Brenners Bundesliga 2010/2011 (12)


Spieltag 12: Mut zum „ch“

Wenn ich das schon hör: der neue Focus-Titel „Mut zum Ich“ erzählt uns irgendeinen Bullshit von wegen Erfolg durch Authentizität und bebildert dabei groß mit Thomas Müller (vollkommen okay) und mit Lena Meyer-Landruth (ABSOLUT NICHT OKAY!). Letztere ist ja wohl der Inbegriff von gestelzter Pseudo-Natürlichkeit und dieser fremdbeschämenden jugendlichen Kokettierei mir der Ironie als Stilmittel zur Vorschützung von Kollegstufen-Bildungs-Bürgertum. Widerlich. Und deshalb schau ich so gerne Fußball. Da finden sich nur selten die Lenas, Westerwelles und Merkels dieser Welt wieder (ausser es ist WM). Merkt ihr was? Ich hab nur Frauen aufgezählt.

FC Bayern – Nürnberg 3:0 (1:0)
Dass man den Kollegen Tymoshchuk in mannigfaltigen Varriationen seiner Schreibweise antrifft, ist ja nichts Neues. In letzter Zeit sind mir bei verschiedenen Sky-Kommentatoren auch phonetische Varianten aufgefallen. Fritz von Thurn & Taxis hat heute in der Mitte ein „ch“ betont. Damit hat der Ukrainer vereinsintern Demichelis in der Phonetikvarianz überholt. Apropos Timoschtschuk: der war ja bisher Platzhalter von Platzhirsch Van Bommel, der ihn angeblich auch im Training physisch an seinen Stammplatz erinnert hat. Am Sonntag Abend blieb Bommi aber schön draussen und machte ein Gesicht wie Tabellenplatz 12. Überragender Mann bei den Bayern: Daniel Pranjic. Der spielt auf Schweinsteiger-Niveau und am Ende muss man sich auch noch fragen, ob Pranjic verlängert. Gomez hätte ich auch gerne lobend erwähnt, aber sein Elfmeter am Ende war dann doch zu dämlich verschossen. Überhaupt haben die Bayern ein Elfer-Problem. Die letzten 5 von 8 vernulpt, das ist ungefähr die Quote von meiner Mama. Ansonsten nicht viel zu motzen. Und Ribery ist wieder da, die Rückkehr des Spaßfußballs könnte bevorstehen und der klassizistische Mittelstürmer Gomez damit bald wieder arbeitslos. Ein Wort noch zum Disput zwischen Pinola und Schweinsteiger: Egal ob Pinola wirklich gespuckt hat oder nicht, er sieht so aus als würde er spucken. Er hat quasi die reinste Spuckfrisur.

Mainz 05 – Hannover 0:1 (0:1)
Boden der Tatsachen. Ich hab Dortmund Unrecht getan, als ich ihre Konstanz in der Liga in Frage gestellt habe. Selbst in schwierigen Situationen und mit Doppelbelastung durch Europaliga zeigen die Gelbschwarzen die Kreativität, die Mainz zumindest vorübergehend eingebüßt hat. Hut ganz tief ab vor kämpferischen Hannoveranern und Kiefer nach unten für das extrem kompromisslose Tor von Pinto.

Bremen – Frankfurt 0:0 (0:0)
Frankfurt und Gekas gönnen sich eine verdiente Auszeit, aber das können die krisengebeutelten Bremer nicht ausnützen. Aber auch heute wieder verkehrte Welt im Weserstadion: Kein Gegentor, aber auch der Sturm bleibt windstill (den Wortwitz hab ich mich endlich getraut). Fehlen aber mit Almeida und Pizarro auch die geistreichsten Knipser und ein Marin allein macht noch keinen stürmischen Herbst (yes, noch so einer!).

Wolfsburg – Schalke 04 2:2 (2:1)
Idiotisch von Wolfsburg, das noch herzuschenken. Und Schalke drückt sich seit Wochen vor dem großen Knalleffekt, der den Magath wachrüttelt. Denn kaum gewinnt Schalke mal gegen St. Pauli wie letzte Woche, reden alle von Aufschwung. Ja, ja, Aufschwung im Abstiegskampf höchstens. Aufwachen!

Köln – M’gladbach 0:4 (0:0)
Apropos Abstiegskampf. Gladbach kann was in der Offensive, das haben sie auch gegen Bayern gezeigt. Jetzt müssen sie nur hinten dicht halten, was gegen die unkoordinierten Kölner nicht schwer fiel. Und ich prognostizier’s gerne nochmal: das war Podolskis letzte Saison in Köln, egal ob die den Dom in Kölle lassen oder nicht.

Kaiserslautern – Stuttgart 3:3 (0:2)
Idiotisch von Stuttgart, das noch herzuschenken.

St. Pauli – Leverkusen 0:1 (0:0)
Ich habs ja neulich schon erwähnt, aber ich mach mir ein bisschen Sorgen um die Paulis. Klar, die Mannschaft spielt gut und besonders am Millerntor war sie bisher kaum zu schlagen, auch Leberhausen (bei Matze Knops Van Gaal-Parodie geklaut) tat sich am Samstag schon recht schwer. Klar, die Hamburger haben sowohl Veteranen wie Asamoah als auch junge Löwen wie Fin Bartels, aber alles das haben die anderen Mannschaften in diesem Jahr eben auch. Pauli hat das Pech, in eine der stärksten Bundesligasaisonen der letzten Jahre hineinzuplatzen, und diese Party lässt sich nicht so leicht crashen. Nächste Woche gegen unter Vorstandsdruck stehende Wolfsburger wird’s nicht einfacher. Ich wünsch vor allem Stanislawski, dass er in der Liga bleibt, denn das ist ein cooler Hund.

