Brennerpass Bundesliga 2014 /2015 (34)

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SPIELTAG 34: SCHULD UND SÜHNE

In eigener Sache: das war die bisher anstrengendste Brennerpass-Saison. Im Nachhinein weiß ich eigentlich selbst nicht mehr, wie ich nach Geburt des zweiten Kindes und diversen Deadlines für Übersetzungen etc. noch die Kurve bekommen habe, jeden Sonntag Abend die Kolumne mehr oder weniger fertig ins Netz zu stellen. Es war ein Ritt auf der Rasierklinge, aber er war es wert. Jetzt breche ich gerne erschöpft zusammen und danke allen Lesern, Tippern und Kommentatoren, die mir schon so lange die Treue halten, vor allem denen, die keine Bayernfans sind. Jetzt aber genug vor der Südtribüne rumgehangen, let’s get down to business.

Hamburg – Schalke 2:0 (0:0)
Der große Abstiegsbossfight. Ich war wirklich heiß, ich war bereit, aber ich war am Abend vorher aus. Drei Stunden Schlaf, Treffen mit der Verwandtschaft, Kindergeburtstag, auf die Couch gekrochen, halbes Kilo Florida-Eis Pistazie und ein paar Pfirsiche eingenommen… und eingeschlafen. Verschlafen. Entschlafen. Dem gesamten Abstiegskampf. Was hier hier schreibe, habe ich Halbschlafmomenten während der Konferenz, der Sportschau und meiner puren Fantasie entnommen. Zunächst: FUCK THE CLOCK. Reißt diese beschissene Uhr ab, denn erstens ist es Overkill, wie oft sie in der Berichterstattung bemüht wird – ich wette, jeder von uns sieht diese Uhr öfter als seine eigene Mutter. Zweitens erzeugt sie so einen psychischen Druck, dass selbst Nicht-HSV’ler jedes Spiel mit flauem Magen schauen. Und nein das liegt nicht am Pistazieneis. Insgesamt hat der HSV seit der Verpflichtung Labbadias zwar nicht sein ganzes Potenzial abgerufen, aber zumindest angerufen. Die Relegation geht in Ordnung, mich hat es sehr für Olic gefreut, sein Tor war entscheidend, auch dafür, dass sein Wechsel nach HH nicht zum völligen Ofenschuss geriet. Zu Schalke möchte ich eigentlich nicht mehr viel sagen. Platz sechs ist nicht das Problem. Das Problem waren schon immer diese plötzlichen Abstürze in die Unlust, die unter Di Matteo immens zugenommen haben. Wenn man jemand der Wettbewerbsverzerrung bezichtigen kann (und das kann man eigentlich nur, wenn man gerne mal einen hebt und Methusalem-Scout bei Hannover 96 ist), dann Schalke.

Paderborn – Stuttgart 1:2 (1:1)
Dass Geld eben doch Tore schießt und die Qualität fehlt bei den kleineren Vereinen und die so scharenweise wieder in die zweite Liga zurückgetrieben werden, hat Breitenreiter nach dem Spiel gesagt. So in der Art zumindest. Und da ist schon was dran, letztlich hat’s beim VfB schon auch der Kader rausgerissen – und der rassige Trainer. Andererseits hatten Paderborn und Freiburg zig Chancen, sich die nötigen Punkte zu sichern und es halt verpasst, oft war’s Pech, oft waren es aber auch Patzer, die man sich auch mit Geld nicht wegkaufen kann. Frag mal die Abwehr vom FC Bayern. Mir tut’s leid um Paderborn, ich hatte eine sehr gute Zeit mit denen und hoffe, den ein oder anderen Spieler wie Stoppelkamp oder Kachunga trotzdem in der ersten Liga zu behalten. kfzteile24.de, it’s been one helluva ride. Höllenritt war’s natürlich auch für die Stuttgarter, aber den haben sie mit dem derzeit coolsten Hund in der Trainer-Szene absolviert, das war ihre beste Idee und das Festhalten an ihm eine gute von Robin Dutt. Dürfte man heute noch die Vokabel „nachhaltig“ benutzen, ohne im Lagerraum eines Al-Natura-Markts mit einer Knochensäge in Greifnähe an einem Heizkörper angekettet aufzuwachen, würde man sie auf die Entscheidung anwenden, Stevens über die Distanz zu vertrauen.

Hannover – Freiburg 2:1 (1:0)
Es liegt mir eigentlich gar nicht, mich an Kleinigkeiten aufzuhängen, diese sogenannten „spielentscheidenden“ Szenen. Denn das sind eigentlich meistens nur Tore. Dennoch: hätte man Briand für seinen bescheuerten Ausraster mit Rot bestraft, hätte er dieses grausige Eigentor von Krmas nicht provoziert. Allerdings auch arg kurios, so an den Ball zu gehen, Bürkis Kopf und Abstiegskragen riskierend. Am Ende kann auch der Effizienz-Torjäger Petersen den SC nicht retten. Mir tut das leid, ich mag Freiburg, ich mag ihr Spiel, ich mag auch Streich, auch wenn er mir diese Saison zu fahrig, zu patzig und zu paranoid war. „Mit erhobenen Haupt“, sagt er grade im Fernsehen und das trifft’s am Ende am besten, vor allem weil er in der tiefsten Krise die Schuld eben nicht bei den anderen gesucht hat.

Hoffenheim – Hertha 2:1 (1:0)
So this match happened. Ich fand gut, wie sorglos Hertha mit den Abstiegsgespenst umgesprungen ist. Wenigste Tore der Rückrunde, letztes Spiel (gefühlt) in der Rückrundenvorbereitung gewonnen, keine Termine aber leicht einen sitzen. Aber gut, hat ja gereicht. Erstaunlich, dass einer wie Volland in Hoffenheim gehalten werden kann. Das war jetzt nicht die typische SENSATIONAL HOFF™-Saison, die ich gerne gesehen hätte, aber vielleicht hat Gisdol wenigstens gemerkt, dass ihn eine vorsichtigere Spielweise auch nicht nach Europa bringt, und ab August wird wieder nach vorne geblitzt wie früher.

FC Bayern – Mainz 2:0 (1:0)
Erst mal alle Konstellationen der Abstiegskandidaten in Verbindung mit deren Spielen gegen Bayern überprüft und ausgerechnet, inwiefern der FCB an ihren Niedergängen schuld ist bzw. den Wettbewerb verzerrt hat. Fazit: Schuldig in allen Punkten, immer. Alle Spiele und den gesamten Wettbewerb verzerrt, weil überhaupt angetreten. Sorry, y’all. Ansonsten habe ich mich über die Maßen gefreut, die Bayernfahne auf dem Balkon gehisst und „Stern des Südens“ in die Schlegelstraße hinausgeschrien, als klar war, dass Bayern Meister wird. Heute habe ich dafür nicht so gefeiert. Irgendwie haben die letzten Spiele dann doch Spuren hinterlassen, nicht nur weil die Mannschaft geschwächelt hat, sondern auch weil der übliche und notwendige Bayernspott ein bisschen zu arg in Häme und Gehässigkeit vor allem gegenüber Pep umgeschlagen ist. Klopp bekommt all diesen (hochverdienten) Respekt von der Presse, Pep wird seziert und als Autist dargestellt, nur weil er mal mit Dreierkette ein Spiel beginnt. Schmeckt mir nicht, ich rieche da immer was müfflig Deutschtümeliges. Ansonsten aber versöhnlicher Spieltag. Beste Aktion: die Stealth-Weißbierdusche von Lewandowski (Bayern) gegen Schweinsteiger (Manchester). Ich freu mich auf Transfers und Umbrüche, auch wenn sie garantiert nicht so radikal ausfallen, wie manche das fordern und auch nicht sollen. Ich freue mich auf die Rückkehr von Robben und Ribery und behaupte nach wie vor, die Abnabelung von den Beiden bei Nutzung ihrer vollen Spielstärke, ist die größte Herausforderung der neuen Saison. Gewinner der Rückrunde: Mitch Weiser. Liebster Spieler der Saison: by default – Robben. Und: ciao Pizzamann, luv you always!
Sorry, Meenzer, jetzt hab ich gar nichts über euch geschrieben.

Dortmund – Bremen 3:2 (3:1)
Tschüss, Klopp. Geliebte Nemesis. Wir sehen uns bei der Pressekonferenz zum Amtsantritt in der Säbener Straße. Ich würde das Experiment gerne sehen, hielte es aber auch für hochanständig, wenn Klopp wie die Toten Hosen nie zum FC Bayern geht. Meine perönliche Ehraufbietung ist, dass ich in dieser Publikation dem BVB erstmals für einen Spieltag „Vollgasfußball“ attestiere. Oh. Jetzt fühle ich mich irgendwie komisch. Und viva Bremen, viva Skripnik, eh klar.

