Rosalie

rosalie_cover

„Rosalie“ heißt mein am 17.11. erscheinender Roman. Zum Inhalt in Kurzform bitte hier klicken. Jetzt ein Trailer:

Stimmen:

„Der niederbayerische Schriftsteller Berni Mayer musste erst nach Berlin gehen, um seine Heimat neu zu deuten. Das Ergebnis ist der schrecklich schöne Roman ‚Rosalie‘. [..] Es ist schon deshalb ein herausragendes Buch, weil Mayer um alle Klischeefallen herumfabuliert, die der Heimatroman bereithält.“
– Bernhard Blöch, Süddeutsche Zeitung

„Das verdankt Rosalie zunächst der schnörkellosen, fast lakonischen Sprache. Mayer erzählt unaufgeregt und hebt Praam nicht als ein Stück Hyper-Bayern auf den Sockel.[..] Nicht einmal mit diesem historisch aufgeladenen Erzählstrang um das Schloss verhebt sich Mayer. Er erzählt ihn souverän und stimmig aus. Für ein Debüt gelingt ihm damit ziemlich viel.“
– Josef Wirnshofer, Spiegel Online

Kurzkritik zu Rogue One

SPOILER-FREI

UPDATE: Hab in den letzen Tagen viel über den Film gehört und gelesen und auch sein Nachdruck hat sich verstärkt. Wohlmöglich sehe ich ihn jetzt (berechtigt oder nicht) positiver und würde den folgenden Satz vom „einzig denkwürdigen Moment“ auch so nicht mehr formulieren. Dennoch: hier meine Rezension vom selben Abend, an dem ich vormittags den Film gesehen habe.

***

Manche mögen die Anwesenheit Darth Vaders für einen Marketing-Gag gehalten haben, ich behaupte: ohne die Vader-Sequenz am Ende hinterließe dieser Film keinen einzigen denkwürdigen Moment.

Die Breitwand-Schlachten waren mir zu zermürbend, aber nicht weil sie die Gräuel interstellaren Konflikts zeigen, sondern weil sie einfach zu lange dauern. Die Geschichte von den gestohlenen Todesstern-Plänen ist zudem kein One-Trick-, sondern ein No-Trick-Pony. Es passiert einfach nichts Überraschendes. In der Regel hab ich ja was gegen Twists & Turns zum Selbstzweck oder eine übertriebende Rote-Heringskultur, aber das war mir hier dann doch zu linear und WTF-arm. Trotz massiver Längen und Story-Lineal blieb dann aber doch zu wenig Zeit, um mir wenigstens Felicity Jones´ Charakter näherzubringen, die ich gern näher kennengelernt hätte, statt sie nur trotzig schnuten zu sehen. Am besten lernt man noch den (tatsächlich sehr witzigen) Roboter kennen; weiß nicht, ob das im Sinne des Erfinders war. (hey, lange keinen Strichpunkt mehr gemacht)

Gefallen hat mir neben besagtem Roboter und der aparten Mon Mothma vor allem Ben Mendelsohn und sein imperialer Fashion Sense für optimistische Frühlingsfarben. Außerdem kam er mir zumindest im englischen Original vor, als könne er nur mühsam einen Sprachfehler unterdrücken. Super Typ, nur leider im wahrsten Sinne des Wortes verheizt.

Optisch war das Ganze natürlich die erwartete grandiose Schlachtplatte. Letztlich scheitert der Film aber an seinem Kompromiss aus Kriegsfilm – ein Genre das inhärent moralisch dubios sein muss – und der stromlinienförmigen Star-Wars-Moral. Ich hab bei den Establishing Shots von der Jedi-Stadt Jedha an Aleppo gedacht, aber ich denke nicht, dass das im Sinne von Disney war.

Wer ein Fazit braucht: Etwas zu forciert, aber auch kein Stuss. Muss man als Star-Wars-Fan GESEHEN haben, wird man aber nicht viel fühlen dabei. Was das hören betrifft: zumindest im IMAX hat der Soundtrack die Hälfte der Dialoge gefressen. Lauter ist der echte Krieg auch nicht.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Kurzkritiken

