Meine neue Band. Dass ich das nochmal sagen darf.
Brenners Bundesliga 2010/2011 (21)
Spieltag 21: Jekken 4
Dortmund – Schalke 0:0 (0:0)
Der letzte Angriff von Götze. Der mit dem Heber. Das ist kein Fußball mehr, das ist Musik. Ein instrumental präziser Indiepop mit Gitarrensoli. Dass man diesmal nicht getroffen hat, scheiß drauf. Solche Torraumszenen musst du dir erst mal erspielen, würde Oli Kahn sagen. Nur schade, dass Neuer seinem Trainer durch diese blitzsaubere Vorstellung quasi noch ein halbes Alibi für dessen Nonsens-Transfers gegeben hat.
Köln – FC Bayern 3:2 (0:2)
Ich hab mich in Grund und Boden geschämt. Die Münchner Abwehr hat mal wieder die Beine ganz breit für einen Abstiegskandidaten gemacht und Köln hatte in der zweiten Halbzeit die nötige Libido, um uns richtig durchzuficken. Das Abwehrproblem, das in den letzten Jahren durch die gelungene Offensive verdeckt lag, ist zu einem Monster mutiert, das du vom Marienplatz aus bei jedem Wetter besser siehst als die Alpen. Und der Kraft ist ein großes Talent, aber seine Abschläge auf hektische Rückpässe sind noch schlechter als die von Butt. Die Kölner haben jetzt zum vierten Mal in Folge Grund sich nach einem Spiel gegen Bayern wie jeck zu freuen. Es ist wie immer: gegen Bayern wird jede Krisenmannschaft zum Generalkampfschwein.
Gladbach – Stuttgart 2:3 (2:0)
Jetzt hacken wieder alle auf Thorsten Kinhöfer rum, aber sowohl der Elfer am Schluss für Stuttgart wie auch das nichtgegebene Tor für Gladach sind selbst in der Zeitlupe keine gemähten Wiesen-Entscheidungen. Wir müssen uns damit abfinden, dass dieses Jahr jemand absteigt, der gar nicht so spielt. Ausser Bremen steigt ab.
Mainz – Bremen 1:1 (1:0)
Bei Bremen tut ein Strukturgewitter Not, das hat aber der späte Ausgleich vorerst wieder zurückgeweht.
Hoffenheim – Kaiserslautern 3:2 (2:0)
Starkes Spiel und ehrlich gesagt sympathisiere ich das erste Mal im Leben ein wenig mit den Hoffenheimern. Das ist schon sehr charmant, wie die entgegen aller abgegebenen Spieler und Trainer aufspielen.
Hannover – Wolfsburg 1:0 (1:0)
Der Hohn ist groß gegenüber Wolfsburg, die durch die Wintertransfers schon wieder eine komplett andere Mannschaft sind, so dass man bei denen und bei Schalke schon fast von einer neuen Saison sprechen könnte. Und so gesehen kann man das erste Spiel der Saison ja mal unglücklich verlieren. Und das Problem ist nicht McLaren, das Problem ist Diego. Hätte man den in der Winterpause zusammen mit Dzeko abgelegt, hätte man sich eine Menge Geld für Neueinkäufe sparen können.
Nürnberg – Leverkusen 1:0 (0:0)
Danke an den Glub, dass er uns Bayernfans noch eine Minimalchance auf die direkte Championsleague-Quali offen hält. Der Glub spielt gut und Leverkusen ist zu eingebunden in seinem überlegten Spiel, um noch Meisterschaftsbiss zu zeigen.
Freiburg – Frankfurt 0:0 (0:0)
Hab ich noch nicht mal eine Zusammenfassung gesehen. Aber wenn ich was dazu sagen müsste, dann wäre es: der Bessere hat verdient unentschieden gespielt.
Brenners Bundesliga 2010/2011 (20)
Spieltag 20: Gesundstoßen
Werder – Bayern 1:3 (0:0)
Im Prinzip hab ich überhaupt nichts gegen Werder, aber am Samstag hab ich mich geärgert. Die Bremer haben eine unbestritten patente Mannschaft, zumindest wenn man den Einzelnen anschaut, aber dem Tabellenplatz nach zu urteilen, ist ja irgendwo der Wurm drin. Andererseits, so tief kann der nicht drin sein, wenn es „nur“ den FC Bayern braucht, um sich wieder für eine Topleistung zu motivieren. Und überhaupt: bei Problemmannschaften hilft oft ein Spiel gegen die Bayern mehr als ein Trainerwechsel. Plötzlich sind alle gut drauf. Insofern hält sich mein Mitleid auch in Grenzen.
