Castagneto Carducci

Und zum dritten Mal jauchzte dein Mai, o Italia, höher,
Als wieder dein Bürgertum sprach.
(Giosuè Carducci)

Der Tag nach dem Urlaub ist der grässlichste. Wenn du bei REWE stehst und fassungslos die Verkäuferin mit den lila Strähnen anschaust, ihr Mund bewegt sich tranig, wie in Zeitlupe, und heraus schält sich dieses ordinäre Deutsch, das dir mit der inbrünstigsten Gehässigkeit sagt, dass sie eben keine andere Salami als diesen fetttriefenden Hohn von einer Mailänder hat. Wenn du nach Hause gehst und dich im Juni auf den Balkon stellst, auf die Feuerwand starrst und dir ein frostiger Ostwind den Teint im Sekundentakt wieder aus den Poren zieht. Das ist ein gottverlassener Ort, diese Stadt, dieses Berlin, dieses Deutschland, denkst du.

Heute morgen hättest du fast geweint, als du über die Via Aurelia in Richtung Livorno durch die samtenen Nebelbänke geglitten bist und rechts von dir wie ein Feuerball über der Savanne die Sonne hinter den etruskischen Hügeln hervorgestiegen ist. Geweint, weil es wie die willkürlichste Gemeinheit, der grausigste Zufall erscheint, dass es Leute gibt, die als Südländer geboren sind und andere als Deutsche. Weil die einen ihre Freizeit am Sonntag gerne auf Autobahnraststätten verbringen, während die anderen bei einem Glas Rotwein auf der Viale dei Cipressi campen, weil sie wissen, dass sie die schönste Straße der Welt vor der Haustür haben. Weinen, weil Leute wie wir im Weinbergspark oder auf dem Gärtnerplatz sitzen, und dem sogar noch etwas Mediterranes abringen, während man auch in Bolgheri oder oben in Sassetta, oder auf dem ewig dämmernden Park auf den Dächern von Castagneto einen Vermentino zu sich nehmen könnte.

Aber es muss, es darf gar nicht nur dieser schwäbisch angehauchte, pseudohumanistische Landschafts- und Weintourismus sein, der einen in den italienischen Müßiggang treibt. Es ist das Beiläufige, das Wurschtige dieser Region, die sich in den 16 Jahren, in denen du nicht da warst, nicht um einen Deut verändert hat. Das geordnete Herumtreiben der Landbevölkerung, das permanente sich-Verhocken, die lässige Selbstverständlichkeit von hohem Gras und hohen Pinien vor Sandstränden und die charmant indifferente Einrostung der Aufspannmechanik der Sonnenschirme in Marina Di Castagneto. Das sanfte und überhaupt nicht boshafte Ignorieren, dass du überhaupt da bist mit deiner Vorstellung von Italien, deinem blasphemisch Goethe-istischen Anspruch von dem gottgegebenen Land, das Gott leider unrechtmäßig den Italienern und nicht uns Deutschen gegeben hat. Das sanfte Wegschauen und Weghören, hinweg hören über unsere brutale und verbrecherische Sprache ohne Lust und Melodie. Und die kulinarische und grenzenlose Loyalität Kindern gegenüber, selbst wenn es die von den Deutschen sind.

Morgens um acht sitzen sie alle vor den Bäckereien in Donoratico und reden und essen und trinken einen Kaffee und reden. Dann sitzt lange mehr niemand irgendwo. Erst zwölf Stunden später sitzen wieder alle und dann wird durchgesessen bis spät in die Nacht, während du ja längst schläfst wegen den ganzen Ausflügen und atemlosen Aufsaugen der Szenerie. Ständig mäht jemand eine Wiese, irgendwo parkt jemand ein und wieder aus und in aller Seelenruhe verfallen die alten Häuser und Bauernhöfe, falls nicht jemand einen Agriturismo draus macht oder ein Schweizer vorbeischaut und alles aufkauft. Dem sanften Verfall schaut man überaus gern zu, wenn der Mond längst aufgegangen ist und die letzten Fäden eines glutroten Sonnenuntergangs aus dem Himmel hängen, während man im Wasser liegt und darüber nachdenkt, was für eine Verschwendung an Energie doch die eigene Mentalität ist.

Der Tag nach dem Urlaub ist der grässlichste.

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The Gebruder Grim – King Of The Graves

Das Video ist endlich fertig. Wunderbar umgesetzt von Alex Fuchs (visual-bastarts.com) und mit der Unterstützung von ganz großartigen Leuten, wie man sie sich auch als Publikum auf einem Metal-Konzert wünscht. Die Wahrheit sieht da leider etwas trister aus. Und natürlich ist der eigentliche Star des Videos Internet-Sensation MC Fitti (www.facebook.com/mcfitti). Empfehlen Sie uns gerne weiter.

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Wann I nimma meng dad

Zum Siebzigsten vom Polt, gewidmet dem Norbert. Kein Gassenhauer, vielmehr ein Grantlhauer für Arbeitnehmer auf der ganzen Welt.

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Alle auf Schwarz

I’ve got a dying urge to feel the way you do
Too close for comfort, bed and breakfast in a spoon
The shortest breath of your young life
A long walk home on Friday night
You made one last stop at the store
(Alkaline Trio – Continental)

Mein Lebensgefühl war der Tod. Und das, obwohl er erst Jahre später gekommen ist. Erst Jahre später haben die Leute angefangen zu sterben. Erst Jahre später hat er Einzug gehalten und ist zu einer furchterregenden Normalität verkommen. Und trotzdem war alles voller Blut damals.

