Brennerpass: Bundesliga 2011/2012 (4)

Spieltag 4: Nachgespuckt

Weils ja grade en vogue ist, will ich auch mal schnell nachtreten. Und zwar nach dem Effenberg. Seit Monaten muss ich mir jetzt seine Spezialistenratschläge zum Thema Führungsspieler auf Sky anhören, weil er dort ja als sogenannter Experte angestellt ist. Und je mehr dieser Mann erzählt, desto mehr entkräftet er seine eigene Legende als Führungsspieler und entpuppt sich als Kindskopf und Lautsprecher. Lange Rede, kurzer Sinn: halt’s Maul!

Leverkusen – Dortmund 0:0 (0:0)
Ich war erstaunt, wie dominant Leverkusen in der ersten Halbzeit war. Dortmund hat außer im Hamburg-Spiel noch nicht die Raffinesse der letzten Saison gezeigt, sich aber in dem Spiel keineswegs den Schneid abkaufen lassen. Grundsätzlich ein Spiel auf technisch hohem Niveau, aber in der ersten Halbzeit etwas seelenlos. Die zwei roten Karten für Kadlec und Götze (will wohl auch durch Nachtreten und Nachspucken Ecken und Kanten beweisen) in der zweiten Halbzeit haben deutlich Schwung ins Spiel gebracht. Der größte Spaß war dann das Dortmunder Tor in Abwesenheit vom Schiri Stark. Übrigens hätte es auch noch Hummels mit Rot erwischen müssen, oder? Schürrle ist stark, mannomann, und Klopp hat im Interview nach dem Spiel fast Ecki Häuser ermordet. Wütender war an dem Spieltag nur Favre (siehe unten). Befremdlich auch, dass nach so einem Massaker der Stark genau 55 Sekunden nachspielen lässt. Wenn ich Ballack wäre, würde ich nach Wolfsburg gehen und vorher noch dem Dutt eine aufs Maul hauen.

Kaiserslautern – FC Bayern 0:3 (0:1)
Der Hunter S. Thompson der Bundesliga, Phillip Lahm, war sichtlich bemüht, seinen ramponierten Ruf durch ein Tor wieder etwas zurecht zu rücken, aber es hat nicht sollen sein. Nicht sollen sein hat auch wieder mal die Anwesenheit von Robben, dessen Fußballerkrankenakte mittlerweile dreimal so lang wie das Buch von Philipp Lahm sein dürfte. Dennoch war Bayern defensiv stabil und effektiv, wenn auch nicht gerade aus dem Zauberlehrbuch. Schweinsteiger spielt zum ersten Mal seit einem halben Jahr auf wieder auf internationalem Niveau, Ribery tanzt wie der junge Michael Flatley, nur Neuer schnitzt sich noch sein eigenes Grab mit diesem riskanten Spiel ausserhalb des Sechzehners. Der Müller bewegt sich dermaßen unkonventionell und geht regelrechte Irrwege im Strafraum, man kann ihn nur noch Wurschtlmüller nennen. Gottseidank verwirrt er damit selbst die eingespielteste Abwehr und damit meine ich nicht die vom FCK. Die war nämlich mehr Zuschauer als Beteiligter bei den Schlüsselszenen des Spiels. Lediglich Rodnei agierte und das gleich zweimal dermaßen deppert, dass Gomez u.a. als doppelter Elfmeterschütze zurück an die Spitze der Torjägertabelle kehren kann.

Freiburg – Wolfsburg 3:0 (2:0)
Au weia, Herr Magath. Selber Schlamassel wie letztes Jahr bei Schalke. Mannschaft komplett umgebrochen, aber schon mitten in der Saison. Die Summe der einzelnen Teile ist leider noch keine Fußballmannschaft und deshalb gewinnt Freiburg verdient und mit einer Beherztheit, die ich ihnen nach den ersten drei Spieltagen gar nicht mehr zugetraut habe. Wolfsburg hätte allerdings noch einen Elfmeter wegen dem Foul von Barth an Lakic verdient.

Hoffenheim – Bremen 1:2 (1:1)
Starkes, konzentriertes Spiel von Bremen gegen fast ebenbürtige Hoffenheimer. Sieht so aus, als würde sich Werder schon dieses Jahr wieder fangen, obwohl ihnen Hans Meyer eine Zwei-Jahres-Krise vorausgesagt hat.

Nürnberg – Augsburg 1:0 (0:0)
Der Club souverän gegen gar nicht so schlechte Augsburger. Der neue Star Peckhart diesmal ohne Tor, aber mit der entscheidenden Vorbereitung.

HSV – Köln 3:4 (1:1)
Ich muss meinen Spott für den HSV nach diesem Spiel ein bisschen zurücknehmen, denn die Mannschaft war deutlich motivierter als bisher. Man hat den Kölnern aber angemerkt, dass Trainer und Mannschaft ein System fürs Zusammenleben gefunden haben. Sogar der jüngst kränkelnde und melancholische Poldinho hat gebrannt und zusammen mit Novakovic das meiner Meinung nach entscheidende Tor erzielt. Die Megaschwalbe von Aogo war starker Tobak und Drobny sah beim 3:4 aus wie Manuel Neuer. Oenning wirkte ratlos, aber ich hab ihn ja noch nie anders gesehen.

Hannover – Mainz 1:1 (1:1)
Geht absolut okay, das Unentschieden. Vor allem, wenn man Bayern-Fan ist. Allagui schlägt gleich nach 70 Sekunden ein, aber dann macht Mainz den Sack nicht zu. Abdelaue schmeißt noch ein Gegentor in den offenen Sack und damit haben sich die etwas von dem Sevilla-Spiel angeschlagenen Hannoveraner gut aus der Affäre gezogen.

Schalke – Gladbach 1:0 (0:0)
Die Schalker Wundertüte mag besser gewesen sein, aber Gladbach hat auf die vier Spieltage gesehen bisher die beste Leistung in der Liga gebracht. Das System Rangnick habe ich weder heute, noch nach dem 6:1 gegen Helsinki begriffen. Rangnick hat dafür hoffentlich begriffen, dass Raul neben Höwedes und Farfan der beste Schalker ist. Mein Highlight des Spiels war allerdings der Wutanfall Favres gegen Baumjohann. Da hat’s geblitz und gedonnert im Gemüt des Schweizers.

Hertha – Stuttgart 1:0 (0:0)
In den Berliner Schmierblättern brach am Donnerstag noch ein Sturm der Entrüstung los, weil Babbel behauptet hatte, der Berliner an sich reisst das Maul auf, ist aber in Wirklichkeit stinkfaul. Gut, er hats nicht ganz so gesagt, aber sicher so gemeint. Immerhin hat er als Oberbayer Worten Taten folgen lassen und neuerdings verunsicherte Stuttgarter aus dem Olympiastadion geschossen und das war immerhin der erste Heimsieg seit 300 Jahren, wenn ich das richtig nachgeschlagen habe. Ein schönes Spiel ist trotzdem was anderes.