Luiz Gustavo ist bisher hauptsächlich dadurch aufgefallen, dass er Elfmeter verursacht, die nicht gegeben werden. Und erstaunlich, wie bizarr Van Gaals Aufstellung im Mittelfeld mit Pranjic und Ottl auf dem Papier aussieht und wie effizient sie auf dem Platz ist. Der Abschied von Mark Van Bommel war unrühmlich, aber die „Papageienmusik“ von Mehmet Scholl zum Thema harscher Führungsstil ist schnell verhallt, denn was will man einem Trainer ankreiden, der mit dem Kopf durch die Wand will und das am Ende auch hinkriegt. Wäre Dortmund derzeit nicht Meister der „högschdn Gonzendration“ (J. Löw), würden die Bayern längst mit Leverkusen die Meisterschaft unter sich aus machen.
Ausserdem war am Samstag scheinbar Internationaler Tag des Ballverlusts im Mittelfeld. Das war ja nicht mit anzusehen, was Leute wie Herr Schweinsteiger und Herr Hunt sich da alles von den Füßen nehmen ließen. Apropos Herr Hunt: Die Kommentatoren von Bremenspielen müssen unbedingt immer den vollen Namen von Aaron Hunt aussprechen. Zumindest bei Strafraumszenen. Weil ich krieg jedes Mal einen halben Herzinfarkt, wenn dauernd jemand „Hand“ im Sechzehner schreit.
Schalke – Hoffenheim 0:1 (0:1)
Magath hat seinem Wunderkind Draxler ja empfohlen, zugunsten einer Profikarriere bei Schalke auf sein Abitur zu verzichten. Ich glaube der Draxler büffelt seit Samstag wieder ein bisschen intensiver. Und warum lässt Magath mit Fafan einen seiner besten Leute gehen? Der Kader hat doch eine gesamte Hinrunde gebraucht, um sich einzuspielen. Und die noch interessantere Frage ist: was will Fafan ausgerechnet bei Wolfsburg? Zweite Liga kann doch nicht das Ziel von so einem Spieler sein.
Leverkusen – Hannover 2:0 (2:0)
Der Ballack kann sich unterordnen und Rolfes den Führungsspieler gönnen. Das macht ihn saugefährlich, weil dann fällt ja sein Hauptmanko weg: der aggressive Minderwertigkeitskomplex.
Nürnberg – Hamburger SV 2:0 (0:0)
Der Club zeigt den Hamburgern ihre Grenzen auf. Und die liegen deutlich hinter den Championsleague-Plätzen.
St. Pauli – 1. FC Köln 3:0 (2:0)
Pfundige Sache für Pauli und seine Wuchtbrumme Asamoah.
Wolfsburg – Dortmund 0:3 (0:2)
Tja. Nur falls in München mal wieder einer von Aufholjagd träumt.
K’lautern – Mainz 0:1 (0:1)
Was heutzutage alles als Derby durchgeht.
Stuttgart – Freiburg 0:1 (0:1)
Was heutzutage alles als Derby durchgeht. Stuttgart hätte den Abstiegs wirklich nicht verdient. Und ich wette, es wäre langfristig sogar besser gelaufen, hätten sie nicht den Gross gefeuert.
Frankfurt – Gladbach 0:1 (0:0)
Tougher Typ, der Frontzeck. Und vielleicht zahlt sich’s ja doch noch aus, dass der Eberl so eine Engelsgeduld mit seinem Trainer hat. Bei Frankfurt ist die Luft erstmal raus.
Brenners Bundesliga 2010/2011 (19)
Spieltag 19: Robben Roll
Bayern – Lautern 5:1 (1:0)
Für mich als Bayernfan war das ein deprimierendes Spiel, denn es hat gezeigt, dass nur ein Mann – The Robben – den Unterschied macht zwischen Dominanz und Mittelmäßigkeit. Und dass letztlich ein großer Teil der bisherigen Saison-Misere mental bedingt ist. Und das sage ich ja seit Jahren, dass mir das Mentale im Fußball auf die Nerven geht. Weil mental kann es dich immer erwischen, egal ob du der FC Bayern oder mit 14 Punkten Abstand Tabellenführer bist. Und wegen dem Mentalen gibt es den Trainer, nicht wegen der Aufstellung, der Taktik oder dem Konditionstraining, wie landläufig viele denken. Und dann liegt Uli Honeß doch richtig, wenn er in der SZ sagt (besser: es aus ihm herausplatzt), dass er sich nicht scheut, einen „Klinsmann“ zu vollziehen, wenn die Championsleague-Plätze gefährdet sind. (PS: Ein „Klinsmann“ ist eine vollkommen ehrberfreite Vom-Hof-Jagung einer ursprünglich mit großem Trara und Gehalt angestellten Trainerperson.) Das Mentale ist ja auch schuld an der rasenden Ausbreitung der Defensividiotie, die ihre ersten Träger in Van Beuyten und Demichelis gefunden hatte, sich mittlerweile auf einst virenresistente Leute wie Schweinsteiger (siehe gegen Wolfsburg) und am Samstag auf Tymoshchuk und Van Bommel ausgebreitet hat und zwar in einer noch dümmeren Mutation. Apropos Demichelis: der hat neulich einen derart melancholischen Abschiedsbrief an seinen ehemaligen Verein veröffentlicht, dass ich fast geweint hätte. Geweint, während er wahrscheinlich in Malaga im Straßencafe auf der Promenade bei einem Cortado und einer Fortuna gesessen ist.