Dortmund – HSV 2:0 (0:0)
Ich hab’s oben schon zugegeben, ich hab Dortmund unterschätzt. Der HSV hat eine gute Mannschaft, aber gewinnt nicht die wichtigen Spiele, läuft nicht rund. Ich würde langsam und unauffällig mal mit dem Finger auf Veh zeigen. Aber das bin nur ich. Was sagt MC Winkel dazu? Liest er überhaupt bis ganz unten mit, wenn ich seinen Namen nicht verlinke?

Hoffenheim – Freiburg 0:1 (0:0)
Es gibt selbst in dieser rasanten Saison Spiele, die mir dann wurscht sind. Das war so eins. Obwohl es um Platz 4 ging. Das muss man sich mal vorstellen, Freiburg auf Platz 4. Das zeigt, dass die Tabellenspitze zwar weit weg ist aber alles darunter quasi der Zaunnachbar.

Brenners Bundesliga 2010/2011 (11)

Spieltag 11: Internationaler Gedenktag des verschossenen Elfmeters

Elfer verschossen: 4
Elfer getroffen: 3

Hannover – Dortmund 0:4 (0:1)
Ich sag euch jetzt, warum mich das maßlose Enteilen von Dortmund an der Tabellenspitze ärgert. Weil es nicht die Qualität der Mannschaft widerspiegelt. Wir haben jetzt mehrmals in der Europa-League gesehen, dass Dortmund im internationalen Vergleich kein absolutes Spitzenteam ist, also warum dominiert der BVB die dieses Jahr so starke Bundesliga nach Belieben? Junge Menschen wie Goetze und Großkreutz spielen sicher den Fußball ihres bisherigen Lebens, aber die Konstanz solcher Spieler ist noch längst nicht erwiesen. Ich sehe im Grundsatz Dortmund nicht stärker als Mainz, aber die Fähigkeit zur Selbstberauschung in der Liga scheint ausgeprägter, was am Trainer liegen könnte. Ich freu mich für Dortmund, wenn sie Meister werden, aber die Dominanz zum jetzigen Zeitpunkt muss nicht sein. Diesen Kagawa würde ich allerdings dringend einbürgern, wenn ich Jogi Löw wär. Durch die Verletzung von Stoppelkamp hat Hannover endlich Bayern eingeholt, was die meisten Invaliden im Kader betrifft. Sahin verschießt einen Elfmeter.

M’gladbach – Bayern 3:3 (1:2)
Dass Bayern ausgerechnet im Hurenhaus der Liga – wo jeder mal einen reinmachen darf – die Punkte liegen lässt, ist eine traurige Angelegenheit. Das Spiel war ein typisches Bayernspiel, das es so all die Jahre vorher auch gegeben haben könnte: Die Mannschaft ist spielbestimmend, aber wackelt in der Abwehr und wird dann für entscheidende 20 Minuten nachlässig. Dann hat ausnahmsweise mal der Butt einen schlechten Tag und schon gewinnst du eine todsichere Sache nicht mehr. Solche Spiele habe ich schon zu hunderten von den Bayern gesehen und etliche davon haben sie sogar verloren, nur lamentierte man üblicherweise auf einem hohen Tabellenniveau. Heutzutage sollte man sich eher Gedanken machen, wie man nächstes Jahr überhaupt in der Champions League spielen will, basierend auf einem vierten oder fünften Platz in der Liga. Ein Aus im Pokal ist durchaus vorstellbar, wenn es demnächst gegen Stuttgart oder danach vermutlich gegen Schalke geht. Ein Sieg der Königsklasse ist so gut wie ausgeschlossen, da verbleiben nicht mehr viele Qualifikationsmöglichkeiten. Nämlich KEINE. Jetzt, da Olic auch noch für den Rest der Saison ausfällt, haben die Bayern endlich auch ein Sturmproblem, denn Gomez wird nicht in jedem Spiel bis zum Ende der Saison Vollgas geben können und ob Robben wieder an seine Leistungen von letzter Saison anknüpfen kann, das muss sich erst zeigen. Zwei Dinge würde ich Louis Van Gaal ans Herz legen: Endlich seinen Spielern den fucking Ernst der Lage begreiflich machen und sich im Winter unbedingt in der maroden Abwehr und dem kränklichen Sturm zu verstärken. Und zwar hochkarätig. Wenn’s dann immer noch nicht klappt in der Liga, würde ich den Van Gaal raushauen, so sehr ich ihn mag. Ein Positivum gibt’s ja auch zu vermelden: Mit Tymoshchuk hat man eigentlich den Mittelfeldspieler gefunden, den man neulich noch in einem Khedira-Transfer erhofft hatte. Schweinsteiger verschießt einen Elfmeter.

Stuttgart – Bremen 6:0 (3:0)
Und Bremen kann sich genau wie der FC Bayern auch mal ein bisschen ernsthafter mit dem Thema Leistungs-Achterbahn beschäftigen. Man muss ja nicht gleich den Trainer feuern, aber die Arbeit von Thomas Schaaf darf ruhig ein bisschen in den Mittelpunkt gerückt werden, wenn ein dermaßen starker Kader so absäuft. Denn dass Stuttgart mehr kann als auf Tabellenplatz 21 absinken, dass hätte man sich denken können. Ein neues magisches Dreieck mit Marica, Gebhart und Cacau bahnt sich an und dem begegnet man am besten mit Abwehrspielern, falls Bremen sich überhaupt an die Job-Description von solchen erinnern kann. Cacau verschießt einen Elfmeter. Frings verschießt einen Elfmeter.

Leverkusen – Lautern 3:1 (1:1)
Die Werkself auf einem guten Weg zu einem konstanten Verbleib in der Tabellenspitze. Man fragt sich natürlich, wer am Ende der Saison zum Lachen in den Keller geht, wenn Schalke und Stuttgart sich da wieder raus geschossen haben. Man hofft, dass es weder Lautern noch Pauli ist, aber irgendwer muss den Job ja zusammen mit Gladbach machen.

Hamburg – Hoffenheim 2:1 (1:1)
Dem HSV ist in dieser Saison mal wieder alles zuzutrauen. Knallharte Kampfsiege wie dieser und dämliche Niederlagen wie neulich gegen Wolfsburg. Sahilovic schießt einen Elfmeter ins Tor.

