Hereditary (Kurzkritik)

Ein furchtbar unangenehmer Film. Wie sich das Familiendrama in einen Horrorfilm hinein windet ist das reinste Siechtum. Den Dampfhammer-Symbolismus mit dem Modellhaus und den 01815-666 Satanskult hätte man sich sparen können und einen der besten Horrorfilme in diesem Jahrzehnt (zusammen mit The Witch, Get Out & It Follows) schaffen können. Schade dass man immer so Genre-Zugeständnisse macht, aber das lag angeblich gar nicht in Regisseur Ari Asters ursprünglicher Absicht, wie er in einem Podcast sagt. Darsteller sind alle en point as fuck, aber Milly Shapiro als Charlie schießt im sprichwörtlichen Sinn den Vogel ab.

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Darktown

DARKTOWN von Thomas Mullen ist eine Mischung aus Noir und Sozialdrama (wobei die Genres sich ja eh gerne ergänzen) und spielt in der Trendstadt Atlanta in den 40er Jahren, kurz nach dem 2. Weltkrieg.

Die erste schwarze Polizeieinheit wird installiert und das ruft rassistische weiße Cops auf den Plan, obwohl es ein viel dringenderes Verbrechen zu lösen gäbe. Am Ende hängt dann aber doch alles irgendwie zusammen und die Welt ist ein piece of shit. Noir halt. Politisches Buch, gutes Buch. Ich hab viel über die Flora der Südstaaten gelernt und beim Übersetzen mitgeschwitzt, denn aus dem Buch trieft auf jeder Seite die Mittsommerhitze von Atlanta.

Das Buch

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Solo (Kurzkritik)

Solo ist okay. Ein bisschen zu schäbbiche Farben für einen Star Wars-Film, ein bisschen zu fade Handlung, aber es steht ja auch nichts auf dem Spiel. Das alte Problem mit den Prequels: Man weiß mindestens, wer nicht ins Gras beißt und eigentlich hat sich auch niemand je gefragt, warum Han mit Familiennamen Solo heißt, oder? Alden Ehrenreich spielt das wider Unken gut, angenehm linkisch und natürlich noch nicht so zynisch wie ein ausgewachsener Harrison Ford. Das ist so gewollt, nehm ich an, und ich fand das erfrischend, statt lauter altkluge One-Liner rauszuhauen. Donald Glover kann zur Zeit eh nichts falsch machen, mehr macht er aber auch nicht, und Emilia Clarke hat ihren einzigen Gesichtsausdruck für immer faustisch an Game Of Thrones verkauft. Woody Harrelson sitzt den Film auf einer Arschbacke ab, aber das reicht ja bei ihm, lediglich Paul Bettany überperformt wie immer in einer Nebenrolle. Eben alles soweit okay, aber was man dem Film wirklich vorwerfen kann ist, dass er den Star Wars-Hype killt. Totenstille im fast leeren Kino und das in der ersten Woche. Gut, war ein heißer Nachmittag, aber wenns beim Einblenden von „In a Galaxy far far away“ nicht mehr kribbelt, dann stimmt doch was nicht mit dem Brand.

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Avengers: Infinity War

Eine Axt von einem Film. Nicht nur wegen dem Ende. Sondern wegen dem was er bis dahin für einen Aufmarsch auf einen loslässt. An Helden, an CGI, an One-Linern, an kruden deux-ex-machina-Momenten, an hysterischen Ortswechseln, an Sentimentalitäten.

Für die Nolan-liebenden-hyper-grounded-Fantasten: Die Geschichte um die Infinity-Steine und den irren Universums-Halbierer Thanos ist freilich hanebüchen, aber wen juckt’s. First and foremost ist das eine Comic-Verfilmung, ein Feuer- und ein Kunstwerk, ein Gemälde vom letzten Marvel-Abendmahl mit ein bisschen mehr als 12 Jüngern drauf, die sich um Iron Jesus Robert Downey Jr. scharen. (Die Jesus-Anspielung ist kein Spoiler)

Doch selbst bei einer Laufzeit von 2:40 können nur wenige Helden Platz für Entwicklung und Empathie bekommen, hier sind das am ehesten der zweifelnde Tony Stark, der unverbesserliche Positivist Thor und der misanthropische aber verantwortungsvolle Dr. Strange. Das ist okay, die können den Film tragen, der Rest wird ja nicht vergessen, sondern mit liebevollen Dialogen und Kameraeinstellungen verewigt.