Brennerpass: Bundesliga 2011/2012 (3)

Spieltag 3: Denkanstoß

FC Bayern – HSV 5:0 (3:0)
Die Chancenverwertung der Bayern war unter aller Kanone und das spricht Bände über den HSV bei diesem Ergebnis. Robben ist erneut der Lichtbringer (lat. Lucifer) und meine Frau, die sich nicht für Fußball interessiert, schaut kurz rein, sieht das Robben-Tor und sagt, das sieht ja aus als hätte er Gummi-Beine. Trotz des (Abseits-)Tors von Gomez geht seine Ära als furchterregendster Chancentod der neuen Saison noch nicht zu Ende und Müller ist ihm in dieser Kategorie dicht auf den Fersen. Dampframme und Torschütze Van Beuyten spielt dafür, als hätte es sein fahriges Schatten-Ichi aus Van-Gaal-Zeiten nie gegeben. Überhaupt darf man die Defensive jetzt wieder ungestraft Abwehr nennen. Ob Uli Hoeneß wirklich neulich das Scheisshaus in der Mannschaftskabine benutzt hat oder ob Sportblogger Olli Kahn der neue Don Dahlmann ist, interessiert nach einem Sieg in dieser Höhe eh nur die Bildzeitung. Auf die letzten zwei Spiele gesehen hat Bayern übrigens 11 Ligatore (Danke MC) in Folge gegen den HSV geschossen. Denk da mal drüber nach, Oenning.

Bremen – Freiburg 5:3 (2:1)
Mertesackers Bekenntnis zur Bremer League statt Premier League klang in meinem Ohren nicht ganz überzeugend, aber unter dem Eindruck dieses Spiels alter Schule, räumt er seinem alten Verein vielleicht noch eine letzte Chance ein. Viele Tore, viele Gegentore, das ist das Bremen, das wir kennen lieben. Letzte Woche hab ich noch gesagt, Cissé ist der Abstiegsvermeider, den zu behalten, bringt dem Verein letztlich mehr Geld, als ihn für 18 Mio zu verkaufen. Denk da mal drüber nach, Freiburg.

Stuttgart – Leverkusen 0:1 (0:1)
Es mag sein, dass Robin Dutt einfach nur nervös ist (wegen der großen Verantwortung oder seinem peinlichen Dialekt), aber er entwickelt sich zunehmend zu einem Großmaul. Diese Do-or-Die-Einstellung zum Thema Rolfes/Ballack in der Startaufstellung, die markigen Worte vor dem Spiel, das wirkt schrecklich erzwungen. Dennoch hat seine Mannschaft das erste Mal in dieser Saison wieder an die Leistung der Vorsaison anknüpfen können. Die Stuttgarter wirkten ausgelaugt, aber das wird eine Ausnahme bleiben.

Dortmund – Nürnberg 2:0 (0:0)
Nahezu unverdienter Sieg für Dortmund. Der überzeugende junge Nürnberger Towart Rakovsky hat ein echtes „Dreckstor“ (O-Ton Klopp) kassiert, aber ansonsten starker Auftritt vom Glubb und einigermaßen sachliches Spiel von Dortmund.

Augsburg – Hoffenheim 0:2 (0:1)
Tom Starke ist nach seiner Entlassung wegen der Spitzelaffäre „Kabinenansprache“ mittlerweile wieder im Kader und hält so, dass er eigentlich vor Zieler in die Nationalelf berufen hätte werden müssen. Das zweitschönste Tor nach Robbens Edellupfer hat Babel zum 0:1 geschossen. Ausgerechnet der aufsteigende Sascha Mölders verhaut bei Augsburg den Elfer. Wieder nicht schlecht gespielt, der FCA, aber Trainer Luhukay, der dieses Mal Kapitän Möhrle auf die Bank gesetzt hatte, täte gut daran, nicht dauernd intern für Trubel zu sorgen, denn in der Bundesliga hast DU genügend andere Sorgen, um es mal im Kahn’schen DUktus zu sagen.

M’gladbach – Wolfsburg 4:1 (3:1)
Die Aufschrift “Up” auf dem Wolfsburg-Trikot hätte eher “Ups” heißen sollen, denn die Mannschaft hat die Gladbacher ordentlich unterschätzt und am Ende war nicht nur The Hammer down, sondern auch der Dränee. Reus und Bobadilla haben den Wölfen das Fell abgezogen und spielen vollkommen zurecht beim Tabellenführer. Bei der momentanen Leistung der Gladbacher wirkt die peinliche Palastrevolution vom Bayern-Prakti Effenberg in der letzten Saison noch blöder. Bonhoff und Eberl haben mit Favre alles richtig gemacht und auch die nächsten 300 Jahre wird im Präsidium kein Platz für Berti Vogts frei.

Köln – K’lautern 1:1 (1:1)
Köln hat den Abstiegskampf angenommen und spielt plötzlich taktisch und konzentriert, wohlgemerkt ohne den Kapitän der Herzen Poldinho, dem angeblich ein Wechselangebot zur deutschen Nationalmannschaft vorliegt. Stefan Effenberg, der neben Königsmörder in Gladbach und Trainer-Prakti in München jetzt auch noch Kommentator bei Sky ist, muss unbedingt aufhören Aksion statt Aktion zu sagen, weil ich sonst Hautausschlag bekomme.

Mainz – Schalke 2:4 (2:0)
In der ersten Halbzeit werden sich drei Leute bei Schalke gefragt haben, ob sie auf das richtige Pferd gesetzt haben: Nämlich die Ex-Mainzer Holtby und Fuchs (der 90 Minuten gnadenlos ausgepfiffen wurde) und Raul „Kunstrasen“ Blanco. Der königsblaue Hühnerhaufen war ein gelebter Alptraum für Prokonsul und Contra-Humorist Rangnick, aber dann kam mit Farfans erstem Auftritt in der Saison der Druck zurück. Wäre nicht die Loser-Nummer bei Helsinki gewesen, man hätte fast von einer guten Woche bei Schalke reden können. Herzallerliebst, wie Rangnick nach dem Spiel dem Raul zärtlich die unrasierten Wangenknochen geschubbert hat. Jetzt denken alle, die haben sich wieder lieb, weil der Raul sich für Schalke ausgesprochen hat, dabei hieß das nur: das nächste Mal spielst du glattrasiert, Amigo! Tuchel hat das Mainzer Spiel perfekt zusammengefasst: „Die 2:0-Führung war ein Luxus und danach hätten wir uns einfach aufs Kontern verlegen müssen.“

Hannover – Hertha 1:1 (1:0)
Achtung bröckelnder Wortwitz (gesponsert von den Arschlöchern in DER LINKEN, die den Mauerbau gar nicht so übel finden): Pintos Freistoß bringt die Berliner Mauer zu Fall, aber die Wende kommt erst kurz vor Schluss durch Lasogga. In der zweiten Halbzeit habe ich das erste Mal diese Saison eine Hertha gesehen, die den Klassenerhalt schaffen kann. Das nicht gegebene Freistoß-Tor von Pander war defintiv eine X-Akte und den Grund für diese Schiedsrichterentscheidung kennt wohl nur Direktor Skinner. Denk mal drüber nach, DFB.