Frankfurt – Wolfsburg 3:1 (2:0)
Gekas, Fußballgott. Beim Bart des Zeus, wenn die Frankfurter so weiter ballern, dann durchstoßen sie bald die Wolken in Richtung Tabellenolymp. Wortspieltopos Griechische Mythologie check. Gekas verschießt beinahe seinen Elfmeter.

Freiburg – Mainz 05 1:0 (0:0)
Der Tuchel wird langsam fahrig. Im Interview nach dem Spiel hat er sich den Frust deutlich anmerken lassen. Man kann’s ihm nicht verdenken nach den jüngsten Niederlagen, aber da guter Fußball ja heutzutage offenbar nur noch mental und nicht mehr über Leistung abgerufen wird, sehe ich den Tuchel deutlich im Hintertreffen gegenüber Kollege Klopp. Cissé schießt seinen Elfmeter ins Tor.

Nürnberg – 1. FC Köln 3:1 (2:1)
Ah, fast ich hätte ich Köln vergessen. Natürlich auch noch ein heißer Kandidat für die dreckigen Drei ganz unten. Wenn ich Podolski wäre, würde ich mich im Winter vom Acker machen. Scheiß auf die Loyalität, sonst ist es mit der Karriere bald vorbei. Jogi Löw bleibt auch nicht ewig Trainer und ob der Polder dann noch dieselben Privilegien genießt, sei dahingestellt.

Schalke – St. Pauli 3:0 (1:0)
Ja, verdient, ich gebs zu. Und mich freuts für Raul, nicht für Schalke an sich.

BONUS: Hat jemand das Spiel ManU gegen die Spurs gesehen? Das war das kurioseste Tor, das ich je live gesehen habe. Hier die Zusammenfassung, geborgt von GOAL.COM, weil ich’s als Video noch nicht gefunden habe.

Das war passiert: Nani stürmte zuvor in den Strafraum, wurde von Spurs Verteidiger Younes Kaboul gestoppt und fällt zu Boden. Doch der Elferpfiff von Referee Mark Clattenburg blieb aus. Nani lag frustriert auf dem Rasen und seine ausgestreckte Hand auf dem Ball. Das sah Spurs Keeper Gomes, schnappte sich die Kugel und wollte zehn Meter vorm Tor den Freistoß ausführen und nahm dafür Anlauf.

Das Problem: Der Schiedsrichter hatte offensichtlich in der unübersichtlichen Szene zuvor Nanis Handspiel gar nicht gesehen und das Spiel nicht unterbrochen. Nani schaltete ob des ausgebliebenen Pfiffs sofort, sprang auf, blickte kurz in Richtung Referee, der auf weiterspielen zeigte und schob die Kugel ein. Keeper Gomes und die Spurs waren danach außer sich, zumal der Referee die Fahne an der Seitenlinie gehoben hatte.

Doch Schiri Clattenburg ließ sich nicht umstimmen, gab das Tor. Spurs Trainer Harry Redknapp war nach dem Spiel stunksauer: „Nani hat seine Hand auf den Ball gelegt. Es war ein klares Handspiel. Ich glaube schon, dass der Referee das Handspiel aus seiner Position nicht gesehen hat, aber sein Assistent muss es gesehen haben und ein Freistoß für uns.“

Brenners Bundesliga 2010/2011 (10)

Spieltag 10: Torpediert

FC Bayern – Freiburg 4:2 (1:0)
Sicher sagt jetzt wieder jemand, der Hoeneß sei dem Van Gaal in den Rücken gefallen und klar, man kann immer darüber streiten, inwiefern man seine Unzulänglichkeiten im Verein öffentlich macht, aber im Profifußball ist die Aussenwirkung so dermaßen kohärent zur Innenwirkung, dass man schon manchmal gar nicht mehr dran glauben will, dass es sich um Sport und nicht um Religion handelt. Siehe Trainerwechsel in Köln. Aber zurück zum Schöpfer des „Nürnburgers“. Der hat nämlich gestern bei Sky gesagt, dass der Van Gaal ein Sturkopf ist und die Spieler, die jetzt den Karren aus dem Dreck fahren müssen, in der Verganenheit nicht genug Beachtung erhalten haben. Und da ist was dran. Van Gaal hat sich in Transferangelegenheiten, in der Spielermotivation und in Sachen Taktik ein paar gravierende Fehler geleistet und es ist doch reinster Luxus, dass es trotz zehn Punkten Rückstand auf die Spitze lediglich ein paar deutliche Worte vom Präsi auf dem Pay-TV-Sender setzt. Mir war das sowieso zu wenig FC Hollywood in letzter Zeit. In der Zwischenzeit hat sich die Notelf der Bayern warmgespielt. Pranjic macht mir das erste Mal begreiflich, warum Van Gaal ihn unbedingt wollte, Tymoschuk spielt so überzeugend, dass man sich wieder entfernt daran erinnert, warum man ihn geholt hat. Einen druckvollen Mittelfeldspieler mit Defensivqualitäten gibt er freilich deutlich besser als einen Zwangsverteidiger mit Drang in den Spielaufbau. Gomez spielt wieder wie ein Schwabe und selbst Ottl fällt nicht unangenehm auf. Schweinsteiger nähert sich im Gegensatz zu dem immer noch provozierend unlustig spielenden Lahm wieder seiner Bestform und ausgerechnet der ausrangierte Fehlpass-Meister Demichelis eröffnet den Torreigen. Es war überhaupt ein schönes Spiel, vielleicht das Schönste in der laufenden Bundesligasaison für den FCB.