Schon morgens nach dem Aufstehen, du gehst in die Küche und alles ist voller Blutspritzer. Die Blutflecken im Bad, im Bett auf dem Spiegel. Alles trieft. Auf dem Weg zur Arbeit siehst du den Leuten schon die Angst vor dem Tag an, es ist Mitte Juni, sie schwitzen Blut. Im Büro – als es noch ein Büro gab – dann die Leute unter Aspirin, unter Ibuprofen, unter Thomapyrin, unter Paracetamol. Wir alle gedämpft, wir alle betäubt und gelähmt. Immer diese Musik, den ganzen Tag im Büro diese Musik. Immer ist irgendwo die Ewigkeit drin in dieser Musik. Man kann sich nicht auf die Arbeit konzentrieren, weil die Arbeit aus Musik besteht und Musik weh tut. Die Leute, die Kollegen, alle tragen so eine furchtbare Sinnlosigkeit in sich, eine Entleerung, eine einzige Aufhebung durchleiden sie und hinterlassen Blutspuren auf dem Boden der ehemaligen Näherei. Die Stunden bis zu den ersten Drinks ziehen sich wie der Sommernachmittag. Manche gehen nachmittags in den Englischen Garten auf ein Weißbier oder einen Joint, ich finde, der Nachmittag wird noch länger dadurch. Ich schreibe Mails, auf die ich niemals eine Antwort bekomme, ich plane Nächte, die niemals stattfinden werden. In anderen Ländern geht das Leben weiter, aber nicht hier.

Als sich das Tor der Näherei endlich in die Sommernacht öffnet, geht es wieder in die Auflösung hinaus, bis um vier Uhr morgens nur noch ein roter Fleck auf dem vom Vortag warmen Asphalt der Wilhelmstraße vor dem hässlichen Appartementbau übrig bleibt. Ouzo, Gin Tonic, Becks, Weißwein, Jägermeister und Augustiner. Emma, Alexandra, Alina, Rashana, Marina, Stefanie, Paulina, Christine und eine Ungarin, deren Namen ich vergessen habe, die bei McDonalds arbeitet. Es geht gar nicht immer was, meistens sogar nicht, aber Blut fließt immer. Soweit kommt es immer. Irgendwer verplappert sich immer und offenbart seine Todessehnsucht. Warum sind nur alle so verzweifelt, woher kommt das? Wir sind noch keine Dreißig und wollen schon alle weg. Schwarz ist die Isar in der Nacht und man denkt, sie reißt einem den Fuß ab, wenn man ihn hineinsteckt und es bleibt nur der Stumpf zurück. Je später es wird, desto höher werden die Stellen, die man aufsucht, desto erhabener der Blick auf die Stadt, desto verbindlicher der Pathos, desto unwirklicher der nächste Tag. Jeder sucht ein grandioses Finale für jede Nacht. Der Vorhang schließt sich und tosender Applaus spült einen in den Schlaf, bis man am nächsten Morgen aufwacht und überall die Blutspritzer vorfindet.

Mein Lebensgefühl war der Tod. Jetzt ist es die Notwendigkeit, sich zu erhalten und das gut zu tun. Draussen sterben die Leute über Dreißig aber nur die darunter denken ständig daran, auch wenn sie es nie so nennen.

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Kurzkritik zu Avengers

Was funktioniert: Dialoge, Humor, Mark Ruffalo, Gwyneth Paltrow.

Was nicht funktioniert: Plot, überlanges Finale, Hawkeye ohne Kostüm, der Vergleich mit The Dark Knight, einen solchen Film nach Elfmeterschießen Real Madrid vs. Bayern München anzuschauen

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fußball am stock

Ich kann jetzt schon sagen, dass das nicht so ausführlich und biografisch bereichernd wie beim Supermek wird, aber ich danke der Lisa für diesen Stock, weil das ist ja wie Interviews geben und ich gebe ja nichts lieber als Interviews. Und dann noch zum Thema Fußball.

1) Erzähl mal – welcher Verein und warum?
Der Opa war Fan, der Papa war Fan und somit hab ich das nie hinterfragt. Ich hatte schon Bayerntrikots und Autogrammkarten von Dremmler, Breitner, Rummenigge und Co, da wusste ich noch nicht was Abseits ist. Zudem gab es in der Grundschule eine erbitterte Rivalität zwischen uns Bayernfans und den HSV-Fans, das hat die Einstellung gleich aufs brutalste zementiert. Ich hatte wegen einer Schubserei mit dem Littich Sepp (einem HSV-Fan) mal zwei Tage eine Augenklappe.

2) Was ist deine verhassteste Schweinephrase?
Dieser beschissene Tote-Hosen-Song. Von Sell-Outs aus Schnöseldorf müssen wir uns gar nix sagen lassen.

3) Was war dein bisher unangenehmster „Feindkontakt”?
Da ich so gut wie nie ins Stadion gehe, da ich erstens in Berlin wohne und zweitens keine Menschen in Massierung leiden kann, hält sich der Kontakt in Grenzen. Einmal sind wir nach dem DFB-Pokal-Spiel Union gegen Freiburg von betrunkenen Unionfans angegangen worden, dass wir schwule Schweine sind. Aber das war irgendwie auch süß von den heißen Union-Boys.

