Brennerpass Bundesliga 2014 /2015 (23)

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SPIELTAG 23: Die Liga der Schatten
Dortmund – Schalke 31:3 (Torschüsse)

„Tönnies schlägt vor, dass alle 132 000 Vereinsmitglieder 1000 Euro zahlen, um die Schalker Finanzverbindlichkeiten von rund 178 Millionen Euro möglichst schnell abzubauen.“ (WZ Online)

„Mayer schlägt vor, dass Tönnies allen 132 000 Vereinsmitgliedern 1000 Euro zahlt, um die Schalker Monumentalblamage von rund 90 in den Wind geschissenen Derbyminuten möglichst schnell vergessen zu machen.“ (BP Online)

Meine Sympathie für Schalke hat sich ja eh ein wenig aufgebraucht, seit die Mannschaft den Fußball des zweitschlimmsten Spiel meines Lebens imitiert, aber am Samstag hab ich mich nochmal mit Schwarztee und Ritter Sport Trauben Nuss vor den Fernseher gesetzt, um den Royalblauen die Daumen zu drücken. Meine Abneigung gegen die allgegenwärtige Dortmunder Hybris namens „Echte Liebe“ hat sich beim dummen Geschwätz von Wotan Wilke Möhring in der Sky-Konferenz eigentlich noch ganz gut angelassen. Dann stürmt Schalke sogar entgegen ihrer jüngsten Gewohnheiten die ersten fünf Minuten los, als hieße der Trainer nicht Gevatter Catenacio. Der Haken: nur zehn Minuten später habe ich angefangen, dem BVB die Daumen zu drücken. Okay, das Lazarett ist voll, okay, Wellenreuther ist erst seit drei Minuten Profitorwart und vom Spagat zwischen Derbyoffensive und Zerstörerfußball sind die Spieler offenbar dazeder und confuseder als John Bonham nach einer Magnumflasche Wodka, aber das rechtfertigt nicht diesen Sondermüll von Fußball. Das Zweikampf-Verhalten entsprach der Zivilcourage von Angorahasen und Alfred Prince Boateng kann sich von mir aus mit Ra’s al Matteo zusammen in die Liga der Schatten schleichen. Wie gesagt, beinahe wäre ich noch zum BVB-Anhänger geworden, aber dann haben Reus und Aubameyang sich als Cosplay-Fetischisten herausgestellt und ich mich gefragt: wo ist Bane wenn man ihn braucht?


(Foto: Wikipedia.de)

Bayern – Köln 4:1 (2:1)
Schönes Spiel, lasst Euch da nix erzählen. Die doppelte Flügelquetsch’n aus Robben und Ribery (selbst unter Pep die Erfolgsgarantie, frag die Statistik) ist wieder in vollem Einsatz aber weil Köln sich nach 30 Minuten ein Herz fasst wird stellenweise noch in sauspannendes Spiel daraus. Köln hat mir vor allem Anfang der zweiten Halbzeit besser gefallen als jeder Bayerngegner der letzten 10 Spieltage (Wolfsburg ausgenommen) und bei Bayern hatte ich trotz gelegentlicher Konzentrationsschwächen (die Neuer mit Begeisterung ausbaden durfte) endlich das Gefühl, dass Defensive und Offensive wieder miteinander reden. Der Freistoß nach Rückpass war der erste, den ich seit der Last-Minute-Meisterschaft vom 19. Mai 2001 bewusst miterlebt habe. Hat Patrick Anderson eigentlich immer noch keine Bronzestatue in München stehen? Als Bayernfan konnte man also vollauf zufrieden sein, lediglich Götze nervt grade. Rein visuell hat der Mann eine Zweikampfquote von 18%. Rafinha gewinnt garantiert mehr Zweikämpfe, holt mehr Bälle und kreiert mehr Torgefahr als young Mario. Trotzdem redet die Welt (in Form von Wotan Wilke Fuckyou) davon, dass Lewandowski wieder heim zu Mama Klopp will. Jede Menge XP an die Kölner Horn (herrlich, der Lecktsmichdochalleamarschblick nach Riberys Tor), Ujah und den Beisser Breçko. Ein Nachtgedanke noch: Schweinsteiger auf der Sechs ist impulsiv, tut mehr nach vorne, spielt aber weniger umsichtiger, die Kohäsion ist eher Alonsos Ding.

