Brennerpass: Bundesliga 2011/2012 (5)

Spieltag 5: Neuerdings wieder Alles beim Alten

Bremen – HSV 2:0 (0:0)
Ich glaube nicht unbedingt, dass Bremen um die Meisterschaft mitspielen wird, aber ihre Krise haben sie bewältigt. Pizarro ist alive and kicking und selbst der bereits für eine Erzählung aus grauer Vorzeit gehaltene Naldo kehrt zurück. Die Mannschaft hat zum Glück Marin behalten und gottseidank den Uraltvorderen Frings verloren und auch der in den letzten Monaten zunehmend unzuverlässig gewordene Mertesacker ist kein großer Verlust. Ein guter Neuzugang war auf jeden Fall der Grieche mit dem längsten Namen der Welt, der sich deshalb jetzt nur noch Sokratis nennen lässt – eine weise Entscheidung. Beim HSV konnte man erneut den Willen sehen, aber keine Konstanz und keinen konkreten Plan für einen Sieg. Bremen hatte den auch nicht, aber Bremen weiß wie man ohne Plan, aber mit purer Offensivwut gewinnt, das tun die seit Jahren. Fazit: Bremen ist wieder im Geschäft und kann es sich sogar leisten, einen klasse Spieler wie Ekici erst kurz vor Schluss zu bringen, und Hamburg kann die Vorrunde schon mal abhaken und vielleicht mal mit Bernd Schuster reden, der im Sport1-Doppelpass sein Interesse an Oennings Job bekundet hat. Ansonsten hat Huub Stevens mal wieder grade nichts zu tun.

Dortmund – Hertha BSC 1:2 (0:0)
Das ist eine gute Idee vom Uli Hoeneß gewesen, dass er seine Ex-Schäfchen hinaus ins Land schickt, damit sie andere Vereine trainieren, die dann den jeweiligen Konkurrenten um die Meisterschaft in die Suppe spucken. Der Babbel hat seine individuell heillos unterlegene Truppe dermaßen gut eingestellt, dass die sich gerade in der Kreativpause befindenden Dortmunder tatsächlich verdient klein beigeben mussten. Raffael hat ein grandioses Spiel hingelegt, ihm ist dieser Berliner Sieg zu einem großen Teil zuzuschreiben. Die erste Heimniederlage seit gefühlt 1913 tut Dortmund weh, auch wenn Klopp das nicht zugeben will. Klar, es mag nur ein schlechter Tag gewesen sein, aber mit dem Kopfgespenst Champions League im Hintergrund wird es davon noch ein paar mehr geben. Götzes gute Ideen haben tatsächlich gefehlt, aber auch ein Barrios – den die Presse offensichtlich vergessen hat – bringt der Dortmunder Offensive die nötige Unberechenbarkeit.

FC Bayern – Freiburg 7:0 (3:0)
Kleiner Wortwitz zum Einstieg: Wenn das so weiter geht, kann Freiburg balt viel Sorgloser aufspielen. Haha. Gelacht haben an diesem Nachmittag allerdings ausschließlich die Bayern, allen voran der Tausenfüßlée Ribery und seine Exekutive Mario Gomez. Der hat nach dem fünften Spieltag jetzt schon mehr Tore als Ribery in der gesamten letzten Saison. Und immer noch kein einziger gravierender Abwehrfehler, sieht man vom Neuer-Ausfall gegen Gladbach mal ab. Aber was die Abwehr wirklich taugt, das wird sich ab Mittwoch gegen Villareal zeigen, die allerdings selbst nicht das Defensivpulver erfunden haben.

Stuttgart – Hannover 3:0 (1:0)
Taktisch klug vom VfB, dem Cherundolo schon am Anfang des Spiels das Gesicht aufzuschlitzen. Danach ging nicht mehr viel bei Hannover und bei Cherundolo schon gar nicht mehr. Das Tor von Kusmanovic zum 2:0 war eine äußerst windschnittige Angelegenheit und auf die Verrenkung beim 3:0 von Tasci wäre selbst Mr. Miyagi stolz gewesen.