Schalke – Leverkusen 0:1 (0:0)
Wenn du so wenig Punkte sammelst wie Schalke, hast du zwei Probleme. Erstens hast du zu wenig Punkte und zweitens gibst du natürlich im Duell gegen die Spitzenmannschaften zwangsweise früher oder später weitere ab, und dann hast du drei Probleme, weil du dann auch noch gegen den Abstieg anrennst. Schalke spielt ja nicht schlecht, aber eben nicht wie auf der Messers Schneide, auf der sie eigentlich gerade tanzen. Wie bei Bayern sitzt hier ein Sturkopf auf der Trainerbank, noch dazu ein allmächtiger. Und dem scheint der Ernst der Lage nicht so bewusst zu sein wie den eigenen Fans. Andererseits: es ist Schalke, worüber reg ich mich eigentlich auf…

Mainz – Dortmund 0:2 (0:1)
Zwei glänzend aufgelegte Mannschaften spielen selbst im Duell um die Tabellenspitze genau den Angriffsfußball, von dem immer alle reden, wenn sie Angriffsfußball meinen. Mir kommt das nach wie vor surreal vor, dass man mit dem Überschwang der Jugend und improvisierten Kadern den Rest der Liga so herspielen kann, aber ich will mich um Gottes Willen nicht beschweren.

Köln – Hamburg 3:2 (2:2)
Das beste Spiel eines sehr guten Spieltags. Köln mit genau dem Fußball, den ihnen der Soldo so ausdrücklich verboten hat. Podolski bittet Novakovic zum Tanz und der lässt sich nicht lang bitten. Es ist immer wieder erstaunlich, was für Energien so ein Trainerwechsel zunächst freisetzen kann. Wie oben schon gesagt: das ist mir manchmal ein bisschen zu viel Esoterik und zu wenig Sport.

Bremen – Nürnberg 2:3 (1:1)
Nächster Knaller mit vielen Toren, Stimmungs- und Tempowechseln. Allerdings nicht anders zu erwarten, wenn Bremen mitspielt.

Wolfsburg – Stuttgart 2:0 (1:0)
Diesem Diego will man nicht im Dunkeln begegnen. Zumindest nicht in einer Standardsituation.

K’lautern – Gladbach 3:0 (0:0)
Armes Gladbach. Erst kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu. Und die Verrückten Tiffert, Nemec und Lakic.

St. Pauli – Frankfurt 1:3 (1:1)
In einer Saison, in der bis auf Schalke und Bayern eigentlich alle auf höchstem Niveau spielen, muss man sich auch vor Frankfurt fürchten.

Hoffenheim – Hannover 4:0 (1:0)
Guter Abschluss eines äußerst fetzigen und torreichen Spieltages. Tut mir ein bisschen leid für Slomka und freut mich nicht für Rangnick.

Brenners Bundesliga 2010/2011 (9)

Spieltag 9: Obermacker im Unterhaus

Hamburger SV – FC Bayern München 0:0 (0:0)
Das erste Spiel der Bayern in der laufenden Saison mit Herz und Seele. Leider mit stark dezimiertem Kader und deutlich unter Leistungsgrenze spielender Lahm, Schweinsteiger, Müller und Kroos. Langsam finde ich mich damit ab, demnächst um die Europa-League-Teilnahme mit Nürnberg zu ringen. Pitroipa trifft nie, sagt mein Freund T. aus Hamburg. Und eine Bitte an die Kollegen von Sky: Bitte nicht bei jedem Hamburg-Spiel irgendwas mit der Knalltüte Lotto King Karl drehen.

Eintracht Frankfurt – FC Schalke 04 0:0 (0:0)
Nicht gedacht, dass ich das jemals sage, aber Frankfurt ist zur Zeit nach Dortmund und Mainz die drittbeste Mannschaft der Liga. Und hat mit Gekas einen der besten schlecht aussehenden Stürmer der Welt. Schalke verwaltet weiter den Abstiegskampf.

Borussia M’gladbach – SV Werder Bremen 1:4 (0:2)
Zwei Mannschaften, die nach dem selben Prinzip spielen: Wer verteidigt, verliert.

SC Freiburg – 1. FC K’lautern 2:1 (1:1)
Vor Torbestie Cissé bekomme ich langsam Angst. Überhaupt scheint in dieser Saison ja beinahe jeder Underdog zum Klassenprimus zu reifen. Und umgekehrt. Langsam glaube ich auch, dass die Bundesliga eine echte spielerische Renaissance erlebt, die sich durch alle Schichten zieht.

Hannover 96 – 1. FC Köln 2:1 (2:0)
Das war ein Moment, bei dem mir die Haare zu Berge standen, als Soldo gestern vormittag live dem DSF-Fußballstammtisch zugeschaltet war und ihm Udo Lattek zwar bescheinigte, ein ganz feiner Kerl zu sein, aber auch ab Nachmittag ohne Job. Und genau so ist es dann auch gekommen. Feiner Kerl hin oder her, Zvonimir Soldo hat dem Verein maximal Stillstand beschert und eine Trennung kann die Desorientierung im Verein kaum verschlimmern. Trennen sollte man sich allerdings in der Hauptsache vom Dortmunder Totengräber Michael Meier, denn ein Zyniker wie der kann einem angeschlagenen Verein wie Köln nicht auf Dauer gut tun.

1. FC Nürnberg – VfL Wolfsburg 2:1 (1:1)
Der Club, schau einer an. Rückrunden sind das Ding der Nürnberger nicht, deshalb tun sie gut daran, sich vorm Winterschlaf noch ein paar mehr solche Siege zusammenzuhamstern.

Borussia Dortmund – 1899 Hoffenheim 1:1 (0:1)
Ein schönes und schnelles Spiel mit einem glücklichen Unentschieden für die TSG. Der Ausgleich fiel tatsächlich in der letzten Sekunde. No Sprichwort intended.

Bayer Leverkusen – 1. FSV Mainz 05 0:1 (0:0)
Diejenigen, die immer noch auf einen baldigen Leistungseinbruch von Mainz spekulieren, sollten sich schon mal einen Plan B überlegen.

VfB Stuttgart – FC St. Pauli 2:0 (1:0)
Neunzigminütiges Nickerchen vom Fußballgott.