4) Lustigste Fußballanekdote
So lustig ist die gar nicht, aber schön. Als Bayern im Champions-League-Viertelfinale 2009/2010 schon in der ersten Halbzeit 3:0 zurücklag, verließ ich wortlos das Public Viewing, setzte mich auf einen einzelnen Stuhl auf dem menschenleeren Arkonaplatz und trank dort mein Bier aus. Ich hatte Tränen in den Augen und wollte gerade auf mein Fahrrad steigen, als mein Kumpel T. mir eine SMS aus der Kneipe schickt: 3:1 Olic, jetzt ist wieder alles drin oder so ähnlich. Ich bin dann reingegangen, hab mir noch ein Bier geholt und mit dem 3:2 von Robben sind wir dann weitergekommen.

5) Was ist für dich die Faszination am Fußball?
Dass es nie aufhört, dass es immer da ist, wie das Radio. Das ist ein Stück Beständigkeit in dieser von Paradigmawechseln geplagten Erwachsenenwelt.

Wenn der sehr geschätzte Kollege MQ den Stock annehmen will, würde ich mich freuen, kann aber auch mit einem Korb gut leben.

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Die Lesereise

In the beginning was the three-pointed star,
One smile of light across the empty face,
One bough of bone across the rooting air,
The substance forked that marrowed the first sun,
And, burning ciphers on the round of space,
Heaven and hell mixed as they spun.
(Dylan Thomas – In The Beginning)

Zunächst einmal die erste Schwindelei entlarvt, weil es ja gar keine Lesereise am Stück war, sondern in Häppchen. Und dann gleich das nächste Geständnis: Ich bin nicht der beste Vorleser – man nennt mich auch die Haspel vom Gäuboden – und ich mochte das Vorlesen bis zur Mitte der Lesereise noch nicht einmal besonders. Aber was muss, das muss auf die Bühne, denn es soll ja schließlich auch der Eindruck entstehen, der Autor wäre ein gefragter Schausteller und was nicht ist, kann ja zudem auch noch werden. Hier also, so weit ich mich erinnern kann, ein kleiner Bericht über die erste Lesereise meines Lebens.

17.01.2012 Berlin, Buchbox
So schön das ist, in einem Berg aus Büchern zu sitzen und aus dem eigenen vorzulesen, so wichtig ist es, im Vorfeld sicher zu stellen, dass die jeweilige Buchhandlung auch Alkohol verkauft. Denn erstens basiert mein gesamtes Schaffen auf der übertriebenen Einnahme von Alkohol und man möchte doch ein Publikum dem Zustand des Autors anpassen, vor allem wenn der nach der Pause und dem dritten Bier anfängt sich gehen zu lassen. Dann soll sich auch das Publikum gehen lassen können, dann fallen auch die Verleser nicht mehr so auf oder sie geraten zu Lachern. Fast hätte es keinen Alkohol gegeben, obwohl ich in einer Mail den lieben Herrn Mesche von der Buchbox vorgewarnt hatte, dass mein Publikum zu 75% aus Alkoholikern besteht. Markus Kavka ist mein spezieller Gast an dem Abend und ein Leseprofi, nicht zuletzt wegen seiner ausgedehnten Tour mit seinem Buch „Rottenegg“. Und weil er Profi und Freund zugleich ist, hält er nicht nur den Ablauf des Abends zusammen, sondern komplettiert mich selbstlos mit Anekdoten und herrlichen Spitzfindigkeiten und erträgt auch einige Gemeinheiten, die ich ihm unterjuble. Ich sage nur: Bauarbeiter-Musical. Und dann ist das auch ein Jugendtraum, der in Erfüllung gegangen ist: Einmal mit Markus Kavka moderieren und dann auch noch als mein Andrack. Es ist voll in der Buchbox, ich bin voll und wir haben am Ende soviel Klamauk verbrochen, dass der eigentliche Vorlesevorgang kaum mehr eine Rolle gespielt hat. Danach sind wir in der NEU-Bar und ich trinke Jameson. Das ist ein guter Anfang, denke ich.

20.01.2012 Köln, 1LIVE-Clubbing
Ein paar Tage später gibt es keinen Sidekick mehr, ich bin plötzlich mutterseelenallein meinem eigenen Roman ausgeliefert. Und dann stellt man schnell fest, dass sich die meisten Teile des Buches gar nicht zum Vorlesen eignen, weil sie ja handlungsgetrieben sind, oder zu dialoglastig, oder einfach völlig pointenleer. Es wird meine Aufgabe in den folgenden Wochen sein, genau jene Extrakte aus dem Roman zu finden, die in wenigen Zeilen seine Gemeinheit wiedergeben und gleichzeitig unterhaltsam sind. Gottseidank ist der WDR ein unglaublicher freundlicher und literaturinteressierter Gastgeber und sein Lesepublikum hängt an jedem Wort aus dem Buch. Die brauchen keine Pointen, denen genügt das Wort. Und so ist die Livelesung im Radio auch die einzige, bei der ich mich traue, den pathosschwangeren Anfang des Buches zu lesen. Danach bin ich im King Georg und trinke Jack-Daniels-Cola. Auf der Suche nach etwas zu essen, irre ich eine Stunde lang durch die Stadt, bis ich soviel Hunger habe, dass ich mich am Hauptbahnhof durch McDonald’s und Burger King in einem Aufwasch durchfressen muss. Alle sind nett in Köln. Ich bin da immer sehr gerne.