Brennerpass Champions-League: Bayern – Zürich

Klar, die Offensive ist unausgewogen und Gomez macht grade die für jeden Stürmer typische und zyklische Versemmelphase durch, aber ansonsten wird doch wieder viel zu viel Tamtam von der Arschgeige Kerner und Konsorten gemacht. Ein gutes Fazit hab ich mal frei aus einem Userkommentar von SpOn übernommen: „Sie sollten halt nicht immer versuchen, den Ball ins Tor zu tragen.“

Brennerpass: Bundesliga 2011/2012 (2)

Spieltag 2: Mia warn mia

Wolfsburg – FC Bayern 0:1 (0:0)
Das „Mia san Mia“-Gefühl, das Motto, das der Verein so eifrig und vorfreudig auf seinem gesamten Jahresmerchandise hat anbringen lassen, ist weg. Die Selbstverständlichkeit, jederzeit um die Meisterschaft mitzuspiele, ist weg. Vielleicht sogar die jährliche Garantie auf den Champions-League-Platz. Dabei war das Spiel gegen Wolfsburg keine Katastrophe, es war eben nur eine weitere Zitterpartie. Defensive und Mittelfeld agierten erstaunlich gut, allen voran der großartige Rafinha, der umtriebige Kroos (von der selten dämlichen Schwalbe mal abgesehen) und Matchwinner und Ballmeisterdieb Gustavo, den meine neue Hasskolumne, die achso gewitzte Einzelkritik in der Online-SZ, eher schlecht gesehen hat. Boateng und Neuer brachten dahinten eine neue Ruhe rein, die selbst ein seltsam nervöser Lahm und ein notorisch nervöser Badstuber nicht kaputt machen konnten. Im Auge des Sturms herrschte dagegen eine fast gespenstische Ruhe. Gomez Totalausfall, Müller konfus und Ribery nur in mittlerer Form. Aber wann war er zuletzt in Topform. Auch das ist wie letztes Jahr: ohne Robben geht keine Gefahr von der Bayern-Offensive aus, obwohl ja Robben auch nur den einen Trick beherrscht, bei dem er nach innen zieht. Die Ecken waren mal wieder auf Bezirksliganiveau, aber auch das ist schon Usus bei Bayern. Die Van Gaalsche Obsession um den Ballbesitz herrscht noch immer vor und verhindert, dass die Bälle mal schnell und unberechenbar in den Sechszehner gelangen, und ermöglicht das komplette Chaos bei Ballverlust. Ich bin sicher, dass sich das alles noch gravierend verbessern wird, aber momentan spielt die Mannschaft schlechter als zuletzt unter Jonker. Wolfsburg war fit, Wolfsburg hatte Feuer, aber das momentane Potenzial war nach 45 Minuten ausgeschöpft, so dass maximal ein Unentschieden drin gewesen wäre, hätte das zu Unrecht als Abseits verurteilte Tor gegolten. Rethorische Glanzpunkte: Heynckes schiebt das Gedümpel im Sturm auf den stumpfen Rasen und Ribery wird laut Marcel Reif von vier Wolfsburgern „quadrupelt“, was sicher semantisch korrekter als „dritteln“ ist, wie es Fritz von Thurn und Taxis letzte Woche bonmotiert hat.

Gladbach – Stuttgart 1:1 (0:0)
Stop! Lupfer-Time! Oder Chip, wie man heutzutage sagt. Das Spiel fing furios mit einem Heber von Reus an. Dann hat er noch einen Elfer rausgeholt und das wars dann mit unserm Wunderkind für dieses Spiel. Ansonsten Stuttgart torgefährlich und Gladbach mutig nach vorne und selbstsicher in der Defensive. Freddie Bobic hat den Elfer ja kategorisch als Fehlentscheidung abgelehnt, aber wenn man kurz vorm Fünfer so anrauscht, dann muss man sich nicht wundern, wenn es ein Cruiserweight wie den Reus aus den Schuhen hebt. Der Ausgleich von Stuttgart war dann aber mehr als gerechtfertigt. Schmoren wir zu sehr im eigenen Saft, oder ist das Niveau in der Liga tatsächlich höher geworden? Und warum zeigt sich das nicht bei den europäischen Wettbewerben?

Hoffenheim – Dortmund 1:0 (1:0)
Während Deutschland eigentlich nur noch auf die Götze-Wochen bei McDonalds wartet, wartete Salihovic nur auf seinen ersten Freistoß und der erinnerte im Ansatz an den Klassiker der Metaphysik von Roberto Carlos. Der BVB hingegen wartete insgesamt 30 Minuten auf seinen ersten Torschuss. Und als der mittlerweile gefeuerte (siehe Pressekonferenz nach dem Spiel;) Hoffenheimer Torwart Tom Starke dann endlich genug zu tun bekam, hat er gezeigt, dass er einer der Besten in der Liga ist und nicht so doof wie ihn letzte Woche Schlaudraffs vorzeitige Ballejakulation hat aussehen lassen. Und jetzt? Dortmund stolpert schon wieder über Hoffenheim, aber Stanislawski hat seine Leute sensationell eingestellt (wie der mittlerweile gefeuerte Tom Starke bei Sky ausgeplaudert hat) und NICHT dank der vollkommen gerechtfertigten Übermüdungserscheinungen von Götze war die TSG ein ebenbürtiger Gegner, der mit dem Abstieg auch dieses Jahr wieder nichts zu tun haben wird. Mal sehen, ob man das auch von Dortmund sagen kann. Hahaha!

Schalke 04 – Köln 5:1 (1:1)
Das dürfte den Traumtänzer Solbakken den Job kosten, wenn nicht heute, dann bei einer der nächsten Niederlagen. Und die werden kommen, so sicher wie Black Metal aus Norwegen. Raul hat mit seinem Chip des Monats aller Methusalem-Witze zum Trotz seinem Miesepeter-Trainer die Stirn gezeigt und damit auch, dass Fußball eine Kunst ist, die der Freude am Spiel entspringt. Der in der Nationalelf von der Konkurrenz gejagte Podolski hingegen zeigte Löw mit seinem Kontertor, dass er auch mal Poldinho sein kann.Mit der grotesken Elferentscheidung gegen Köln wendete sich das Blatt dann und die Kölner fielen schneller in sich zusammen als ihre Stadtbibliothek. Holtby traf das erste Mal im blauen Trikot, Huntelaars Dreierpack markierte seine Rückkehr unter die Lebenden und Schalke ist punktgleich mit Dortmund, was sie schon lange nicht mehr behaupten konnten.

HSV – Hertha BSC 2:2 (1:1)
Der zweitbeste Fernschuss des Tages nach Salihovic kam vom Hamburger Son. Ansonsten war die Hertha auf Betriebstemperatur, aber gleichzeitig im Pech und im Aluminium-Rausch. Hamburg hat noch nicht mal den einen Punkt verdient und wird auch dieses Jahr wieder keine Rolle im internationalen oder irgendeinem Geschäft spielen. Oenning ist eine Pfeife, ich wiederhol mich da gerne.

