Brennerpass Bundesliga 2014 /2015 (17)

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SPIELTAG 17 (FRÖHLICHE WEIHNACHT, ÄH, ÜBERALL)

Mainz – Bayern 1:2 (1:1)
Wenn sich Reif mal innerlich auf eine Bayern-Niederlage eingeschossen hat, dann ist er in seiner Häme und seinem Frust, wenn es dann doch nicht klappt, nicht zu bremsen, sprich: polemisch, unsachlich, selbstverliebt. Dennoch hat er am Freitag Abend etwas Wahres gesagt: „Gegen Bayern packen sie alle noch was drauf.“

Tja, Mainz, was soll uns das sagen: seit acht Spieltagen dümpeln und dann kommt Bayern, also der einzige Gegner, wo eine Niederlage zu rechtfertigen wäre, und man spielt plötzlich wie im DFB-Pokal-Endspiel. Liebes Mainz, wenn so Mannschaften wie Köln, HSV oder Bremen unter eurem Niveau sind, vielleicht spielt ihr dann lieber in der Serie A, wie Beckenbauer das damals so gustiös für die Bayern vorgeschlagen hat. Aber natürlich ist meine Stichelei ein verstecktes Kompliment, denn mehr noch als Augsburg hat Mainz eine perfekte Symbiose von offenem Visier vorne und Keuschheitsgürtel hinten gewagt, und das ist verdammt aufwendig und riskant gegen die Bayern.

Die dann allerdings auch ein wenig müde von den vielen Rekorden sind. Rafinha hudelt, Götze ist zweikampfscheu, Højbjerg hat eine große Klappe (zu wenig Einsatzzeit), aber momentan wenig dahinter, Ribery macht nichts aus der unglaublichen Lauf- und Vorarbeit von Bernat und Dante verliert jedes Laufduell noch bevor es angefangen hat. Gut, dass es Hollands Sportler des Jahres gibt, der einen eigentlich schon festlich verpackten Weihnachtspunkt an Mainz in letzter Sekunde aufreisst und nach München schickt. (Auf Zuschauerwunsch sei dann freilich noch Schweinsteigers As bei erstem Aufschlag zum 1:1 erwähnt)

Fazit: trotz und gerade wegen Fehlpass Central auf Bayernseite ein flottes Spiel auf der sprichwörtlichen Augenhöhe, das den Startpunkt von Schweinsteigers Rückkehr zu alter Form markiert. Und zwar eher die offensive Variante. Die ordnende Hand Alonsos hat tatsächlich gefehlt. Der Jubel nach dem Siegtreffer versichert mir als Fan zudem, dass man trotz des Laufs, den man ja offensichtlich gerade hat, immer noch Spaß am Beruf hat. Sollte Reus sich wirklich im Anmarsch (weil fahren darf er ja nicht mehr) befinden, wäre das ein schlechter Zeitpunkt fürs Fanklima und ich sehe schon die „koan Reus“-Plakate vor meinem geistigen Auge.

Bremen – Dortmund 2:1 (1:0)
Ich finde, Reus kann man keinen Vorwurf machen. Ich wusste zum Beispiel auch nicht, dass man für einen Aston Martin einen Führerschein braucht. Machen diese modernen Autos nicht eh alles von selbst? Und wer würde Reus nicht ein bisschen Zerstreuung gönnen in diesen Hundstagen aus tabellarischer Tristesse und Reha-Ödnis. Was bleibt einem Fußballer mit seinen Anlagen und Interessen denn anderes übrig als mit teuren Sportwägen zu schnell fahren?

Zum Spiel: Dortmund macht in dieser verfahrenen und trostlosen Situation das einzig Richtige: sie spielen jetzt endgültig so schlecht, wie es der Tabellenplatz widerspiegelt. Die Diskrepanz aus Leistung und Platzierung hätte sie doch sonst noch um den Verstand gebracht. Hummels kickt (trotz seines Ehrentreffers) wirklich so, als wäre an den Arsenal-Gerüchten was dran, aber so wird sich das selbst Arsene Wenger nochmals gut überlegen. Kagawa hat in Manchester leider seine Unschuld verloren, einzig allein auf den unbeirrbaren Aubemeyang ist noch Verlass.

Bei Bremen schmeissen Bartls und Selke das gesamte Spiel und machen alles richtig, was gegen Gladbach noch falsch lief. Tempo, Ausdauer und sich in den richtigen Momenten zurückhalten und Kraft sparen. Das kann schon noch was werden mit dem Klassenerhalt, zumal der Sieg hier ein lexikalischer Big Point war. Für niemanden im Fußballgeschäft kommt diese Weihnachtspause rechtzeitiger als für Jürgen Klopp. Für Sepp Blatter vielleicht noch.

Leverkusen – Frankfurt 1:1 (0:1)
Alex Meier – Herbsttorjäger 2014. Und auch saisonübergreifend der beste Bundesliga-Schütze in diesem Jahr. Schaaffurt (klingt wie Schafott) hätte den Sieg verdient, schon alleine deswegen, weil er ausgerechnet gegen die Druckpresse aus der Bayarena seine Abwehr in den Griff bekommen hat. Ähem, bis auf diese eine Szene natürlich. Frankfurt hat mir in dieser Hinrunde neben Bayern am meisten Freude bereitet.

Schalke – Hamburg 0:0 (0:0)
Schalke, meine Ex-Zweitlieblingsmannschaft, dafür weniger. Spiel ist schnell erzählt. Huntelaar verlängert seinen Vertrag, hört aber danach umgehend auf, zu treffen. Warum auch, Vertrag ist ja unterschrieben. Schalke peitscht die Hamburger ordentlich ein, trifft aber wie gesagt nix. Dann übernimmt der HSV die Zügel, trifft aber auch nicht. Aber wie auch mit Rudnevs im Sturm und so Leuten wie Holtby und Müller, die derzeit nur Namen auf der Aufstellung sind und langweilige Durchhalteparolen in Interviews abgeben. Lasogga will ich hier ausnehmen, der spielt zwar noch schlechter, sagt aber wenigstens nichts und ist konsequenterweise verletzt. Unantastbar: Drobny. Ach ja, Alex Meier hat jetzt schon alleine vier Tore mehr erzielt als der gesamte HSV in der Hinrunde. Neulich hat Van Nistelroy ein zweitägiges Praktikum beim HSV absolviert (was hat er da nur lernen können?) – dem hätten sie gleich einen Halbjahresvertrag anbieten sollen, solange Kühne noch nicht den Gerichtsvollzieher geschickt hat. Kann man eigentlich Spieler pfänden?

Wolfsburg – Köln 2:1 (1:1)
Zunächst Hut tief gezogen vor Köln und Stöger. Man hätte auch eine weitere Stippvisite in Liga 1 damit bestreiten können, in jedem Spiel hinten einen Bus zu bauen und vorne Benzin zu sparen, aber man spielt – wenn auch nicht hält – in jedem Spiel mit. Beweist ja auch das Führungstor. Dass Hecking seine Wolfsburger längst zu denselben Jüngern der Neuen Sachlichkeit, wie er selbst, erzogen hat, führt zu diesem immensen Vorsprung gegenüber dem Rest in der Tabelle. Ob die getönte Hecke aber jemals in luftige Stimmungs- und Punktehöhen der Bayern vordringt, muss man nicht bezweifeln, aber zumindest abwarten. Und mag eigentlich endlich mal jemand Naldo decken?