Bremen – Wolfsburg 3:5 (3:2)
Was zur Hölle!? Kurz dachte ich, wir haben wieder 2004 und Bremen ist die alte Offensivwalze, die weder Zeit noch Raum fürchtet. Letztlich hat sich der Wolfsburger Kader aber nicht unverdient durchgesetzt. Dass er dazu in nur vier Minuten drei Tore schießen durfte, hat meine Begeisterung für das Bremer Spiel aber ein wenig getrübt. Kurz hatte ich zudem Angst, dass man sich dadurch für kommende Aufgaben aus der Ruhe bringen lässt, aber dann höre ich Skripnik, wie er im Post-Match-Interview sagt: „Der Schiedsrichter ist schuld, er hätte nach der Halbzeit abpfeifen müssen“, und mir wird ganz warm ums Herz. Davon abgesehen ist es ja wirklich seine Schuld, denn Bas Dost stand beim paradigmenwechselnden Treffer im Abseits. (Übrigens liebe Bremer, Proclaimers – I’m Gonna Be (500 Miles)) ist der beste Torjubelsong der Liga, sogar noch vor Hoffenheims „Was wollen wir trinken.“

Hoffenheim – Mainz 2:0 (0:0)
Apropos „Was wollen wir trinken“, da gabs ja trotz der Mainzer Kuhglocken-Revolution auch wieder Grund genug zu saufen in Sinsheim. Ich vergönn’s ihnen und dem Gisdol von Herzen, muss aber den Mainzern zugestehen, dass sie wieder mit dem Herz in der Hand und der Leidenschaft im Bein spielen, die sie einst so mittelmäßig erfolgreich gemacht hat.

Hannover – Stuttgart 1:1 (0:0)
Ich habe menschlich nichts gegen Robin Dutt, aber wo der Mann hinlangt, wächst kein Gras mehr. Außer einer guten Saison bei Freiburg hinterlässt der Mann eine Spur der tabellarischen Verwüstung. Wahrscheinlich schmeißt er jetzt auch noch den lustigsten Trainer der Liga raus (so geht Sarkasmus, Jürgen Klopp, du bist nur wütend) und dann kann sich Stuttgart auch gleich morgen schon die Zweitligalizenz beim Seifert holen. Wie ich schon mal sagte: aus der Liga geschossen zu werden, kann sowas wie ein Aufbäumen eher provozieren als ständig knapp um den Erfolg gebracht zu werden – das ist der schleichende Nemzow.

Frankfurt – Hamburg 2:1 (1:1)
Da hätte doch der hanseatische Beckham Alex Meier glatt mit drei Toren zu Robben aufschließen können, hätte er nicht diesen Elfer im falschen Eck versteckt. Auf jeden Fall die souveräne Antwort auf das unsouveräne Genöle von Hübner. Zinnbauer ist wie sein Verein nur noch eine Parolenmaschine, mehr nicht.

Leverkusen – Freiburg 1:0 (1:0)
Ich muss mich nochmals bei Leverkusen für das Spiel gegen die Verwüster von Atletico bedanken. Ich bin wirklich alles andere als ein treuer Leverkusen-Fan, aber es hat mich beinahe mit Stolz erfüllt, mit wie viel Determination man am Mittwoch in das Spiel gegangen ist und wie wenig man sich von den Bummerln aus Madrid hat gefallen lassen. Dafür gibt’s dann auch einen Sieg von Freiburg geschenkt. PS: Bellarabi tut viel für diese Mannschaft.

Berlin – Augsburg 1:0 (0:0)
Ich mag Pal Dardai wirklich gern, aber deshalb kann ich jetzt nicht über dieses duselige 1:0 aus dem Häuschen geraten. Die wahre Sensation ist, dass die Hertha zuhause ein Spiel gewonnen hat und Kalou hat mal wieder ein Tor geschossen, ungewöhnlich für einen Luxustürmer wie ihn.

Gladbach – Paderborn 2:0 (1:0)
Gladbach schleicht sich weiter in die Champions League und Paderborn kriegt zweimal abgefälscht einen rein. Dieses Mal spricht Breitenreiter nicht von einem „tollen Erlebnis“. Weil kein Favre-Spiel jemals ein tolles Erlebnis sein kann, wenn man nicht Gladbach-Fan ist.

TIPPSPIEL
Tagessieg für mpfeifer (Mek, bist du das?) mit 22 Punkten. Imposant.

1. feinschmeckerle 278
2. Thomas_Pfa 264
3. ClintsStuhl 262
4. bob_loblaw 262
5. Heisenberg 259

Die Tipptabelle für den aktuellen Spieltag
Die Tipptabelle in der Gesamtübersicht

>> BRENNERPASS TIPPSPIEL 2014/2015: HIER ENTLANG!

4 comments / Add your comment below

  1. Ja verreck, der Mierswa. Erst neulich mit jemanden über die Alzheimer-Partei geredet. Das war die Revolution (also was halt in Regensburg so maximal möglich ist) und wir waren dabei – mitten auf dem Haidplatz. Scheidemann war ein Scheißdreck dagegen.

  2. Als eine Art revolutionäre Gesinnungstat hatte ich seinerzeit gegen den fürstlichen Zaun uriniert und damit gegen den Verkauf der Brauerei TT an Paulaner protestiert.
    Das alles geschah im geistigen Umfeld der neuen ALZ-Bewegung. Und erst der Schweinebraten im Auer-Bräu. Ein Gedicht.

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