Über Herrn Schweinsteiger

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Das Problem bei an sich sehr spezifischen Themen wie Griechenland, Schweinsteiger und der Einstellung des Warnemünde-Express ist ja, dass Hinz und Kunz eine Meinung dazu haben und sie deshalb irgendwann zu Allgemeinplätzen werden, bei denen zwar alles schon gesagt ist, aber nie zum richtigen Zeitpunkt von den richtigen Leuten. Das maß ich mir jetzt auch bei der Causa Schweinsteiger nicht an, deshalb meine textliche Lieblingsdarreichungsform: Hirnfetzen. Und zwar auch als geiles, neumodisches Listendings.

1. Am Anfang war die Frisur. Und Gott sah, dass die Frisur beim Teufel war. Seriously, die ersten Wirkungsjahre konnte man gar nicht hinschauen. Kann also nichts über die Leistung sagen.

2. Irgendwann trat er dann als Comedy Duo mit Poldi auf. Da konnte ich dann nicht hinhören. Hielt ihn zu der Zeit aber eh für überschätzt, für zu passiv, immer erst auf den richtigen Pass wartend, aber nichts dafür tun wollend. Talent? Klar. Aber Talent hatte auch der Littich Sepp. Mehr sogar. Und schau, was der heute macht. Was macht er eigentlich? Mal meine Mama fragen, die kennt noch Leute bei uns im Ort.

3. Auch ohne Poldi hat er mich mehr geärgert als delektiert. Als ich noch an Fußballübertragungen in der Öffentlichkeit teilgenommen habe, habe ich immer reingebrüllt: „Gebt’s dem Schweinsteiger nicht den Ball.“

4. Dann kam der irre Holländer. Und Schweini wollte ab jetzt Herr Schweinsteiger sein. Und das mit Recht. Plötzlich huschte er nicht mehr, schlawenzte nicht mehr, er stand. Seinen verdammten Mann. Herr Schweinsteiger auf der Sechs, das war der heißeste und folgerichtigste Scheiß seit Oliver Kahn im Tor.

5. Multiplayer-Variante: Die Doppelsechs mit meinem geliebten Javi Martinez, die beste Erfindung seit doppeltem Espresso. Ein Doppel, das ein Triple verdient hatte.

6. Dann kamen die Verletzungen, kurz unterbrochen von einem Fight Club-Intermezzo namens WM-Finale 2014. Kurz mal mit Tyler Durden den WM-Titel gewonnen. Respekt. Zu der Zeit ließ er sich für meinen Geschmack aber schon viel zu oft den Ball nehmen, war schon zu zufrieden mit seinem Ruf als Sechsgott.

7. Unter Pep konnte ich nicht mehr wirklich beurteilen, was Herr Schweinsteiger taugt. Ganz erholt hat er nie gewirkt. Nach Alonsos erstem großen Auftritt gegen Schalke dachte ich: der spielt sich jetzt noch ein bisschen auf der Zehn, dann tritt er langsam etwas kürzer. Dann wurde Alonso schlechter und ich wünschte mir den Schweinsteiger of old zurück. Den mit Javi. Hell, ich wollte meine Triple-Doppel-Sechs zurück, if that makes any sense.

8. Und jetzt? Jetzt seh ich vollkommen ein, dass er noch mal seine grauen Schläfen in den Wind hält. Nur zum Erbfeind hätte er nicht gehen müssen, aber eigentlich ist mir auch das wurscht. Solange sein Abschied nicht aus den falschen Gründen so tränenreich ausfiel wie der vom armen Casillas. Ich lass ihn gehen, meinen Segen hast Du, Schwei . . . ich meine: haben Sie, Herr Schweinsteiger. Nur weil einer Traditionsspieler ist, muss er nicht bis zum nächsten Weltkrieg auch bei seinem Heimatverein spielen. Alles was sich tut, tut gut. Dass ich grad noch nicht sehe, was Rummenigge und Pep da für eine Mannschaft zusammenbauen, ist ein Artikel für einen anderen Tag.