Gladbach – Augsburg 1:3 (1:0)
Zwei arschtolle Mannschaften, ein sensationelles Ergebnis für Augsburg, mehr noch, wenn man sieht, wen die in der Tabelle alles in die Westentasche gesteckt haben. Ich hab gar kein so schlechtes Gefühl, was Europaliga angeht. Wird zwar schwer werden, in der Liga das Niveau von dieser Saison zu halten, wenn man jeden Donnerstag zu Dnipro Dnipropetrovsk fährt, aber jemand wie Weinzierl ist für solch höhere Aufgaben der Richtige. Schließlich will er ja irgendwann mal Bayerntrainer werden.

Frankfurt – Leverkusen 2:1 (2:1)
Da schau her, Eintracht, Platz neun. Das kann sich doch sehen lassen, mehr hätte kein Trainer der Welt rausholen können. Grandios, dass Alex Meier aus dem Krankenstand heraus die Torjägerkanone gewonnen hat. Ist auch ein Statement, wenn man so gut ist, dass man eine viertelte Saison verpassen kann und trotzdem die meisten Tore schießt. Leverkusen unter Schmidt gefällt mir. Ihn gleich bis 2019 zu verpflichten, halte ich dann doch für etwas präjubilarisch.

Köln – Wolfsburg 2:2 (1:2)
Rotzfrech von Köln, sich gegen Wolfsburg noch so reinzuhängen. Der Wolf lahmt zudem ein bisschen und wenn ich mir Dortmunds Ehrenrunden-Euphorie so anschaue, muss ich meine Prognose vom Pokalfinale vielleicht doch revidieren. Köln spielt nächstes Jahr Club-WM, oder?

TIPPSPIEL
Letzter Tagessieg in der Saison geht an HamleysUnited und Herr_Zschlag. Und unsere Grande Tippmeisterin ist erneut das famose FEINSCHMECKERLE. Auf sie wartet ein schon bald ein Paket mit Büchern, CDs und einem nagelneuen MacBook Pro gesponsert von kfztweile24.de. Just kidding about the last part. Danke fürs Mitmachen!

1. feinschmeckerle 421
2. bob_loblaw 399
3. ClintsStuhl 396
4. HamleysUnited 390
5. wuzzel1981 389

Die Tipptabelle für den aktuellen Spieltag
Die Tipptabelle in der Gesamtübersicht

>> BRENNERPASS TIPPSPIEL 2014/2015: HIER ENTLANG!

12 comments / Add your comment below

  1. Merce burnster
    viva Kommentatore!,

    ich habe mir auch Peps Aufstellung angesehen, die für das Spiel auf dem Münchener Rathausbalkon gewählt hat und wieder zu Beginn eine Dreierkette! Und in der Dreierkette sogar eine Frau dabei! Aber trotzdem konnte er zum Schluß die Schale hochhalten. Und der Sammer hat sich dem Pep verweigert! Auch ein Skandal.

  2. Thanks, lovely Brennerpeople.

    MQ: Das mit Schaaf les ich grade und es fuckt mich gewaltig ab. Ganz gewaltig. Vielleicht weißt du mehr?

  3. Der Brennerpass war wie immer großartig. Das Tippspiel hat bei meiner ersten Teilnahme auch viel Spaß gemacht. Und da feinschmeckerle so uneinholbar war (dafür ein felicitació), ist der zweite Platz ja irgendwie auch mehr als okay.

  4. DANKE für den Fleiß und die lesenswerten Zusammenfassungen!
    Tippspiel-Platz 26 und nur 4 Punkte hinter dir… damit bin ich sehr zufrieden.

  5. /Burnster: In den heutigen Ausgaben der Frankfurter Tageszeitungen wird kolportiert, dass er intern zu wenig Unterstützung erfahren habe und sich mit ungerechtfertigten Vorwürfen konfrontiert sah. Ich halte die Begründung für fadenscheinig. Ein Profi mit vierzig Jahren Fußball- und Vereinserfahrung und dem Format von Herrn Schaaf zieht doch nicht den Schwanz ein, weil irgendwo gemosert wird oder weil Kevinchen Trapp ihn in einer Rede nicht erwähnt. Lächerlich.

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