Brenners Bundesliga 2010/2011 (8)

Spieltag 8: You Know When You’ve Been Marioed

Na, schau her, es geht doch. Kaum sind alle wichtigen Spieler (bis auf Butt) beim FC Bayern verletzt, kaum hat man keine 80 Prozent Ballbesitz mehr und spielt wieder Rumpelfußball, schon klappt’s wieder mit dem Gewinnen. Man muss Van Gaal hoch anrechnen, dass er erkannt hat, dass gerade in der Resignation das neue Erfolgsrezept liegt. Einfach alle Hoffnung fahren und Mario Gomez spielen lassen. Aber vielleicht war der gute Louis einfach nur so beschäftigt mit der Vermarktung der deutschen Version seiner ZWEIBÄNDIGEN Autobiografie, dass er die Woche über vergessen hat, seinen Schöngeistfußball (der steht im zweiten BAND) zu unterrichten. Wie auch immer, es hat funktioniert: Mario Gomez ist für eine Woche der Jesus des runden Leders und weil ein Bayernsieg derzeit so eine Ausnahmeerscheinung ist, gibt es ein Spezial mit allen noch gesunden Spielern in der Einzelkritik.

Butt: Da er ungefähr fünfzig Bälle nach vorne schlagen musste, der Entscheider im Spielaufbau. Baute nur einmal kurz ab, als er den Hannoveranern einen Ball im Fünfer direkt vor die Füße wischte, als wäre der Ball eher lästig denn torgefährlich.

Lahm: Hat neulich in einem Interview gesagt, er wäre noch nie so kaputt gewesen wie kurz nach der WM. Wenn das stimmt, erweist er sich gerade als irreparabel.

Tymoshchuk: Für einen Mittelfeldspieler (bis auf einen halbfatalen Ball in den Rücken der eigenen Leute) eine blitzsaubere Leistung in der Abwehr. Und ganz ehrlich: bevor ich wieder Gegners Liebling, Martin Demichelis, in die Innenverteidigung stelle, soll lieber noch Hermann Gerland hinten aushelfen. Bis zum nächsten Einsatz in der Startelf könnte für Tymoshchuk deshalb diesmal nicht mehr ein ganzes Jahr vergehen. Vielleicht nur noch ein halbes, weil er bei Kopfbällen aufs halbleere Tor aus fünf Metern Entfernung eben nicht ganz so flexibel ist.

Badstuber: Grandios liberös.

Braafheid: Graduell nervös.

Ottl: Stellenweise arg tollpatschig und nicht unbedingt auf dem Weg in die Stammelf.

Pranjic: Der rackert noch, wenn ihm nahezu der Unterkiefer weggezimmert wird, wie in der ersten Hälfte nach einem brutalen Check eines Hannoveraners zu begutachten.

Müller: Seit Robbens Ausfall die verlässlichste Offensivkraft der Bayern. Selbst wenn die Torgefahr nachlässt, bleiben seine undurchschaubaren Angriffwege erhalten. Durchschaut er selbst nicht immer, könnte man meinen.

Altintop: Die Schusskraft ist da, nur scheint er neuerdings seine Sehkraft einzubüßen. Nur so ist der groteske Verschießer ins Nichts zu erklären, den er in der zweiten Halbzeit verbrochen hat.

Kroos: Das was man einen Motor nennt. Leidet vor dem Tor allerdings unter dem selben grauen Star wie der Kollege Altintop.

Gomez: Mein Gott, Mario Gomez. Ich sag schon seit einem Jahr vor jedem Spiel: Das wird sein Durchbruch. Nur spielt er meistens nie. Aber dieses Mal habe nicht nur ich auf ihn gesetzt sondern auch die Chaostheorie, das Schicksal und der liebe Gott. Es kam alles zusammen: Die Rückennummer Gottes (33 Kumpels aus Chile), der Name des Auserwählten (Mario Gomez, wiederum Kumpel aus Chile), die Hand Gottes (beim 2:0) und der Körper Apollos (nicht aus Chile, sondern Griechenland). Wer da nicht an einen Fußballgott glaubt, hält Christoph Daum für einen guten Trainer und für unschuldig jemals Kokain eingenommen zu haben.

Schweinsteiger: Manchmal geb ich es ungern zu, weil er seine trainierte Brust immer so affig herausstreckt, aber wir brauchen diesen Mann beim FC Bayern. Und auch in der Nationalmannschaft. Ja, is halt so.

Brenners Bundesliga 2010/2011 (7)

Spieltag 7: Regelrecht verkloppt

Ich fasse mich kurz, weil von Herbstgrippe gebremst.

Bayern ratlos, torlos, trostlos. Van Gaal zu verlängern war ein Fehler. Nächster Halt Abstiegskampf.
Dortmund motiviert und sicher am Ball. Nächster Halt Tabellenspitze.

Mainz liefert weiterhin den Beweis, dass Spaßfußball und Selbstbewusstsein keinewegs Strategie und Disziplin widersprechen.
Hoffenheim spielt eine gute Saison bisher. Könnte für die Europaleague reichen.

Schalke und der FC Bayern sollten sich einen Kader teilen und rotieren.
Nürnberg noch ein bisschen unberechenbar, aber die jungen Wilden können was.

Köln, Soldo und Podolski sind die denkbar unattraktivste Kombination der Liga. Wenn selbst der Manager nach zwei Jahren immer noch davon spricht, Podolski integrieren zu müssen, dann weißt du Bescheid.
Freiburg hängt an der Nadel Cisse.

Leverkusen stabilisiert sich, mehr aber auch nicht.
Bremen nervt mit Inkonsequenz.

Hannover spielt gut, aber am Ende keine Rolle.
St. Pauli hat Sieg dringend gebraucht, um dem Abstiegskampf nicht vor der Winterpause antreten zu müssen.

Frankfurt ist eine Bank.
Stuttgart geht zum Lachen in den Tabellenkeller.