16.03.2012 Leipzig, Ilses Erika (mit Oliver Uschmann)
Ich bin ernsthaft verliebt in Leipzig. Die Stadt ist weitläufig und dennoch putzig, die Leute sind arschfreundlich, man kann jeden jedes fragen, die Mädchen sehen toll aus und die Fassaden sprechen mit mir. Es gibt Schutt und Löcher und viel Unvollständiges, was man in Berlin gerade in panischer Eile beseitigt. Kurz, die Investorenschwärme haben die Stadt noch nicht vollständig überzogen und man sollte eigentlich sofort hinziehen, bevor das passiert, weil lange kann das nicht mehr dauern bei so einer wilden Schönheit. Ich bin zunächst auf der Buchmesse, aber das taugt mir nicht besonders gut. Zu viele Leute, zu viele Bücher, zu viele abgewürgte Gespräche. Es ist der Tag, an dem der Winter aufhört. Die jungen Leute in ihren Anime-Kostümen schwitzen, die Vertreter in ihren Anzügen schwitzen und ich in meiner Winterjacke schwitze. Von der Buchmesse aus fahre ich in die Innenstadt, den Death-Row-Sound der Neunziger so laut, dass die Außenspiegel bei jedem Bassdrumschlag vibrieren. Nuthin‘ But A G Thang. In der Stadt riecht es nach Grill, die Mädchen haben von einer Stunde auf die andere nackte Beine und ich kaufe mir unnötigerweise eine teure Sonnenbrille. Abends gehen wir vor der Lesung noch essen. Mein Agent, einer der Lektoren und ich. Man hat uns gewarnt, dass wenn wir im Werk2 essen, nicht rechtzeitig zur Lesung wieder da sind, weil das Essen so lange dauert. Wir essen wahnsinnig gut und sind wahnsinnig verspätet. Oliver Uschmann sitzt schon im Ilses Erika und hat angefangen zu lesen. Er bittet mich auf die Bühne. Weil’s eh schon ziemlich rock’n’rollig ist, viel zu spät zur eigenen Lesung zu kommen, bitte ich ihn noch um etwas Geduld und bestelle mir erst einen Jack Daniels an der Bar. Irgendwann sitze ich auf der Bühne neben Oliver Uschmann und seinem Pointeninferno über Festivalkultur und gebe auf, mein Buch zu promoten. Ich konzentriere mich jetzt ausschließlich darauf, der Mann mit dem Hot-Water-Music-Tattoo zu sein, den Herr Uschmann in seinem Buch als einen der Prototypen eines Rockfestivals beschreibt. Ich hasse Festivals. Das Publikum schmeißt sich weg ob der Versus-Darbietung da oben und es ist ein gelungener Abend. Danach sind wir auf der Party der jungen Verlage und mein Lektor beweist erneut, dass er trinkfest genug ist, um mit Fug und Recht bei Heyne die Rock’n’Roll-Themen zu betreuen. Auf der Party treffen wir Nagel, was schön ist. Unschön ist die Bekanntschaft mit einer Frau, die so unbarmherzig auf mich einredet hat, bis ich leer bin. Ich schicke ja nie Leute weg, oder brüskiere sie, ich unterbreche sie ja noch nicht einmal, wenn sie unbedingt reden wollen. So einer wie der Nagel sagt dann was schlaues Gehässiges und damit hat sich der Fall, aber ich sag einfach nichts. Bis zu diesem Abend, denn irgendwann sage ich, beziehungsweise meine leblose Hülle, zu der Frau, dass ich nicht mehr kann, dass ich so ausgelaugt und brüchig bin, dass mich der nächste Windstoß davon weht und dass ich deshalb weder reden noch zuhören kann. In Wirklichkeit sage, ich bin schon so betrunken, ich kann nicht mehr folgen. Und das ist auch nicht gelogen, ist doch der Themenkreis so weit gesteckt, dass eine Kindheit in einer Sekte, ein brasilianischer Wunderheiler, esoterische Unternehmensberatung, die bloße Einbildung des Bewussten zu Ungunsten des Eingeständnis der rein molekularischen Existenz und sogar Max Frisch darin Platz finden. Ich trinke Cola mit Rum, weil es keinen Whiskey gibt, soviel zur Party der jungen Verlage. Wir lernen Studentinnen der Buchwissenschaft aus Mainz kennen. Gutenberg und so. Also der Buchdrucker, nicht der Buchfälscher. Die Musik wird immer schlechter, statt Hits machen die Djs plötzlich Übergänge. Um acht Uhr morgens bin ich dann im Hotel und um halb zehn beim Frühstück mit meinem Lektor, der erstaunlich fit ist, dafür dass er sich schon seit vier Tagen durch diverse Buchmessen-Parties säuft. Es riecht noch mehr nach Grill als am Vortag und die weiße Winterhaut der Leipziger Mädchen leuchtet die Gassen der Altstadt aus. Verliebt in Wetter, Stadt und Leute stehe ich stundenlang auf dem französischen Balkon des Hotels und höre The Jealous Sound. Gegen Mittag fahr ich mit meinem Agenten auf das Völkerschlacht-Denkmal. Das groteske, das aberwitzige. Da oben ist es so hell und warm wie in einem David-Hamilton-Film und ich bin vollkommen übersäuert von den vielen Longdrinks. Da oben auf diesem absurdesten Denkmal der Deutschen Geschichte lasse ich los (figurativ), als wäre ich schon seit zwei Wochen auf Kreta in einem der süßen Dörfer unten im Süden und würde Ouzo mit Eiswasser trinken und mich von griechischem Joghurt mit Nüssen und Honig ernähren. So kann es weitergehen, denke ich.

