Kruzifix

Es ist noch dunkel, als wir aufstehen. Jemand hat gesagt, dass der Frühling vor der Tür steht, aber die Dunkelheit zieht sich wie Nebelschwaden durch den Anfang des Tages. Es ist noch dunkel, als wir aus dem Haus gehen. Und irgendwann auf dem Weg verzieht sich die Nacht, aber das Blei in den Knien bleibt noch Stunden. Niemand kann, was ich kann. Niemand kann mich auf Dauer unten halten. Aber ich werde alt. So alt und jeden Tag älter und müder und schwerer. Ich war der Erste, der seinen Kopf gehoben hat und bin der Letzte, der ihn senkt, aber ich bin so alt geworden. Der Kopf ist schwerer geworden, der Kopf und die Knie. Gottverlassene Orte haben wir damals aufgesucht, jeden Tag, zu jeder Gelegenheit. Gottverlassen und mit Benzin übergegossen. Niemand kann, was wir können. Niemand kann uns auf Dauer unten halten. Auf dem Weg in den Tag verirren sich zahllose fremde Sprachen zu uns. Wörter, Dinge, Einheiten, die wir nicht verstehen. Und das Draußen ist ein gottverlassener Ort. Nur am Abend, wenn es längst wieder dunkel ist und wir frierend im Warmen sitzen, ist das Versteck perfekt, die Dunkelheit kein Thema mehr.