Dortmund – Stuttgart 1:1 (1:0)
Genauso absurd wie der Meistermaulkorb von Jürgen Klopp ist die Beschwörung eines Einbruchs des BVB nach diesem Unentschieden, bei dem sie noch dazu der absolute Chef auf dem Platz waren.
Köln – Bremen 3:0 (2:0
Au Backe, in dieser Saison scheinen echt die Headwriter von Lost das Zepter übernommen zu haben. Unberechenbar, absurd und stellenweise ziemlich außerirdisch was Mannschaften wie Bremen zustößt. Abgeschossen von Podolksi, wer denkt sich denn sowas aus…
Freiburg – Nürnberg 1:1 (1:0)
Passendes Ergebnis für ein Spiel, das eigentlich nur Freiburg- und Nürnberg-Fans interessiert. Ich hab mal am Anfang der Saison behauptet, Freiburg hänge an der Nadel Cissé.
Hannover – Schalke 0:1 (0:1)
Championsleague-Aspirant Hannover spielt selbst im Angesicht dieser Niederlage noch wie ein souveräner Tabellenzweiter. Dass Slomkas Vertragsverlängerung sich so zieht, kann eigentlich nur daran liegen, dass Slomka vielleicht noch im Winter Mourinho bei Real beerbt.
Hamburg – Frankfurt (Fr.) 1:0 (0:0)
Ist ja leider nix aus geworden aus „Hamburg – Ein Sammermärchen“. Jetzt steht der Aufsichtsrat doof da. Bastian Reinhardt natürlich auch, aber das tat er ja auch schon vorher. Warum hat der hellrote Fuchs aus Dunkeldeutschland den HSV hängen lassen, fragen sich jetzt alle. Hat wirklich Uli Hoeneß angerufen und die Van-Gaal-Nachfolge in Aussicht gestellt? Ist das Teil drei der perfiden Trilogie „Wie ich meinen Cheftrainerposten an die unbeliebesten Volksgruppen der Welt vergab“? Nach einem Schwaben und einem Holländer jetzt auch noch ein Ostdeutscher? Und was käme danach? Ein Österreicher? Ein Nordkoreaner?
Mainz – Wolfsburg 0:1 (0:0)
Und wieder eine perfide Storyline von Carlton Cruse und Damon Lindelof. Mainz schwächelt nicht, verliert aber mysteriöserweise dennoch jedes Heimspiel.
Gladbach – Leverkusen 1:3 (0:2)
Klar, Gladbach und die Heimschwäche, aber Leverkusen ist schon auch ein harter Brocken. Trotzdem hab ich das Gefühl, dass sich die Anschaffung von Hanke und Stranzl rentiert hat und sich Gladbach so schnell nicht aufgeben wird. Allerdings ist es halt auch schon fünf vor Abstieg. Ach ja, der Kapitano ist zurück und niemand hat’s gemerkt.
Hoffenheim – St. Pauli 2:2 (1:0)
Vielleicht hat den Hoffenheimern der Alaba letztlich mehr gebracht als der Gustavo den Bayern, wird man am Ende der Saison sagen.
Brenners Bundesliga 2010/2011 (18)
Spieltag 18: Kraftmeierei
Leverkusen – Dortmund 1:3 (0:0)
Was soll man dazu noch sagen? Das war ein 6-minütiges Strafgericht für Leverkusen und den Rest von Murphy’s Bundesliga. Der BVB wird immer besser und lacht sich hoffentlich scheckig über die diffusen Formschwankungen der gesamten Konkurrenz. Nur dass die Dortmunder immer noch nicht von der Meisterschaft reden wollen, ist dämlich. Das ist, als würde Van Nistelroy behaupten, im verregneten Hamburg gefiele es ihm besser als in Madrid.