Nürnberg – Hannover 1:2 (0:2)
Unglaublich starke erste Halbzeit von Hannover und eine starke Gegenwehr vom Glubb in der zweiten. Mit dem tschechischen U21ler Peckhart haben die Nürnberger übrigens einen echten Gustotransfer gestemmt. Schade um den Punkt für’n Glubb aber die Heckenschützenartige Präzision von 96 hat nicht ganz zu Unrecht triumphiert. Die schmierige Selbstzufriedenheit vom Slomka stößt mir weiterhin sauer auf.

Freiburg – Mainz 05 1:2 (0:0)
Das größte Problem Freiburgs ist momentan noch der Badenser-Akzent von Trainer Sorg, aber das könnte sich ändern, wenn sie Cissé abgeben, denn das ist meiner Meinung nach der Abstiegsvermeider Nummer 1. Es wird auch diese Saison so sein, dass zwischen dem für Freiburg so gewohnten Mittelfeld und den Abstiegsrängen nur noch ein Spielbericht passt, will heissen die Konkurrenz schläft nicht. Mainz reist zurück in die Zukunft und spielt wieder so wie bei den sieben Auftaktsiegen der letzten Saison. Nur diesem Risse, dem hätte ich gerne mal sein saublödes weißes Stirnband aus den Wasserstofffransen gerissen.

Leverkusen – Bremen 1:0 (0:0)
Robin Dutt geht mir mit jeder Woche mehr auf den Sack. Grade noch das große Getöse von wegen: Ballack oder Rolfes, ich muss die Entscheidung des Jahrhunderts treffen und es ist ja eh eine Ehre, bei Vizekusen auf der Bank zu sitzen (What?!) und jetzt wieder so ein Gurkenspiel. Werders neuer Stürmer Lennart Thy fällt nach dem Fehlschuss aus fünf Metern in die Kategorie größt anzunehmender Chancentod, aber auch sonst war das ein Spiel Apathie gegen Lethargie, ob mit Ballack oder ohne. Leverkusens Sieg geht in Ordnung, weil Bremen trotz guter Ordnung nicht den geringsten Siegeswillen gezeigt hat.

K’lautern – Augsburg 1:1 (0:1)
Engagierte Partie von beiden. Bei Lautern tut sich Tiffert nach wie vor als der Motor des Spiels hervor und bei Augsburg zeigt Torwart Jentzsch, warum er vor ein paar Jahren sogar mal mit der Nationalmannschaft auf Asienreise gehen durfte. Letztlich dürfte es aber dennoch für beide Mannschaften um nicht mehr als den Klassenerhalt gehen, selbst wenn die Mannschaftsleistungen stimmen. Sascha Mölders ist jetzt zusammen mit Huntelaar Toptorjäger und Thurk nur noch ein Echo aus der vergangenen zweiten Liga.

Brennerpass: Bundesliga 2011/2012 (1)

Spieltag 1: Endstand

Sehr aufschlussreich, der erste Spieltag. Dortmund wird Meister, Bayern schafft’s grade noch in die Europaliga. Hertha und Köln steigen ab. Marco Reuss spielt nächstes Jahr in München und Manuel Neuer wird nicht mehr Fußballer des Jahres.

FC Bayern – M’gladbach 0:1 (0:0)
Selbes Bild wie Anfang letzter Saison: Der Gegner steht hinten drin, verteidigt geschlossen und kontert motiviert, weil es geht ja gegen Bayern. Bayern fehlen die Ideen in der Offensive und die Sicherheit in der Defensive. Aber immerhin kommt der Trainer gut beim Präsidium an. Gladbach war am Ende sogar die bessere Mannschaft, weil sie eine Vision (wenn auch eine hässliche) von diesem Spiel hatten und die auch durchgesetzt haben. Jetzt noch ein Tipp an Kommentator Fritz von Thurn und Taxis: Die Steigerung von „einen Spieler doppeln“ ist nicht „einen Spieler dritteln“.

Dortmund – HSV 3:1 (2:0)
Hamburg hat in der ersten Hälfte nach einer Art Free-Jazz-System gespielt und es den Dortmundern damit auch ein bisschen zu einfach gemacht. Trotzdem muss ich sagen, dass ich jetzt ernsthaft Angst vorm BVB habe, vor allem vor Götze. Den könnte man echt zu Barca neben Kurzpassprofessor Xavi stellen und er würde nicht negativ auffallen. Man kann echt nur hoffen, dass die Dortmunder in der Championsleague und im Pokal nicht zu früh Federn lassen müssen, sonst konzentieren die sich wieder nur voll auf die Liga und dann kann sich der FC Bayern wieder ganz auf die Championsleague-Quali konzentrieren.

Hertha BSC – Nürnberg 0:0 (0:1)
Ich hab dem Babbel ja den Aufstieg von Herzen gegönnt, aber wenn Hertha so weiter spielt wie sie am Samstag angefangen haben, dann können sie von mir aus gleich wieder absteigen. Nix gegen Ottl, aber als Motor des Spiels eine Fehlbesetzung vom Kaliber Steve Martin als Inspector Clouseau. Vor Angst in die Hose geschissen und dazu noch lustlos und unfair. Als ich vor vielen Jahren kurz vor meinem Umzug von Bayern nach Berlin stand, hab ich mich gefragt, ob ich dann auch ein kleines bisschen Hertha-Fan sein würde. Was war ich für ein Narr.

Bremen – K’lautern 2:0 (0:0)
Ich gebe zu, ich habe Bremen unterschätzt. Gestern habe ich noch gerätselt, wer’s wohl im Sturm bringt, weil Pizarro ja immer noch verletzt ist und Arnautovic vollkommen zurecht in Ungnade gefallen ist. Die Antwort hätte mir schon das verkorkste Pokalfinale geben können: Rosenberg ist zurück und scheint nie weg gewesen zu sein. Und die Überraschung schlechthin bei Werder: die Defensive war funktionabel, trotz der langen Verletzung von Mertesacker und dem neuen Griechen mit dem längsten Namen der Welt (schlagt’s selbst nach). Lautern war ein bisschen zaghaft, aber auch nicht wirklich schlecht. Ärgerlich für Helldriver-Sippel-Nachfolger Trapp, dass er mit einer Kurzzeit-Umnachtung vermutlich das Spiel entschieden hat.

Stuttgart – Schalke 04 3:0 (1:0)
Raul als Mittelfeldstratege ist eine Schnapsidee wie sie so nur von einem Egomanen wie Rangnick kommen kann. Ansonsten kann man Schalke wenig vorwerfen. Der VfB war im neuen Stadion der sprichwörtliche Chef auf dem Platz. Ich hab ja neulich den Cacau beim Perfekten Promi-Dinner aus Stuttgart (Widerspruch in sich, denn welcher Promi wohnt freiwillig in Stuttgart) gesehen und das ist ein bescheidener und charmanter Mensch, dem sei das 1:0 herzlich gegönnt. Grandios auch der Trendjapaner Okazaki. Und das muss man sich mal vor Augen führen: in der Rückrunde der letzten Saison war Stuttgart nach Dortmund die zweitbeste Mannschaft. Und das trifft auch auf diesen ersten Spieltag zu. Schalkes Torwart Fährmann hat übrigens keine Schuld an der Niederlage, der ist bisher der beste Neuer-Nachfolger, den es in der Liga gibt.