17.03.2012 Merseburg, Lachnacht
So geht es aber nicht weiter. Von Leipzig aus fahren wir rüber nach Merseburg. Immer noch der Neunziger Hip Hop auf höchster Lautstärke. Alles vibriert, ich bin auf Tour, denke ich. Vor Merseburg dann an der längsten Industrieanlage vorbei, an die ich mich erinnern kann. Es ist noch nicht so lange her, da konnte man seine Wäsche nur an einem Sonntag aufhängen, wenn die Maschinen still standen, hat mir später jemand erzählt. Es ist noch nicht so lange her, da mussten die Merseburger zur Luftkur abtransportiert werden. Davon merkt man nichts mehr, wenn man in die Stadt kommt. Ein bisschen DDR-Struktur unten beim Bahnhof, aber oben verwunschene Schlösser und Villen. Wir bekommen von unserem liebenswert Oasis-verrückten Gastgeber eine Domführung spendiert. Und wir sehen alles. Kriechen in der Architektur der alten Domorgel herum, ein barockes Ungetüm. Das erste Mal im Leben verstehe ich, wie das funktioniert mit dem Gebläse, wie bei einer gigantischen Flöte. Das schönste in der Königsgruft sind die untergehenden Sonnen an den Särgen, sie bedeuten, dass die Linie ausstirbt. Und dann im Hochsicherheitstrakt Schriften aus dem 13. Jahrhundert, zum Anfassen. Vor dem Safe stehen mit den originalen Merseburger Zaubersprüchen, von denen man uns sicher schon im Germanistik-Studium erzählt hat, nicht dass ich mich erinnern könnte. Mein Onkel war mal in Mersburg am Bodensee und hat nach den Zaubersprüchen gefragt. Sie haben ihn nicht verstanden. Dabei ist mein Onkel Germanist. Auf einer Postkarte im Museumsshop sieht man, wie der Dom-und-Schlosskomplex zur DDR-Zeit aussah, so bräunlich und überwuchert. Wie von einem Instagram-Bild. Daneben eine aktuelle Postkarte. Gesünder, gepflegter, aber nicht mehr so wild und süßlich vergilbt. In dem Hotel, in dem ich und mein Agent unterkommen, ist nie jemand an der Rezeption. Ich habe in zwei Tagen da nicht einmal jemand gesehen. Es riecht schon wieder nach Grill, aber weit und breit ist kein Mensch auf der Straße. In einer menschenleeren Sportsbar trinke ich ein Bier und einen Jack Daniels, esse einen Schinken-Käse-Toast und sehe wie der FC Bayern irgendeine Mannschaft dezimiert. Aber ich ahne, dass das nur wieder ein kurzzeitiges Hoch ist. Vom FC Bayern. Die Merseburger Lachnacht ist eine reine Comedy-Veranstaltung und es gibt keinen Bourbon. Die Komödianten vor mir sind sehr quirlig und feuern Pointen aus allen Rohren. 100 Punchlines per Minute. Einer von denen ist ziemlich gehässig zu iPhone-Besitzern und überhaupt hat er’s auf die Technik abgesehen. Man könnte meinen, er ist achtzig, aber er kann noch keine Vierzig sein. Otto Kuhnle gefällt mir gut. Selbst wenn er Klamauk macht, hat er diese angenehme Prise Weltverneinung. Die ganze Zeit überlege ich, was ich machen könnte, um mit meinem Leseteil nicht vollkommen die Luft aus der Veranstaltung zu lassen. „Mach den Dieter Mandel“, sagt mein Agent. Der Dieter Mandel ist ein bayerischer Fahrlehrer aus meinem Buch und sorgt bei Lesungen manchmal für Lacher. Es ist die einzige Figur, die ich kann. Ich gehe auf die Bühne, lege das Buch zur Seite und rede als Dieter Mandel. Keine einzige Pointe habe ich vorbereitet, verlasse mich nur auf die Figur und ihren Dialekt. Das Publikum schaut mich befremdet an. Ich beschließe, so schnell auf keiner Comedy-Veranstaltung mehr zu lesen. Nach der Veranstaltung trinke ich noch ein Bier und bin todmüde. Mein Agent will auf eine Ü30-Party und ich eigentlich auch, aber ich muss mich noch mal hinlegen. Vielleicht melde ich mich, wenn ich wieder fit für die Ü30-Party bin, sage ich. Noch eine Minute Baphomets Fluch 2 auf dem iPad und der Tag ist vorbei.

28.03.2012 Regensburg, Alte Filmbühne
Ich komme nach Hause. Regensburg. Sechs Jahre studiert und mich um Kopf und Kragen gesoffen. In einer Band gespielt, in der Hälfte aller Kneipen gearbeitet, auch in der Filmbühne. Die Stadt und ich wir haben uns gegenseitig ausgesaugt. Wenn ich heute hinkomme, ist es, als wäre ich gestern erst weggezogen. Hass und Liebe sind noch intakt. Der Abend ist schön, alles ist auf den Beinen und in den Biergärten, und Bayern spielt in der Champions-League gegen Marseille. Niemand will den verlorenen Sohn in der Kellerkneipe sehen. Na ja, fast niemand. Ein paar gute Freunde, meine Familie, viele Verwandte und ein paar Neugierige sind da. Ich lese alleine ohne Sidekick, Musiker oder Beamer. Es hallt ein wenig, aber es ist schön, da unten zu sitzen und Jack Daniels zu trinken und meiner Mama und meiner Schwester dabei zuzusehen, wie sie mir zuhören. Ich lese ein bisschen und spreche viel mit den Leuten die ich kenne. Das gibt manchmal mehr her, als nur zu lesen. In der Filmbühne ist kein Mobil-Empfang und ich schicke während der Lesung den Freund meiner Cousine raus, damit der das Bayernergebnis reinholt. Wir führen durch ein Tor von Gomez und ich trinke noch einen Schluck Jack Daniels. Je besoffener ich werde, desto öfter verlese ich mich. Wir machen ein Spiel. Wenn ich eine Stelle nicht richtig hinbekomme, trinke ich von meinem Bourbon. Das ist der sprichwörtliche Teufelskreis. Danach gehen wir ins Orkan und in die Wunderbar. Ich hab in beiden Kneipen gearbeitet, ich weiß noch die Getränkepreise aus dem Jahr 1999. Es wird spät, aber nicht so früh wie in Leipzig. Bei einem guten und seltengesehenen Freund auf der Dachterasse kann man auf die Winzerer Höhen schauen. Die Winzerer Höhen und die Donau-Auen in Matting sind gute Gründe für diese Stadt. Am nächsten Morgen besuche ich einen Freund in seiner Anwaltskanzlei. Er sagt, es ist gut, selbständig zu sein, weil man dann rauchen gehen kann, wann man will und sich am Arsch lecken lassen. Ich kann das bejahen, auch wenn ich längst nicht mehr rauche.

