Brennerpass: Bundesliga 2012 / 2013 (1)

Dortmund – Bremen 2:1 (1:0)
Arnautovic ist und bleibt ein Ärgernis. Am Freitag Abend war zwar der unwahrscheinliche Fall eingetreten, dass Leistung und Frisur gleichmaßen überzeugten, allerdings kann man sich das wehleidige Mosergesicht trotzdem nicht lange anschauen, ohne hinlangen zu wollen. Hingelangt haben auch die restlichen Bremer. Entweder mit zahllosen taktischen Fouls gegen die stets aus dem Mittelfeld überfallartig nach Ballverlust angreifenden Dortmunder (mit Toren nach plötzlichen Balleroberungen haben die zwei Meisterschaften gewonnen) oder mit spaßig inszenierten Angriffsmanövern kreuz und quer durch die konfuse Dortmunder Abwehr. Bremen 3.0 kann funktionieren, wenn man die Abwehrreihen (krass naiv: Ignjovski) schließt, aber ist es dann überhaupt noch Bremen? Vor allem Hunt, quasi der grüne Blaszikowski, hat mich überzeugt und im Tor der Schnellhechter Mielitz. Hilft aber alles nix, wenn man gegen Reus spielt und am Ende dann auch noch der auferstandene Götze einmoppelt. Übrigens hab ich auf der Flucht vor Marcel Reif zur ARD geschaltet, nur um mich davon zu überzeugen, dass die meditative Gleichgültigkeit von Tom Bartels auch keine Alternative ist.


Fürth – FC Bayern 0:3 (0:1)
Am Sieg hab ich keine Sekunde gezweifelt, aber nach einer halben Stunde bin ich dann doch grantig geworden, weil, dass man bei solchen Mannschaften zunächst auf Defensivgranit beißt, ist ja klar, aber man hat sich dann doch ein bisschen zu sehr in der fränkischen Abendsonne gefläzt, bevor das erste Tor die bis dahin sehr stabil agierenden Fürther zu etwas mehr Risiko gezwungen hat. Shaquiri hat mich ein bisschen genervt mit seiner nervösen Art, genau wie Müller mit seinem fast wütend zefahrenen Spiel, das sich nach seinem Tor sichtlich gebessert hat. Insgesamt ordentliche Kiste, aus der man noch wenig Schlüsse für die Verfassung der Bayern ziehen kann, außer dass Badstuber als Außenverteidiger einfach nicht der Schnellste ist, Toni Kroos weiterhin unter seinen Möglichkeiten spielt und der neue Bayern-Katalog fast schon zum Standardwerk in Sachen Merchandise-Geschmacksverfehlungen erklärt werden muss.

Stuttgart – Wolfsburg 0:1 (0:0)
Flottes Spielchen, das leider gegen Ende dem Wahnsinn anheim gefallen ist. Den larifari verschossenen Elfer von Ibisevic und den traurigsten Nachschuss der Bundesliga-Geschichte werden sie so schnell nicht vergessen im Ländle, und das nicht nur weil sie diese Posse innerhalb von fünf Sekunden drei Punkte gekostet hat. Stuttgart ist trotz dieses Kalauers und der jüngsten Sparmaßnahmen gut in Schuss und Wolfsburg funktioniert auch schon ganz ordentlich, dafür, dass da 11 (sich vollkommen) Fremde auf dem Platz stehen.

Hannover – FC Schalke 2:2 (1:0)
Wäre Fußball Wrestling, würden Felipé und Dante ein Tag Team bilden und sich Hairborne nennen, aber lassen wir das. Die unsympathischste Chancenverwertung (1,5 Chancen = 2 Tore) schlug mal wieder unbarmherzig zu, danach hat der Hunter allerdings ein Solo samt Blattschuss ausgepackt, das sich gewaschen hat. Auch Holtby, der ja angeblich seit seinem Fleißtraining während der EM allen Schalkespielern um Lichtjahre voraus ist, lässt sich nicht lumpen und schon ist Schalke wieder die Mannschaft, bei der alles geht, wenn die Offensive trifft und die sang- und klanglos untergehen können, wenn sie sich auf ihre seltsam inkonstante Defensive verlassen müssen. Siehe Ausgleich Hannover.

Frankfurt – Leverkusen 2:1 (0:1)
Die Fans in Frankfurt stehen ja traditionell auf der Kippe zwischen beherzten Enthusiasmus und gepflegten Assitum, aber es gab ja auch guten Grund zur Ausrastung, wenn man sich anschaut, wie rechtschaffen hineinbeissend die Eintracht dieses Spiel dreht hat, und das, obwohl man ihnen einen Elfer verweigert, als Leno den Meier zu Fall bringt. Lediglich das Frankfurter Trikot sieht an dem Abend aus wie ein nasser alter Sack. Leverkusen hat sich zwar nicht blamiert, aber unterm Arsch der Werkself ist schon noch Platz für mehr Feuer.