M’gladbach – K’lautern 1:0 (0:0)
Hätte ich für dieses Spiel Eintritt bezahlt, der Fallrückzieher von Tiffert und die Parade von Super-Torwart Ter Stegen wären ihn wert gewesen. Ansonsten bleibt die Erkenntnis, dass Gladbach selbst unangenehme Spiele geordnet herunterspielen und gewinnen kann und Marco Reus offensichtlich eine Allergie gegen Jogi Löw hat – anders sind seine termingerechten Ausfälle zu Länderspielen nicht mehr zu erklären.

Mainz 05 – Hoffenheim 0:4 (0:2)
Im Interview nach dem Spiel sagt der Tuchel noch, dass er auch mal ein Spiel 4:0 gewinnen will, ohne einen Finger krumm zu machen. Was er meint, ist gewinnen, ohne gut zu spielen und das war ein Seitenhieb auf Hoffenheim. Danach interviewen sie den Stanislawski und der haut noch fester zu und bekräftigt, dass Hoffenheim scheiße gespielt hat. Ich fand sie gar nicht so schlecht und würde ihnen ob des Ergebnisses empfehlen, weiter so scheiße zu spielen.

1. FC Köln – Nürnberg 1:2 (1:2)
Ich habe nie verstanden, was das Problem zwischen Finke und Frank Schäfer war und warum Schäfer letztendlich seinen Hut genommen hat. Vielleicht dachte man im Vorstand bei zwei, drei Kölsch, der FC wäre nach der Konsolidierung unter Schäfer reif für den nächsten Schritt. Für den nächsten Rückschritt vielleicht. Die Gelb-Rote gegen Peckhart war eine Frechheit, vor allem weil Peckhart bei der zweiten Karte nur beinahe das getan hat, was sich jeder FC-Fan gewünscht hat: Geromel für die Verschuldung von gleich zwei Elfern eins auf den dämlichen Latz zu geben. Diesem eingelaufenen Hemd von einem Kapitän. Und dabei haben die Nürnberger ja schon vor dem Spiel einen wichtigen Mann verloren, nämlich ihren äußerst talentierten Ersatztorwart Rakovky, für den der Ersatz vom Ersatz, Alexander Stephan im Tor stand. In der zweiten Halbzeit agierte der Schiedsrichter weiter wie ein Black Jack Dealer und schmeisst Brecko wegen einer Nichtigkeit vom Platz, die man noch nicht einmal hätte pfeifen müssen. Insgesamt ein erneut gutes Spiel der Nürnberger und erneut eine kopflose Angelegenheit vom FC, die Solbakken am Ende des Spiels seine Wasserflasche den Fans in der ersten Reihe auf den Kopf kicken ließ. Aber da hat es sicher eh nicht die falschen getroffen.

Wolfsburg – Schalke 04 1:1 (2:1)
Es ist ja diese Woche viel geredet worden über Magaths drakonische Geldstrafen und man kann jetzt unken, dass Mandzukic sich nur deshalb so reingehauen hat, damit sein Girokonto nicht gesperrt wird, aber es hat in Wirklichkeit einen überragenden Schalker Spielbeginn und die fantastische Kombination zum 0:1 von Farfan und Raul gebraucht, um die Wolfsburger aus ihrem Schönheitsschlaf zu reissen. Der Rest der ersten Halbzeit war hochgradig unterhaltsam, die zweite Hälfte dümpelte dann bis zum entscheidenden Tor. Benaglios Ersatz Hitz ist ein guter Mann und langsam frage ich mich, ob es eigentlich noch durchschnittliche Torhüter in der Bundesliga gibt. Ach, stimmt, Drobny. Das Geld, das Magath durch die Disziplinstrafen verdient, kann er übrigens gleich dem Ochs als Kilometergeld wieder auszahlen.