Hannover – Hoffenheim 2:1 (2:1)
Da hat der Kinhöfer den Hoffenheimern quasi die Niederlage eingebrockt. Während sich die Freistoßmauer noch in der Grundsteinlegung befindet und TSG-Torwart Starke noch seine Mails auf dem iPhone abruft, schießt Schlaudraff das 1:0. Schiri-Guru Markus Merk hat es einen Management-Fehler von Kinhöfer genannt, Kinhöfer hat sinngemäß gesagt: „Halt’s Maul, Merk.“ Hannover und den ewig lustigen Kumpeltyp Slomka hab ich übrigens bislang als meine Hassmannschaft in dieser Saison ausgemacht. 96-Fanboy Oliver Pochers Dauerpräsenz auf Sky trägt entscheidend dazu bei. Und schon lustig, dass ich Hoffenheim gleich irgendwie sympathischer finde, seit der Stanislawski dort seine finstere Miene auf der Bank runzelt.

Augsburg – Freiburg 2:2 (0:0)
Hut ab vor Augsburg. Thurk weggemobbt, Rafael verletzt und Traore bei Stuttgart, und trotzdem zwei Rückstände gegen offensive Freiburger wettgemacht. Dieser Mölders hat mich beeindruckt.

Köln – Wolfsburg 0:3 (0:1)
Für den Norweger seh ich jetzt schon schwarz. Aber was müssen die Kölner auch wieder so einen Taktik-Feingeist holen. Das ist Köln, das ist ballästhetische Diaspora und nicht Barcelona (und auch nicht Seattle, Dirk). Podolski war zudem extrem unwillig und Neukapitän Geromel überfordert. Magaths Truppe hat das Beste aus dem Unvermögen der Kölner gemacht und schwuppdiwupp steht der erste Abstiegskandidat fest. Schön auch, dass der Schiri vergessen hatte, dass Novakovic schon Gelb hatte und deshalb von seinem eigenen Platzverweis wegen Novakovics Schwalbe überrascht wurde.

Mainz 05 – Leverkusen 2:0 (1:0)
Leverkusen hat ein Torwartproblem. Nach der wackeligen Vorstellung von Yelldell im Pokal, patzt jetzt Giefer zum 1:0 für die Mainzer. Die wiederum fahren alles auf, was sie in den UEFA-Playoffs gegen das rumänische Kaff zuhause gelassen haben, und führen dank Risse und Allagui verdient mit 1:0. Letzterer ist sowieso ein Teufelskerl, ich erinnere nur an das Tor mit der Hacke gegen Bayern in der Vorsaison. Und Ballack? Dessen Devise ist Auswechselbank’s not dead. Und dann noch das Eigentor und der Mainzer Fehlstart ist beendet und der Leverkusener in voller Fahrt. Übrigens: Tuchel flog ja fast wieder übers Kuckucksnest in der Coaching Zone. Unfassbar, was der Mann für einen Emo-Marathon in 90 Minuten runterreisst.

Brennerpass: DFB-Pokal 2011/2012, Runde 1

Livenotizen zum Spiel Braunschweig gegen Bayern

– Rafinha sieht aus wie Littbarski
– Ach Holger!
– Selten blödes Foul an Müller
– Gomez = Coolez -> 0:1 
– Schweinsteiger pünktlich zum 27. Geburtstag vom Chefchen zum Chef gemorpht
– Braunschweig kickt und rusht was das Zeug hält. Erinnert mich ein bisschen an die Frauen-WM.
– Alaba darf sich ruhig noch mehr trauen, der kann was in der Theorie
– Kai Dittmann kommentiert wieder in der untersten Comedy-Schublade. Bitte Thomas Hermanns, hol ihn schnell in den Quatsch-Comedy-Club, dann haben wir ihn und seine kryptische Ironie los
– Boateng langt zu, richtig so. Gelb unberechtigt, kriegt er nur wegen dem Elfer vorher. Kommissionsentscheidungen haben das Regelwerk ersetzt.
– Chancenverwertung wie unter Van Gaal
– Kruppke macht mir Angst
– Genau, FCB, Schluss mit den Fair-Play-Ambitionen der letzten Saison! 
– Ihr Volldeppen, Braunies. Zweiter Elfer wegen Foul an Müller. 0:2 
– Alaba, zieh doch nicht immer nach innen. Innen ist der Sturmhund verreckt
– Slomka in der Halbzeitpause wieder so ewig aufgeklärt und jovial. Würg, ums mit Alfred E. Neumann zu sagen
– Haha, die Mario Gomez hat den Schiri für einen Mitspieler gehalten
– Herrn Schweinsteigers Eier, aua! 
– Langsam nervt der Alaba mit seinem Ungeschick
– Alaba auswechseln gegen den Japaner, bitte! 
– Der Scherohm kann ja wirklich was in der Innenverteidigung
– Kroos und Gomez spielen wie Filmstars. Pokerface und hin und wieder ein wissendes Lächeln
– Braunschweig dümpelt
– Rafinha war ein notwendiger Einkauf, wenn sich jetzt an dieser Stelle Contento hindenkt
– Nervosität lässt bei mir nach. Könnte einen Schokopudding aus der Küche holen  
– Der Rafinha wird uns noch den einen oder anderen Elfer einhandeln in der Saison
– Humorloses Bayernspiel und trotzdem lustiger als der Kommentar von Kai Dittmann
– Alaba, du nervst
– Tymoschuck kommt, guter Mann, der Van Gaals Ablehnung einfach solange ausgesessen hat, bis alle verletzt waren. Seitdem unverzichtbarer Allrounder
– Oha, Tor durch Karate. Müller zum 0:3 
– Defensive bei Bayern noch nicht stabil aber immerhin endlich willig
– Endstand 0:3. Fazit: Braunschweig nervös, Bayern seriös.  

In weiteren Pokalspielen blamieren sich die in letzter Zeit seltsam großmäuligen Leverkusener (Causa Vidal) gegen unglaubliche Superkräfte entwickelnde Dresdener. Die Wolfsburger Chaostage finden ihre Fortsetzung bei der Niederlage gegen Leipzig und Magath sagt “Ich hab Angst”. Freut mich für Unterhaching, dass sie die Freiburger so dominieren konnten und bei Bremen darf man nach der Niederlage gegen Heidenheim auch nur noch auf eine Radikalkatharsis hoffen, wie sie Hannover letztes Jahr nach dem frühen Pokalaus erfahren hat. Fun Fact: Schalke hat in den letzten zwei Pokalspielen im Schnitt 8:0 Tore erziehlt. Zu guter Letzt die Frage: hat sich mein guter alter Jahn Regensburg ordentlich gegen Gladbach geschlagen? Hat’s jemand gesehen?  

Am nächsten Montag kehrt Burnsters Bundesliga unter dem neuen Namen Brennerpass zurück. Ich seh euch dann.