Freiburg – Mainz 1:1 (0:0)
Bonmot des Spieltags war wie so oft das Streich-Interview nach dem Spiel. Auf die Frage, warum er sich kurz nach dem Spiel so aufgeregt hatte: „Mei, ich hätt halt auch gern einen Elfer ghabt, so wie Mainz. Ich mach halt nach’m Spiel a bissle emotinal, aber das hat keine Bedeutung.“ Genau wie das Spiel, das eigentlich eher Mainz als Sieger verdient hätte.

Augsburg – Düsseldorf 0:2 (0:0)
Augsburg hat eine gute Mannschaft, aber sie wabert noch ein wenig unverbunden über den Platz. Deutlich weniger eingespielt müssten eigentlich die D-Dorfer sein mit ihren 18 (!) Neuzugängen, indessen haben die ein sehr diszpliniertes Spiel abgeliefert und verdient gewonnen. Die zwei Bombentore von Schahin haben ihn nicht nur in die Verlegenheit gebracht, ungeprobt etwas ins Megafon zu den Fans zu sagen (es wurde souffliert), sondern auch mitten in einem Sky-Interview zu landen, bei dem er vor lauter Begeisterung vergaß, dass Sätze auch irgendwann aufhören müssen. Sehr charmantes Ende für ein Spiel, das eher Zweitligaflair versprühte.

Hamburg – Nürnberg 0:1 (0:0)
Das sind schon Karmakrüppel da oben an der Waterkant. In der Vorbereitung eigentlich gar nicht so übel, aber dann der Klops im Pokal und jetzt ein müdes Gestochere im ersten Heimspiel, mit jeder Menge Chancenpech, aber letztlich einer verdienten Tracht Prügel von absolut frei aufspielenden Nürnbergern. Lediglich Adler wusste zu glänzen, aber auch sein Gegenüber Schäfer machte sich ein paar entscheidende Male lang. Ich will nicht in die gängigen Populismen einstimmen, aber wenn Arnesen mit Guerrero, Töre, Raijkovic, Jarolim und Petric fünf gute Spieler abgibt, warum holt er dann lediglich einen Torwart von internationalem Format, dessen Vorgänger Drobny noch dazu alles andere als eine Schwachstelle war? Die Rechnung geht doch hinten und vorne nicht auf, nicht nur was die Wiederverwertung der Transfereinnahmen betrifft. Ich bin ratlos und Torsten Fink kann einem leid tun, selbst wenn jetzt noch Jiracek aus Golfsburg kommt. Oder wie Mario Basler sagt: „Bei Basel haben sie dem Torsten einen ganzen Futtertrog hingestellt und wenn er in Hamburg sagt, er hat Hunger, dann gibt’s höchstens eine Scheibe Wurst.“

Gladbach – Hoffenheim 2:1 (1:0)
Der beleidigte Hanke stellte gleich mal per Kopf klar, warum man ihn besser nicht auf die Bank setzen sollte und das Bilderbuchtor von Arango war der reinste Freustoß für die Gladbacher, die damit auch das Spiel gewannen. Und das obwohl sie eine lahme Leistung aufs Parkett gelegt hatten, die hauptsächlich von der Unfähigkeit der Hoffenheimer Offensive profitierte. Ich glaube trotzdem, dass man die Babbelboys nicht unterschätzen sollte und frage mich, ob es unter den Brennerpass-Lesern eigentlich Hoffenheim-Fans gibt. Falls ja, bitte vortreten, ich will diese Spezies unbedingt mal kennenlernen.

TIPPSPIEL:
Leck mich am Abend, Sebastian hat fünf Spiele ergebniskorrekt getippt, aber selbst das reicht nicht für die erste Tabellenführung, die an Klendaa geht. Die Top 10 lauten:

1. klendaa 22
2. Joe__Public 20
2. juri 20
2. sebastian 20
5. MaxSonic19
6. deLuxe 18
6. iamthief 18
6. Klaus 18
6. Schwanzhund 18
6. Toizone 18

Die Tipptabelle für den aktuellen Spieltag
Die Tipptabelle in der Gesamtübersicht

20 comments / Add your comment below

  1. Ich bin eigentlich latenter HSV-Sympathisant, aber mittlerweile hoffe ich nur noch inständig, dass sie den Abstieg, für den sie nun schon so lange, so hart arbeiten, endlich auch einfahren. Das sind ja schon Kölner Verhältnisse, was Professionalität angeht. Auf dem Weg dahin wäre die Bundesliga dann auch den zwanghaften Zweckoptimisten Fink wieder los.

  2. das „leck mich am arsch“ hab ich mir auch gedacht, die blöden wolfsburger und die leverkusener haben ja nicht mitgespielt. penner! und hannover gegen schalke ist eh pest gegen cholera, da müssten eigentlich beide verlieren. geht ja leider noch nicht. sollte man dem platini mal stecken, so als reform.