Das falsche Tagebuch: 9. Dezember 2016

Neulich das erste Mal Grünkohl gegessen. Nächstes Jahr bin ich das erste Mal in Essen. Vorgestern Abend in den menschenleeren Friedrichstadt-Passagen herumgeschlendert, heute das neue Childish Gambino angehört und erschrocken als der Bass eingesetzt hat. Überlegt, was mein Lieblingsalbum dieses Jahr war. Zu dem Ergebnis gekommen, dass es eine ältere Fucked Up Platte ist. David Comes To Life. Die aus der Fucked-Up-heit heraus so verzweifelt optimistisch ist, dass ich in die Musik zurückschreien will, wie sehr ich am Leben bin. Wie weit weg von den alten Zwickerchen, wie tief drin im sprichwörtlichsten Kampf um Leben und Tod, ohne Ahnung wie er ausgeht. Wie friedlich, freundlich und gleichzeitig zerfetzt und vor Wut schäumend ich bin. Wie ich dann doch hin und wieder froh bin, so ein Egomane zu sein, weil ich immerhin auf mich und mein Äußeres aufpasse, weitgehend in der Spur bleibe und mich dank einer einigermaßen intakten geistigen Gesundheit um andere kümmern kann. Ich drück mich und bin feige, wie ich das schon immer war, aber da mir Etikette und was ich selbst von mir halte, wichtig sind, bin ich es dann doch ganz oft eben nicht. Es ist eine ganz gravierende Evolution, die da stattfindet: von jemand, der vom Leben allerhand erwartet und motzend die Hand aufhält, zu jemand, der nichts mehr erwartet, sondern selbst gräbt. Defätist und Optimist gleichzeitig ist. Ein Defäptimist quasi. Ich rede ein bisschen selbstbezogenen Unsinn grade. So wie Uli Hoeneß, als er betonte, wie „fantastisch und ohne Makel“ er sich im Knast benommen hat und 5000 Briefe bekommen. So dringend muss ich dann doch nicht geliebt werden. Hoffe ich.

PS: Übrig hat Amazon meine Rezension für Childish Gambino nicht angenommen. Wahrscheinlich wegen dem „Arsch“. Dann eben hier:

Giving a damn by not giving a damn

Genauso kulturbewusst, schlitzohrig, zutiefst menschlich und leck-mich-am-Arsch-Establishment-ig wie Donald Glovers tolle TV-Serie „Atlanta“. Das ist quasi sein Audio-Atlanta. Black lives matter ja sowieso mehr denn je, aber das geht immer noch ein Stück besser mit black music, die sich weder im Proll-Genialischen wie Kanye verrennt, noch im Zu-Verkopften wie Teile von Kendricks (natürlich toller Platte) „To Pimp A Butterfly“ oder Frank Oceans „Blonde“. Klingen tuts ein bisschen nach Motown, aber trotzdem nicht auf die Retro-Werkbank gezwungen. Pocht stark auf Soul-Tradition und hat gleichzeitig keinen Bock auf Tradition. Postmoderner, old schooliger, neuartiger high end low fi shit.

fullsizerender

Warum Rosalie?

Ich hab auf dem Blog zwar schon mal über die Ursprünge von Rosalie geschrieben, aber hier ist nochmals ein Text für meinen Verlag, in dem ich ausführe, wie sehr mich die grandiose Verfilmung von Harper Lees „To Kill A Mockingbird“ zum Roman geführt hat. Ist natürlich arg selbstreferenziell, aber als Nachbetrachtung vielleicht ganz amüsant, wenn man das Buch schon gelesen hat. Vielleicht.

WARUM ROSALIE? (Wer außerdem immer schon wissen wollte, woher die Boo Radleys ihren Bandnamen haben)

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Bücher

Kurzkritiken zu Fantastic Creatures And Where To Find Them & Arrival

FCAWTFT
Wirklich zauberhafte realitätsverbiegende erste halbe Stunde mit dem Nostalgie-New-York der 20er-Jahre als perfekter Ort für verborgene Künste. Dann wirds wie so oft in modernen Blockbustern unnötig langwierig und verworren und damit unaustariert. Dreh doch mal wieder knackige Neunzigminüter, Hollywood. Eddie Redmayne, Katherine Waterston und Dan Vogler sind perfekt besetzt.

ARRIVAL
Villeneuves letzter Flick „Sicario“ gehört zu meinen Lieblingsfilmen der letzten Jahre, aber das hier war erzwungen humanistischer Kontemplations-Sci-Fi mit etlichen plotleeren Durststrecken. Außerirdische als Konundrum für eine nonlineare Betrachtungsweise von Leben und Tod war mir zu didaktisch. Und das mit dem toten Kind ging mir zu nahe.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Kurzkritiken

Rosalie Buchtrailer

Hier eine visuelle Andeutung meines neuen Romans. Am 11.11. ist Buchpremiere im Roten Salon in Berlin. Danke an Carlos Lobos für die Stimme, Cem B Mete für Schnitt und Kamera und den DuMont Buchverlag für das Schmuckstück von Buch.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Bücher, Video

Das falsche Tagebuch: 9. November 2016

Trump. Nur ein paar Worte.

„What the fuck America“ ist ein falscher Reflex. Wir predigen ständig nur zum eigenen Chor und kehren vor der eigenen Haustür. Genau das machen auch Trump-Wähler. Genau das machen auch Nichtwähler und Politikverdrossene. Niemand übernimmt Verantwortung, vor allem nicht für den Teil der Bevölkerung, der man nicht sein will. Ich wünschte manchmal, ich hätte keine Kinder. Ich würde die Faust aus der Tasche nehmen und durch die Welt reisen und über sie schreiben. Aber ich habe Kinder und eins davon ist schwerkrank. Meine Familie ist meine Prioriät.