Wolfsburg – FC Bayern 1:1 (0:1)
Selten gab es in einem Bayernspiel so viele Geschichten zu erzählen, so viele spannende Handlungsstränge und selten so ein deprimierendes Ergebnis. Buttkiller (super Bandname) Kraft schießt das 1:0, hält einen Elfmeter und diverses Unhaltbares, aber träumt bei aller mentalen Ausgeglichenheit nachts sicher schon von Manuel Neuer. Nach dem 1:0 hat sich Josué, der Sensenmann aus Wolfsburg, an Ribery vergriffen und damit die Rückkehr der gefürchteten Flügelzange beinahe für immer verhindert. Danach hat er’s auch noch bei Robben probiert, aber der war in seinem Comeback-Spiel noch ziemlich auf der Hut vor solchen Metzgern. Ansonsten war da schon wieder der berüchtigte Ausfallschritt nach links zu sehen, nur der Abschluss war noch zu berechenbar. Aber das wird sich bald ändern. Dann stieß ja auch noch Luiz Gustavo zum Team und begriff sofort, dass man bei Bayern derzeit am positivsten auffällt, wenn man auf Fehlpässe und alberne Risikozweikämpfe verzichtet. Diese Erkenntnis hat er Bastian Schweinsteiger und Mark von Bommel definitv voraus. Sicherte zentral genauso gut ab wie links, spielte dafür aber nicht ganz so energisch nach vorne wie der direkte Konkurrent Pranjic, beging aber auch nicht dessen larifari Stellungsfehler. Eigentlich schien trotz des Ribery-Aus alles gut bei den Roten, selbst die Leichtsinnsbrüder von der Innenverteidigung standen dank eines zurückkehrenden Badstubers zunächst stabil. Doch gemäß dem Bayern-Motto der Saison „Wir können alles ausser einen Vorsprung halten“ sackte stellenweise mal wieder die gesamte Defensivordnung in sich zusammen und da muss man den Wolfsburgern lassen, dass sie sich nicht aufgegeben haben, weil sie vermutlich auch schon andere Bayern-Spiele dieser Saison auf DVD gesehen hatten und wussten: a bisserl was geht immer bei dieser Unwehr. Die neue Meisterschaft ist die Championsleague-Qualifikation und wenn ich noch einmal aus München höre, dass noch alles möglich ist, dann behaupte ich, dass der Club Meister wird. Und dann war da noch ein Zeichen der Zeit, das mich schon seit Wochen schwer beunruhigt. Wenn jetzt schon mehr Elfmeter verschossen werden als reingehen, dann ist entweder was mit der Erdachse nicht in Ordnung oder das Ende der Zeit steht kurz bevor. Das dachte ich übrigens auch damals, als Thomas Muster Wimbledon gewann.
Schalke – Hamburg 0:1 (0:0)
Freut mich für den Typen, der im Winter eine BVB-Flagge auf’s Dach der Schalke-Arena gesteckt hat. Das war wohl die Abschiedsgala von Van The Man, aber bald kommt ja Mathias Sammer als Mittelstürmer, wenn ich alles richtig verstanden habe.
Bremen – Hoffenheim 2:1 (1:0)
Bremen schlägt knapp das Team, das sich freiwillig aus dem internationalen Geschäft zurückgezogen und daher folgerichtig Bremen den Vortritt gelassen hat. Ich verstehe den Dietmar Hopp eh nicht. Da steckt er 200 Millionen in seinen Verein und urplötzlich will er schwarze Zahlen schreiben. Das ist doch inkonsequent.
Stuttgart – Mainz 1:0 (0:0)
Die Entzauberung der Bruchweg Boys geht weiter und Labbadia scheucht seinen Hühnerhaufen zu seinem ersten Sieg unter dem dritten Trainer der laufenden Saison.
Nürnberg – M’gladbach 0:1 (0:1)
Na ja, vielleicht wird der Club doch nicht Meister.
St. Pauli – Freiburg 2:2 (1:0)
Das hat sich wie eine Heimniederlage für Pauli angefühlt. Und wieder das Thema verschossene Elfmeter.
Frankfurt – Hannover 0:3 (0:2)
Tja, Hannover ist die zweitbeste Mannschaft in der Liga und spielt wahrscheinlich nächstes Jahr in der Championsleague, während der FCB in die Qualifikation zur Europa-League muss. Dabei brennen die Slomka-Boys weder ein Offensiv-Feuerwerk ab, noch kontrollieren sie ihre Gegner, aber die Chancenauswertung, diese Effizienz im Abschluss, das ist quasi spiegelverkehrt das, was die Bayern die Saison über bisher getrieben haben.