Die humoresken Säulen sind – nicht sonderlich erstaunlich – die Guardians Of The Galaxy, allen voran Chris Pratt (Starlord), der nur ein „sandwich away from being fat“ ist, aber auch nur noch wenige Dialogzeilen von der Lakonik eines Harrison Fords.

Reden wir über Thanos, dem die lila CGI keinen Gefallen tut, doch Josh Brolin dazu zwingt, sich ein bisschen mehr ins Zeug zu legen, wenn er sich vulnerabel zeigen muss. Das gelingt mal mehr, mal weniger, doch am Ende fürchtet man ihn schon allein wegen seiner Entschlossenheit zum Genozid. Ist ja auch eine zeitlose Angst.

Im Grunde ist der Film zu lang und quält einen fast schon mit so viel Sci-Fi-Gehämmer (und Peter Dinklages Gastrolle), doch man muss ja erst ausgiebig all die seit vielen Jahren etablierten Helden (und Black Panther) zu Gesicht bekommen, bevor man das erderschütternde Finale einleiten kann. Tut sonst nicht so weh.

Fall Marvel wirklich mit dieser zehnjährigen Engelsgeduld auf genau dieses (vorläufige) Ende seines MCU hingearbeitet hat, dann gebührt ihnen infinite respect. Ich geh jetzt mal was lustiges gucken.

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Kurzkritik: Annihilation

„Annihilation“ von Jeff VanderMeer ist ein wunderbares kleines Science-Fiction-Buch mit ökologischem Sendebewusstsein. Als ich gehört habe, dass Alex Garland (The Beach, Ex Machina) einen Film draus macht, und Padme und Poe Dameron mitspielen, war ich ganz positiv gestimmt.

Nur hieß es plötzlich, das wird ein Direct-to-Netflix-Release, außerdem habe Garland bei VanderMeer angerufen und gesagt: „Du, ich hab dein Buch mal kurz überflogen und mach jetzt einen Film draus.“ Jeff war angeblich nicht amused.

Doch etwaige Sorgen sind unbegründet. Trotz großer inhaltlicher Ferne zum Buch und einer wenn nicht konträren, doch zumindest schwer zu dechiffrierenden Haltung, fängt der Film die Grundstimmung des Buches zwischen Endor und LV-426 (bitte googeln) perfekt ein, glänzt mit ganz feinfühligen Schauspielleistungen des beinah all-female-Casts und ist so meditativ, trippig und spannend zugleich, wie es das Buch mal versprochen hat.

Nach Bright und Mute, und wie die jüngsten Gurken alle heißen, ein wirklich betörender Netflix-Film, bei dem die losen Zügel für Regisseure dennoch einen kompakten und visionären Film hevorgebracht haben, der sich weder einen auf sich selbst runterholt, noch es allen Recht machen will. Gutes Kino halt und der Beweis, dass man die Essenz von guten Büchern auch durchs Überfliegen erfasst.

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Black Panther

Bisschen peinlich mitteleuropäisch, wenn man wie die taz der anderen Kultur erklärt, wie sie ihr kulturelles Erbe zu verwalten hat. Vor allem wenn die Kultur im derzeitigen Amerika eine wichtige Gegenkultur ist und höchst erfolgreich eine Massenplattform gefunden hat, um ihre komplexe Historie und ihre Ideale dar- und postwendend in Frage zu stellen. BP stellt vorbildlich komplexe Fragen, drückt sich auch nicht vor den daraus resultierenden Dilemmas, drückt sich vielleicht manchmal um komplexe Antworten zugunsten Bond-artiger Action und Superheldenwumms. Doch das ist okay, schließlich scheint das ja der Mittelweg, um Leute zu erreichen und nicht Mittwochmitternacht auf ARTE zu laufen.