Fußball ohne Fußball 14.07.2011

Kurz ein paar Meinungen aus der fußballfreien Leidenszeit:

* Wahnsinn, wie unhaltbar unglamourös diese Frauen-WM ist. Rumpelfußball auf Niveau von Waldhof Mannheim in den Siebzigern. Und jetzt will ich nichts mehr hören.

* Zu den Bayern-Transfers:
Boateng: wahrscheinlich zu teuer (man kolportiert 13 Mio statt der von Manchester City einst ins Spiel gebrachten 20+), aber ein patenter Mann mit Zug zur Spieleröffnung. Allerdings auch anfällig für schludrige Stellungsfehler, aber es kann ja nur eine Steigerung zur Innenverteidigung der letzten Saison sein. An Badstuber glaube ich noch ein bisschen, Van Beuyten hat sich in den letzten 5 Spielen der ausgelaufenen Saison nahezu rehabilitiert, aber der Wuchtbremse Breno gehört sicher nicht die Zukunft. Boah(teng), waren das viele aber in einem Absatz.

Neuer: Jetzt kommt der Satz, für den man neuerdings (!) in der Münchner U-Bahn verprügelt werden kann: Ich mochte den schon bei Schalke.

Rafinha: hab ich bei Schalke wiederum keine Beachtung geschenkt und kann nichts über ihn sagen. Ein paar Youtube-Videos deuten aber auf ein Brazzo-artiges Schlitzohr hin und das finde ich gut. Apropos Brazzo: Was macht ein Freigeist wie der bei einem Hausmeister wie Magath?

Petersen: Wirkt trotz seiner Schlaksigkeit wie ein Pfundskerl. Hat die zweite Liga im Alleingang auseinander genommen. Aber es ist eben auch die zweite Liga gewesen.

Vidal: Wenn er kommt, kann er die dritte spielerische Extraklasse neben Robben und Ribery werden. Ich hab ihn bei Leverkusen lange für einen Proleten gehalten, aber das war nur die Frisur. Vidal hat Spielintelligenz, einen unglaublichen Ehrgeiz und ein paar gute Tricks auf Lager. Fragt sich nur, wie sich so ein Transfer auf die defensive Mittelfeld-Warteschleife aus Tymoschchuk, Gustavo, Kroos und Alaba auswirkt. Aber noch ist ja nix fix, auch wenn Heynckes der Sache Vidal fast ganze Pressekonferenzen widmet.

Heynckes: sieht mit jedem Jahr weniger nach Glühbirne aus, spricht aber immer noch sehr merkwürdig. Scheint noch genügend Lust auf ein paar letzte Titel zu haben. Kann man machen.

Nachtrag Takashi Usami: Keinen Schimmer, was der kann.

*Die Heim-Trikots der kommenden Saison sind fast ausschließlich zum Davonlaufen. Rühmliche Ausnahmen sind das schlichte Bayern-Trikot mit den güldenen Streifen und das extrem aufgeräumte und anmutige Stuttgart-Leiberl. Der Abschuss sind sie hingeschissenen Hypnose-Designs von Werder und Dortmund. What the hell were you thinking?

Brenners Bundesliga 2010/2011 (34)

Spieltag 34: Muß I denn, muß I denn zum Ligale hinaus

Die letzte Ausgabe von Brenners Bundesliga vor der Sommerpause ist angebrochen und alle, die sich sowieso über die Mutation dieses Blogs zum Fußballstammtisch entsetzt haben, können bis zur ersten Augustwoche durchatmen. Nach der Analyse des Spieltags gibt’s meine Elf der Saison. Und eins sei noch angemerkt: das war die verrückteste und nervenaufreibendste Saison, an die ich mich erinnern kann, aber sie hat immerhin den richtigen Meister gefunden.

FC Bayern – Stuttgart 2:1 (1:1)
Über weite Strecken ein ausgeglichener Schlagabtausch. Die Stuttgarter haben die Kurve mental wie organisatorisch gekriegt. Ich glaube zwar immer noch, dass sie das auch mit Gross geschafft hätten und dass der Bobic’sche Aktivismus seiner Grünheit im Amt geschuldet ist, aber letztlich hat ihm die hervorragende Rückrunde Recht gegeben. Der FC Robben hat auch eine okaye Rückrunde hinter sich und letztlich muß man folgendes Fazit zur enttäuschenden Bayern-Saison ziehen: Ein Holländer war zu lange dabei, der andere zu kurz. Gomez scheint selbst im Tiefschlaf Tore zu schießen, während bei Klose Kaffee und Koks verloren ist. Der Petersen wirds dankbar zur Kenntnis genommen haben.

Hoffenheim – Wolfsburg 1:3 (0:0)
Kein unverdienter Sieg der Wölfe, allerdings mit der unverdienten Konsequenz des Klassenerhalts. So wie in diesem Verein in diesem Jahr Schindluder mit Personal getrieben wurde, hätte eine kleine Bedenkzeit in der zweiten Liga nicht geschadet. Und der Magath hätte hoffentlich endlich mal eine Weile seine blöde Süffisanz abgelegt. Die Causa Diego seh ich übrigens folgendermaßen: Diego hat nicht seine beste Saison gespielt, aber er hat sich gerade gegen Ende der Saison wirklich ins Zeug gelegt. Dass Magath genau seinen Spielertyp nur allzugern brüskiert und aussondert, das kann sich der Diego natürlich denken und auf Waldlauf wird er auch nicht stehen, und damit ist es letztlich egal, ob er jetzt gleich rausfliegt, weil er aus der Mannschaftsbesprechung ausgebüchst ist oder in einer Woche eh zum nächsten Verein mit zuvielen locker sitzenden Millionen und einem Trainer mit mehr Herz für liebesbedürftige Starspieler geht.

Hannover – Nürnberg 3:1 (1:1)
Schade, dass der Club in den letzten paar Wochen noch einmal so auf den Boden der Tatsachen geholt wurde, weil er ist mir mit seinem Arbeiterfußball deutlich sympathischer als diese schmierig effizienten Konterschleicher von Hannover. Und mit dem Gündogan (ab nach Dortmund), Ekici (ab nach Bremen) und dem Torsassa Eigler blitze dazwischen sogar eine Art Spielkultur auf.

Dortmund – Frankfurt 3:1 (0:0)
Das ist echt das geilste an der BVB-Meisterschaft, dass die in dieser Saison keinen einzigen Elfer ins Häusl gemacht haben. Und in dem Spiel sogar gleich zwei ins Unterholz geschossen. Aber der Heribert Bruchhagen hat trotzdem am Ende ganz erbarmungswürdig ausgesehen und mir leid getan. Wenn der Daum jetzt auch in der zweiten Liga bei der Eintracht bleibt, dann kann er zeigen, was er wirklich kann.

Hamburg – Gladbach 1:1 (0:1)
Gladbach muß jetzt die Relegation knacken, alles andere wäre nach der Leistung der letzten Spiele eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.

Mainz 05 – St. Pauli 2:1 (0:1)
Ciao Pauli. Für die Leistung gehört ihr wenigstens nicht „vom Platz geprügelt“, wie euer Ex-Trainer Stani das letzte Woche so figurativ formuliert hat.

