Kurzkritik zu Dr. Strange

Ich weiß, ich weiß. Und ich bin ja auch ermüdet von Leuten, die von Origin Stories ermüdet sind, aber sie ermüden mich nun mal ganz fürchterlich. Dr. Strange gibt ja eh Gas auf seiner Wanderschaft vom Neurochirurg-Saul zum Zauber-Paul, aber man ist einfach – ob man will oder nicht, und ich will eigentlich nicht – so ausgewrungen von den tausend Superheldenfilmen pro Jahr, dass man einfach nur drinsitzt und sagt: get to the fuckin point.

Wobei’s ab dem point dann auch genau langweilig wird, was erneut dran liegt, dass es Marvel nicht gelingt, gute Superschurken auf die Leinwand (im TV klappt’s, siehe Fisk, Kilgrave, Cottonmouth) zu stellen. Der allseits überbewertete (wenn auch sympathische) und niemals akzentfreie Mads Mikkelsen ist wieder mal way in over his head und strahlt zu keiner Zeit echte Gefahr für einen Protagonisten aus, der zu keiner Zeit so wirkt, als wäre er in einer.

Hört mir zu, ich mag eigentlich diese Marvel-Entspanntheit, wo ein guter Schauspieler mit einem guten One-Liner im Endeffekt wichtiger ist als die Handlung einer gesamten Phase, aber wie sagt Podcaster Andy Greenwald: “It’s not a movie, it’s a widget.” Marvel-Filme haben sich so in ihrem ureigenen, durchaus respektablen und hochamüsanten World-Building verfranzt, dass es keine echten Stand-Alone Movies mehr gibt, weil alles gezwungen ist, auf etwas anderes hinzudeuten.

Mich reißt das ganz immens aus dem Moment. Und der ist eigentlich gar nicht so übel, um jetzt noch was Nettes über den Film zu sagen. Tilda Swinton könnte auch den Hulk spielen und bekäme eine 9 auf der bis Richard III. gehenden Lars-Eidinger-Ernsthaftigkeitsskala, und kann deshalb auch süffisant sein, ohne aus der Rolle zu fallen. Cumberbatch bleibt seinem Sherlock treu, das kann man mögen oder auch nicht, aber das ist darstellerisch schon ganz dicht genietet. Jetzt noch Hokuspokus in eine Welt aus Mutanten und Metamenschen zu packen, funktioniert erstaunlich gut. Dafür die Effekte aus Inception zu mopsen und auf 12 zu drehen does the trick und ist deshalb legitim.

Am Ende (und das meine ich wörtlich, wenn man die Mid-Credit-Scene betrachtet) ist man halt doch nur wieder im Marvel-Universum. Das ist bewundernswert und abschreckend zu gleich, aber vielleicht muss man sich auch damit abfinden, dass dank dem Golden Age of Television jetzt alles zusammenhängt und man immer seltsam unabgeschlossen aus einem Blockbuster kommt, weil einfach nichts mehr je wieder aufhört und leider auch immer wieder anfängt. Ich weiß, ich weiß. Und ich bin ja auch ermüdet von Leuten… yada yada.

PS: Ich hätte gerne einen Dr. Strange von Dario Argento anno 1975 gesehen. Oder vielleicht hätte Regisseur Scott Derrickson einfach Goblin für den Soundtrack verpflichten sollen. Mit Pink Floyds „Interstellar Overdrive“ war er eh schon auf dem richtigen Weg. Was ich eigentlich sagen will: mehr 70er-Hexensabbath hätte dem Film gut getan.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert