Meinungsfreiheit verbieten

Natürlich fragt mich die letzten Tage öfter mal jemand nach Uli Hoeneß. Und ab heute fragen mich die Leute dann sicher auch nach Mario Götze. Und warum der Hoeneß so ein falscher Fuffziger ist und wir andere Vereine kaputtkaufen, und ob wir vielleicht sogar der Leibhaftige sind, und ob Philipp Lahm wirklich schwul ist. Die Antwort auf alle Fragen ist dieselbe: Ich weiß es – verdammt noch mal – nicht. Und vielleicht lautet sie sogar: Ich weiß es – verdammt noch mal – noch nicht.

Aber ich will mich auch nicht drücken, nur weil der Kragen vom roten Trikot gerade ein wenig eng wird. Wenn wirklich herauskommt, dass der Hoeneß massiv die Steuer beschissen hat, dann nivelliert das nicht im Geringsten das was er für Verein und Fußball getan hat, aber es lässt ihn als ganz großen Scheinheiligen dastehen, und dann sollte er auch als Präsident zurücktreten, there I said it. Gibt es wider Erwarten eine vernünftige Erklärung, kann ja alles so weiter gehen wie bisher und vielleicht kostet die Sache dann bestenfalls der scheiß CSU ein paar wertvolle Stimmen. Bravo Uli schon mal dafür.

Was den Götze-Transfer betrifft: Ich verstehe den Zeitpunkt der Meldung nicht, selbst wenn er nicht (wovon ich ausgehe) von Bayern lanciert war. Niemand, weder der BVB, noch der FCB hat was von der Unruhe, die jetzt so kurz vor dem alles entscheidenden Halbfinale ausbricht. Alles was da erzeugt wird, sind Gehässigkeiten und eine gehässige Grundstimmung und die schmeckt mir nicht (der BILD natürlich sehr wohl, weil sie so Zeitungen verkauft). Nicht nur weil die Gehässigkeit gegen „meinen“ Verein geht, ich hab die Gehässigkeit per se über.

Die Gehässigkeit, die entsteht, weil mittlerweile jeder publizieren kann, wie ihm der Arsch grade hängt. Ohne Vorkenntnis, ohne Niveau, ohne Geduld, ohne einen Funken Humanismus, ohne Herz. So sehr ich das Netz dafür liebe, dass es den Kreislauf der ewigen obrigen Verschleierung rüde in zwei Teile zerreisst, so sehr hasse ich es dafür, dass es jetzt jedem unreflektierten Wutanfall eine Stimme verleiht. Ich darf mich da selbst nicht ausnehmen, ich habe auch eine ganze Weile gerade in dieses Blog ungefiltert meinen Grant hineingerotzt.

Irgendwann ist mir allerdings das Wüten der Welt (um Marten ‚t Haart zu zitieren) zuviel geworden und jetzt versuche ich im Idealfall noch lustig die Meinung zu sagen, auch wenn mir das nicht verlässlich gelingt. Okay, jetzt bin ich weg vom eigentlichen Thema gekommen. Wo waren wir? Ach so, beim FC Bayern. Wisst ihr was? Es ist nur Fußball, ich schau mir in ein paar Stunden das Spiel an und habe mindestens bis dahin ganz eskapistisch überhaupt keine Meinung mehr. Das entspannt und befreit ungemein, und ich kann es nur empfehlen.

13 comments / Add your comment below

  1. Hehe, und so wie sich Erdball unabhängig von der Anzahl der auf ihm lebenden Ars…löcher weiterdreht, so wird sich auch die Kugel weiterdrehen, die für viele zur schönsten Nebensache der Welt geworden ist, unabhängig davon wieviele Gehässigen auch versuchen sie wegzutreten.
    Also ich schau mir das Spiel nicht an, sonst platz ich. Ich drücke aber Bayern und Dortmund jeweils einen Daumen.

  2. Jens: Gern geschehen.

    Michael: Vernunft ist das neue unvernünftig.

    stt: Haha, wegschauen ist auch eine Methode, ruhig zu bleiben. Nach dem Motto: stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Andererseits: endlich ist mal wieder was los. Haben auch schon die Leute beim Ersten Weltkrieg gesagt, fällt mir grade ein.

  3. der hoeness wäre so langsam einer für uns löwen. vielleicht läuft es ja darauf hinaus, bald dann. evtl. ja mit lothar als trainer. matthäus, nicht buchmann.

    ansonsten gilt derzeit – a propos netz – vor allem der gute alte tennisrichterausruf: „quiet, please.“

    zum selbstschutz stopf ich mir das maul mit ein paar nürnburgern…

  4. In Zeiten von Rasterfahndung im Internet sollte man die Schlagwörter „Bombe“, „Araber“ „platzen“ und „Krieg“ nicht zu häufig verwenden.
    Huch hab ich das jetzt gesagt?

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