Gladbach hat sich gefangen.
Wolfsburg hat einen Sturm, aber keinen Sud.

Hamburg schlingert, aber hat sonst noch keinen Kurs.
Kaiserslautern holt das Maximale aus sich heraus. Lakic ist großartig.

Bonus: 1860 rückt auf.

Brenners Bundesliga 2010/2011 (6)

Spieltag 6: Obgwatscht is

Nachdem Schalke jetzt zumindest unentschieden spielt, sich jeder an den Karussellfußball von Bremen gewöhnt hat und eine verpatzte Stuttgarter Hinrunde ja nun wirklich nichts Neues ist, fällt den Medien langsam auf, dass da was nicht stimmen kann beim FC Bayern. Die Niederlage gegen die Bombenleget aus Mainz fand im grellen Bühnenlicht der ungeteilten Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit statt, keine andere Krise eines Topvereins konnte an diesem Samstag davon ablenken. Und was die Scheinwerfer enthüllten, war kein schöner Anblick, wenn gleich man schon seit Wochen Ähnliches beim FCB hätte bemerken müssen, hätte man sich nicht soviel mit Felix Magath beschäftigt.

Das System Van Gaal, das ohnehin schon jeder Bundesliga-Gegner im Schlaf auskontern kann, wurde derartig stur und lustlos beibehalten, das ich mich gefragt habe, ob die Bayern das nicht auch so spielen, weckte man sie um 3 Uhr früh und ließe sie im Halbschlaf antreten. Ein Negativ-Beispiel für „in Fleisch und Blut übergegangen“. Die Motoren des Bayernspiels, Schweinsteiger, Lahm und Van Bommel hatten mehr Sand denn je im Getriebe und langsam glaube ich, dass die vielbeschrieene WM-Müdigkeit erst jetzt langsam einsetzt. Die Fehlpassquote von Schweinsteiger nähert sich zudem langsam der meinigen an und das ist auch kein gutes Zeichen.

Die Offensive hat ihren Namen gar nicht mehr verdient und sollte in Schwofensive umbenannt werden. Bei dem Schmusekurs, mit dem zur Zeit die generische Abwehr umschmiegt wird, kommen Olic, Gomez und Klose demnächst sicher bei Panda, Gorilla und Co zum Einsatz, als sanfte Stürmer in freier Wildbahn. Bei Klose ist noch am meisten Pech mit dabei, Olic wirkt permanent wie letzte Saison ab der 70. Minute und Gomez hat seine Eier irgendwann letzten Winter bei Van Gaal im Safe eingeschlossen und der rückt die Kombination nicht heraus. Lediglich Thomas Müller ist der last man standing was kreative Angriffe betrifft, aber ohne ähnlich aufgeschlossene Fußballer ist das wirkungslos. Franck Ribery war tatsächlich auf einem sehr guten Weg, aber selbst er kann die Bräsigkeit seiner Vereinskollegen nicht aufbrechen.

Robben fehlt und er fehlt jeden Tag ein bisschen mehr und die Abhängigkeit, die man sich da geschaffen hat ist ein hausgemachtes Problem der letzten Saison, weil man dank dem Holländer einfach die wichtigen Spiele gewinnen konnte und ein falsches Bild von der Mannschaft enstanden ist. Ich habe letzte Saison bei jedem Spiel gezittert, ich hatte nie den Eindruck von Dominanz und selbst das Spiel gegen Mainz in der Rückrunde der letzten Saison – das man glücklicherweise 3:0 gewann – zeigte, wie anfällig der FC Bayern für Konter und wie schnell das System vom totalitären Ballbesitz zu überwinden war.

Keinen Spieler zu kaufen, bedeutete in der Folge eben auch, den Spielern zu attestieren, das sie absolut ihr Bestes gegeben hatten und das finde ich nicht. Dass jetzt viele weit unter ihrem Niveau spielen, kann man nicht zwangsweise dem Trainer anlasten, wenngleich eine gewisse Drohkulisse im Tausch gegen Erfolg auf dem Platz angebracht wäre. Aber wie willst du drohen, wenn der Kader keinen Ersatz für formschwache Spieler bereithält? Obwohl, wer weiß das schon so genau. Schließlich haben wir Tymoshchuk ja noch nie wirklich spielen sehen.

Kurios, dass ausgerechnet die Abwehr das stabilste Ressort bei den Bayern ist. Die war nämlich schon letztes Jahr ziemlich porös. Ausgenommen Butt, der seit zwei Jahren in WM-Form spielt. Ohne eine Spur von Müdigkeit.

Brenners Bundesliga 2010/2011 (5)

Spieltag 5: Hässliche Englische Woche

Eins vorweg: Ich brauche keine Englischen Wochen. So holprig und emotionsevozierend wie mein Verein die letzten Jahre spielt, benötige ich eine volle Woche, um mich von den Strapazen des letzten Spieltags zu erholen. Wenn ich diese Erholungsphase nicht habe, kommt sowas dabei raus (wir schalten um ins aufgezeichnete Live-Blogging vom Spiel Bayern – Hoffenheim am Dienstag):

Scheiß auf 81% Ballbesitz. Scheiss auf Ballbesitz überhaupt. Hoffenheim ist mit 19% Ballbesitz die bessere Mannschaft. Scheiß auf die miesen Flanken und die Eckstöße, scheiß auf die dauernden Unsicherheiten und Einfallslosigkeiten von Lahm und Schweinsteiger. Gottlob hab ich diesen kretischen Obstler daheim. Jetzt kommt das vierte Glas. Aha, Tor für Bayern. Das hab ich sicher nur geträumt. Ribery muss gehen. Wer weiß, ob er je wieder kommt. Vielleicht geht er da hin wo das Gras wirklich grüner ist, dahin wo auch Robben weilt. Und Louis VG, du Ignorant, wolltest niemanden kaufen. Das Spiel ist die Hölle auf Erden. Hmm, aber eigentlich sind wir jetzt total dominant. Diesem Giftzwerg Rangnick vergönn ich noch nicht einmal ein Unentschieden. Aber da geht nichts mehr, sind schon in der Nachspielzeit. Doch noch ein Tor, heilige Maria Mutter Gottes bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Abpfiffs. Das gibt’s doch nicht. Daniel VB, der Spinner. Ich brauch noch einen Schnapps!