Köln – Schalke 04 2:1 (1:0)
Muß man auch nicht verstehen, warum Schalke beschlossen hat, nie wieder ein Spiel zu gewinnen. Der DFB-Pokal wird dadurch wenigstens spannend.

Freiburg – Leverkusen 0:1 (0:1)
Ist schon gut, dass der Heynckes jetzt nicht noch die Vizemeisterschaft in den Sand gesetzt hat. Das wäre kein gutes Vorzeichen für seine Tätigkeit beim FCB. Und die Bayern hätten die direkte Champleague-Quali auch nicht verdient.

Lautern – Bremen 3:2 (3:1)
Hier war was los. Aber außerhalb vom Betzenberg hat’s niemand interessiert. Bremen hat sich diese Saison einfach nur eine Auszeit genommen. So eine Art mentales Sabbatical. Lautern hat sich seinen Platz in der ersten Liga aufrichtig erlaufen und erschossen. Passt.

Zum Abschluss meine Elf der Saison, wobei ich Schürrle auf die linke Seite geschummelt habe, weil ich ihn sonst nirgendwo mehr untergebracht hätte. Gewichen ist dafür Ribery, der irgendwie nur selten auf der Höhe seines nach wie vor unbestrittenen Könnens war. Und zwischen Müller und Götze hab ich mich einfach nicht entscheiden können.

Brenners Bundesliga kommt wieder im August. Bis dahin die Bälle flachhalten. Euer Burnstl.

Brenners Bundesliga 2010/2011 (33)

Spieltag 33: Schafott

St. Pauli – Bayern München 1:8 (0:2)
Furchtbarer Totentanz von Pauli. Stanislawski hätte einen angenehmeren Abschied verdient als den höchsten Auswärtssieg von Bayern und die höchste Pauli-Niederlage. Bei den Totenköppen hat sich nur Lechner gegen die Blamage gestemmt. Das Verletzungspech am Millerntor war ja wirklich phänomenal, dazu kamen ein paar höchst unglückliche Niederlagen in der Rückrunde und der sicherlich verfrüht bekanntgegebene Abschied von „Stani“, letztlich hat Pauli aber nie die Qualität im Abschluss besessen, um sich aus den unteren Rängen zu schießen und somit ist der Abstieg traurig aber folgerichtig. Und der einzige Titel der Bayern in dieser Saison geht an Mario Gomez für dieses nicht mehr enden wollende Torgeschieße.

Frankfurt – 1. FC Köln 0:2 (0:1)
Daum hat resigniert („Vielleicht haben wir nicht die Qualität…“) und Köln vergibt seriell Chancen beim all-you-can-score-Buffet. Das war’s wohl für Frankfurt. Und hoffentlich auch für den Teil der Fans der selbst im geistigen Niemandsland noch in der Kreisklasse spielt. Siehe Szenen nach dem Spiel. Und was sich Skibbe wohl jetzt denkt. Wer sich nicht mehr erinnert – das ist der Trainer, der nach dem einzigen Sieg Frankfurts der letzten Monate seine Entlassungspapiere abholen durfte. Der Heribert raucht erst mal eine.

Leverkusen – Hamburger SV 1:1 (0:1)
Genau. Soll doch Leverkusen in die Champions-League-Quali und die Bayern qualifizieren sich direkt. Dass da vorher keiner drauf gekommen ist. Zum Thema HSV sag ich jetzt besser nichts mehr und warte einfach ab, was Grunge-Oenne und sein sündhaft teurer Sportdirektor Frank Arnesen ab Juli ausklabautern.

Schalke 04 – Mainz 05 1:3 (0:0)
Au Backe, Ralf Rangnick. Wenn du jetzt noch den DFB-Pokal versäbelst, dann wird das ein kurzes Gastspiel. Magath würde schmunzeln, wenn er derzeit was zu schmunzeln hätte. Übrigens, wenn man sich die Tabelle mal ansieht, ist Schalke mit 40 Punkten dem Abstieg auch nur knapp von der Schippe gesprungen.

Bremen – Dortmund 2:0 (1:0)
Bremen gewinnt gegen den deutschen Meister und niemand interessiert’s. Aber der Schaaf wird jetzt einfach nur froh sein, wenn er den Zipfel Arnautovic nicht mehr sehen muss. Der ist weg, da bin ich mir sicher nach den jüngsten Querelen. Pizarro ist und bleibt einer der besten Stürmer der alten Schule der Liga.

Stuttgart – Hannover 2:1 (0:0)
Ich sags doch, Europa-League passt besser zu Hannover als Champions-League. Aber Respekt für diese Cinderella-Geschichte. Hannover war die letzten Jahre (besonders unter Hecking) einer der ununterhaltsamsten und abstiegswürdigsten Mannschaften der Liga. Und wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Labbadia die Stuttgarter in der Liga konsolidiert. Und dass Cacau sich erst mit Erreichen des Klassenerhalts seine überfällige Leisten-Operation gönnt. Das nenn ich Einsatz, das sind die Eier für den Klassenerhalt, die man auch dem Rest der Mannschaft attestieren muß. Was macht Camoranesi eigentlich heute?

Wolfsburg – Kaiserslautern 1:2 (1:2)
Ausgerechnet Lakic. Was besagt eigentlich sein Vertrag, wenn Wolfsburg absteigt? Muß er sich dann immer noch im grünen Trikot fotografieren lassen, während seine roten Teufel die Bundesliga aufmischen? „Die Wolfsburger Fans bibbern um den Klassenerhalt“ heißt es im Fernsehen. Ich wusste gar nicht, dass Wolfsburg Fans hat.

M’gladbach – Freiburg 2:0 (0:0)
Großartige Gladbacher. Die Agenda von Stefan Effenberg zum gewaltsamen Umsturz des Vereins kann man sich demnächst auf der Hauptversammlung anhören, aber Max Eberls Verpflichtung von Favre war dennoch pures Gold. Der hat nämlich genau das ausgemerzt, was bei Gladbach als Einziges nicht gestimmt hat – die Nervosität in der Defensive. Und schon wieder überragend: Reus und Dante. Beides Kandidaten für meine Elf der Saison 2010/2011.

Nürnberg – Hoffenheim 1:2 (1:1)
Nachdem ich ja unter schärfster Beobachtung vom Rationalstürmer und dem Stilhäschen steh und ich mir die letzten Jahre im Netz schon genug Feinde gemacht habe, sag ich mal nichts zum Glubb, außer dass der BVB mit drei Mille für den Gündogan ein super Schnäppchen macht.

Brenners Bundesliga 2010/2011 XXL (32)

Spieltag 32: Ein Schales Gefühl

Zunächst natürlich Glückwunsch an den BVB. Selbst die Pilsduschen nach dem Spiel erfolgten in geschlossener Formation und wirkten trotz des jungen Alters ihrer Teilnehmer äußerst souverän. Lediglich die Abwesenheit von Weißbier hätte ich zu bekritteln, aber gut, andere Länder andere Sitten. Im Ernst, da hat alles gestimmt, das ist keine Überraschungsmeisterschaft. Klar, jetzt lobpreisen alle die festungsartige Innenverteidigung aus Subotic und Hummels, Weidenfeller wird zum neuen Volkstorwart erhoben und die Jugendkultur als Allheilmittel genannt. Doch dafür braucht es ein System, eine Mannschaftsseele und einen wie Klopp. Da leg ich mich fest. Ohne Klopp, kein Titel.