Kaiserslautern – Köln 1:1 (0:1)
Ich glaube, das Nervpotenzial von Köln ist schon zu groß, als dass mir der Finke den Verein in der Rückrunde noch schmackhaft machen könnte. Sollen die sich in der zweiten Liga in Sachen Spielkultur rehabilitieren. In aller Ruhe.
Schnee von gestern
Vor ein paar Tagen bin ich dahin gefahren, wo ich herkomme. Wo der Schnee statt Chaos noch eine allesumarmende Schwere mit sich bringt. Und wo jeder Feldweg besser geräumt ist als unsere Straße in der Mitte von Berlin. Die Autobahn dorthin scheint durch Raum und Zeit zu gehen. Das rhythmische Schlagen gegen die altersschwachen Stoßdämpfer von meinem Ford erinnert mich an unsere Klassenfahrt nach Berlin 1991. Als die Autobahn nach Hof noch dem Volk gehört hat und aus losen Betonplatten bestand. Alles bricht und zerbirst im Angesicht der Kälte, der Rest rostet sich weg oder säuft dieser Tage hemmungslos ab. Kein Wunder, dass die Leute sich wie wild verheiraten und vermehren, wo sie doch sonst keine Kontrolle mehr über irgendwas ausüben.
Zuhause gibt es eine Menge Kinder mittlerweile. Und es ist nicht so, dass ich ein ausdrücklicher Befürworter des Spaßregimes bin, das Kinder unter sechs Jahren im Pulk über uns Erwachsene ausüben, aber in meiner Familie haben sich die Zustände durch die vielen Kinder verbessert. Man kann jetzt fast von einer Großfamilie sprechen. Mit nahezu südländischen Zügen. Alle schreien durcheinander, ständig wird gegessen und gekocht, dauernd kommt jemand, dauernd geht jemand. Das hat die Nachdenklichkeit der vergangenen Jahrzehnte fast in Vergessenheit geraten lassen. Alle sind wieder verbindlich und es gibt eine neue Herzlichkeit, eine Lebensqualität, endlich ein halbwegs gutes Argument gegen das Leben in der Stadt. Von der Gastfreundlichkeit muss man nicht reden. Das ist ein niederbayerisches Haus voller begabter Köche und höflich erzogener Menschen. Hinfahren war eine Winterreise, zurückfahren mehr wie eine Fahrt über eine endlose Brücke. Ich weiß auch nicht genau, was ich eigentlich sagen wollte, als ich anfing, das hier zu schreiben. Vielleicht nur, dass es schön war daheim.
2010
Songs:
Rihanna – Rude Boy
Leatherface – Isn’t Life Just Sweet
Teenage Fanclub – Baby Lee
Vampire Weekend – I Think Ur A Contra
Kanye West – Monster
Kesha – Your Love Is My Drug
Iron Maiden – The Final Frontier
Someone Still Loves You BY – Sink/Let It Sway
Brandon Flowers – Crossfire
Katy Perry – California Gurls
Jay-Z – On To The Next One
Alben:
Leatherface – The Stormy Petrel
Vampire Weekend – Contra
Bruce Springsteen – The Promise
Health – :Disco2
Iron Maiden – The Final Frontier
Kanye West – My Beautiful Dark Twisted Fantasy
Brandon Flowers – Flamingo
Sun Kil Moon – Admiral Fell Promises
Teenage Fanclub – Shadows
Konzert:
Leatherface (Festsaal Kreuzberg), Get Up Kids (Postbahnhof)
Film:
Scott Pilgrim vs. The World, The American, The Social Network, An Education, Inception, The Town, Cloudy With A Chance Of Meatballs, Shutter Island
Schauspieler:
Emma Stone, Carey Mulligan, Leonardo DiCaprio, George Clooney, Tom Hardy, Mary Elizabeth Winstead, Andrew Garfield, Jeremy Renner, Aaron Paul, Wendell Pierce, Nelsan Ellis
Spiel:
Red Dead Redemption, Assassin’s Creed: Brotherhood, Limbo, Mafia 2, FIFA 11, God Of War 3, Monkey Island 5
Serie:
Dexter 5, Treme, Mad Men 4, Kavka Vs. The Web 3
Buch:
Imperial Bedrooms (Bret Easton Ellis)
Brenners Bundesliga 2010/2011 (17)
Spieltag 17: Das Ende
Eigentlich wollte ich zur großen Brenners-Bundesliga-Zwischenbilanz ansetzen, aber eine Kopfgrippe epochalen Ausmaßes hindert mich an einer semi-saisonalen Strafrede an meinen Heimatverein und einer Analyse dieser Chaostheorie-Hinrunde. Stattdessen ein paar kurze Erkenntnisse zum Spieltag und zur Hinrunde.
