Soma in the City

I have longed to move away but am afraid;
Some life, yet unspent, might explode
Out of the old lie burning on the ground,
And, crackling into the air, leave me half-blind.

(Dylan Thomas – I Have Longed To Move Away)

Bring it on, Berlin!
Trag dein Makeup auf, du gepeinigte alte Drecksschlampe. Komm, verarsch uns nochmals einen Sommer lang. Wir warten doch nur darauf. Zieh dir dieses nuttige Kleid an und lass dir in den Schritt schauen. Wir können es doch kaum erwarten, dich noch mal einen Sommer lang so richtig durchzuvögeln. Ein paar falsche Versprechungen im Frühling und schon stehen wir den ganzen Sommer vor deiner Haustür. Und in der tiefen Sommernacht, wenn der Rauch des Vortags durch die Straßen abzieht, lecken wir dich im Schritt, obwohl du dich sonst so gerne am Arsch lecken lässt.

Und am nächsten Tag werden wir ungestraft auf dir herumtrampeln und du wirst uns zu Füßen liegen, weil wir dir drohen. Weil wir dir androhen, dich zu verlassen, wenn du dich nicht benimmst, du dumme Schnalle. Zudem haben wir uns mit dem Wetter verbündet und damit bist du numerisch unterlegen. Da schaust du. Wir haben dich an deinen Dornfortsätzen gepackt und schleifen dich hinter uns her, während wir durch die Straßen räubern.

Und bevor du dich dann wieder in deine Winterlumpen hüllst, könntest du uns doch noch eine deiner Töchter vorstellen. Jemand der noch nicht so hergefickt ist wie du, jemand der noch an einen Anfang statt an das Ende glaubt. Eine mit glatter Haut und angenehmen Atem, eine ohne Raucherlunge und Neurodermitis. Eine Ungefickte, bitte. Eine, mit der wir abens auf dem Balkon Campari Soda statt Absinth trinken und Neil Young statt DJ Hell hören. Aber in diesem Sommer kannst du deine Schätze gar nicht so gewieft verstecken, dass wir sie nicht heben. Ausräuchern und plündern werden wir dich und deine Brut und bevor wir hier verschwinden, stecken wir dich in Brand. Am Ende dieses Sommers.
Bring it on, Berlin.

19 comments / Add your comment below

  1. Gezeigt gekriegt und aufgehoben und jetzt geklaut, und weiß nicht mehr wo: Zu Ungefickten habe ich keinen Kontakt. Und natürlich kommst du wieder mit sowas daher, Assoziations- und Gedankengauner, ausgschamter.

    Die Dinge liegen lassen und zusehen dabei, wie sie von Anderen gefickt werden. Das muss man schon auch können ohne die ständige Angst vorm plötzlichen Herztod. As far as I´m concerned, I want them to be yet fucked. Wenn mir der Sinn nach Jungfrauenblut steht, dann nehm ich ein Messer ziehs einmal über meinen Arm. Campari Soda trinkt sich am besten aus Schößen, die sich nicht zu schade und schon gar nicht zu fein sind, lieber einmal mehr aufzugehen als einmal zu wenig. Bei denen man den Straßenstaub und die frisch umgegrabene Erde auf der Zunge hat, weil sie immer ohne Höschen aus dem Haus gehen und sich überall hinsetzen mit diesem verlangenden und schwanzgierigen Tier zwischen ihren Schenkeln.

    Ausräuchern und plündern, manchmal vielleicht. Und doch immer wieder niederknien vor ihren Altären, die Finger in das nasse und unheilig heilige Gefäß tauchen und sich bekreuzigen. Bring it on, Berlin, jetzt und in der Stunde unseres Todes.

  2. Eigentlich sind meine Ausstöße nichts ohne deine ergänzenden Kommentare, mein lieber Ratze. Bringing Out The Dead, sag ich nur. Dafür ist der Frühling da.

    Und vielen Dank, Foxy Lady. Wah Wah.

  3. So, so! Herr Burnston goes Nero…
    Es gelüstet ihn nach unbeleckten Unbefleckten…
    „Dream up“, kann ich da nur singen…
    Der Morgen fängt gefährlich an zu blauen(siehe Bild) und geht ohne Vorwarnung in eine
    camparirote Dämmerung über (siehe Text).
    Was tun diese Menschen (auf dem Bild)? Und was tue ich (als Leser)?
    So viele Fragen…, wie soll ein armer Mensch da nicht die Facon verlieren?
    Aber alles anstecken ist auch eine Lösung und ein zuverlässiger Brandbeschleuniger findet sich allemal. Dann ist auch Schluss mit dem verfluchten Neid auf die verruchte Großstadt, die uns schon längst mit ihrer Non-Stop-Dia-Show kapitaler Exzesse eifersüchtig gemacht hat…
    Das Gedicht zum Text:stammt von Morgenstern; „Berlin“ hab ich (als Hommage an Ihren Text) einfach reingeschmuggelt…

    Windgespräch

    Hast nie die Welt gesehn?
    Hammerfest, Berlin, Athen?

    Nein, bin nur so’n Lokalwind…
    Aber kennst Du Kuntzens Tanzsaal?

    Nein, Kind! Servus muss davon…
    London, Paris, Lissabon

  4. Hallo Dr. Schein.

    Die Menschen auf dem Bild drehen einen Werbespot im Parque de Retiro (Madrid) und singen und tanzen zu einem spanischen Oldie. Das Bild soll wohl die „Unbeflecktheit“ der 50er Jahre wiedergeben. Deshalb erschien es mir kontrastär passend zum fleckigen Text.

    Der Titel hat im Übrigen neben Loving Spoonful auch mit Körperlichkeit zu tun.

    Die Großstadt anzünden ist – wie sie richtig anmerkten – ein antiker Menscheitstraum und so alt wie die Stadt selbst. Und recht viel mehr gibts dann auch nicht mehr zu begreifen. Also behalten sie ruhig ihre Facon.

    Und danke für das tolle Gedicht.
    Das kannte ich noch nicht.

    Ihr Patient,
    Burncent Price

  5. geil, endlich ein porno, den man geöffnet auf dem bildschirm lassen kann, während man sich ’nen kaffee aus der büroküche holt.

  6. 1) Es ist nicht die Aufgabe eine deutschen Seeoffiziers, sich beliebt zu machen.

    2) Es gibt eine Spezies von Schreiberlingen, die wächst am Widerspruch.

    3) Rauheres Klima erzeugt stärkere Pflanzen.

    4) Manche Früchte beginnen zu faulen, bevor sie reif sind.

    (Ich hoffe, du weißt auch, was ich meine. Zuviel Lob ist ungesund und das ist kein Tadel)

  7. Aber wenn ich dir jetzt (und auch sonst) uneingeschränkt Recht geben würde, hätten wir ja wieder dieses Harmoniedilemma, Baz. Deshalb hauen und stechen wir ja. Ich bin da ganz deiner Meinung! Mist, jetzt hab ich dir ja doch Recht gegeben.

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