Stuttgart – Paderborn 0:0 (0:0)
Didavi ist wieder da und das ist auch dringend notwendig. Denn vorne herrscht jetzt plötzlich Stillstand bei Stuttgart, auch wenn Stevens die Abwehr wieder aufgerichtet hat. Vier Tore in den letzten 8 Heimspielen sprechen da eine recht deutliche (zuerst hatte ich „deutsche“ geschrieben, diese Pegida-Komiker sind schuld) Sprache. Paderborn ist wie so oft schon in der letzten Zeit die bessere Mannschaft, aber gewinnt nichts mehr, wenn Kachunga keine Tore schießt. Dennoch ziemlich ordentlich und gegen alle Naturgewalten durch die Hindrunde gewurschtelt. Breitenreiters On The Storm.

Augsburg – Gladbach 2:1 (1:1)
Schau hin, Mainz, Augsburg hat aus seinem Bayernspiel gelernt. Die wissen jetzt, was sie können und machen da weiter. Irrsinnsleistung mit dieser Mischung aus Übriggebliebenen, Grünschnäbeln und Altsöldnern. Man könnte fast auf die Idee kommen, der Trainer habe etwas damit zu tun. Callsen-Brackers Weihnachtsgruß an die Oma war nett, er hat ja auch lange nicht gespielt, der Zeitpunkt war nur ungünstig so mitten in einer Flanke im Sechzehner.

Hertha – Hoffenheim 5:0 (0:3) Vorschau
Sehr amüsant, dass sie sich in Berlin einen Chelsea-Spieler (den da keiner will) kaufen und der dann denkt, er wär naturgemäß ein Star, weil was ist schon die fukkin Bundesliga. Auf jeden Fall hat er nach mehr Einsatzzeit gewettert, obwohl sein Pendant Schieber ihm grade in jeder Hinsicht den Rang abläuft. Am Ende ist es egal, weil Hoffenheim einfach serienmäßig Foulelfmeter zugesprochen bekommt, die Salihovic (nachweislich bester Elfmeterschütze der Welt, oder?) dann auch serienmäßig verwandelt. Und wenn ich jetzt behaupte, die Hertha-Abwehr stand anfangs noch gut, dann nehme ich auch Brooks nicht aus, denn für sein Eigentor war er hervorragend platziert. Dass Schipplock und Rudy der alten Dame dann endgültig den Garaus machen, tut nicht mehr viel zur Sache, denn um es ausnahmsweise mit Fritz von T&T zu sagen: „Das Torverhältnis ist eh schon versaut.“

Freiburg – Hannover 2:2 (1:0)
Eigentlich ist ja Berlin der gefühlte Tabellenletzte nach diesem Spieltag, aber Freiburg hat es tatsächlich geschafft mit seinem penetranten Hang zum Unentschieden. Das hätte es vor der drei-Punkte-Regel nicht gegeben. Wäre Freiburg übrigens nicht Letzter, hätten sie es Bürki (trotz des heutigen Patzers) zu verdanken. Wenn jetzt Petersen kommt, ist das leider auch ein Armutszeugnis für Mehmedi in dieser Hinrunde.

TIPPSPIEL
Gratuliere zum Tagessieg an Max Sonic, Sebastian und Vollpfosten! Tippherbstmeister ist das gute alte feinschmeckerle punktgleich mit Thomas_Pfa. Gratuliere.

1. feinschmeckerle 202
2. Thomas_Pfa 202
3. Heisenberg 197
4. Klaus 196
5. wuzzel1981 194

Die Tipptabelle für den aktuellen Spieltag
Die Tipptabelle in der Gesamtübersicht

>> BRENNERPASS TIPPSPIEL 2014/2015: HIER ENTLANG!

3 comments / Add your comment below

  1. Wenn Reus so fährt, wie er spielt, hätte er seinen Lappen eh schon mindestens dreimal abgegeben.
    Wo kann man seine Wette abgeben, daß Klopp im Januar 2015 der zukünftige Ex-Trainer von Borussia Dortmund wird?
    Und bitte noch einen Satz zum Ausgleichstor der Bayern verlieren!

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