Der FC Bayern verabschiedet sich mit der Partie gegen den VfB symptomatisch in die Winterpause. Alles okay in der Offensive, die Seuche in der Chancenverwertung scheint ausgerottet, aber schon im defensiven Mittelfeld fängt’s gehörig an zu hapern. Die Innenverteidigung hat sich aber als das Kernproblem der Bayern herausgestellt. Meiner Meinung nach schon seit letzter Saison, aber die Erfolge haben darüber hinweg getäuscht. Wenn sich die Bayern im Winter nicht gravierend verstärken, wird das nichts mit der Championsleague-Qualifikation. Was die Personalie Van Bommel angeht: Wenn er so spielt wie seit seiner Rückkehr in den Kader, kann man auf ihn verzichten. Wenn er freiwillig nach Wolfsburg geht, kann man auf ihn verzichten. Eigentlich mag ich ihn gern und halte eine Umwälzung im Mittelfeld für unsinnig, aber irgendwas scheint da grade nicht mehr zu passen. In der Torwartfrage habe ich keine Meinung. Ich hab nichts gegen Neuer, traue aber auch dem jungen Kraft eine Menge zu. Einzig ärgern tut, dass das alles über den Kopf von Butt hinweg besprochen wird, denn der gehört mit Sicherheit immer noch zu den besten drei Torhütern in Deutschland. Summa summarum kanns nur besser werden, und wer den Volldepp Stoiber heute beim Sport1-Stammtisch gesehen hat, weiß auch warum: Weil der „Arjen Van Bommel“ dann wieder fit ist.
Die Tabellenspitze bleibt trotz der Dortmunder Niederlage gegen Frankfurt bis zum Schluss der Saison unangefochten, da leg ich mich fest. Klar mag der eine oder andere dem BVB eine kleine Talfahrt andichten, aber die kann man sich bei dem Vorsprung sogar über mehrere Wochen hinweg leisten. Das ist Lamentieren auf dem Niveau des Meisters 2010/2011. Und dennoch ist der Höhenflug der Gelbschwarzen nicht allein ihrem Talent oder Trainer zu verdanken. Er begründet sich genauso an der teils gruseligen Leistungsschwankung und Unberechenbarkeit der Konkurrenz. Selbst der Klopp sagt, es liegt auch an der Schwäche der Anderen, aber der kokettiert natürlich nur, weil er so ein wahsinnig ausgebuffter und reflektierter Medienprofi ist.
Im Abstiegskampf setzen sich Gladbach, Köln und Stuttgart fest, wobei letztere das offensichtlich mit voller Absicht tun, oder hätten sie sonst Bruno Labbadia engagiert. Aber so leid es mir tut, ich sehe St. Pauli noch abrutschen. Wahrscheinlich im Tausch mit Köln, denen ich nach Verpflichtung von Finke und damit dem ehrlichen Willen zur Rundumerneuerung noch einen sogenannten Kraftakt zutraue.
Zum Abschluss die Ernennung der absoluten Nervzecke der Hinrunde: Marcel Reif, ein Möchtegern Satiriker und Fußballanalyst, in Wirklichkeit ein bis ans tuntig eitler (hat jemand das lila Kordsakko bei Sky90 gesehen?) Zyniker und Misanthrop, der einem jedes Spiel aufs nihilistischste kaputtkommentieren kann. Get A Life!
Jetzt geht Brenners Bundesliga in die Winterpause, nicht ganz ohne die Überlegung, diese Kolumne einzustellen. Gedacht war sie neben einer Nachlese auch als Diskussionsgrundlage in den Kommentaren, was leider nicht wirklich passiert ist. Ich sag trotzdem danke an die zahlreichen Stammleser, ohne die es die BBL gar nicht geben würde. Frohe Weihnachten!
Brenners Bundesliga 2010/2011 (16)
Spieltag 16: Spielerpersönlichkeiten
Bisher hab ich Mathias Sammer immer für einen verknöcherten Fußball-Reaktionär gehalten. Bis zu diesem Fußball-Stammtisch auf Sport1. Denn da hat der Mann mir aus der Seele gesprochen. Dass sich der DFB in den letzten zwei Jahrzehnten viel Spielkultur selbst zerstört habe, weil er dem Berti-Vogts-Duktus „Der Star ist die Mannschaft“ gefolgt ist. Was noch nicht mal Vogts wirklich so gemeint habe. Dass man die Dribbler, die technischen Sonderlinge, Egomanen und Ballexzentriker nicht glattbügeln soll, nicht in diesen dogmatischen Teamgedanken hineinzwingen, hat er gesagt. Er hat’s natürlich nicht ganz so elegant formuliert wie ich, aber gemeint hat er es so und damit eine Lanze für Franck Ribery gebrochen.