29.03.2012 München, Laab
Ich esse noch was bei meinen Eltern, dann fahre ich mich dem Zug nach München. Mir ist hundselend von dem ganzen Bourbon in Regensburg. Bis kurz vor der Lesung ist mir so schlecht, dass ich beinahe dem einparfümierten Taxifahrer in den Wagen gekotzt hätte, als der den Berg nach Obergiesing raufkurvt und die Verlagsleute hinten auf der Rückbank was von rohen Burgern erzählen. Geholfen hat dann tatsächlich erst ein Konter-Grappa im Laab. Die Lesung hat der Ivi vom ehemaligen Club2 organisiert. Sauguter Typ und dank ihm weiß ich jetzt, was eine Fernfahrer-Halbe ist. Auf der Lesung begleiten mich die guten Mexican Elvis. Das ist eine schöne Mischung: Musik und Lesen, das entspannt die Leute, da haben sie nicht das Gefühl beim Schwätzen erwischt zu werden. Ich habe einen Durchbruch: Mir macht das Lesen plötzlich Spaß. Ich lese aus „Black Mandel“ vor, das erst im Winter erscheint. Daraus eine Geschichte über eine katholische Beichte. Hier und in jeder anderen Stadt, in der ich die Geschichte vorlese, lachen die Leute wie wild. Das liegt nicht nur an dem Furz in der Geschichte, sondern sicher auch an der angespannten Situation beim Beichten und dem drakonischen Pfarrer Gneissel. Das schreit geradezu nach Comic Relief. Was ich nicht weiß: während ich so über Beichtunterricht im katholischen Kaff in Niederbayern referiere, sitzt ein Grafentraubacher im Publikum. Erst nachher wird er sich zu erkennen geben, als der Bub vom Kramerladen, bei dem ich die Camel für meinen Vater immer gekauft habe. Er ist früh ins Internat gegangen. Heute ist er bei der Jugendabteilung vom Bayerischen Rundfunk und sieht ganz cool aus. Er hat es aus Grafentraubach heraus geschafft, hätte ich früher gesagt, jetzt weiß ich nicht mehr, ob das überhaupt eine Leistung ist. Das ist trotzdem schön, dass ich ihn getroffen habe. Die Lesung haut super hin. Mexican Elvis spielen Krimithemen, darunter das von Simon und Simon, das ich schon als Kind gern mochte. Ich lese und kann mittlerweile wieder Bourbon trinken und alle haben Spaß. Mein Onkel, der Germanist, der auf vielen Lesungen ist, sagt, endlich habe er sich mal nicht gelangweilt. Danach gehen wir in ein Kino, das schließen wird. Eine Funkband mit Frauen spielt. Der alte Fluch des Hellen holt mich ein. Immer wenn ich spät nachts ein Helles trinke, wird es schnell finster, haha. Ich bin träge und elendig und muss ins Bett. Es ist schon wieder spät. Mein Lieblingsbassist nimmt mich mit zu sich. Am nächsten Tag bin ich so verkatert, dass ich eine viertel Stunde im falschen Zug sitze und mich wundere, warum er nicht fährt. Vielleicht sollte ich nicht bei jeder Lesung soviel trinken, denke ich.