Ich muß die Partystimmung an dieser Stelle dennoch ein bisschen trüben. Seit dem Spiel von Luke Guardiola gegen Darth Mourinho letzten Mittwoch, hat Kai Dittmann bei mir Hausverbot. Niemand, noch nicht einmal Marcel „Geilster Silberhengst von allen Fußballreportern“ Reif redet so einen Stuss wie Kai Dittmann. Ich glaube mittlerweile gar nicht mehr, dass der Mann kommentiert, er spricht einfach nur mit sich selbst in einem nie mehr enden wollenden Stream Of (Un)Consciousness. Und weil ich grad beim Austeilen bin: Stoppt Kai Dittmann, aber schickt im selben Atemzug Manni Breuckmann in ein schallisoliertes Altersheim. Und lasst ihn bitte nie, nie wieder ein Konsolenspiel kommentieren. Allerdings hat sich erst im Verbalduell mit dem Nonsenspopulisten Breuckmann auf Sport1 gezeigt, wie souverän der Nerlinger mittlerweile mit den Medien umgeht und sogar eine Franz-Beckenbauer-Parodie steckt in ihm. Mein Vater sagt ja immer, der Nerlinger ist nur ein Platzhalter für den Kahn als hoeneß-gleicher Manager.

Und dann natürlich auch Glückwunsch an die Hertha fürs erfolgreiche Aussitzen der zweiten Liga. Im Nachhinein muss man zugeben, dass für die meisten etablierten Bundesligavereine so ein Abstieg die einzige Möglichkeit ist, auch mal eine Meisterschaft zu feiern. Dieses Wochenende hat den Berlinern ja ausgerechnet der TSV (Trümmersportverein) 1860 in die Suppe gespuckt, aber am nächsten Wochenende wird zurückgebabbelt.

Dortmund – Nürnberg 2:0 (2:0)
Spieler des Spiels war Dortmund-Vorstand Rauball. Wie der Mann der Bierdusche ausgewichen ist, das hatte die Leichtigkeit eines Mr. Miyagi. Ansonsten veritable Gegenwehr vom Club, aber der Tag war so gelb-schwarz wie zuletzt nur der 27. September 2009.

München – Schalke 4:1 (3:1)
Es war zum Heulen. Nicht das Spiel, sondern meine Geschichte dazu. Ich sitz während des Spiels im Gebruder-Proberaum und habe den Bandkollegen den Kontakt zur Außenwelt verboten, um das Ergebnis nicht zu spoilern. Ich hatte mir schon den Wecker auf die Wiederholung am Sonntag um 6 Uhr früh gestellt. Und was passiert? SMS auf meinem eigenen Handy. Ich sag so zum Kollegen Grimster, er soll erst prüfen, ob es in der SMS um Fußball geht. Er so: „Nee, geht um Zahnweh“. Ich so: „Ah gut, gib her.“ Ich so: „Fuuuuuuuuuuuuuucccccccckkkkk“. Er so: „Häh?“ Ich so: „Da stand ganz unten: Glückwunsch!“ Im Nachhinein muß ich aber sagen, es ist eine wahre Erholung, mal ein Spiel anzuschauen mit der Prämisse, dass du es angeblich gewinnst. Und schont auch die Inneneinrichtung ungemein. Das Spiel selbst war in der ersten Halbzeit ein einziges Kabinettstückchen. Wenn sich Ribbenmüllez grade nicht die Ehre gegeben haben, ist Badstuber auf der anderen Seite „eingesprungen.“ Schalke schien irgendwie keine Lust zu haben. Und ich prognostiziere, dass diese Lustlosigkeit sich auch im Rückspiel gegen Manchester bemerkbar machen wird und es selbst im DFB-Pokal-Finale gegen Duisburg eng wird. Nur Neuer, der kann immer. Selbst wenn ihm immer noch diese widerwärtig erfolgsverwöhnten Ultra-Arschlöcher die Gefolgschaft verweigern. Wer fragt euch, ihr hässlichen Menschen in der Südkurve?

Hamburg – Freiburg 0:2 (0:1)
Aber Hauptsache den Vertrag von Grunge-Oenning verlängern. Hab ich das nicht schon letzte Woche geschrieben? Die ganze Saison ist ein Schlag ins Gesicht eines handelsüblichen HSV-Fans. Aber da trifft es natürlich auch selten die Falschen. Haha und sorry, MC Winkel.

Mainz 05 – Frankfurt 3:0 (3:0)
Da kann man im Nachhinein nur Heribert Bruchhagen zu seiner Trainerwahl gratulieren. Ich sag ja nicht, dass es mit Skibbe im Großen und Ganzen besser gelaufen wäre, aber es wäre ganz sicher nur halb so peinlich. Die Bruchweg Boys spielens noch einmal, Sam.

Hoffenheim – Stuttgart 1:2 (1:0)
Gibt ja eh nix zu holen für Hoffenheim, warum sich also sinnlos gegen Stuttgart auflehnen. Ich bin kein Fan von dem kopflosen Trainer-Dumping der Schwaben, aber ich glaube ähnlich wie bis vor kurzem noch bei Schalke hat die Mannschaft begriffen, was um sie herum vorgeht. An Labbadia kanns ja wirklich nicht liegen.

Köln – Leverkusen 2:0 (0:0)
In Köln ist schon wieder Fasching. Der Verein ist ja ein Albtraum für jeden Bet&Win-Kunden.

Hannover – M’gladbach 0:1 (0:0)
Haha! Die Gladbacher schon wieder. Der Bald-Bayer Reus schon wieder. Und ich sags ja, Championsleague und 96, da wächst auseinander, was nicht zusammen gehört.

Bremen – Wolfsburg 0:1 (0:1)
Arnautovic ist eine Pfeife, aber selbst Sandro Wagner hätte es nicht richten können. Bremen fehlen Ideenfabrikanten wie Özil und Micoud, denn Marin kriegt das alleine nicht hin. Und natürlich fehlt ein Killer im Strafraum, denn Pizarro war zu oft verletzt und der ist der Einzige. Zudem kann man es nicht ausreichend betrauern, dass Naldo so lange ausgefallen ist. Wolfsburg scheint der Relegation nochmal von der Schippe zu grätschen und das verdanken sie – jetzt schlagt mich – zu großen Teilen auch dem Engagement von Diego. Was der wohl ab Juli macht. Wer spielt schon gerne unter Magath…

Kaiserslautern – St. Pauli 2:0 (1:0)
Das war eine völlig folgerichtige Bestandsaufnahme im Abstiegskampf. Kaiserslautern hat die besseren Individual-Spieler und natürlich auch nicht das Verletzungspech von St. Pauli. Aber irgendwer muß ja absteigen und warum nicht die derzeit schwächste Mannschaft neben Bayern München. Ha! Wir Bayern-Fans sind so geile selbstironische Typen.