  3. Hennes IX: Ich sag, der Fink macht nur deshalb so eine verkrampft zweckoptimistische Figur, weil den frustrierten Grantler vor zwei Jahren schon der Armin Veh mit größtem Gusto gegeben hat. Wie der wöchentlich am HSV verzweifelt ist, das war eine Schau. Wenn der HSV allerdings so weiterspielt und transferiert, dann rollen da sowieso bald selbst die optimistischsten Köpfe.

    Sebastian: Kein Grund zum Ärgern, ich glaube, du hast jetzt schon den Brennerpass-Rekord für die meisten exakten Tipps an einem Spieltag aufgestellt.

  4. Frankfurt hat nicht gegen Leverkusen, sondern vor allem gegen die Schiedsrichter gewonnen. Schahin hat meinen Mitbewohner zu einer spontanen Tanzszene mit dem Eisschrank im Wohnungsflur veranlasst und Götze hätte sich die Dortmunder Ergebnisveredelung doch einfach sparen können. Dass der SVW seit 2006 bei Gegnern wie Bielefeld, Bochum, Hoffenheim und Frankfurt nur Kaiserslautern im Saisoneröffnungsspiel besiegen konnte, lässt wirklich verzweifeln. Da hätte ich das Remis gegen den amtierenden Meister schon als Erfolg und gutes Omen gewertet. (Spielerisch war ich generell ganz zufrieden.)

  5. Sven E: Ich fand Bremen auch sehr gut am Freitag, nur beim Trikot muss man jetzt mindestens eine Saison lang beide Augen zudrücken. Es wird allerorts übersehen, dass das Götze-Tor eigentlich eher einen falschen Eindruck von dem Spiel vermittelt, als Dortmund in seiner Favoritenrolle zu bestätigen.

  6. Ich hab letzte Saison mal einen Hoffenheim-Fan vor dem Spiel gegen Hertha am Ostbahnhof neben der Treppe zum S-Bahngleis liegen gesehen. In seinem Erbrochenen. Vor dem Spiel.

    Es war mit das forever alonste, das ich gesehen habe, direkt nach der Mundpartie von Achim Mentzel.

  7. Bisaz: Wahnsinn, das klingt ja so wie einer dieser Discovery Channel Reportagen über Alienwaffen aus dem Dritten Reich. Also ziemlich unglaubwürdig und trotzdem wahnsinnig charmant. Forever alonst und Achim Mentzels Mundpartie in einen Satz zu bringen, kann nur jemand wie Du, Bisaz, und vielleicht bringt dich der Discovery Channel in ferner Zukunft auch mal in Verbindung mit geheimen extraterrestischen Verschwörungen. Verdient hättest du’s allemal.

  8. Hab vielen Dank, Berni. Nachdem ich dein Buch las, war mir klar, dass nur ein Wahnsinniger wie du dazu imstande ist, zu verstehen, was ein Wahnsinniger sagen will.

    Und – das will ich noch nachträglich eingeschoben wissen – die Aussage von Mario zu Fink, ist Applaus wert. Zu 20 Prozent wegen des Inhaltes und zu 80 Prozent wegen der Form. Kann mir einfach gut vorstellen, wie der Mario da Kette rauchend im Stall stand, seine Schweine fütterte und plötzlich von der Erleuchtung geküsst wurde. Chapeau!

  9. Ich hatte noch keine Begegnung mit einem Hoffenheim Fan und bin davon überzeugt, dass bei Spielen mit Hoffenheimbeteiligung diese Mannschaft von Playstation Programmierern ins Fernsehen reingerendert wird. Und der forever alonste Fan am Ostbahnhof war vermutlich auch in den Ostbahnhof reingerendert, einschließlich Kotze. Wenn man auf der A6 am Stadion von TSG 1899 Hoffenheim vorbeifährt, ist deutlich zu erkennen, dass dieses forever alonste Gebäude wie ein falsch geparktes UFO inmitten der schwäbischen Agrarlandschaft herumsteht. Wie reingerendert halt.

  10. mq: Du hast wohl Render-Studies belegt. Äh, ja, der war so lala.
    Ich muss jetzt mal kurz zugeben, dass ich die TSG eigentlich grundsätzlich nicht so daneben finde, aber ich kenne wirklich keinen einzigen Fan.

  11. Naja, gesucht war ein Fan von Hoffenheim. Den oder die findet man auf vertrauten Pfaden offensichtlich nicht. So wie Columbus, der nach Indien wollte und Amerika vorgefunden hat.

    Die Frau van Almsick war gemeint. Den Rest bitte selber zusammenbasteln. Keine Angst, ich schreib sowas nicht mehr.

  12. Kategorie Das etwas andere Zitat, mein persönlicher Lacher des Tages: „Ich wäre enttäuscht, wenn wir jetzt nicht deutscher Meister werden.“ (Armin Veh)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert