mag Apotheken. Allein der Gedanke, freien Willens in ein Geschäft spazieren zu können, das mir eine Verbesserung meiner Lebensumstände verkauft, gefällt mir unglaublich gut. Und ich mag die Gegensätze, ich lasse sie oft mit Vorsatz stehen.

Meinung ist Mode geworden. Egal ob zum FC Bayern oder zum FC Putin, jeder scheint einen geradezu dämonischen Zwang in sich zu verspüren, einer bestimmten Meinung zu sein. „Putin hat schon recht, der Westen ist ein oppressiver Ungeist, der sich hinter demokratischen Werten versteckt.“ Das ist die eine Variante. Die andere: „Wer Schwule verfolgt und Systemkritiker verstrahlt, kann überhaupt nicht recht haben und muss zur Raison gewiesen werden, zur Not mit dem Leopard.“ Das Schwierigste für den Menschen an sich, ist miteinander zu reden und die Allgegenwärtigkeit von multipel berechtigten Meinungen zu akzeptieren. Das gilt für jede Ehe, das gilt für jeden Krieg. Und für Fußball. Nur weil ich Bayernfan bin, muss ich nicht progromartig zu Pep Guardiola beten, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Genauso wenig muss ich ihn hassen, weil er sein erstes wichtiges Spiel verloren hat und seine Mannschaft dabei ausgesehen hat wie Deppen. Ich muss sowieso überhaupt nichts und der Bayernfan an sich auch nicht. Es ist ein Verein, keine Religion.

Ich bin Berni Mayer und ich war grade auf Lesereise. Davon erzähle ich im Detail ein ander Mal, jetzt sage ich nur, dass ich von der Lesereise ein Bluegrass-Album mit dem wundervollen Titel „Foggy Mountain Jamboree“ mitbegracht habe. Ich mag die Ideen nicht, die hinter dem traditionellen Nashville-Country stehen, aber ich mag den traditionellen Nashville Country. Ich war auch auf Rügen. Es war schön, aber arschkalt, spießig, aber beruhigend. So einfach ist das gelegentlich mit Gegensätzen. So chiastisch sie auch manchmal auftreten, ein simples Aber verschaffft ihnen die notwendige Ko-Existenz. Das ist sowieso die Grundlage des Humanismus: die Ko-Existenz im Aber. Ich bin Berni Mayer und mag keine Leihbüchereien, aber ich laufe gerne darin herum, ohne etwas auszuleihen. Und deutsche Apotheken sind mir zu kleinlich, was größere Mengen an Wohlfühlmitteln betrifft.

In other news: Im aktuellen „DAS MAGAZIN“ ist eine Kurzgeschichte von Mandel und Singer erschienen, in denen die beiden in Frankfurt am Main ermitteln und gegen Roten Libanesen, Automobil-Spionage, Skilanglauf und eine Sprinkleranlage antreten.