Wichtig ist natürlich auch, dass der Film das afro back in afro-american tut. So banal das klingt, aber 2018 reicht es nicht mehr, das stumm mitzudenken und Kolonialismus als Schwammdrüber-Episode in der Geschichte zu übergehen. Die Diskursmittel eines Marvel-Movies sind wie gesagt begrenzt, aber die Reichweite eines Diskursfilms dann eben auch.

„Visually stunning, scheut sich nicht vor komplexer ethischer Fragestellung, über den Rest muss ich nachdenken“, hat meine Freundin resümiert. Geht mir zwei Tage später noch genauso (und so lange denke ich selten über Filme nach), doch ich muss zumindest so anti-ejaculatio-praecox-mäßig vorausschicken, dass der Film und seine Figuren dann doch nicht so ganz in meiner Gefühlswelt angekommen sind.

Bei aller Liebe für die starken Frauen (gimme a hell yeah für Lupita Nyong’o, Letitia Wright, Danai Gurira, Angela Bassett), den besonnenen T-Challa und den euphorisch ruppigen (und patent bellenden) N’Jobu (Sterling K. Brown) konnte ich da immer noch ein bisschen zu sehr das Reißbrett durchschimmern sehen. Mehr noch beim Antagonist Killmonger. Man kann sich drauf verlassen, dass Michael B. Jordan jeden Film mit einer wildcard-artigen Gravitas versieht, doch letztlich blieb da vielleicht dann doch zu viel Material im Schneideraum, um aus dem Rebel With A Cause einen Mann mit Facetten zu machen. Was auch ein wenig auf Chadwick Bosemans T’Challa zutrifft. Äußerst ruhmreiche Ausnahme in beiden Fällen sind die Begegnungen auf der Ebene der Vorfahren.

Fazit: Black Panther will die Box Offices, aber auch Verantwortung übernehmen. Beides gelingt. Beide freut mich. Dass er mich persönlich trotz Vorliebe für das Thema und den superben Cast nicht so  gaaanz erreicht hat – drauf geschissen. Insofern: Wakanda forever!

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OUT NOW: „Rosalie“ als Taschenbuch

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„Ein Buch mit Romantik und Relevanz.“
Bernhard Blöchl, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

„Ein wunderbares Buch, lakonisch, zart – Heimat, Jugend, Liebe. Es ist wie es ist – grausam und schön.“
Lars Friedrich, BR CAPRICCIO

„Berni Mayer erzählt in seinem literarischen Debüt ›Rosalie‹ eine romantische Coming-of-Age-Geschichte in der bayerischen Provinz – und tritt in keine der Klischeefallen, die auf diesem Feld ausliegen.“
Josef Wirnshofer, SPIEGEL ONLINE

2017

Toughes Jahr. Wenig auf dem Laufenden geblieben. Aber das ist ja eh nur Protokoll, muss niemand interessieren, soll niemand missionieren.

Lieder:
Spoon – Hot Thoughts
Bilderbuch – Bungalow
Clueso – Achterbahn
Kendrick Lamar – Humble
Paramore – Hard Times
Neil Young – Hitchhiker
St. Vincent – New York
Sigrid – Don’t Kill My Vibe
Bad Lip Reading – Seagulls (Stop It Now!)
Young Hurn – Ok cool
Raquet Club – Head Full Of Bees
Propaghandi – Victory Lap
The Night Flight Orchestra – Gemini
Kelela – Better
Tribulation – The Lament
Desperate Journalist – Resolution
Alice Merton – No Roots
Dirty Projectors – Little Bubble

Alben:
Neil Young – Hitchhiker
Racquet Club – Racquet Club
Spoon – Hot Thoughts
Kendrick Lamar – Damn
The Night Flight Orchestra – Amber Galactic
SZA – Ctrl
Kelela – Take Me Apart

Alte Lieder:
Tegan & Sara – Nineteen
Dire Straits – Portobello Belle
AFI – I hope you suffer
Tori Amos – Caught A Lite Sneeze
Wilco – One Wing
Katy Perry – This Is How We Do
Can – Vitamin C
Saves the Day – Remember
Testament – Brotherhood of the Snake
James Taylor – Shower The People

Alte Alben:
Kansas – Leftoverture
Weakerthans – Reconstruction Site
Tori Amos – Under The Pink
Saves The Day – Saves The Day
Carly Rae Jepsen – Emotion: Side B