Für mein Nervenkostüm wäre die Konferenz sicher besser gewesen. Da konnte man sehen, dass Köln auch Mainz einbetonieren wollte, genau wie die Bayern in der Vorwoche. Nur ist Mainz besser als Bayern und hat die Kölner vollkommen zurecht hergespielt wie die B-Jugend vom TSV Hofkirchen.

Bremen macht’s weiterhin spannend mit einer erneuten Niederlage gegen Hannover. Aber selbst diese Dauerspannung bei Bremen wird langsam langweilig. Hannover dagegen verblüfft jeden, der in der letzten Saison mitanschauen musste, wie 96 mit jedem Spiel einen neuen Lustlosigkeitsrekord aufgestellt hat. Und zwar mit Slomka, dem exakt selben Trainer, der jetzt diese Windhunde trainiert, die Mannschaften wie Bremen oder Schalke wie Aufsteiger behandelt. Vielleicht sollte man eine Mannschaft wirklich mal einem völligen Laien aussetzen und schauen, was passiert. Oder gar keinem Trainer. Argentinien hat das ja mit Maradona probiert bei der WM.

Apropos Aufsteiger. Ich bin wirklich froh um den ersten Pauli-Sieg gegen Gladbach. Die Millerntor-Boys spielen ja einen geradlinigen und ehrlichen Angriffsfußball, nur im Angriff hapert es. Für Klassenerhalt und Selbstbewusstsein war das ein Riesenschritt, auch wenn sich der wichtige Finn Bartels hier verletzt hat und evtl. eine Weile ausfällt.

Der BVB wandelt derzeit auf den Spuren von Mainz 05, was erstaunlich ist, wenn man Thomas Tuchel neulich sagen hörte, dass er in Mainz eine Ära wie seiner Zeit St. Klopster prägen will. Denn Tuchels Wirken in Mainz ist deutlicher zu spüren als das von Klopp in Dortmund. Sollte der BVB aber weiterhin mit dieser brutalen Konsequenz Mannschaften vom Platz schießen wie am Mittwoch die Lauterer, dann könnte es am 30.10.2010 zu einem Duell der Spaßtrainer an der Tabellenspitze kommen.

Schalke hat gewonnen, und irgendwie bin ich traurig. Ich hätte gerne gesehen, wie Magath sich mit einem Kraftakt aus der Krise tankt, aber das Spiel gegen Freiburg war eher ein halbherziger Befreiungsschlag. Aber ein Anfang. Am Samstag könnte dann Gladbach als aufbauende Schießbudenfigur für Huntelaar und Co herhalten.

Ach ja, stimmt, übermorgen geht’s ja schon wieder weiter. Gleich mal schauen wieviel griechischer Obstler noch da ist.

Brenners Bundesliga 2010/2011 (4)

Spieltag 4: Wo rohe Kölner sinnlos walten

Wer an dieser Stelle Häme wegen der 5. Pflichtspiel-Niederlage in Folge von Schalke erwartet, kann lange warten. Jetzt nachtreten ist genau das, was die Leute immer mit uns Bayernfans machen, wenn wir beispielsweise den dritten Liga-Fehlstart in drei Jahren hingelegt haben. Fünf Punkte aus vier Spielen, Tabellenplatz 9. Insofern verstehe ich zumindest im Ansatz, was man als Schalke-Fan jetzt durchmacht. Man muss zugeben, dass die Abwehr nicht nur durch unberechenbare Schicksalsschläge aus der Bahn geworfen wurde. Das hermetisch abgeriegelte Fort Gelsenkirchen gibt es nicht mehr, ab dieser Saison sind Besucher aus aller Welt herzlich willkommen, was ein rotzfrecher japanischer Tourist namens Kagawa gleich zweimal ausgenutzt hat. Schade auch, dass bei Schalke so gar nichts geht in der Vorwärtsbewegung, denn der Sturm aus Farfan, Huntelaar und Raul wäre eigentlich in der Lage, der Bundesliga die Hölle heiß zu machen. Am Ende war der BVB in dieser Phase der Schalker Depression aber auch der ganz falsche Gegner. Die Kloppers United mit ihrer Derwischeinstellung und ihrem feitstanzendem Trainer machen einer eh schon eingeschüchterten Elf natürlich eine Heidenangst.

Eine Heidenangst hatte ich auch vor dem 1. FC Köln und seinem Trainer Soldo. Mit welcher Überzeugung und Leidenschaft Köln das Spiel gegen die Bayern kaputt gestellt hat, da kann man nur hoffen, dass das keine Schule macht. Immerhin zahle ich nicht XX Euro im Monat an Sky, um jedes Wochenende 21 Spieler in einer Hälfte herumirren zu sehen, in der Hoffnung, dass sich mal jemand die Schuhbänder zubindet und so eine Schneise zum Tor frei wird. Das war Catenaccio brutal, aber ohne Konter, Riegelfußball deluxe, das hat weh getan. Vor allem mir, der sich vor dem Fernseher im Bayerntrikot frustriert mit dem Kopf voran auf den Boden warf. Letztlich will ich aber nicht leugnen, dass der Bayern-Sturm momentan planlos und fahrig ist und Van Gaal im Moment keinen Spieler hat, der verlässlich dem Chancentod von der Schippe springt.

