Verständnishorizont.

Heute, weil bemitleidenswert bettlägrig und erkältet, über Schwarze Löcher gelesen. Und über den Ereignishorizont. Es war mir nicht bewusst, wie viel Poesie in diesen Umständen steckt. Ein Stern, ein Riese, eine Existenz kracht vollkommen in sich zusammen. Das Resultat dieser Zerstörung ist viel zu groß, als dass das Universum mit seinen herkömmlichen Naturgesetzen den Verlust verkraften könnte und so entwickelt es ein eigenes Phänomen, eine galaktische Sickergrube, in der keine einzige der bekannten Regeln mehr gilt. Der Rand dieser Sickergrube nennt sich Ereignishorizont. Das Wort alleine, ich bitte dich. Wenn einer auf ein schwarzes Loch hinzufliegt, heisst es, dann merkt er, wie er sich nach hinlänglich bekannter Physik dem Ereignishorizont nähert. Irgendwann zumindest. Wenn ich aber jetzt eben dieser Person beim Hineinfliegen zuschaue, kommt er in meinen Augen nie am Ereignishorizont an, weil sich in meiner Perspektive grundverschiedene metrische Abhängigkeiten vermischen. Heute, weil ziemlich erkältet und im Bett, über Schwarze Löcher gelesen. Und über den Ereignishorizont. Und über den Zukunftslichtkegel. Wenig verstanden wie bei einem Keats-Gedicht, aber von der Poesie her genauso tadellos.

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  1. Klingt wie eine Beschreibung meines letzten Wochenendes. (Zusammenkrachen, Zerstörung, Ereignishorizont überschreiten etc.) Aua. Noch kein Zukunftslichtkegel in Sicht.

  2. Überlegte gerade Dir Hyperion ans Krankenbett zu schicken. Und während ich noch nachdachte, ob in deutscher oder lieber in der englischen Version, schwadrofiebernirst Du von Keats. Du kennst es also schon?

  3. Also jetzt bin ich verwirrt. Habe ich doch gestern eine Filmempfehlung hier raus gejubelt, die aber gar nicht ankam. Die hat wohl ein schwarze Loch ein gestrudelt, höhö. Also: angeschaut? Das Schwarze Loch? 1979? großes Kino. Allerdings: eine Disney Produktion, aber ohne singende Teekannen, dafür mit vorlautem Roboter.
    Aber für ein Disney-Prod. ganz schön fies.

  4. Dann ist’s ja gut. Man darf schließlich nicht an einem schnöden Schnupfen zu Ende gehen ohne zu wissen, welchen schmerzvollen Reiz ein Nierenstein in sich birgt. ;-) Endymion selber, also der erste Teil, ist ja bemerkenswert schwach gewesen. (Alleine die Idee so durch den Orbit in der Kapsel sitzen zu schweben und von Zeit zu Zeit auf Delete drücken zu müssen, der alles Aufgeschriebene löscht, weil Speicherplatz alle, die tat mir körperlich sehr weh!)

  5. texto: nichts angekommmen. Ausser du nanntest dich Testoforma und schriebst in Griechisch.

    creezy: ehrlich gesagt, kämpf ich auch ganz schön mit Endymion 1. Irgendwie ist da die Luft raus, auch wenn die Pax-Dominanz eine gute Idee ist.

  6. @ santa burnstl.
    mei, i bin do ned deppert. Aber: the ghosts in the machine! Mann weiss echt nicht was da so alles passiert. Das digitale Nirvana. Wie auch der Papst meint.

  7. Zum Weiterlesen, falls die Erkältung hartnäckig ist: Frank J. Tipler, „Die Physik der Unsterblichkeit“, aber sowas von hinter meinem Verständnishorizont, allein der Anhang vermag einen aufs Krankenlager zu werfen… Aber die Kernaussage ist ein Hammer. Alles bleibt da, jeder Schoas, jeder Tweet (wenn das nicht ohnehin das Selbe ist), ja ALLES was jemals war, ist, wird. Und das für bis zu 10 hoch 80 Jahre! Dann zerbröselt auch das letzte Teilchen und was dann ist, weiß auch der Frank Tschäi nicht. Zum Glück :-)

  8. Pingback: Paralleluniversum
  9. Weiterlesen, zum Schluss isses weniger zäh. Und man braucht’s ja für Endymion Teil II. Der wird wieder deutlich besser (wenn auch leider sehr hollywoodlastig mit dem ganzen Liebesgedöns), beantwortet aber die elementaren Fragen und man trifft die alten Helden wieder, einschließlich dem putzigen kleinen glänzenden Shrike. Und das will man doch oder?

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