Spiele:
Assassin’s Creed Origins (PS4)
Uncharted: The Lost Legacy (PS4)
Elite Dangerous (PS4)
Zelda: Breath Of The Wild (Switch)
Super Mario Odyssee (Switch)
Stardew Valley (PC)
Firewatch (PS4)
Into The Woods (PS4)
Inside (PS4)
LEGO Worlds (PS4)
WWE 2k18 (PS4)

FILME
Dunkirk
Guardians of the Galaxy Vol.2
The Lost City of Z
Thor: Ragnarok
Logan
Logan Lucky
Get Out

SERIEN
The Young Pope S01
Twin Peaks S03
Mindhunter S01
Better Call Saul S03
Castlevania S01
Glow S01

BÜCHER
Jeff VanderMeer – Annihilation
David Downing – Zoo Station
James Dixon – Titan Sinking
Thomas Mullen – Darktown
Kent Haruf – Our Souls At Night
Dan Simmons – The Terror
Jack Kornfield – Das weise Herz
James Luceno – Dark Lord: The Rise of Darth Vader

PODCASTS
The Masked Man Show
The Watch
Binge Mode
The Lapsed Fan
McMahonsplaining
E&C’s Pod of Awesomeness
S-Town

Dunkle Heimat: Hinterkaifeck, Saisonbeginn

Liebe Leut, die Maria Lorenz, der Nilz Bokelberg und ich haben unter der Schirmherrschaft von Antenne Bayern ein Jahr lang recherchiert, Leute interviewt, geschrieben und aufgenommen, bis wir diesen achtteiligen Podcast hier fertig hatten.

Er handelt von einem Mordfall, der sich vor 95 Jahren in der bayerischen Provinz, dem Donaumoos, in der Nähe von Schrobenhausen zugetragen hat und der nie aufgeklärt wurde. Wir sherlocken aber nicht nur in der Gegend herum, sondern untersuchen auch, was die teils lebenslange Verbindung unserer Experten mit dem Fall mit ihnen gemacht hat und was er über unsere heutige Gesellschaft aussagen kann.

Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg ist so brisant und symptomatisch für unser Land und seine zyklische Verrohung, dass hier mindestens ebenso viel Grusel wie in dem eigentlichen Sechsfachmord liegt.

Verrohen wollten wir selbst natürlich nicht vor lauter True Crime und Sensationsgier, ich hoffe das ist uns gelungen. Bevor’s losgeht nochmal vielen Dank an Maria, Nilz, Ruben, sowie Olaf Krämer, Jasemine Kaptur, Adelheid Kastner, Ansgar Reiß, Dr. Guido Golla, Sophie Mathisz, Maria Weibl, Alois Schlittenbauer, Jens Petermann, Franzi, Hans Fegert, Dieter Distl, Christoph Lemmer und alle Beteiligten! Ohne Euch würden wir nur dumm daherreden.

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Hier geht’s zu Dunkle Heimat: Hinterkaifeck

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Kurzkritik zu Thor: Ragnarok

Was für ein wundervoll farbenfroher Space-Opera-Unsinn. Statt sich mit lakonischen One-Linern a la Justice League und Suicide Squad anzubiedern, geht der erste gute Thor-Film all in in Sachen Commedia dell’arte. Ausstattung und Dialog hat sich alles unterzuordnen. Die Schauspieler wirken häufig, als improvisierten sie, was dem Film bei aller Sci-Fi-Formstrenge eine schunklige Lockerheit gibt. Dass auch die Kampfszenen hinhauen, ist für mich die größte Überraschung. Wahrscheinlich sind sie einfach psychedelisch genug. Ich hab mich nach dem Film jedenfalls visuell angestoned bei Edeka im Bahnhof Friedrichstraße verlaufen. Und ja, er ist einen Ticken zu lang und auch sehr Guardianesk (= James Gunn’esk?), aber das ist wirklich auf Großmeister-Goldblum-Niveau gemeckert.

**HALF-SPOILER** Kompliment an 5 Zimmer Küche Sarg-Regisseur Taika Waititi, dafür dass er endlich das dämliche Asgard in Schutt und Asche legt, das sowieso jeder scheiße fand.

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