Ein kurzer Abstecher in die zweite Bundesliga zum Duell der Berliner Hertha gegen Union. Das aufregendste an dem Spiel waren die Feuerwerkskörper, die ein paar Hertha-Assis auf das Spielfeld geworfen hatten. Ansonsten ein absoluter Ladykracher von einem im Vorfeld so dämonisiertem Derby. Das Unentschieden ging auch überhaupt nicht Ordnung, weil die Babbeltruppe völlig unvorbereitet und fast schon unmotiviert gegen die Eisernen vorging, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten gut gespielt haben. Selbst Wowereit für die Hertha und sein Sitznachbar, der eiserne Gregor Gysi, sahen gelangweilter aus als nach so mancher Senatssitzung.

Bis auf die letzten 14 Minuten war auch die Endzeitschlacht Pauli gegen Hamburg ein echter Rohrkrepierer. Auch hier tat der Underdog was er konnnte und Hamburg blockierte jeden Spaß- mit Sicherheitsfußball. Dass das Totenkopf-Team dann zwei Minuten vor Schluss noch ein Gegentor bekam, war unverdient und nur deshalb zu ertragen weil der Volley von Mladen Petric eine Sachertorte von einem Sonntagsschuss war. Auch hier fielen übrigens die Fans des angeblich seriöseren Vereins wieder am unangenehmsten auf, indem sie einen halben Block vom Millerntor in Brand setzten. HSV-Hools ausser Rand und Band, leider nichts Neues.

Erwähnen muss man ja unbedingt noch den Tag der offenen Tür bei Gladbach und die totale Dominanz der Mainzer über Bremen. Mainz trägt einmal mehr in seiner Vereinsgeschichte die deutliche Handschrift seines Trainers. Das ist Fußball, wie ihn sich jeder Coach nachts beim Einschlafgebet wünscht. Die Mannschaft setzt Tuchels Euphorie und Fachverstand auf dem Platz um wie eine Software die Eingaben ihres Users. Und Mainz sollte sich jetzt ruhig mal brüsten mit diesem Zwischenstand auf Platz Eins der Bundesliga. Sie haben jedes Spiel mit Herz, Seele und kontrollierter Offensive gewonnen und egal was morgen ist, jetzt ist Mainz 05 die beste Mannschaft der deutschen Bundesliga. Lass dir das ruhig und lange auf der Zunge zergehen, Thomas Tuchel.

BONUS: Ich schaue grade das vogelwilde Spiel zwischen Liverpool und ManU und bin entsetzt. Ist die Luft so schlecht in Manchester? Berbatov, Rooney, Giggs etc., den Spielern gehen ja die Haare aus wie nix. Ausserdem hab ich bei der Premier League immer das Gefühl, die Spiele sind nur halb so lang wie die der Bundesliga, weil das Tempo so hoch ist. Vielleicht altern die Spieler dadurch auch schneller, was den Haarausfall erklären würde.

Brenners Bundesliga 2010/2011 (3)

Spieltag 3: Schadenfreude schießt keine Tore

Bis Samstag 20.30 Uhr wollte ich mit der Feixerei warten. Genau dann wollte ich über etwas unken, worüber die letzten Jahrtausende bei jeder Bayernniederlage geunkt wurde: „Millionenkader, aber kein Sieg“ oder das leidige „Geld schießt keine Tore.“ Bis Samstag 20.30 Uhr sah es nämlich genau so aus. Die Mannschaften mit den teuersten bzw. prominentesten Transfers der Saison – Schalke, Wolfsburg, Leverkusen und Stuttgart – standen nach drei Spieltagen mit leeren Händen da und ganz unten in der Tabelle. Leider Gottes wurde um 20.30 Uhr das Spiel der Bayern gegen Bremen abgepfiffen und danach hatte ich keine Lust mehr auf Feixen und der rote Faden in meiner Kolumne war auch stiften gegangen. Denn Bayern hatte zwar niemanden eingekauft, pfiff aber dennoch (bzw. deswegen) zum Saisonstart aus dem letzten Loch. Bremen hingegen scheint mit Wesley und Silvestre zwei Glücksgriffe getan zu haben, die sich schon in diesem Spiel bezahlt machten.

Es waren an diesem Spieltag ohnehin eher die Schnäppchen, die ihr Geld um das Vielfache wert waren. Der Beinahe-Torwart-Trainer Butt holte den einen Punkt für die Bayern fast im Alleingang, Dortmund hätte die 350.000 Euro für Kagawa sicher auch als Tagespass für sein Tor gegen Wolfsburg bezahlt und Tuchels Tausendsassa aus Mainz haben ja alle nicht besonders viel gekostet. Lediglich ein Big-Budget-Team hat sich bisher bewährt, aber nicht aufgrund der Neuzugänge, sondern wegen Team- und Spielgeist. Hoffenheim regiert den dritten Spieltag, auch weil die Top Teams scheinbar Besseres zu tun haben, als gut in die Saison zu starten.

Wir müssen leider schon wieder über das Thema Michael Ballack reden. Und zwar darüber, dass wir uns das Gerede der letzten vier Wochen hätten sparen können, weil er jetzt ja sowieso wieder mindestens sechs Wochen ausfällt. Wenn danach wieder vier Wochen die K-Frage geklärt werden muss, dann schau ich nur noch die italienische Liga samt Nationalmannschaft. Der Witz ist nicht so der Knaller, aber inspiriert vom Kaiser, zu dessen 65. ich an eine tolldreiste Eskapade erinnern will, die ihn in meinen Augen noch unsterblicher gemacht hat und mir ist durchaus bewusst, dass es keine Steigerung zu unsterblich gibt, ausser du bist der Kaiser.

Zurück zu Schalke 0:4 (so nenn ich sie dann nächste Woche nach der vierten Saisonniederlage in Folge). Wenn es demnächst im hundertjährigen Krieg gegen den BVB wieder hinter Neuer klingelt, dann geht vielleicht der Wunsch einiger Dortmunder Fans in Erfüllung: DIe hatten nämlich bei Google Street View angefragt, ob man nicht die Veltins Arena verpixeln könnte, einfach weil sie für einen BVB-Fan zu hässlich sei. Bei einer Niederlage würden die Schalker auch sicher ganz gerne mal von der Bildfläche verschwinden.