Meine Lektion aus dem zurückliegenden Jahr muss aber lauten, erst recht aktiv und aufmerksam zu bleiben. Sich was zu trauen, das Risiko einzugehen, Verantwortung zu übernehmen. Meine Frau hat das gerade getan, sie ist öffentlich sichtbar gegen den Pflegenotstand in der Charité aufgestanden, natürlich weil das unsere Tochter betrifft, aber auch, damit andere Eltern was davon haben, die wir nie kennenlernen werden und mit denen wir sicher auch nie befreundet wären. Vielleicht sogar AfD-Wähler, wer weiß.

Es ist ja schön, wie ihr euch jetzt alle Pointen und Befindlichkeits-Bonmots aus der US-Wahl herausquält, aber noch schöner wäre, ihr macht da was draus. Denn obwohl Trump dieses Konzept völlig dekonstruiert hat, glaube ich daran, dass unsere Gesellschaft nach wie vor von Etikette und moralischem Konsens zusammengehalten wird. Das Verhalten jedes Einzelnen gegenüber dem anderen Einzelnen ist ein politisches Verhalten. Also seien wir politisch oder wie Gottes einziges Gebot in John Nivens Jesus-Satire „Second Coming“ lautet: Seid nett zueinander.

Und außerdem: ein furchtbarer Tag für alle Frauen auf dieser Welt. White men are the dirtfuck worst.

Kurzkritik zu Dr. Strange

Ich weiß, ich weiß. Und ich bin ja auch ermüdet von Leuten, die von Origin Stories ermüdet sind, aber sie ermüden mich nun mal ganz fürchterlich. Dr. Strange gibt ja eh Gas auf seiner Wanderschaft vom Neurochirurg-Saul zum Zauber-Paul, aber man ist einfach – ob man will oder nicht, und ich will eigentlich nicht – so ausgewrungen von den tausend Superheldenfilmen pro Jahr, dass man einfach nur drinsitzt und sagt: get to the fuckin point.

Wobei’s ab dem point dann auch genau langweilig wird, was erneut dran liegt, dass es Marvel nicht gelingt, gute Superschurken auf die Leinwand (im TV klappt’s, siehe Fisk, Kilgrave, Cottonmouth) zu stellen. Der allseits überbewertete (wenn auch sympathische) und niemals akzentfreie Mads Mikkelsen ist wieder mal way in over his head und strahlt zu keiner Zeit echte Gefahr für einen Protagonisten aus, der zu keiner Zeit so wirkt, als wäre er in einer.

Hört mir zu, ich mag eigentlich diese Marvel-Entspanntheit, wo ein guter Schauspieler mit einem guten One-Liner im Endeffekt wichtiger ist als die Handlung einer gesamten Phase, aber wie sagt Podcaster Andy Greenwald: „It’s not a movie, it’s a widget.” Marvel-Filme haben sich so in ihrem ureigenen, durchaus respektablen und hochamüsanten World-Building verfranzt, dass es keine echten Stand-Alone Movies mehr gibt, weil alles gezwungen ist, auf etwas anderes hinzudeuten.

Mich reißt das ganz immens aus dem Moment. Und der ist eigentlich gar nicht so übel, um jetzt noch was Nettes über den Film zu sagen. Tilda Swinton könnte auch den Hulk spielen und bekäme eine 9 auf der bis Richard III. gehenden Lars-Eidinger-Ernsthaftigkeitsskala, und kann deshalb auch süffisant sein, ohne aus der Rolle zu fallen. Cumberbatch bleibt seinem Sherlock treu, das kann man mögen oder auch nicht, aber das ist darstellerisch schon ganz dicht genietet. Jetzt noch Hokuspokus in eine Welt aus Mutanten und Metamenschen zu packen, funktioniert erstaunlich gut. Dafür die Effekte aus Inception zu mopsen und auf 12 zu drehen does the trick und ist deshalb legitim.

Am Ende (und das meine ich wörtlich, wenn man die Mid-Credit-Scene betrachtet) ist man halt doch nur wieder im Marvel-Universum. Das ist bewundernswert und abschreckend zu gleich, aber vielleicht muss man sich auch damit abfinden, dass dank dem Golden Age of Television jetzt alles zusammenhängt und man immer seltsam unabgeschlossen aus einem Blockbuster kommt, weil einfach nichts mehr je wieder aufhört und leider auch immer wieder anfängt. Ich weiß, ich weiß. Und ich bin ja auch ermüdet von Leuten… yada yada.

PS: Ich hätte gerne einen Dr. Strange von Dario Argento anno 1975 gesehen. Oder vielleicht hätte Regisseur Scott Derrickson einfach Goblin für den Soundtrack verpflichten sollen. Mit Pink Floyds „Interstellar Overdrive“ war er eh schon auf dem richtigen Weg. Was ich eigentlich sagen will: mehr 70er-Hexensabbath hätte dem Film gut getan.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Kurzkritiken