Augsburg – Leverkusen 1:4 (1:2)
Der Fußballgott war am Freitag kein Augsburger, obwohl das ja eigentlich klar ist, denn er kommt aus Giesing. Egal, die Augsburger zeigen Löwenherz und Abschlussschwäche und werden durch vier beiläufige Leverkusener Tore gedemütigt. Dass der Kiesling durch sein Tor seinen Kritikern gegenüber den Mittelfinger noch länger machen kann, als er das neulich in dem Interview zum Thema Chancentod eh schon getan hat, täuscht nicht darüber hinweg, was für eine durchschnittliche Mannschaftsleistung da von der Werkself erbracht wurde. Es gibt massenweise individuell hervorragender Spieler bei Bayer, aber noch kein System. Dutt kann sich jetzt schon getrost auf den zweiten Platz konzentrieren, wenn überhaupt. Den Deppen Schwaab hätte ich vom Platz gestellt, so wie der den Mölders in Jenseits säbeln wollte.

9 comments / Add your comment below

  1. da reis ich extra aus graz an um mir das bayernspiel anzuschaun und dann sowas. der ribery hat gezeigt, dass er an einem tag wo er keine lust hat auch für zwei tore und einen assist gut ist. und dann noch ein gomez der trotz technischen unvermögens die dinger reimhaut (da hättet ihr den maierhofer auch gleich behalten können ;). und dann hab ich auch noch dem alaba ein wenig zuschaun können. ein cooler tag, da machte mir dann sogar die übernachtung am tegernsee nix aus… :)

  2. Roboterpirat: Oh Gott, am Tegernsee übernachtet. Haben Sie dich einfach ins Scherbenviertel gesteckt. Aber im Ernst – haben wir das gleiche Spiel gesehen? Ribery hatte keine Lust und Gomez ein technisches Unvermögen? Als nächstes behauptest du, der Neuer hätte alle Hände voll zu tun gehabt. Und der Maierhofer, der hat doch nur zwei Minuten in seiner Karriere für die erste Mannschaft gespielt – die Analogie erschließt sich mir auch nicht unmittelbar. Ein schöner Kommentar, aber ein rätselhafter zugleich:)

  3. Hehe, zählt wohl zur Kategorie „Wiener Schmäh“, auch wenn er aus Graz kommt. Und zu Neuer: der hätte sich während des Spiels mehr aus seiner Nase als aus seinem Tor rausholen können…

  4. also bezüglich ribery gibt mir die statistik schon auch recht (meisten fehlpässe, wenig km gelaufen), wobei ich aber eher die körpersprache gemeint hab, aber vielleicht täusch ich mich ja. gomez war an dem tag natürlich ok (bei 4 dingern kann man wohl nicht meckern), aber am ball brilliert er wohl wirklich nicht. bezüglich maierhofer: http://www.youtube.com/watch?v=tYE1BwMVP40 :)

    war mein erstes spiel in der „neuen“ arena. hat sich auf jeden fall ausgezahlt, ich hoffe ich schaff’s bald mal wieder hin!

  5. Danke für das Video, ich habe Tränen gelacht, auch wenn ich vehement bestreiten muss, dass Gomez genauso unsicher am Ball ist. Gomez legt sich die Bälle vor allem ausserhalb des 16ers schön vor, passt auch gut zurück und ist eine echte Stütze in der Rückwärtsbewegung. Hat nachweislich ausserdem durch seine defensive Kopfballstärke schon Tore verhindert. Dass mit Ribery glaube ich, aber als Ballkünstler spielst du eben immer auf Trial und Error. Ich war ja leider erst einmal in der Arena unten und das war bei der Schmach gegen Dortmund in der Hinrunde der letzten Saison. Da fand ich Riberys Gedribbel schon eindrucksvoll, und da hat er nun wirklich nichts gerissen. Aber ich hab ja die Fanbrille auf, das mag die unterschiedliche Sichtweise erklären. Und der Grazer Schmäh natürlich, so es sowas gibt:)

  6. Nachtrag zu Ribery:
    Dass er einen Aktionsradius von der Größe eines Bierdeckels hatte, ist übrigens der anstehenden Wies’nzeit geschuldet, die ja bald beginnt.

  7. Ohne Brennerpass würde ich den geistigen Anschluss an die 1. BL verlieren, und das dokumentiere ich gerne mit der unqualifizierten Randbemerkung, dass Gladbach für einen Aufsteiger gar nicht schlecht spielt.

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