Ribery hat nicht besonders gut gegen Basel gespielt unter der Woche und nur ein bisschen besser gegen St. Pauli am Samstag, und das obwohl er insgesamt drei Tore erzielt hat. Aber er wird jede Woche besser, weil Van Gaal eingesehen hat, dass die manchmal etwas verloren wirkende Seele Ribery nicht nur „Liebe auf de erste Gesicht“ (Van Gaal bei Sky), sondern auch Geduld und Extrawurst braucht, um sein freigeistiges Spiel in die Gänge zu bringen. Und wenn er sich nicht verletzt, wird er das in der Rückrunde auf eine Art und Weise tun, dass ihn die meisten Gegner gerne wieder verletzt sehen würden. Natürlich wird sich der ein oder andere Spieler denken, ich muss spuren und ackern und Franck Montana-Ribery wird gehätschelt. Aber wer Louis Van Gaal kennt, weiß, dass er im Grunde kein Bevorzugungssystem etablieren will, er sieht nur die unterschiedlichen Spielerpersönlichkeiten. Und damit Ribery nicht übermütig wird hat er ihm auch indirekt in einem anderen Interview mitteilen lassen, er möge doch Tennis spielen, wenn er sich frei bewegen will.
Klar darf eine Mannschaft nie zuviele von diesen Hätschel-Kreativen haben. Disziplin, Ausdauer und stumpfe Arbeitswut gehören genauso zum Fußball. Aber es dürfen schon mindestens zwei pro Mannschaft sein und – ja – wir Bayernfans warten sehnsüchtiger auf Robben als aufs Christkind. Apropos Weihnachten: Sebastian Schweinsteiger hat seinen Verein ja vordergründig auch mit seiner verlängerten Anwesenheit bis 2016 beschenkt. In Wirklichkeit hat er aber den Sack ganz schön weit aufgehalten, was man so hört. Das ist natürlich das andere Problem mit den Spielerpersönlichkeiten. Dass sie immer etwas teurer sind als die Dronen. „Mein Herz schlägt rot.“, hat der Schweini gesagt und als ein Reporter Uli Hoeneß mit diesem Zitat konfrontiert hat, im Zuge der Frage, was Spieler wie Schweinsteiger zu Vertragsverlängerungen bewegt, hat Uli Hoeneß nur kurz und bitter gelächelt. Die müssen weh getan haben, die Vertragsverhandlungen mit so einer Spielerpersönlichkeit.
Brenners Bundesliga 2010/2011 (15)
Spieltag 15: Die Schale
Der Tag hatte so schön angefangen. Meine Schwiegermutter hatte mir Schokoladenfußbälle vom FC Bayern zum Nikolaus geschenkt und mit der Post kam ein weiteres Heimtrikot der Bayern für meine fortschreitende Sammlung. Und dann das Spiel gegen Schalke. Und es beunruhigt mich, wie präkognitiv ich in letzter Zeit bin. Frag mich drei Tage vor dem Spiel und ich lieg garantiert daneben, aber sobald ich die Trainer gehört habe und die Spieler aus der Kabine kommen, entwickle ich ein untrügliches Gefühl für den kommenden Spielverlauf. Zumindest bei Bayern-Spielen.
Vor dem Spiel hätte ich gesagt: Bayern dominiert, aber nur ein kleiner Fehler bedeutet das Gegentor und wenn das in der zweiten Hälfte passiert, gibt es eher das 2:0 als den Ausgleich. Quod erat gottverdammt demonstrandum. Ausgerechnet gegen Schalke, dem Verein mit Disziplinvorgaben wie bei der Roten Armee, aber einem Gemeinschaftsgeist wie Pete Doherty und Carl Barat. Magath, der entzauberte Houdini des deutschen Trainerwesens, hat sich über den Sieg wohl am meisten gewundert, denn was die Schalker bis zum 1:0 auf den Platz gebracht haben, war genau der Fußball, der in einer normalen Saison von einem Tabellenfünfzehnten zu erwarten gewesen wäre. Dann macht ausgerechnet der Luftikus Jurado das Tor und ab dann hören die Ausreden für das Spiel der Bayern auch auf.