03.04.2012 Hamburg, Molotow
Vor Hamburg habe ich ein bisschen Angst. Weil ich früher so gerne in Hamburg war und von den Hamburgern geliebt werden wollte. Damals war ich noch bei MTV und hab verkrampft versucht, meinen Akzent wegzulöschen. Außerdem hat mich mal eine Punkfrau alleine am Kicker stehen lassen, nur weil ich Sternzeichen Jungfrau bin. Und obwohl wir am Gewinnen waren. Das hab ich mir gemerkt. Doch dieses Mal bekomme ich die Liebe. Ich lese mit Max, dem Sänger von Vierkanttretlager, den ich erst beim Abendessen kennengelernt habe. Er ist jung aber schon schneidig genug, um schlau und lustig zu sein. Und versiert im Umgang mit so Mifdlifern wie mir. Ich hätte mich nicht getraut, so gut zu sein in dem Alter. In dem Alter war ich meist nur albern, verunsichert und unangenehm arrogant. Der Max ist nicht so und er liest einen guten Urbaniak, das ist der schmierige A&R aus dem Buch. Ich lese eine Stelle, die ich so noch nicht gelesen habe und muss über mein eigenes Buch lachen. Das ist ein gutes Gefühl. Mein Lieblingsblogger Kid37 ist da und der sieht gesünder aus als ich befürchtet habe, nachdem er gesundheitlich ganz schön was mitgemacht hat. Ich mag diesen Mann. Als ich „Die Beichte“ lese, sind die Leute wie toll. Die Katholizismis-Drangsalierung hat scheinbar ein großes komödiantisches Potenzial. Ich signiere die meisten Bücher in Hamburg, ich bekomme den meisten Applaus in Hamburg, das Molotow ist voll und darf übrigens nie geschlossen werden, da ist grade wieder so ein Investorensüpplein am Kochen. Hamburg liebt mich und ich liebe zurück. Später sitze ich mit Dirk W. in einer fast leeren Bar und der DJ spielt Lightships und ich schwöre, Gerald Loves Stimme zu erkennen. Man darf nur so dermaßen nach Teenage Fanclub klingen, wenn man auch bei Teenage Fanclub spielt. Ich behalte Recht. Nach drei komme ich in das Appartement, das mir eine gute Freundin leiht. Am nächsten Morgen bin ich verdammt noch mal schon wieder so verkatert und der Inhaber vom Justfitted-Mützen-Laden schließt mir früher auf und ich kaufe ihm dafür eine türkise TheHundreds-Snapback ab. Hamburg ist gut, denke ich.

14.04.2012 Mainz, Buchhandlung Bukafski
Ich war noch nie in Mainz. Die Zugfahrt ist die Hölle. Ich dachte immer, Zugfahren ist die einzige Reiseart, die entspannt. Aber da sind viel zu viele Leute, um zu entspannen. Mir tut die Schulter weh, als ich ankomme, weil ich so verkrampft herumsitze bei dem Versuch mich unsichtbar zu machen. Ein herzlicher Mensch, den ich eigentlich nicht kenne, holt mich ab. Er hat mal fürs ZDF gearbeitet. Wir sitzen am Rhein beim Yachthafen, ich trinke ein Radler und esse Mainzer Spundekäs, der wie Obatzter schmeckt, aber viel cremiger ist. Das Wetter ist schön, niemand hier hat es eilig. Danach schauen wir Fußball auf einer Großleinwand, Bayern gegen Mainz. Bayern spielt grausig und die Leute bleiben sehr kultiviert. Die Lesung ist voll. Leute sitzen auf dem Fensterbrett. Ich lese und Thomas Müller von Million Dollar Handshake macht Musik und hat eine schöne rostige Stimme. Bei REWE hat mir niemand das Whiskey-Fach aufgeschlossen, also hab ich Jack-Daniels-Cola in der Dose gekauft, den Gottvater aller Alkopops. Ab der zweiten Hälfte spiele ich mit Thomas zusammen auf der Gitarre. „Won’t Back Down“, „I’m On Fire“. Ich verspiele mich, weil ich schon zuviel getrunken habe. Ich lese „Die Beichte“, die Leute freuen sich und dann darf ich „Time“ von Tom Waits singen und fühle jede einzelne gottverdammte Zeile. Mein alter Kumpel Simon, mit dem ich einst in Regensburg Deutschpunk gemacht habe, kommt auf die Bühne und spielt mit mir „Sommerkleid“. Das ist von unserer Band Gutch, die nie live aufgetreten ist. Bis zu diesem Tag. Ich habe Simon seit 15 Jahren nicht mehr gesehen. Das Publikum ist fantastisch und obwohl das der letzte Lesetermin ist, möchte ich jetzt plötzlich gar nicht mehr aufhören. Wir gehen noch aus und ich trinke weiter Bourbon und es gibt kurioserweise in diesem Club auch Tegernseer in der kleinen Flasche, was ich pervers finde. Das Bier macht mich dröge, aber ab 5 bin ich plötzlich hellwach und fange an Spaß zu haben, während alle nach Hause wollen. Ich lerne Leute kennen, einen Immobilienmarker und eine, die Gedichte schreibt. Alle sind freundlich in Mainz, dauernd lernt man jemand kennen, sogar bei Tageslicht. Um acht Uhr früh, als ich auf Simons Couch krieche, um zwei Stunden zu schlafen, bevor ich von meiner Katzenallergie aufwache und bevor der ICE mich wieder heim nach Berlin bringt, denke ich, dass das ein guter Anfang ist.

Danke an die Jörn, Dirk, Sailo, Simon, Tina, Markus K, Markus N, Gabi B, Caro A, Max, Ingo, Ivi, Onkel Heinz, Thomas, Matthias, Ingo, Mexican Elvis, Fred, Karin, Ebi, Diane, Andrea, David, 1LIVE, ByteFM, Radio Gong, Heyne, Radio1, Flux FM etc., etc.

The Pain

Zum Karfreitag ein Video der Gebruder Grim. Wahrscheinlich habe ich eh keine weiblichen Leser mehr, denn nur noch Fußball und Metal bestimmen das testosteronverseuchte burnster.de. Gebt mir noch eine Chance, Mädels, ich kann mich ändern. Am Ostersonntag spielen wir übrigens im ACE-Club im Wedding mit vielen anderen tollen Bands.

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Kurzkritiken zu The Descendants, Take Shelter, Immortals und Warrior

THE DESCENDANTS:
Das Leben ist in diesem Film trotz Tod, Kapitalismus und Fremdgehen ein langer ruhiger Fluss. Mit einer geradezu unheimlichen Ruhe macht Alexander Payne aus einem Haufen kaputter Leute eine echte Familie. Manchmal muss halt erst einer sterben, bevor was vorwärts geht.

