No Sleep Til H&M(ersmith)


Auf der Suche nach unbedruckten und schwer wiederidentifizierbaren Kleidungsstücken fand ich mich jüngst in einer Filiale des internationalen Bekleidungsunternehmens Hennes and Mauritz, im Volksmund auch H&M genannt, wieder. Dass man sich gerade im spitzkegeligen Rampenlicht des Berliner Nachtlebens mit einem ordentlichen Aufdruck auf dem T-Shirt sehen lassen sollte, leuchtet mir ja ein. Dass man sich dabei mittlerweile gerne mit fremden Federn schmückt und sich mit einem AC/DC-Shirt unter die Kokskollegen schmuggelt, obwohl man Angus Young mit einer Sonderaktion bei Burgerking assoziiert, ist mir bewusst. Dass man sich sein lizensiertes Punkrock T-Shirt jetzt aber auch von der Stange bei H&M nehmen kann, bringt mein von Lemmy Kilmister mitgeprägtes Weltbild dann aber echt ein wenig ins Wanken.

So fällt mir fast der gerade auserkorene schwarze Kapuzenpullover aus der Hand, als mir der Blick auf einen Berg Motörhead England T-Shirts freigegeben wird. Während ich noch um Fassung ringe, türmen sich daneben vor meinen feuchten Augen auch schon diverse dunkelgrüne Wäschehaufen mit dem Ramones Logo auf.

Ich schreie laut auf, reisse die T-Shirts aus dem Verkaufsregal, zünde sie an und tunke die Nase des tuckigen Abteilungsleiters ganz tief in die Asche von Lemmys Haustierlogo. Na ja, schön wäre es gewesen. In Wirklichkeit trotte ich verdrossen in die Damenabteilung und gehe sicher, dass sich keine The Exploited-Logos auf die Winterkollektion der Spitzenunterwäsche verirrt haben.

Nun hat sich dieses Dilemma ja breits vor vielen Jahren mit der Wiedereinführung des einreihigen Nietenband vulgaris manifestiert. Und dass wir die Subkultur in den Mainstream hinübertricksen bis selbst der bräsigste aller Bushidofans einen Orgasmatron Aufnäher sein Eigen nennen kann, ist auch nichts Neues. Aber wer lindert meinen autobiografischen Schmerz? Wer nimmt mir das Gefühl um meine eigene Rebellion beschissen worden zu sein? Jahrelang lag man im ästhetischen Schützengraben, um seinen schlechten Musikgeschmack gegen Eltern und Establishment zu verteidigen und hätte es damals in Straubing schon Filialen dieser Bekleidungskette gegeben, hätten meine Erzeuger sicher gepredigt:

„Junge, geh dir mal bei H&M was Ordentliches zum Anziehen kaufen, statt immer diese Fratzenhemden aus dem Bullshirt Katalog zu bestellen!“

Liebe Leser, verstehen Sie was ich meine? Ich für meinen Teil verstehe jetzt nämlich, wie es Oswald Kolle ergangen sein muss, als Tutti Frutti mit Hugo Egon Balder damals auf Sendung ging. Die Revolution verhöhnt ihre Kinder!