Denn mit dem Tor brach das über die letzten paar Wochen mühsam zusammengeschusterte Selbstbewusstsein der Münchner mit einem Schlag zusammen. Es war wie am Anfang der Saison: Die totale Balldominanz, der Abwehrfehler, das Gegentor und die große allgemeine Verunsicherung – das Spiel ist gelaufen. Aber das ist nicht die „Seuche“, wie Christian Nerlinger das etwas unsouverän beim Sport1-Stammtisch bezeichnete, das ist eben das Ergebnis, wenn die Mannschaft einfach nicht in Form kommt, weder indivduell, noch gemeinschaftlich. Ich bin nachwievor der Meinung, dass Fehler in der Transferperiode begangen wurden, beziehungweise der Fehler in der Abwesenheit einer solchen liegt, aber die Hauptprobleme sind die gravierenden Formschwankungen- oder Schwächen bei Leistungsträgern der letzten Saison. Als da wären:
Van Bommel: Von Agressive Leader zu Agressive bieder. Der Mann schlägt einen vernünftigen Pass pro Spiel und das wars dann. Ansonsten spielt er Fußball aus dem letzten Jahrzehnt und übernimmt nur halb so viel Verantwortung wie beispielsweise Tymoschuk und der ist nicht Kapitän, sondern grade erst zurück aus der Versenkung. Franz Beckenbauer hat nach dem Schalkespiel absolut zurecht angemahnt, dass beim entscheidenden Fehler von Breno keinerlei Hilfe vom anrückenden Mittelfeld kam und es war Van Bommel, der locker noch vor Raul an den Ball gekommen wäre, hätte er sich das Ganze nicht im bequemen Trabschritt von der Mittellinie aus angeschaut.
Müller: Toller Spieler, das hat er bei der WM und in der Meistersaison bewiesen, aber seine konfuse Spielweise scheint ihn selbst zu verwirren derzeit. Vielleicht sollte man ihm eine feste Position zuweisen, damit er sich wieder finden kann. Als Allrounder bist du leider der Depp, wenn auf den Positionen rotiert wird. Davon kann auch Tymoschuk ein Lied singen.
Lahm: Ein Schatten seiner Selbst. Mit Aufwärtstendenz, aber längst noch nicht im Spiel nach vorne präsent.
Ribery: Von einer Reha zur nächsten, das kann so nix werden.
Kroos: Kommt auch langsam in die Gänge, aber eben nur langsam. Zeigte sich nach einer großen Saison bei Leverkusen anfangs zu unflexibel und zu wenig selbstbewusst. Auch er hat aber die Allrounder-Arschkarte.
Van Buyten und Demichelis: Keiner weiß, warum sie plötzlich nach dem Zenith ihres Schaffens gleichzeitig in die Untiefen der ewigen Abwehrfehlerhölle gestürzt sind. Der Teufel steckt vermutlich im biografischen Detail und wir werden es nie erfahren. Vielleicht sind sie jetzt auch privat ein Paar und haben andere Dinge als Fußball im Kopf.
Contento: Viel zu hoch gelobt, viel zu schnell befördert und für einen modernen linken Verteidiger noch viel zu unsicher und unkreativ.
Klose, Robben und Olic: Viel zu verletzt.
Braafheid: Krasser Fehlkauf.
Natürlich gab es auch welche, die ihre Form halten bzw. steigern konnten. Genannt seien: Schweinsteiger, Gomez, Butt, Tymoschuk, Pranjic. Am Ende bleibt trotzdem die Frage, wie ich diese stattliche Anzahl von Formausfällen in den Griff bekomme. Der Trainer scheint diese Frage längst nicht mehr beantworten zu können. Van Gaal wirkt vor jedem Spiel skeptisch und nach dem Spiel bestürzt über das Unvermögen seiner Spieler. Ich bleibe bei meiner Meinung der letzten Wochen: der Trainer ist für den Erfolg einer Mannschaft mindestens zur Hälfte zuständig und wenn ein FC Bayern in der Saison 2010/11 ernsthaft um die Champions-League-Qualifikation zittern muss, dann kann der Trainer gerne zur Debatte stehen.
Kurz zum Rest des Spieltags: Hannover zeigt erneut eine geradezu mysteriöse Klasse, ähnlich wie Freiburg. Bremen und Wolfsburg können sich nicht einigen, wer sich selbst am dollsten mit seinen Saisonzielen verschätzt hat, Frankfurt versaut Mainz die letzte Hoffnung auf die Meisterschaft und der HSV dürfte sich bald Trainer Nummer 8 in acht laufenden Saisonen suchen. Köln, Stuttgart und Gladbach sind abgestiegen. Dortmund ist absolut verdient Meister geworden, herzlichen Glückwunsch.