TAKE SHELTER:
Wer Michael Shannon als Federal Agent Van Alden in Boardwalk-Empire kennt, weiß wie gut er ist und braucht sich diesen Film nicht anzusehen. Das ist aufgesetztes Psychogramm-Kino, das mit der Angst der Amerikaner vor Naturkatastrophen spielt und einen Westeuropäer eher in trockenen Tüchern lässt.

IMMORTALS:
Um mich mit einem hellenistischen Metzel-Epos zu vergraulen, muss man schon viel falsch machen. Tarsem Singh kriegt’s hin.

WARRIOR:
Rocky 1-3 trinkt Brüderschaft(!) mit Mixed Martial Arts. Das ist oft bisserl stumpf, aber oft auch erhebend und niemals schlecht geschauspielert.

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Lobhudeleien zu Mandels Büro

Eigenlob stinkt und fremdes Lob eigens dafür veröffentlichen, genauso. Mir egal. Unter uns: mich verunsichert schlechte Kritik total und gute ist mir wiederum ein bisschen peinlich. Doch wenn ich die Wahl habe, entscheide ich mich natürlich für peinlich, das wisst ihr ja. Mandels Büro hat eine Menge freundlicher Worte bekommen, und nicht mit allen Rezensenten gehe ich regelmäßig einen Schnapps trinken. Mit einem gewissen Stolz also hier ein paar der schönsten Komplimente, die man mir machen kann. Und auch wenn die Kritiken für das Buch überwiegend positiver Natur sind, will ich euch nicht einen Frontalverriss von Herrn Gerstenberg vorenthalten. Der Mann muss es wissen, schließlich ist er ebenfalls Krimiautor.

„Berni Mayer eröffnet mit Mandels Büro eine Krimireihe, die oft an einen Geschichte von Kir Royal-Regisseur Helmuth Dietl erinnert und mit ganz viel Musikinsiderwissen punktet. [..] Das Buch hat Schmäh und Schnelligkeit, Ideen und Individuen, die unverwechselbar gezeichnet sind.”
– Jan Drees, 1Live, Januar 2012

„Berni Mayer schafft es mit ´Mandels Büro´, einer fast vergessenen Zunft zu einer furiosen Wiedergeburt zu verhelfen. Die Charaktere sind herrlich, die Geschichte ist wunderbar erzählt und dabei auch noch überaus spannend und teilweise saukomisch. Ich möchte jetzt sofort Detektiv werden.”
– Markus Kavka, Dezember 2011

„Mandels Büro fand ich sehr unterhaltsam! Hoffentlich verfilmt das jemand!“
– Bela B., Januar 2012

„Mandels Büro funktioniert nämlich nicht nur als Krimi, sondern auch als pointierte Abrechnung mit der Medien- und Musikbranche. Da Mayer aus dieser Welt kommt, treffen seine Anspielungen ins Schwarze.”
– Jan Schwarzkamp, Visions Magazin, Januar 2012

„Der Autor dieses sympathischen Irrsinns [..] kennt sich nicht nur in der Popgeschichte aus, sondern auch mit alten Jungsfreundschaften. Und obwohl er nicht mit absurden Zufällen spart, ist die Geschichte nie komplett überdreht. Sein bester Kniff: die drollig dilettantischen Ermittler, die den Wahnsinn brav nach den Regeln des IHK-Umschulungskurses für Detektive bekämpfen.“
– NEON, Januar 2012

„Als Debütroman sind die 336 Seiten in Taschenbuchform also durchaus ein kurzweiliger und flott zu lesender Volltreffer [..]”
– musikansich.de, Januar 2012

„Glaubwürdig, superlustig und spannend bis zur letzten Seite, eine echte Pflichtlektüre, nicht nur für angehende Journalisten und Detektivpraktikanten.”
– Anne Müller, Sonic Seducer, Januar 2012

„Umständlich humorvoll wird die Geschichte von Singer erzählt, der den Part des Trottels neben dem apathisch wirkenden, aber alles im Griff habenden Mandel in diesem skurrilen Detektiv-Duo übernimmt.”
– Britta Helmbold, Münstersche Zeitung, Januar 2012

„Herrlich ergötzlich geschrieben, mit sehr viel ironischem Augenzwinkern. Wer immer schon alle möglichen Vorurteile über dieses Rock’n’Roll-Business hatte, der wird herrlichst bestätigt durch diesen Roman.”
– Leo Schuwerak, HR2, Februar 2012

„Die in einem irgendwie münchnerisch wirkenden Kaff spielende Geschichte um den Mord an einem Bandleader erinnert zudem von fern an die Episoden in „Kir Royal”. Der Ich-Erzähler wirkt zunächst wie ein Trottel vom Dienst, bis man den Eindruck gewinnt, dass er von allen am meisten draufhat. Und das Beste: Berni Mayer trifft den richtigen Ton und schreibt mit viel Augenzwinkern. Lesenswerte Stereotypien aus dem „Milljöh”.”
– Culturmag.de, März 2012

„Das Buch ist augenscheinlich gut recherchiert und der Autor brilliert mit authentischen Dialogen. [..] Berni Mayer ist ein höchst unterhaltsamer Krimi abseits des Mainstreams gelungen, und seine beiden unkonventionellen Helden haben durchaus das Potenzial für weitere Romane.”
– Andreas Kurth (krimi-couch.de), März 2012

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